Darmpolypen (Polyposis coli) - Polypen im Darm

Bei Darmpolypen handelt es sich um gutartige Geschwülste der Darmschleimhaut. Es besteht jedoch die Gefahr, dass sie entarten und Darmkrebs auslösen.

Von Jens Hirseland
Klassifikation nach ICD-10: C26 D12 K63
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Krankheitsbild

Darmpolypen (Polyposis coli) weisen verschiedene Größen und Formen auf. So können sie einige Millimeter, aber auch mehrere Zentimeter groß werden. Von allen gutartigen Geschwülsten treten Darmpolypen am häufigsten auf.

Bei Darmpolypen wird zwischen unterschiedlichen Arten differenziert. Mit einem Anteil von 90 Prozent kommen Adenome am häufigsten vor. Bei diesen besteht die Gefahr, dass sie wachsen und sich zu Vorstufen von Darmkrebs entwickeln.

Besonders hoch ist dieses Risiko, wenn der Durchmesser der Polypen größer als ein Zentimeter wird. Zu einer Entartung der Adenome kommt es jedoch in der Regel erst nach Jahren, da ihr Wachstum nur langsam voranschreitet. In seltenen Fällen können Darmpolypen auch vererbt werden, wodurch sich die Gefahr an Darmkrebs zu erkranken beträchtlich erhöht.

Ursachen und Risikofaktoren

In Deutschland sind etwa zehn Prozent aller Erwachsenen von Darmpolypen betroffen, wobei diese vor allem bei älteren Menschen über 60 Jahren vorkommen. Die genaue Ursache der Entstehung von Darmpolypen ist bislang nicht klar.

Da die Wucherungen bei Menschen westlicher Staaten weitaus häufiger vorkommen als bei Menschen in Asien und Afrika, vermutet man, dass die Ernährung eine bedeutende Rolle spielt. So ist es denkbar, dass

zur Entstehung der Polypen beiträgt. Als weitere begünstigende Faktoren gelten

Darüber hinaus gibt es einige Erbkrankheiten, die zur Entwicklung von Darmpolypen führen, wie zum Beispiel

  • das Cowden-Syndrom
  • das Gardner-Syndrom
  • die familiäre adenomatöse Polyposis (FAP) sowie
  • das Peutz-Jeghers-Syndrom.

Symptome

Zu Beschwerden kommt es durch Darmpolypen in der Regel nicht. Aus diesem Grund entdeckt man sie auch meist eher zufällig im Rahmen von medizinischen Untersuchungen wie einer Koloskopie (Dickdarmspiegelung) oder Rektoskopie, zum Beispiel auch, wenn Patienten über Hämorrhoiden klagen.

Erreichen die Polypen eine bestimmte Größe, können jedoch Beschwerden auftreten. Dazu gehören

Im schlimmsten Fall wird der Darmhohlraum verschlossen.

Diagnose

Um Darmpolypen festzustellen, können verschiedene Untersuchungen erfolgen. Wachsen die Polypen im Unterbereich des Enddarms, lassen sie sich oftmals schon durch eine rektale Tastuntersuchung erkennen. Kommt es durch die Wucherungen zu Blutungen, kann ein Hämocculttest Aufschluss geben.

Als beste Methode gilt jedoch eine Darmspiegelung, bei der der Dickdarm genauestens untersucht wird. Stuhlproben eignen sich zum Erkennen von größeren Adenomem, zum Auffinden kleiner Darmpolypen ist dieses Verfahren wenig sinnvoll.

Behandlung

Da bei Darmpolypen die Gefahr besteht, dass sich aus ihnen Darmkrebs entwickelt, müssen sie grundsätzlich entfernt und histologisch untersucht werden.

Endoskopische Polypektomie

Abgetragen werden die Polypen während der diagnostischen Darmspiegelung, bei der ein Endoskop benutzt wird.

Bei kleinen Polypen genügt zumeist eine Darmspiegelung (Endoskopische Polypektomie). Dabei benutzt der behandelnde Arzt ein spezielles Endoskop, das von der Analöffnung bis zur Stelle, an der sich der Polyp befindet, geschoben wird. Damit der Mediziner gute Sicht hat, bläst man Luft in den Darm, wodurch dieser aufgespannt wird.

Nachdem der Polyp lokalisiert wurde, schneidet oder schabt man ihn heraus, wofür entweder Lasertechnik oder eine Stromschlinge benutzt wird.

Beträgt der Abstand der Polypen zum Anus lediglich zehn bis zwölf Zentimeter, ist es möglich, sie direkt durch die Öffnung des Afters abzutragen. Dazu weitet man die Analöffnung mit einem Spreizer aus und schneidet dann den Polyp heraus. Defekte im Inneren des Darms werden vernäht.

Laparoskopie

Lassen sich die Wucherungen nicht vom After aus erreichen, muss der Bauchraum geöffnet werden, um sie zu beseitigen. Dazu führt man zumeist eine Laparoskopie (Bauchspiegelung) durch. Mithilfe des Laparoskops entfernt man das betroffene Darmstück und vernäht die Wundränder.

Bei der anschließenden Untersuchung wird abgeklärt, ob möglicherweise Zellveränderungen bestehen. Ist dies nicht der Fall, ist keine weitere Darmspiegelung erforderlich. Besteht jedoch eine Veränderung der Zellen in den Polypen, muss später eine weitere Darmspiegelung vorgenommen werden.

Mit der Größe der Polypen erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit an Dickdarmkrebs zu erkranken.

Komplikationen

Die Entfernung von Polypen zählt zu den unkomplizierten und häufig vorgenommenen Eingriffen, doch auch dabei kann man mögliche Komplikationen nicht vollständig ausschließen. So kann es mitunter zur Verletzung des Darmes oder anderer Bauchorgane kommen.

Wird über den After operiert, ist das Auftreten einer Schließmuskelschwäche möglich, die jedoch in der Regel wieder verschwindet. Bei einem Eingriff über die Bauchhöhle besteht das Risiko von Wundheilungsstörungen im Bereich der inneren Organe; ebenso sind Verwachsungen möglich, die zu einem Darmverschluss führen können.

Des Weiteren kann es zu Narben und Narbenbrüchen kommen. Und auch

können auftreten.

Prognose

Bei rechtzeitiger Entfernung der Darmpolypen ist die Prognose umso besser. Jedoch bleibt ein etwa dreißig- bis fünfzigprozentiges Risiko, dass sich neue Rektumadenome bilden.

Betroffene, die unter Darmpolypen leiden, müssen zudem mit Komplikationen rechnen. Ein großes Adenom kann den Darm verengen, im schlimmsten Fall kommt es zum Darmverschluss. Mögliche Blutungen von Adenomen führen auf Dauer zu Blutarmut.

Das Entartungsrisiko für Darmpolypen liegt bei etwa zwei bis fünf Prozent. Handelt es sich um nicht erbliche Geschwulste, entstehen bösartige Tumore meistens erst nach langem Wachstum und wenn sie besonders groß sind.

Zur Früherkennung von Darmpolypen sind Vorsorgeuntersuchungen die beste Option. Die gesetzlichen Krankenkassen tragen die Kosten.

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