Blinddarmentzündung - Ursachen, Symptome und Entfernung des Wurmfortsatzes

Die Blinddarmentzündung wird auch als Appendizitis bezeichnet. Sie entsteht aufgrund verschiedener Faktoren; möglich sind etwa die Verstopfung des Blinddarms oder im seltenen Fall auch eine Erkrankung. Wichtig ist eine schnellstmögliche Operation, um Komplikationen zu vermeiden. Die Blinddarmentzündung ist Routine für die Ärzte, so dass die Erkrankung meist folgenlos ausheilt. Lesen Sie über Ursachen und Symptome der Blinddarmentzündung und informieren Sie sich über die Entfernung des Wurmfortsatzes.

Von Claudia Haut

Krankheitsbild

Spricht man von einer Blinddarmentzündung oder Appendizitis, ist damit eine Entzündung des Appendix vermiforis gemeint. Dieser Wurmfortsatz befindet sich am blinden Ende des Dickdarmanteils und ist ca. acht Zentimeter lang. Unterschieden wird zwischen einer akuten und einer chronischen Appendizitis.

Vorkommen kann eine Blinddarmentzündung grundsätzlich in jedem Alter. Am häufigsten ist dies jedoch zwischen dem 10. und dem 30. Lebensjahr der Fall. Bei einer Erkrankung im Kindesalter sind Jungen häufiger davon betroffen, als Mädchen.

Ursachen

Welche Ursache eine Blinddarmentzündung hat, ist meist im ersten Schritt irrelevant. Um eine Ausbreitung der Entzündung auf das Bauchfell zu vermeiden, muss die Operation meist schnell durchgeführt werden. Die Ursache wird oft erst während der Operation festgestellt.

Eine Blinddarmentzündung entsteht in fast allen Fällen durch die Verstopfung des Appendix, da er Eingang, jedoch keinen Ausgang besitzt.

Der Wurmfortsatz kann zum Beispiel durch Fremdkörper (Kirsch- oder Melonenkerne etc.) verstopft werden oder auch durch Kot. Darauf hat der Mensch jedoch keinen Einfluss.

Selten wird eine Blinddarmentzündung durch andere Erkrankungen ausgelöst. Dazu gehört zum Beispiel die Darmerkrankung Morbus Crohn. Ebenso selten entsteht eine Blinddarmentzündung durch Bakterien.

Weitere Gründe können

sein.

Verlauf

Wird eine Blinddarmentzündung rechtzeitig erkannt und behandelt, bleiben keine Folgeschäden zurück. Eine Blinddarmentzündung kann zur Darmlähmung führen, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt wird. Wird die Blinddarmentzündung zu spät behandelt, kann die Entzündung auch auf das Bauchfell übergehen.

Bevor dies passiert, durchbricht der Appendix. Dies wird als Blinddarmdurchbruch bezeichnet. Der Blinddarmdurchbruch ist lebensgefährlich und muss sofort ärztlich behandelt werden.

Wenn es zu einer Perforation des Wurmfortsatzes kommt, besteht das Risiko, dass der Eiter in die Bauchhöhle gelangt, woraus dann wiederum eine Peritonitis (Bauchfellentzündung) entstehen kann. Eine Bauchfellentzündung ist jedoch lebensbedrohlich.

Bei Morbus Crohn Patienten kann die Fistelbildung eine mögliche Komplikation darstellen. Da die Blinddarmentzündungen heutzutage Routine darstellt, sterben nur wenige Menschen daran. Kritisch wird es jedoch, wenn die Blinddarmentzündung zu spät behandelt oder zu spät erkannt wird.

Jeder Mensch kann auch ohne seinen Blinddarm ohne jegliche Einschränkungen normal weiterleben. Der kleine Wurmfortsatz, der sich am Dickdarm befindet, hat keine Funktionen im menschlichen Körper.

Symptome

Eine Blinddarmentzündung, der Mediziner nennt sie auch Appendizitis, kann sowohl bei jungen als auch bei älteren Menschen auftreten. Ältere Menschen verspüren oftmals jedoch kaum Beschwerden.

Betroffene klagen über den typischen Schmerz in der unteren Bauchgegend. Anfangs wird dieser Schmerz in der Nähe des Bauchnabels verspürt, später spürt man ihn im Bereich des rechten Unterbauches, wobei sie sich bei Bewegungen noch verstärken.

