Andere Länder, andere Bräuche - Weihnachten einmal anders

Wenn wir an Weihnachten in Deutschland denken, denken wir an den guten alten Weihnachtsbaum, Adventskränze, Plätzchen, Familie, Geschenke und an das Christkind. Das Weihnachtsfest in anderen Ländern wird auf unterschiedliche Art und Weise gefeiert, ganz nach dem Motto "Andere Länder, andere Sitten". Lesen Sie, wie man Weihnachten in anderen Ländern feiert und informieren Sie sich über die verschiedenen Weihnachtsbräuche.

Von Tanja Tasci

Weihnachten ist ein Fest, welches fast weltweit gefeiert wird. Die Feierlichkeiten unterscheiden sich dabei natürlich von Kultur zu Kultur und je nach Religion, weshalb Weihnachten vor allem auch ein Fest der Vielfalt ist. Doch wie und wann feiert man Weihnachten eigentlich im Ausland? Im Folgenden geben wir einen Überblick.

Weihnachten in Polen

Während Österreich und Deutschland sehr ähnliche Weihnachtstraditionen haben, lohnt ein Blick über die Grenze nach Polen. Weihnachten in Polen zeigt sich sehr traditionell und alle Kirchen sind in der Adventszeit schon ab 6.00 Uhr am Morgen geöffnet.

In Polen beginnt die Weihnachtszeit ebenso wie in Deutschland am 1. Advent. Allerdings geht damit auch der Beginn der Fastenzeit einher, welche erst an Heiligabend beendet wird.

Überall sieht man an öffentlichen Plätzen wunderschöne Weihnachtsbäume, die mit Spielsachen und kunstvollen Sternen geschmückt werden und bis 2. Januar die Weihnachtszeit symbolisieren. Traditionell ziehen den ganzen Advent Sternsinger durch die Straßen.

Heiligabend - Wigilia

Am Heiligen Abend wird tagsüber gefastet und am Abend beginnt das Festtagsmenü mit dem Lesen des Weihnachtsevangeliums. Die weihnachtliche Feier an Heiligabend wird Wigilia genannt. Das gemeinsame Essen beginnt erst nach dem Auftauchen des ersten Sterns am Abend.

Eine Suppe gefolgt von Fischgerichten und den berühmten Weihnachtsoblaten, die symbolisieren, dass eine Familie auch in der Zukunft alles teilen wird, bilden das Festmahl. Außerdem werden stets zwölf zumeist vegetarische Gerichte serviert, welche wiederum die Apostel symbolisieren.

Gottesdienst und Gebet sind für traditionsverbundene polnische Familien sehr wichtig; diese könnte man auch als "Kirche im Kleinen" bezeichnen. Von 18 Uhr an bis zur Hirtenmesse wird bis zur Anfkunft des Jesuskinds gebetet und gewacht;

  • weihnachtliche Symbole und Zeichen
  • Gebete
  • Lieder und
  • das Eveangelium von der Geburt des Herrn

sind typische Bestandteile. Die Wigilia gilt als wichtigstes Familienfest. Im Mittelpunkt steht dabei die Weihnachtskrippe.

Typische Bräuche und Speisen

Oftmals legt man etwas Heu unter die Tischdecken, oder auch in jede Ecke des Ziimmers, um zu symbolisieren, dass die Geburt Jesu in einem Stall stattfand. In manchen Familien werden auch Geldmünzen unter Tischdecke oder Teller gelegt, um die einzelnen Familienmitglieder vor Armut zu schützen.

Typisch ist ein weiß gedeckter Tisch mit einem zusätzlichen Gedeck, welches zum einen an ein verstorbenes Familienmitglied erinnern kann, zum anderen aber auch für einen unerwarteten Gast, der in Form eines Reisenden, Freundes aber auch Hungernden vorbeikommen kann. Begonnen wird das Fest mit einem Gebet, anschließend bricht jedes Mitglied etwas von der Weihnachtsoblate ab und teilt dieses Stück wiederum mit anderen.

Anschließend beginnt das Abendessen. Zu den typischen Speisen zählen

  • eine Rote-Bete-Suppe (Barszcz) mit Ravioli (Uszka)
  • Pierogi mit Sauerkraut und Pilzen
  • Kompott aus Trockenobst
  • eine Weihnachtspastete
  • Rotkohl mit Trockenobst
  • Sauerkraut mit getrockneten Pilzen
  • gekochte Kartoffeln

sowie diverse Desserts wie

  • Makowki (Mohnklöße)
  • Kutja (eine süße Getreidespeise) oder
  • Makowiec (Mohnrollen).

Ebenso typisch, je nach Region:

  • Żurek (eine Sauermehlsuppe)
  • Pilzsuppe
  • diverse Salate
  • Kohlrouladen sowie
  • Fischgerichte.

