Tempel und Kultstätten - Merkmale, Funktion und ein Überblick über die berühmtesten Tempel der Welt

Zwischen Internet, TV und Jetset vergisst man oft, dass die Welt vor vielen Hundert Jahren noch eine ganz andere war. Für den modernen Menschen ist es meist überaus faszinierend, eine Idee davon zu bekommen, wie es in dieser Welt wohl ausgesehen haben mag. Besonders beim Besuch von historischen Tempeln und Kultstätten kann man die Magie in der Luft fast spüren. Eine Erfahrung, die sich niemand entgehen lassen sollte. Lernen Sie die magische Welt der Tempel und Kultststätten kennen und informieren Sie sich über deren Merkmale und Funktionen.

Von Kai Zielke

Tempel und Kultstätten: eine Definition

Bei einer Kultstätte - oder Kultplatz - handelt es sich um einen geheiligten Ort, der für die Ausübung von Kulten gedacht ist. In der Regel hat dieser eine besonders markante geographische Lage und stammt vor häufig aus Epochen der Vor- oder Frühgeschichte.

Auch bauliche Anlagen können zu den Kultstätten gezählt werden, wie zum Beispiel der Tempel. Stammen diese aus einer neueren Zeit, ist die Rede von Sakralbauten.

Formen

Man unterscheidet beispielsweise natürliche Kultstätten. Zu diesen zählen

  • Felsheiligtümer
  • heilige Berge
  • Grottenheiligtümer
  • heilige Steine
  • Gipfelheiligtümer
  • heilige Inseln
  • heilige Quellen
  • Wälder
  • Moore
  • Höhlen oer
  • Seen.

Daneben gibt es Kultstätten gestaltet von Menschenhand, wozu neben den Tempeln auch

  • Gräben
  • Gehege
  • Wälle
  • Steinkreise oder
  • Mauern

gezählt werden können, die von anderen Bezirken abgegrenzt sind. Von Mischformen ist die Rede, wenn natürliche Kultstätten von Menschenhand erweitert wurden.

Tempel: Geschichte und Funktion

Als Tempel bezeichnet man Gebäude, deren Funktion in vielen verschiedenen Religionen im Heiligtum zu finden ist. Zu den ältesten Bauten in diesem Zusammenhang zählen die Tempel von Göbekli Tepe sowie die maltesischen Tempel. Genutzt wurden Tempel je nach Religion unterschiedlich.

So galt er beispielsweise

  • als Beobachtungsort des Vogelfluges
  • als Aufbewahrungsort für das Götterbild
  • als Ort für rituelle Handlungen
  • als Aufenthaltsort der Götter

Heutzutage kommt dem Tempel auch eine wirtschaftliche Bedeutung zu, vor allem in Hochkulturen. Nicht selten sind diese Bauwerke Teil von Bildungseinrichtungen.

Buddhistische Tempel für Zeremonien zu Ehren Buddhas
Buddhistische Tempel für Zeremonien zu Ehren Buddhas

Israelitische Tempel

Die Hebräer besaßen zwar mehrere Heiligtümer, doch gab es nur ein offizielles Heiligtum zur selben Zeit. Typisch für diese Tempel war ein gebäude aus mehreren Etagen und vier Gliedern; zudem gab es große Vorhöfe.

Griechische Tempel

Die Gottesverehrung fand bei den Griechen stets im Freien statt; somit galt der Tempel nicht dem Kult. Jedoch war es möglich, Weihgeschänke aufzunehmen - als notwendigen Teil des griechischen Heiligtums kann man ihn jedoch nicht ansehen.

Dennoch gilt er als der Gebäudetyp, der in der griechischen Architektur am weitesten verbreitet ist und die größte Bedeutung aufweist. Im Laufe der Zeit wurden die Tempel zu prachtvollen Bauten mit zahlreichen Verzierungen.

Römische Tempel

Die Tempel der Römer weisen teilweise auch griechische Merkmale auf. Typisch ist ein hoher Sockel, den man als Unterbau errichtet, damit sich das Gebäude deutlich von der Umgebung absetzten kann.

Das "Tal der Tempel" in Agrigent auf Sizilien, Italien
Das "Tal der Tempel" in Agrigent auf Sizilien, Italien

Christliche Tempel

Zunächst kam dem Tempel im Judenchristentum eine bedeutende Rolle zu. Jedoch verstand Jesus den Menschen selbst als Tempel Gottes, sodass der Israelitische Tempel zerstört und der Tempelkult endete.

Später (ab Konstantin I.) kam es zur Erreichtung neuer Kirchenbauformen: der Basilika. In vielen christlichen Gemeinden werden Kirchenbauten jedoch ebenso als Tempel bezeichnet.

Weitere Tempel:

  • im Buddhismus werden Tempel für diverse Zeremonien zu Ehren Buddhas genutzt
  • Mit Tempeln im Shintō sind religiöse Bauten genannt, die denen des Buddhismus ähneln, mit denen man sich jedoch besser von den buddhistischen Tempeln in Japan unterscheiden wollte
  • Tempel der Bahai sind für alle Menschen zugänglich besitzen die Heiligen Schriften aller Weltreligionen
Antiker asiatischer, chinesischer Tempel
Antiker asiatischer, chinesischer Tempel

Die berühmtesten Tempel der Welt

Überall auf der Welt gibt es sagenumwobene Orte, die einst von Menschen benutzt wurden, um ihren Göttern zu huldigen und sie gütlich zu stimmen. Mit der Zeit verschwanden diese Tempel und Kultstätten nach und nach, wurden zerstört oder von anderen Religionen übernommen. Besonders in Deutschland ist die Spurensuche mehr als schwierig, da das Christentum hier schon sehr früh Fuß fasste.