So ist es zum Beispiel nicht möglich, auf dem rechten Bein zu hüpfen. Der Bauch ist sehr druckempfindlich. Bei schwangeren Frauen jedoch tritt der Schmerz im rechten Oberbauch auf.

Neben diesen Beschwerden hat der Betroffene auch erhöhte Temperatur und einen schnellen Puls. Auch

können Begleitsymptome einer Blinddarmentzündung sein.

Wenn ein Patient mit diesen Symptomen in eine Arztpraxis kommt, ist oft schnelles Handeln gefragt. Je nach Stadium der Blinddarmentzündung kann bereits Lebensgefahr bestehen. Oft handelt es sich jedoch auch nur um eine Blinddarmreizung, die nicht unbedingt stationär im Krankenhaus behandelt werden muss.

Vor allem bei kleinen Kindern ist es schwierig, die Beschwerden eindeutig festzustellen. Auch die Stärke der Bauchschmerzen ist oft unterschiedlich. So können sie bei manchen Kindern in nur wenigen Stunden schlimmer werden, während dies bei anderen Kindern erst nach ein paar Tagen der Fall ist.

Klagt ein Kind über Bauchschmerzen und halten diese länger als drei Stunden an, sollte man den Nachwuchs zum Arzt bringen. Um die Schmerzen zu lindern, ziehen viele Kinder bei einer Blinddarmentzündung das rechte Bein an; ein Vorbeugen der Hüfte ist ebenfalls möglich. Auf solche Anzeichen sollten Eltern achten.

Diagnose

Typisch für eine Blinddarmentzündung ist ein Körpertemperaturunterschied von etwa einem Grad. Dazu wird dem Betroffenen im After sowie in der Achselhöhle Fieber gemessen. Liegen die gemessenen Temperaturen um mehr als ein Grad auseinander, spricht dies für eine Blinddarmentzündung.

Zusätzlich wird dem Patienten Blut abgenommen und meist sofort unter dem Mikroskop untersucht. Bei einer Blinddarmuntersuchung sind die weißen Blutkörperchen erhöht. In der Praxis kann das Blut des Patienten sofort untersucht werden und ist dann ein weiterer Punkt, der für oder gegen eine Blinddarmentzündung spricht.

Auch eine Ultraschalluntersuchung wird durchgeführt. Ist der Wurmfortsatz entzündet, ist dies im Ultraschall zu erkennen, so zum Beispiel an einem vergrößerten Durchmesser (über zehn Millimeter), an einem starren Wurmfortsatz oder auch anhand von Flüssigkeitsansammlungen.

Am besten bewährt hat sich die Ultraschalluntersuchung bei normalgewichtigen Kindern. Sind diese übergewichtig, befindet sich der Blinddarm oftmals so tief im Bauch, dass man ihn über den Ultraschall nicht erkennen kann. Gleicher Fall besteht häufig auch bei erwachsenen Patienten.

Man kann über die Ultraschalluntersuchung andere Krankheiten ausschließen, wie zum Beispiel

Neben diesen Untersuchungen erfolgt selbstverständlich auch eine körperliche Untersuchung. Der Arzt tastet den Bauch ab und befragt den Patienten nach seinen genauen Beschwerden.

Bestandteil des Abtastens ist die so genannte Schmerzprovokation - die bewusste Auslösung von Schmerzen, um diese genau zu lokalisieren. Hierzu gibt es einige Tests:

  • Blumberg-Zeichen/Loslass-Schmerz: der Schmerz entsteht, nachdem ein bestimmter Punkt am Bauch eingedrückt und dann losgelassen wird.
  • Douglas-Schmerz: der Schmerz entsteht im Rahmen einer rektalen Untersuchung bei einer Reizung des Bauchfells.
  • Rovsing-Zeichen: der Schmerz entsteht, wenn man den Dickdarm gegen den Uhrzeigersinn in Richtung des Blinddarms ausstreicht.
  • Psoas-Schmerz: der Schmerz entsteht, wenn der Patient das rechte Bein aus einer starken Beugung streckt.

