Sex ist gesundheitsfördernd - Wie die Sexualhormone beim Sex funktionieren

Sex kann sich positiv auf die Gesundheit auswirken. Verantwortlich für die gesundheitsfördernden Effekte sind Sexualhormone wie Oxytocin, Dopamin, DHEA und Testosteron.

Von Marco Stephan

Vom menschlichen Gehirn werden unterschiedliche Hormone hergestellt, die man als Sexualhormone bezeichnet. So übernehmen diese Hormone wichtige Funktionen beim Geschlechtsverkehr und beeinflussen sowohl das Befinden als auch die Gesundheit des Menschen. Zu den wichtigsten Sexualhormonen, die beim Geschlechtsverkehr vermehrt ausgeschüttet werden, gehören:

Oxytocin

Oxytocin wird auch als Liebes- und Kuschelhormon bezeichnet. Seine Funktionen im Körper sind unterschiedlicher Natur. Hergestellt wird es vom Gehirn in der Hirnanhangsdrüse (Hypothalamus).

Durch direkten Kontakt ist Oxytocin in der Lage, die Nervenzellen des Gehirns zu beeinflussen. Außerdem verbreitet es sich über die Blutbahn im restlichen Organismus.

Ausgeschüttet werden größere Oxytocin-Mengen zum Beispiel

  • bei zärtlichen Hautberührungen
  • wenn man sexuell erregt ist, sowie
  • bei einem Orgasmus.

Wirkung

Zu den positiven Effekten von Oxytocin gehört, dass es angstmindernd und beruhigend wirkt. Außerdem aktiviert es das körpereigene Abwehrsystem und setzt die Schmerzempfindlichkeit herab. Forscher vermuten, dass hohe Oxytocin-Mengen auch fürsorgliches Verhalten fördern.

Oxytoxin, welches während der Stillzeit produziert wird, gilt auch als verbindendes Hormon zwischen Mutter und Kind und findet aktuell therapeutische Anwendungen. Eine Studie fand heraus, dass Menschen mit einen starkem Autismus oder dem Asberger Syndrom besser dazu in der Lage sind, soziale Interaktionen und Hinweise zu erkennen, wenn sie das Hormon eingenommen haben.

Oxytoxin verstärkt Gefühle wie

  • Vertrauen
  • Einfühlungsvermögen
  • Großzügigkeit.

Das Oxytoxin kann aber ebenso die negative Empfindung verstärken...

Studie über die Beeinflussung des menschlichen Verhaltens durch Oxytoxin

Eine Studie, bei der Männer und ihre Mütter getrennt voneinander befragt wurden, hat herausgefunden, dass eine bisher unbekannte Funktion des Liebeshormons Oxytoxin das menschliche Verhalten beeinflusst. Männer, die eine synthetische Form von Oxytoxin - eine in der Natur vorkommende Chemiekalie - einnehmen, erinnern sich verstärkt an liebevolle Begegnungen mit Ihrer Mutter. Sie betrachten sie als sehr fürsorglich.

Wenn Männer jedoch anfangs berichteten, dass ihr Verhältnis zu ihrer Mutter eher nicht so eng war, verstärkte das Oxytoxin diese negative Empfindung. Diese Ergebnisse, veröffentlicht in dem Journal der Prozessakten der nationalen Akademie der Wissenschaften, widersprechen der allgemeinen Auffassung über den unterstützenden Effekt von Oxytoxin, sagen Wissenschaftler.

Oxytocin verstärkt Gefühle zwischen Mutter und Sohn - positive wie auch negative
Oxytocin verstärkt Gefühle zwischen Mutter und Sohn - positive wie auch negative
Meinungen und neue Erkenntnisse

Es gibt die weit verbreitete Meinung, dass Oxytoxin einen allgegenwärtigen positiven Effekt auf die soziale Interaktion hat. Jedoch ist diese Vorstellung offenbar davon abhängig, mit wem die Person interagiert und in welchem Zusammenhang sie stehen. Es ist demnach kein universelles Allheilmittel für Verhaltensauffälligkeiten.

Menschen, die glauben, dass Oxytoxin generell zu einer positiven Wahrnehmung führt, müssen nun bedenken, dass es von der Art und Intensität der Zuneigung, die beide für einander empfunden haben, abhängig ist. Es wird lediglich die Erinnerung verstärkt, die im Unterbewusstsein verankert ist.

Negative Wirkweise im Detail

Oxytoxin verstärkt die besagten positive Gefühle, jedoch auch Neid und Eifersucht. Bei mangelnder Zuneigung wird es durch das Oxytoxin kritisch, als Individuum zu überleben.

Oxytoxin hat also die beste Wirkung, wenn Mutter und Kind eine einfühlsame Zuneigung füreinander empfinden. Dadurch kann das Baby gesund aufwachsen und durch die umsorgende Mutter, die die Ernährung sicherstellt, unterstützt sie auch andererseits die Entwicklung der Abwehrkräfte des Babys.

Diese Erfahrungen mit früheren fürsorglichen Personen, allgmein handelt es sich dabei um Mütter, prägen unsere spätere Beziehung zu ihnen. Die Wissenschaftler vermuteten, dass das Hormon Oxytoxin die Erinnerungen der Männer an ihre Mütter verstärken und exakt in das Gegenteil drehen würde.

Für die Studie wurden einunddreißig Männer, zwischen neunzehn und fünfundvierzig Jahre alt, nach Ihrer Beziehung zu ihren Müttern befragt. Die Männer besuchten die Klinik zweimal über einen Monat getrennt. Beim ersten Mal bekamen Sie Oxytoxin, beim zweiten Mal ein Placebo.