Weihnachten in Russland

Russische Weihnachten hingegen wirkt für uns wie ein Märchen aus 1001 Nacht, denn weder Christkind noch Weihnachtsmann übergeben die Geschenke, sondern Väterchen Frost (Ded Moros), Schneeflocke und Babuschka beschenken gemeinsam die Kinder am 7. Januar, da sich am Julianischen Kalender orientiert wird. Am 11. Januar erst ist die Weihnachtszeit in Russland zu Ende und das Ende wird mit Freunden und Verwandten feucht fröhlich bei einem Festtagsmenü gefeiert.

Der Gottesdienst spielt für russisch-orthodoxe Christen eine große Rolle. Die Hauptmesse, welche in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau gehalten wird, kann man ab 20 Uhr live im Fenrsehen sowie im Internet verfolgen.

Der Heiligabend am 6. Januar wird in Russland als Sochelnik oder Koljadki bezeichnet. Als wichtigster Programmpunkt gilt der Gottesdienst, welcher oftmals mehrere Stunden lang dauert.

Zu Mitternacht endet die strenge 40-tätige Fastenzeit der gläubigen Russen. Der Morgen des ersten Weihnachtsfeiertages wird mit der Frühmesse begonnen; anschließend wird im Familienkreis weitergefeiert. Zu den typischen Speisen zählen diverse Salat sowie Kutja, eine Getreidespeise, die auch in Polen sehr beliebt ist.

Ebenso verbreitet: Hering, Pastete oder Kaviar. Beliebtes Dessert ist ein warmer Apfelkuchen.

Weihnachten in Mexiko

Traditionsreich ist auch das Weihnachtsfest in Mexiko. Hier ist katholisches und heidnisches Brauchtum sehr miteinander verschmolzen und so feiert man hier Weihnachten mit

Hier wird auch die Herbergssuche in den Straßen nachgestellt, was als Posadas bezeichnet wird. Zwei Personen verkleiden sich als Maria und Josef und ziehen von Haus zu Haus, um dort um Einlass zu bitten. Nach zweimaligem Abweisen werden sie hineingelassen und dann kann das Fest beginnen.

Außerdem werden Piñatas mit Süßigkeiten gefüllt und die Kinder dürfen die mit bunten Figuren dekorierten Tongefäße mit verbundenen Augen zerschlagen. Alternativ bestehen die Piñatas auch aus bunten Pappfiguren.

Heiligabend

Am 24. Dezember versammelt man sich um Mitternacht vor der Kirche und lässt das Weihnachtsfest mit

  • der Mitternachtsmette
  • Feuerwerk und
  • dem Blumentanz

seinen Höhepunkt erreichen. Wer in der Familie feiert, wird auf bunte Lichterketten und Christbaum nicht verzichten. Zu den zubereiteten Speisen zählt u.a. auch der Truthahn, der sich wachsender Beliebtheit erfreut. Gegessen wird spät - oft auch erst nach der Mitternachtsmesse.

In Mexiko gibt es auch den Brauch der Weihnachtskrippe (nacimiento). Bereits in der Vorweihnachtszeit wird diese aufgebaut. Heiligabend legt man dann die Jesusfigur hinzu.

Weihnachten in Italien

Auch in Italien, was ja eigentlich hochkatholisch ist, sind neben den 25. Dezember, an dem die Geburt Christi gefeiert wird, der 6. Dezember, an dem San Nicola Geschenke in der Nacht an die Schlafzimmertür hängt und der 6. Januar, an dem die gute Hexe La Befane mit ihrem Besen von Haus zu Haus fliegt und den braven Kindern Geschenke bringt und den bösen Kindern Kohle, von Bedeutung.

Wichtiger Tag ist aber auch der 8. Dezember. An diesem Feiertag (Mariä Empfängnis) kümmern sich die Italiener traditionsgemäß darum, einen Tannenbaum zu besorgen und diesen festlich zu schmücken. Bis zum 6. Januar bleibt der Christbaum stehen.

An Heiligabend steht ein Besuch der Messe an. In der Zeit davor sowie danach ist spielt das Essen eine wichtige Rolle.

Typisch für dieses Land werden Nudeln aufgetischt. Diverse Nudelgerichte wie etwa Tortellini sind Bestandteil des Essens.

Auf die Kalorien wird auch in Italien nicht geachtet: zu den Nachspeisen zählen süße Brote mit Schokoladenstückchen oder Rosinen. Und auch die beliebte Mascarpone-Creme darf nicht fehlen.

Weihnachten in Frankreich

In Frankreich unterscheiden sich die Weihnachtsbräuche kaum von jenen der Deutschen. Auffallend ist lediglich die große Bedeutung des Weihnachtsmanns, welcher in Frankreich Père Noël heißt. Dieser trägt zudem ein rotes Gewand und keine Jacke und Hose, wie es in Deutschland aufgrund amerikanischer Einflüsse auch zunehmend üblich ist.

Die Feierlichkeiten beginnen am 24. Dezember in den Abendstunden; zuvor wird auch wie hierzulande noch normal gearbeitet. Die Weihnachtsmesse ist beliebter Anlaufpunkt, um das Fest im Kreise der Familie einzuleiten. Anschließend feiert man im Restaurant oder zu Hause weiter.