Der besagte Schmerzpunkt am Bauch kann beispielsweise der McBurney-Punkt sein, welcher sich mittig in der Bauchnabelregion befindet, oder auch der Lanz-Punkt jeweils rechts und links unterhalb des Nabels.

Um eine eindeutige Diagnose zu stellen, wird auch oft eine Bauchspiegelung durchgeführt. Während dieser Spiegelung kann auch der entzündete Appendix entfernt werden. Dieser Eingriff wird jedoch überwiegend während einer stationären Behandlung durchgeführt.

Therapie

Besteht bei einem Patienten zumindest der Verdacht auf eine Blindarmentzündung, erfolgt eine Einweisung in ein Krankenhaus zur genauen Abklärung. Dort erhält der Patient anfangs nichts zu essen, damit er nüchtern ist, falls sofort operiert werden muss.

Zuerst wird der Patient noch beobachtet, ob tatsächlich eine Blinddarmentzündung vorliegt. Erhärtet sich der Verdacht, muss sofort eine Operation erfolgen.

Laparoskopie

Eine einfache Blinddarmentzündung ohne Komplikationen wird heutzutage meist in einem so genannten minimal invasiven Eingriff, der Laparoskopie, durchgeführt. Das heißt, dass über einen kleinen Einschnitt in der Nähe des Bauchnabels ein Laparoskop in die Bauchhöhle eingelassen wird. Das Laparoskop ist ein spezielles optisches Gerät, das mit einer kleinen Videokamera und einer Lichtquelle ausgestattet ist.

Durch eine weitere Öffnung führt der Operateur dann die erforderlichen Instrumente ein. Im Rahmen einer Bauchspiegelung werden am Bauch des Patienten drei kleine Schnitte gesetzt, durch die ein biegsames Endoskop in den Bauchraum eingeführt wird. Durch dieses Endoskop wird operiert und der entzündete Appendix entfernt.

Während der Operation ist das Bild, das die Kamera erzeugt, auf einem Monitor zu sehen. Nachdem der Chirurg den Wurmfortsatz abgetrennt hat, wird das Laparoskop wieder herausgezogen und die Wunde vernäht. Um Wundflüssigkeit abzuleiten, kommt oftmals eine Drainage zum Einsatz, die nach ein paar Tagen wieder entfernt werden kann.

Die Bauchspiegelung wird auch durchgeführt, um im Vorfeld eine Blinddarmentzündung diagnostizieren zu können. Der Vorteil dieses Eingriffes ist, dass der Patient nur drei kleine Bauchschnitte hat und bald wieder fit ist. Der Krankenhausaufenthalt dauert nur einige Tage.

In der Regel sind bei einer Appendektomie keine größeren Komplikationen zu erwarten. In manchen Fällen kann es jedoch zu Verwachsungen, Vernarbungen oder Wundheilungsstörungen kommen.

In einigen Fällen stellt sich nach der Entfernung des Wurmfortsatzes heraus, dass gar keine Entzündung vorlag. Dies liegt daran, dass eine Blinddarmentzündung oftmals nicht mit 100 prozentiger Sicherheit diagnostiziert werden kann. Häufig ist der Wurmfortsatz allerdings gereizt, was bei dem Patienten zu Beschwerden führen kann, die durch dessen Entfernung verschwinden.

Klassischer Schnitt

Liegen bereits Komplikationen wie zum Beispiel ein Blinddarmdurchbruch vor, so muss in jedem Fall eine normale Bauchoperation durchgeführt werden, um weitere Infektionen zu vermeiden. Dabei nimmt der ausführende Chirurg einen Einschnitt am rechten Unterbauch vor und schneidet den Wurmfortsatz heraus.

Anschließend wird die entstandene Darmöffnung wieder zugenäht. Der Bauchschnitt ist für den Patienten schmerzhafter als die drei kleinen Schnitte einer Bauchspiegelung.

Früher wurde eine Blinddarmentzündung oft auch ohne Operation therapiert. Davon ist man heutzutage jedoch abgekommen.

Vorbeugung

Einer Blinddarmentzündung kann man nicht vorbeugen. Eine schnelle ärztliche Behandlung ist hier unumgänglich. Wenn demnach die beschriebenen Symptome verspürt werden, sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden, um Komplikationen zu vermeiden.

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