Das Schlüsselbein - Bestandteil des Schultergürtels und wichtig für die Schultergelenksbeweglichkeit

Als Schlüsselbein oder Clavicula bezeichnet man einen Teil des Schultergürtels. Dabei handelt es sich um einen S-förmig gebogenen Knochen.

Von Jens Hirseland

Unter dem Schlüsselbein, das man auch als Clavicula oder Klavikula bezeichnet, versteht man einen Knochen des Schultergürtels, der S-förmig gebogen ist. Es ist Bestandteil des Schultergürtels (Cingulum membri superioris).

Der Begriff "Clavicula" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet "Ranke". Dies hat den Grund, dass die gewundene Form des Schlüsselbeins einer Ranke ähnelt.

Anatomie

Das menschliche Schlüsselbein, das den anterioren Teil des Schultergürtels bildet, stellt eine Verbindung des Brustbeins mit dem Schulterblatt her. Es liegt unmittelbar unter der Haut und lässt sich leicht ertasten.

Die Länge des Knochens, der eine S-förmige Krümmung aufweist, liegt bei ca. 12 bis 15 Zentimetern. Während die Verbindung zum Schlüsselbein als Schlüsselbein-Brustbein-Gelenk oder auch Sternoclaviculagelenk bezeichnet wird, bildet es mit dem Schulterblatt das Schultereckgelenk.

Das Schlüsselbein verfügt über:

  1. ein Mittelstück (Corpus claviculae)
  2. ein mediales Ende (Extremitas sternalis)
  3. ein seitliches Ende (Extremitas acriomialis)

Das mediale Ende, das zur Körpermitte gerichtet ist, trägt die Bezeichnung Extremitas sternalis. Es hat eine runde Gelenkfläche, die man Facies articularis sternalis nennt. Diese Fläche ist ein Teil des Articulatio sternoclavicularis, ein Gelenk, das sich zwischen dem Schlüsselbein und dem Brustbein (Sternum) befindet.

Das seitliche Ende des Schlüsselbeins wird Extremitas acriomialis genannt. Gemeinsam mit dem Acromion (Schulterhöhe) bildet es das Schultereckgelenk (Articulatio acromioclavicularis), das zum Schulterblatt gehört.

Die sattelförmig abgeflachte Gelenkfläche bezeichnet man als Facies articularis acromialis. Als wichtiges Band gilt das Ligamentum coracoclavicular, welches das Hochsteigen des äußeren Endes des Schlüssebeins verhindert.

Umgebende Muskeln

An der oberen Schlüsselbeinseite befindet sich der Ansatz des Deltamuskels (Musculus deltoideus). An der medialen Unterseite ist eine Vertiefung vorhanden, die man als Impressio ligamenti costoclaviculare bezeichnet. Hervorgerufen wird diese Vertiefung durch den Zug eines Bandes, dem Ligamentum costoclaviculae.

Unterhalb des Mittelstücks liegt eine Rinne, die Sulcus musculi subclavii. Durch diese Rinne verläuft der Musculus subclavius, der Unterschlüsselbeinmuskel.

Blutversorgung

Darüber hinaus ist an der Unterseite des Mittelstücks ein ausgebildetes Loch vorhanden. Dabei handelt es sich um das Foramen nutricium. Durch dieses Loch tritt ein Blutgefäß, welches das Schlüsselbein mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt, hindurch. Durch die Mitte des Schlüsselbeins verläuft eine Linie, die man als Medioklavikularlinie bezeichnet.

Funktion

Dem Schlüsselbein wird eine entscheidende Rolle bei der Beweglichkeit des Schultergelenks zugeschrieben. Vor allem für bestimmte Hebewegungen des Arms ist das Schlüsselbein wichtig. Das Schultereckgelenk stellt einen Teil des Schultergürtels dar und auch das Sternoclaviculagelenk ist für die Beweglichkeit des Schultergelenks notwendig.

Verletzungen des Schlüsselbeins

Das Schlüsselbein ist anfällig für Verletzungen.

Schlüsselbeinbruch

Aufgrund seiner Lage ist das Schlüsselbein recht anfällig für Verletzungen. Einen der häufigsten Knochenbrüche überhaupt stellt der Schlüsselbeinbruch (Claviculafraktur) dar.

Besonders bei Kindern und Jugendlichen kommt es oftmals zu einer Fraktur des Schlüsselbeins. Der Bruch gehört jedoch eher zu den harmloseren Frakturen. Verursacht wird er in vielen Fällen durch einen Sturz auf den ausgestreckten Arm, was z.B. bei einem Sturz vom Fahrrad der Fall sein kann.

Beim Fahrradunfall gibt es oftmals Schlüsselbeinbrüche
Beim Fahrradunfall gibt es oftmals Schlüsselbeinbrüche

Symptome

Schulterschmerzen als typisches Symptom
Schulterschmerzen als typisches Symptom

Zu den typischen Symptomen einer Claviculafraktur gehören Schmerzen und Schwellungen im Schlüsselbeinbereich. Dabei verändert sich die Kontur des Schlüsselbeins und beim Versuch die Schulter zu bewegen kommt es zu starken Schmerzen. Oftmals kann man auch die Reibegeräusche, die vom gebrochenen Knochen ausgehen, hören.

Behandlung

Die Behandlung erfolgt in der Regel konservativ. Dazu wird für drei bis vier Wochen ein Spezialverband angelegt. Lediglich in seltenen Fällen muss eine Operation erfolgen, bei dem die Knochenstücke mithilfe von Schrauben, Platten oder Drähten geschient werden.

Schultereckgelenksprengung

Zu den weiteren Verletzungen zählt die Schultereckgelenksprengung, welche unfallbedingt auftritt. Hierbei zerreißen die Bänder des Gelenks; das Ende des Schlüsselbeins wird nach oben gezogen, sodass sich eine Stufe zwischen diesem sowie der Schulterhöhe bildet.

Typisches Merkmal ist das Klaviertastenphänomen, wenn man auf die entsprechende Stelle drückt. Zur Behandlung wird eine Armschlinge zur Schonung eingesetzt; mitunter kann auch ein operativer Eingriff erforderlich werden.

Die Schultereckgelenksprengung grafisch dargestellt
Die Schultereckgelenksprengung grafisch dargestellt

Erkrankungen

Es kann vorkommen, dass das Schlüsselbein bei Vorliegen von angeborenen Krankheiten unterentwickelt ist (Hypoplasie) oder gänzlich fehlt (Aplasie). Als Beispiele gelten die Mandibuloakrale Dysplasie sowie die Kleidokraniale Dysplasie.

Im Rahmen der Mandibuloakealen Dysplasie kommt es neben den unterentwickelten Schlüsselbeinen mitunter zu Zahnveränderungen, Gesichtsauffälligkeiten sowie einem deformierten Brustkorb. Zur Behandlung kommt mitunter Leptin in Frage.

Die Kleidokraniale Dysplasie macht sich ebenfalls durch unterentwickelte, zum Teil aber auch gänzlich fehlende Schlüsselbeine bemerkbar. Ebenso typisch sind Zahnveränderungen, welche bei der Behandlung eine besonders wichtige Rolle spielen.