Die Ruinen von Karthago - Tunesiens Geschichte kennenlernen

Karthago liegt etwa zehn Kilometer von der tunesischen Hauptstadt Tunis entfernt. Wo einst prächtige Bauten standen, findet man heute nur noch Ruinen. Trotzdem vermittelt ein Besuch der Ausgrabungsstätte ein gutes Stück tunesische Geschichte und auch einen Einblick in mythische Welten. Informieren Sie sich über die Ruinen von Karthago in Tunesien.

Von Kai Zielke

Die Entstehung und Zerstörung von Karthago

Karthago wurde etwa im achten beziehungsweise neunten Jahrhundert vor Christus erbaut. Punische Abgesandte hatten das Fleckchen Erde gewählt, um dort eine prunkvolle Stadt zu erschaffen. Sie errichteten daher nicht nur für die damalige Zeit große und luxuriöse Wohnanlagen, sie gaben Karthago auch eine Akropolis sowie zahlreiche Tempel.

Lange Zeit wuchs und florierte Karthago, bis zum Jahr 149 vor Christus. In diesem Jahr gaben die römischen Machthaber dem Anliegen Cato Censorius nach, der immer wieder vehement die Zerstörung Karthagos gefördert hatte.

So begann der dritte punische Krieg, während dem Karthago völlig zerstört wurde. Die Stadt wurde regelrecht überrannt, so dass kaum noch etwas von den punischen Bauten übrig blieb.

Der Wiederaufbau

Etwa ein Jahrhundert lang lag das Gelände brach, bis sich die Römer dazu entschieden, die Stadt nach ihren Vorstellungen neu zu errichten. Auch unter ihnen erhielt das neue Karthago einen schillernden Charakter.

Statt gewöhnlicher Häuser errichtete man Villen, zudem wurden zahlreiche römische Thermalbäder und ein riesiges Amphitheater gebaut. Das Theater soll der Überlieferung nach Platz für mehr als 50.000 Zuschauer geboten haben.

Heutiges Karthago

Etwa im elften Jahrhundert wurde Karthago von einem Nomadenstamm teilweise zerstört. Einige Bauten sind jedoch noch gut erhalten und sind heute ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen.

Karthago gilt als Vorort von Tunis und ist heute ein archäologisches Ausgrabungsgelände. Im Jahr 1979 wurde es in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.

Karthago ist heute bekannt für seine noblen Villen. Zudem gibt es hier die landesweit größte Universität; ebenso steht hier der Präsidentenpalast.

Sehenswert ist auch die Kathedrale des Heiligen Ludwigs auf dem Byrsa-Hügel. Man errichtete sie im Jahr 1890 an genau der Stelle, an der man das Grab von Ludwig IX. vermutet hat.

In Karthago findet man zudem die größte Kirche in Nordafrika. Heute jedoch fungiert sie als Kulturzentrum. Neben der Kathedrale steht ein Gebäude, welches einst als Kloster diente - heute befindet sich darin das archäologische Nationalmuseum.

Von Karthago aus gelangt man mit der elektrischen Schnellbahn recht zügig in das Zentrum von Tunis. Im Westen wiederum erreicht man den Flughafen Tunis-Carthage. Der Norden ist gesäumt von den Vororten Gammarth, La Marsa und Sidi Bou Saïd.

Besuchertipps

Karthagos Ausgrabungen zählen zu den wichtigsten Touristenattraktionen. Von den Badeorten an der Küste des Mittelmeers werden von den meisten Veranstaltern Tagestrips nach Sidi Bou Said, Tunis und Karthago angeboten, sodass man sich die Chance, die Stätten anzusehen, nicht entgehen lassen sollte.

Leider liegen die Ausgrabungsstätten weit auseinander, so dass man gut zu Fuß sein und viel Zeit mitbringen sollte. Einen 15-minütigen Fußmarsch zu den einzelnen Stätten muss man einplanen: bequemes Schuhwerk sowie mehrere Stunden bis hin zu einem Tag Zeit sollten mitgebracht werden.

Auch sind ausreichend Sonnenschutz (inklusive Kopfbedeckung) sowie Wasser unbedingt notwendig. Das Ausgrabungsfeld bringt nahezu kein schattiges Fleckchen, sodass man entsprechend vorsorgen sollte.

Amphitheater

Das römische Amphitheater wird heute immer noch benutzt, wenn Theater- oder Musikveranstaltungen stattfinden. Damals fanden hier bis zu 50.000 Zuschauer Platz. Es galt nach dem Theater in El Jem als das größte afrikanische Amphitheater im Römischen Reich.

Kultstätte von Tophet

Fans der dunkleren Seite der tunesischen Geschichte finden in der Kultstätte von Tophet ein interessantes Ausflugsziel. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts machte man hier einige grausame Funde, die seitdem zahlreiche Forscher und Autoren in ihren Bann ziehen.

Die Stätte wurde ihrer Zeit von den Karthagern genutzt, um den Göttern Opfer zu bringen und sie damit gütig zu stimmen. Das Erschütternde an dieser Gegebenheit ist die Tatsache, dass hierfür Kinder geopfert wurden. Funde von Skeletten und Urnen auf dem Gelände der Stätte bestätigen diese Überlieferungen.

Antonius-Pius-Therme

Die Antonius-Pius-Therme stammt aus dem Jahr 162 nach Christus. Zu dieser Zeit galt sie als einer der schönsten und größten Wellnesstempel im Römischen Reich. Zudem galt sie mit ihren Ausmaßen - 200 Meter lang und 20 Meter hoch, als größte römische Therme außerhalb von Rom.

Quartier Magnon

Beim Quartier Magnon handelt es sich um einen archäologischen Park. Hier gibt es einiges zu sehen, wie etwa römische Villen, verziert mit Mosaiken sowie Springbrunnen. Der Park befindet sich südlich der Antonius-Pius-Therme.