Um wirklich atemberaubende und beeindruckende Tempelanlagen besichtigen zu können, muss man also weit reisen. Erst im Mittelmeerraum stößt man auf eine Vielzahl religiöser Relikte und Ruinen.

Kaum historische Tempel in Deutschland

In Ländern wie Ägypten oder Italien findet man zahlreiche Überreste heidnischer Tempel. Sie entstanden teilweise vor vielen Tausend Jahren und konnten bis in die Neuzeit erhalten werden. Obwohl meist nur noch Ruinen von den einst prunkvollen Bauten übrig geblieben sind, so bekommt man bei einer Besichtigung doch einen Eindruck davon, wie es hier in früheren Zeiten ausgehen haben mag.

Tatsächlich gehört es fast schon zum guten Ton, während einer Urlaubsreise solche Kultstätten zu besuchen. Kaum ein deutscher Tourist wundert sich jedoch darüber, warum er solche Dinge im eigenen Land noch nie zuvor gesehen hat. Erst bei näherer Betrachtung wird deutlich, dass es in Deutschland kaum historische Tempelanlagen gibt.

Die Macht der Kirche

Die christliche Kirche fasste in Deutschland schon sehr früh Fuß. Auch im restlichen Mitteleuropa waren heidnische Religionen eher verpönt; ihre Anhänger wurden zum Teil massiv verfolgt. Welche Macht die Kirche tatsächlich hatte, zeigte sich vor allem im Mittelalter. Hexenverfolgungen waren an der Tagesordnung, auf Ketzer wurden hohe Kopfgelder ausgesetzt.

Niemand stellte das Treiben der Geistlichen in Frage, das Aufkommen anderer Religionen wurde damit im Keim erstickt. Wer also in Deutschland nach historischen Kultstätten sucht, der wird hauptsächlich auf prunkvolle, alte Kirchen stoßen.

Zwar weiß man teilweise aus Überlieferungen, wo sich heidnische Gedenkstätten vor langer Zeit einmal befanden, davon übrig ist jedoch nichts mehr. Die einzigen Tempel, die es in Deutschland auch heute noch gibt, sind die der Mormonen.

Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage

Die Kirche "Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage" gehört jedoch, ganz dem Namen nach, ebenfalls dem Christentum an. Die Gemeinschaft hat Tempel in Frankfurt und Freiburg.

Allerdings handelt es sich hierbei nicht um Kultstätten, die einem touristischen Publikum offen stehen. Die Tempel können nur von außen besichtigt werden, das Innere ist den Gemeindemitgliedern vorbehalten. Es besteht jedoch die Möglichkeit, sich zu einer Führung auf dem Tempelplatz anzumelden.

Wer bereit ist, für besondere Tempel weit zu reisen, dem seien die folgenden Kultstätten empfohlen...

Luxor-Tempel in Ägypten

Der berühmteste aller Tempel befindet sich im ägyptischen Luxor. Die Kultstätte in der Nähe des Nils ist deshalb weltbekannt, weil sie sich von den vielen anderen Tempeln des Landes abhebt. Beispielsweise ist der Luxor-Tempel nach Norden ausgerichtet, zudem wurde er völlig anders dekoriert, als es zu Zeiten der Erbauung üblich war.

Beim Betreten des Tempelgeländes lässt man die Außenwelt schnell hinter sich, man wird sofort in die Zeit der Götter und Pharaonen zurückversetzt. Der einzigartige Zauber des Luxor-Tempels ist vor allem der hervorragenden Pflege der Anlage zu verdanken. Man wird auf der Welt wohl keinen anderen Tempel finden, der nach all der Zeit noch so gut erhalten ist.

Zwei große Steinfiguren in der Tempelanlage des Luxor-Tempels in Luxor, Ägypten
Zwei große Steinfiguren in der Tempelanlage des Luxor-Tempels in Luxor, Ägypten

Parthenon in Griechenland

Auch in Griechenland befindet sich ein berühmter Tempel, der bis weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist. Die Rede ist vom Parthenon, dem Athena-Tempel auf der Akropolis. Das Bauwerk mit den massiven weißen Säulen wird nicht selten als das Wahrzeichen Griechenlands verwendet.

Der Parthenonen wurde gebaut, um der Stadtgöttin Athena für den glorreichen Sieg der Griechen gegen die Perser zu danken. Der Tempel fand zeitweise auch als Schatzkammer Verwendung, außerdem wurde er sowohl von den Osmanen als auch von Christen besetzt.

Poseidon Tempel Akropolis in Griechenland
Poseidon Tempel Akropolis in Griechenland

Tempel der Artemis in Ephesos

Der Tempel der Artemis in Ephesos befindet sich heute auf türkischem Gebiet, zu Zeiten seiner Erbauung gehörte er jedoch zu Griechenland. Es wurde in der Antike kein Tempel errichtet, der die Ausmaße des Artemis-Tempels überschreiten konnte.

Die Kultstätte in Ephesos wird daher zu den sieben Weltwundern gezählt. Obwohl heute nicht mehr allzu viel von der Tempelanlage zu sehen ist, gehört sie dennoch zu den größten Touristenattraktionen der Erde.

Ruinen eines Tempels der Artemis in Griechenland
Ruinen eines Tempels der Artemis in Griechenland

Weitere berühmte Tempel

Zu den weiteren berühmten Tempelbauten zählen:

  • der runde Tempel der Vesta (Rom)
  • der Tempel von Castor und Pollux auf dem Forum Romanum
  • der Tempel Enraku-ji auf dem Berg Hiei-zan (Japan)
  • der Tempel auf dem Klosterberg Kōya (Japan)
  • der Große Ost-Tempel (Tōdaiji) in Japan
  • der Asakusa Tempel in Tokio
  • der Kiyomizu Tempel in Kyōto