Osteomalazie - Ursachen, Beschwerden und Therapie

Die Osteomalazie ist eine Knochenstoffwechselstörung bei Erwachsenen. Dabei kommt es zu einer Knochenerweichung und Destabilisierung der Knochen. Tritt eine Knochenerweichung bei Kindern auf, spricht man hingegen von einer Rachitis. Auslöser der Osteomalazie ist meist, aber nicht immer, ein Vitamin-D-Mangel. Die Erkrankung äußert sich zunächst durch Muskelschwäche, Knochen- und Gelenkschmerzen, kann im späteren Verlauf aber auch zu einem ausgeprägten Rundrücken (Buckel) führen. Lesen Sie hier mehr über die Ursachen, Beschwerden, möglichen Komplikationen und Behandlung der Osteomalazie.

Von Jens Hirseland
Klassifikation nach ICD-10: M83
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Definition

Bei der Osteomalazie handelt es sich um eine Beeinträchtigung des Knochenstoffwechsels. Sie hat die Demineralisation und damit das Erweichen der Knochen (Knochenerweichung) zur Folge. Die Knochengrundsubstanz bleibt jedoch erhalten. Tritt die Erkrankung bereits im Kindesalter auf, ist von einer Rachitis die Rede, während sie bei erwachsenen Patienten als Osteomalazie bezeichnet wird.

Eine Osteomalazie kann Verformungen der Beinknochen und der Wirbelsäule, Muskelschwäche sowie Fehlbildungen nach sich ziehen. In der heutigen Zeit sind Rachitis und Osteomalazie dank präventiver Vitamin-D-Gaben ab dem ersten Lebensjahr jedoch nur noch selten anzutreffen. In Deutschland sind vorwiegend Senioren betroffen, da bei ihnen häufig ein latenter Mangel an Vitamin D besteht.

Ursachen einer Osteomalazie

In den meisten Fällen ist ein Vitamin-D-Mangel die Ursache einer Osteomalazie. Mitunter entsteht die Krankheit aber auch, ohne dass Vitamin D dabei eine Rolle spielt.

Hervorgerufen wird ein Vitamin-D-Mangel zumeist durch

  • eine unzureichende Zufuhr an Vitamin D durch Nahrung
  • zu wenig Sonneneinstrahlung, was insbesondere bei älteren Menschen der Fall ist
  • eine mangelhafte Malabsorption aufgrund von Morbus Crohn oder Zöliakie
  • Störungen des Vitamin-D-Stoffwechsels, weil in der Leber nicht ausreichend Calcidiol gebildet wird
  • eine unzureichende Umwandlung in der Niere zu Calcitriol
Vitamin-D-Test im Labor
Meist ist ein Vitamin-D-Mangel die Ursache der Osteomalazie

Weitere, aber seltenere Ursachen für eine Osteomalazie:

Symptome einer Osteomalazie

Bemerkbar macht sich eine Osteomalazie zunächst durch Muskelschwäche. Außerdem treten unspezifische Schmerzen in den Knochen und Gelenken auf.

Weil sich bei der Osteomalazie auch die Knochendichte vermindert, besteht ein erhöhtes Risiko für Knochenbrüche. Diese treten in erster Linie an den Wirbelknochen sowie am Oberschenkelhals auf.

Bei fortschreitendem Verlauf kann sich der Oberkörper zunehmend verkrümmen, sodass sich ein Buckel (Rundrücken) bildet, der als typisch für die Erkrankung gilt. Dabei leiden die betroffenen Personen unter dauerhaften Schmerzen und Einschränkungen ihrer Beweglichkeit. Nicht selten haben die körperlichen Veränderungen auch negative Auswirkungen auf die Psyche. So lässt sich der Buckel nicht mehr korrigieren, sodass er zur dauerhaften Belastung wird.

Grafik der Wirbelsäule
Die Knochen schmerzen und können sich verformen oder brechen

Ist eine Mangelernährung der Grund für die Knochenerweichung, sind auch Beschwerden wie Konzentrationsprobleme, Müdigkeit und Schwächegefühl möglich.

Oft ist die Osteomalazie auch äußerlich sichtbar, weil die Betroffenen abmagern und krank aussehen.

Gelingt es, die Ursachen der Erkrankung erfolgreich und zeitnah zu behandeln, bilden sich die Symptome in der Regel wieder zurück und etwa ein bis zwei Monate nach Therapiebeginn verspüren die Patienten keine Beschwerden mehr.