  • Die Männer, die die Mütter als warm und fürsorglich beschrieben, dachten noch viel positiver über sie, nachdem sie das Oxytoxin eingenommen hatten.
  • Die Männer hingegen, die ein nicht so positives Verhältnis zu Ihren Müttern hatten, empfanden nach der Einnahme des Hormons eine stärkere Abneigung.

Diese Studie unterstützt die Ansicht, dass das Hormon Oxytoxin eine Rolle in der Formatierung der mütterlichen Erinnerungen eines Mannes spielt. Die Autoren der Studie sagen, dass das Hormon Oxytoxin keine "glücklich machende Droge" sei, sondern vielmehr eine Substanz, die an der allgemeinen Entwicklung des menschlichen Zuneigungsempfindens maßgeblich beteiligt ist.

Dopamin

Dopamin gilt auch als Lusthormon, weil es beim Geschlechtsverkehr eine große Rolle spielt. So sorgt es im Belohnungszentrum des Gehirns, dem limbischen System, für Wohlbefinden und Zufriedenheit.

Da es vor allem beim Sex freigesetzt wird, bewirkt es dabei Ausgeglichenheit und Glücksgefühle. Darüber hinaus hat Dopamin auch einen vorbeugenden Effekt gegen Depressionen.

Testosteron

Das wichtigste Geschlechtshormon des Mannes ist Testosteron, das zu 90 Prozent in den Hoden entsteht. Aber auch bei Frauen werden geringe Mengen an Testosteron in den Eierstöcken hergestellt. Durch sexuelle Erregung kommt es zu einer höheren Konzentration des Hormons im Blut des Mannes.

Wirkung

Das männliche Geschlechtshormon senkt den Cholesterinspiegel und unterstützt die Zunahme der Muskelmasse. Außerdem wirkt es sich positiv auf Denkvermögen und Lernfähigkeit aus.

DHEA

DHEA ist die Abkürzung für das Hormon Dehydroepiandrosteron. Obwohl es das am häufigsten im Organismus vorkommende Hormon ist, weiß man bislang nur wenig darüber, wie es wirkt.

Bekannt ist, dass aus ihm zahlreiche Sexualhormone des Mannes und der Frau gebildet werden. Seine Herstellung geht mit zunehmendem Alter deutlich zurück.

Die Bildung von DHEA

Gebildet wird Dehydroepiandrosteron in den Ovarien der Frau sowie den Nebennierenrinden aus Cholesterin. Es stellt ein Vorgängerhormon zu den effektiveren Sexualhormonen Östrogen und Testosteron dar.

Durch das Enzym Sulfotransferase kommt es zur Umwandlung von DHEA in Dehydroepiandrosteronsulfat (DHEA-S). Da DHEA eine metabolische Zwischenstufe von Testosteron ist, bezeichnet man es auch als Prohormon.

Seine Entdeckung und Behandlungsbereiche

Entdeckt wurde Dehydroepiandrosteron im Jahr 1934 von dem deutschen Chemie-Nobelpreisträger Adolf Butenandt (1903-1995) im Urin. Zum ersten Mal aus Blut isoliert werden konnte es 1954. In den 80er Jahren gelangte DHEA als Anti-Aging-Hormon zu Bekanntheit.

Zu therapeutischen Zwecken setzt man es in Deutschland lediglich in der evidenzbasierten Medizin zur Behandlung von

ein. Aus medizinischer Sicht ist das Prohormon also nur von geringfügigem Interesse. Größere Verwendung findet es dagegen als Nahrungsergänzungsmittel.

Seine positiven Wirkungen

Dehydroepiandrosteron werden verschiedene positive Wirkungen zugeschrieben. So soll es

  • vorbeugend gegen Osteoporose wirken
  • das Immunsystem stärken
  • das Verbrennen von Körperfett fördern
  • einen anregenden Effekt auf die Libido haben
  • sich positiv auf das Gedächtnis auswirken und
  • den Alterungsprozess verlangsamen.

Darüber hinaus verfügt es über eine Anti-Stress-Wirkung, da DHEA der Widerpart des Stresshormons Cortisol ist. Weil bei dauerhaftem Stress große Cortisolmengen entstehen, die den Tod von Körperzellen fördern, soll es diesem Vorgang entgegenwirken, indem es die Lebensdauer der Zellen verlängert.

Seine negativen Auswirkungen

Allerdings ließ sich die positive Wirkung von DHEA-Präparaten in Deutschland bislang nicht wissenschaftlich belegen. Daher stuft man die Einnahme dieser Anti-Aging-Mittel als unnötig ein. Darüber hinaus werden schädliche Nebenwirkungen wie

vermutet. Des Weiteren besteht bei Frauen die Gefahr einer Vermännlichung. Konkret bestätigt wurden diese Verdachtspunkte jedoch noch nicht. Auf keinen Fall sollten DHEA-Präparate von Menschen eingenommen werden, die jünger als 40 Jahre sind, denn in ihrem Organismus wird Dehydroepiandrosteron noch in ausreichender Menge hergestellt. In Deutschland sind DHEA-Präparate allerdings ohnehin nicht erhältlich.

Als Alternative zur Einnahme von DHEA-Präparaten wird empfohlen, die körpereigene Produktion des Hormons auf natürliche Weise zu steigern. Dies lässt sich am besten erreichen, indem man regelmäßig Sport treibt.