Das Weihnachtsessen bezeichnet man als Réveillon. Es gilt als Höhepunkt des Festes und kann auch über mehrere Stunden andauern. Zu den typischen Speisen zählen Kapaun mit Pflaumen oder Truthahn mit Kastanien.

Geschenke werden in Frankreich typischerweise erst am 25. Dezember ausgepackt. Lediglich Erwachsene tauschen am Abend zuvor schon mal Kleinigkeiten untereinander aus.

Weihnachten in Spanien

In Spanien beginnt die Weihnachtszeit erst am 22. Dezember. Zu diesem Zeitpunkt wird nämlich eine große Weihnachtslotterie übertragen, welche nun schon seit fast zwei Jahrhunderten zelebriert wird. Zu diesem Zweck kaufen sich die meisten Menschen Lose und verfolgen anschließend die Ziehung im Fernsehen oder Radio.

Am 24. Dezemer, der Noche Buena, trifft sich die Familie zum gemeinsamen Abendessen. Hierbei werden verschiedene Spezialitäten aufgetischt. Zu diesen zählen je nach Region u.a.

  • Meeresfrüchte
  • Truthahn
  • Russischer Salat
  • Kroketten
  • Käse

sowie der so genannte turrón, eine Honigspeise mit Ei, Mandeln, Nüssen, Honig und Nougat.

Turrón als Weihnachtsspezialität in Spanien
Turrón als Weihnachtsspezialität in Spanien

Traditionen

Traditionell erhalten die Kinder in Spanien ihre Geschenke am 6. Januar. Immer mehr Familien verlegen die Bescherung jedoch auf den 24. Dezember; je nach Region werden die Geschenke dann vom so genannten Olentzero gebracht.

Typisch ist auch dort der Christbaum; ebenso wird eine Krippe aufgestellt. Um Mitternacht zieht es die Menschen in die Mitternachtsmesse, die den Namen Misa del Gallo trägt.

Die Weihnachtszeit endet traditionell am 28. Dezember. Dieser Tag ist mit dem deutschen 1. April zu vergleichen, weshalb hier versucht wird, andere mit kleinen Lügen und Schabernack hereinzulegen.

Zu den Weihnachtstraditionen zählt auch der Einzug der drei Weisen aus dem Morgenland am 5. Januar; sie werden mit vielen biblischen Aufführungen und Umzügen begrüßt. Abends stellen die Kinder dann ihre Stiefel raus und warten auf die Bescherung.

Weihnachten in England

In England kommt hingegen Father Christmas oder seltener Santa Claus und bringt die Geschenke in der Nacht vom 24. Auf den 25. Dezember. Er stopft diese in die Socken, die am Kamin aufgehängt werden.

Die Weihnachtsansprache der Königin hat eine feste Tradition, welche durch fast jeden Haushalt im Fernsehen verfolgt wird. Beim Weihnachtsessen setzt man sich Papierhütchen auf und Knallbonbons werden geöffnet. Der traditionelle Truthahn und der Plumpudding dürfen in keinem Haus fehlen.

Bräuche

Weit verbreitet ist in England das Küssen unter dem Mistelzweig. Misten symbolisieren Frieden und Versöhnung; die Zweige werden gerne über die Türen gehängt - treffen sich dort zwei Personen, so dürfen sie sich küssen.

Beliebt ist auch das Versenden von Weihnachtskarten; diese werden dann an langen Schnüren zum Beispiel am Kaminsims aufgehängt. Und auch das singen alter Weihnachtslieder, so genannter Carols, ist typisch: hierbei ziehen Kinder von Haus zu Haus und singen etwas vor.

Am 6. Januar kommt Mari Lwyd, eine weiß verhüllte Person, an die Türen der Kinder und stellt Fragen. Diejenigen, die die Fragen nicht beantworten können, werden angeblich gebissen.

Weihnachten in den USA

Am vertrautesten scheint uns die amerikanische Weihnacht, dies liegt nicht zuletzt daran, dass wir dank zahlreicher Weihnachtsfilme viel von davon in unser Wohnzimmer lassen. Santa Claus mit seinen Rentieren fliegt am 25. Dezember von Haus zu Haus und bringt die Geschenke. Rudolph mit der roten Nase leuchtet dem Santa Claus hierbei den Weg.

  • Truthahn
  • Umzüge durch die Straßen und
  • viel bunter Lichterschmuck

krönen die amerikanische Weihnacht letztlich.

Beliebter vorweihnachtlicher Brauch ist der so genannte Christmas Tree Hunt: Familien und/oder Freunde machen am Wochenende vor Weihnachten einen kleinen Ausflug aufs Land oder in die Berge, um dort einen Weihnachtsbaum zu fällen.

Die Speisen zum Weihnachtsfest ähneln denen zu Thanksgiving - besonders der Truthahn spielt eine große Rolle. Ebenso typisch für die amerikanische Weihnachtsgesellschaft ist der warme Punsch.