Komplikationen einer Osteomalazie

Ohne eine Behandlung der Osteomalazie drohen im weiteren Verlauf schwerwiegende Komplikationen wie eine pathologische Fraktur. Die Knochenbrüche treten jedoch nicht plötzlich, sondern schleichend ein. Dabei kommt es an Körperstellen, die starken Beanspruchungen durch Biegungen ausgesetzt sind, zu Verkrümmungen, wovon besonders der Oberkörper (Wirbel) betroffen ist. Durch vermehrte leichte Wirbelbrüche entsteht schließlich ein Rundrücken, der sogenannte Witwenbuckel.

Darüber hinaus ruft die Osteomalazie bei Senioren häufig Oberschenkelhalsbrüche hervor, da sie neben der Knochenerweichung auch oft unter einer Osteoporose (Knochenschwund) leiden. Außerdem verläuft der Heilungsprozess nur sehr langsam.

Grafische Darstellung eines Oberschenkelhalsbruchs
Vor allem bei Senioren besteht ein hohes Risiko für Oberschenkelhalsbrüche

Diagnose einer Osteomalazie

Besteht Verdacht auf eine Osteomalazie, führt der Arzt in der Regel zunächst eine Blutuntersuchung durch. Liegt eine Knochenerweichung vor, zeigen sich erhöhte Werte des Enzyms Alkalische Phosphatase, das Anteil am Aufbau der Knochen hat. Gleichzeitig fallen der Phosphat- sowie der Vitamin-D3-Blutspiegel niedriger aus. Bei etwa der Hälfte aller Patienten ist auch der Kalzium-Wert niedriger.

Arzt betrachtet ein Röntgenbild
Röntgenaufnahme der Wirbelsäule

Eine weitere Diagnoseoption ist die Röntgenuntersuchung. Sie liefert Hinweise auf typische Veränderungen der Knochen. Allerdings lassen sich diese nicht durchgängig nachweisen. Der Röntgenbefund ähnelt den Befunden einer Osteoporose. So sind normalerweise verwaschene Knochenstrukturen sowie eine verminderte Knochendichte (Osteopenie) auf den Röntgenaufnahmen zu erkennen. Bei einer fortgeschrittenen Osteomalazie lassen sich mitunter auch Knochenverformungen feststellen.

Zur Sicherung der Diagnose können außerdem weitere Untersuchungsverfahren zur Anwendung gelangen wie eine Skelettszintigraphie oder eine Knochenbiopsie, bei der eine Knochengewebeprobe entnommen wird. Trotz ihrer hohen Aussagekraft kommt die Knochenbiopsie jedoch nur selten zur Anwendung.

Therapie einer Osteomalazie

Liegt der Osteomalazie eine Fehlernährung oder ein Mangel an Sonne zugrunde, erhält der Patient zur Behandlung eine erhöhte Zufuhr an Vitamin D3 durch Präparate wie beispielsweise Vigantol. Zusätzlich werden Phosphat und Kalzium verabreicht, bis der Patient wieder normale Blutwerte erzielt. Die Einnahme der Arzneimittel erfolgt oral, was einige Wochen oder sogar Monate in Anspruch nehmen kann. Mitunter werden auch direkte Vitamin-D-Injektionen per Spritze in eine Vene gegeben.

Zur Unterstützung ist es ratsam, sich verstärkt an der frischen Luft der Sonne auszusetzen, was allerdings nur 15 Minuten täglich erfolgen sollte, um einem Sonnenbrand vorzubeugen.

Ist die Osteomalazie bereits fortgeschritten, kann es sinnvoll sein, die Knochen der Patienten mithilfe von Orthesen zu stützen oder operative Eingriffe zur Korrektur von Knochenverformungen durchzuführen.

Verläuft die Therapie erfolgreich, ist es durchaus möglich, die Auswirkungen der Knochenerweichung komplett zu heilen, was in manchen Fällen nur einige Monate erfordert.

Prävention einer Osteomalazie

Damit es gar nicht erst zu einer mangelbedingten Osteomalazie kommt, ist es ratsam, einige vorbeugende Maßnahmen durchzuführen. Dazu gehört der regelmäßige Aufenthalt im Sonnenlicht. Eine wichtige Rolle spielt auch die Ernährungsweise, die Lebensmittel mit einem hohen Vitamin-D-Anteil beinhalten sollte. Reich an Vitamin D sind Lebensmittel wie:

Verschiedene Nahrungsmittel mit hohem Vitamin-D-Gehalt
Vitamin-D-reiche Nahrungsmittel

Von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung wird eine tägliche Zufuhr von fünf Mikrogramm Vitamin D3 empfohlen, was 200 internationalen Einheiten (I.E.) entspricht. Für Babys unter zwölf Monaten und Senioren über 65 Jahren gelten zehn Mikrogramm pro Tag als empfehlenswert. Auf eine erhöhte Zufuhr über die Nahrung müssen besonders auch Vegetarier und Veganer achten.