Benimmregeln, die Kinder auch heute lernen sollten

Seit unserer Kindheit hat sich die Welt komplett geändert. Unsere Kinder leben nicht nur in einer komplett vertechnologisierten Welt, sondern auch in einer Zeit, in der viele der alten Wertvorstellungen nicht mehr gelten. Dennoch gibt es einige Benimmregeln, die Kinder auch heute noch lernen sollten, denn gutes Benehmen gilt es, von kleinauf zu lernen. Um Kindern Manieren beizubringen, ist es wichtig, ihnen ein gutes Vorbild zu sein. Werfen Sie einen Blik auf Benimmregeln, die Kinder auch heute lernen sollten; mit diesen Tipps können Sie Ihrem Nachwuchs gutes Benehmen beibringen.

Von Marco Stephan

Während zu unserer Kindheit Scheidungen noch verpönt waren, gehören Sie heute zum Familienalltag. Aber trotz all der vielen Unterschiede gibt es dennoch bestimmte Dinge, die sich niemals ändern.

Und dazu gehören die klassischen Benimmregeln, die jedes Kind auch in unserer heutigen Zeit beherrschen muss, um einen guten Start in ein spannendes und erfolgreiches Leben zu haben.

Aufwachsen mit gutem Benehmen

Gutes Benehmen wird bereits als Kind erlernt, wobei dieses sich die Eltern oder jeweilige Bezugsperson zum Vorbild macht. Das Kind verinnerlicht sich diese Umgangsformen und wird sie im späteren Leben im Regelfall automatisch anwenden, so dass diese Handlungen natürlich wirken. Werden die Manieren später beigebracht, so können sie eventuell künstlich und somit unglaubwürdig wirken.

Ein bekannter Name in diesem Feld ist Adolph Freiherr Knigge mit seinem Werk "Über den Umgang mit Menschen", das heute kurz als Knigge bezeichnet wird. Allerdings handelt es sich hier nicht ausschließlich - wie viele denken - um eine Sammlung von Benimmregeln, sondern eher um ein sozialpsychologisches Werk über die Zeit seiner Entstehung.

Warum ist gutes Benehmen so wichtig?

Es gibt einige Gründe, warum Kinder lernen sollten, sich richtig zu benehmen. Zum einen ist es wichtig für sie selbst. Lernt der Nachwuchs, sich anderen gegenüber rücksichtsvoll, freundlich und hilfsbereit zu zeigen, wird diese Aspekte auch von seinen Mitmenschen erfahren. Spätestens im Schulalter, wenn sich der Junge oder das Mädchen seinen Mitschülern gegenüber rücksichtslos benimmt, wird es feststellen, dass diese nicht mit ihm/ihr befreundet sein möchten - er/sie wird es von da an schwer haben.

Kinder brauchen vorgelebtes gutes Benehmen, um später stets zu wissen, wie man sich in welcher Situation verhält, was für ein sicheres Auftreten wichtig ist. Und dieses wird man auf jeden Fall brauchen, auch wenn das erste Bewerbungsgespräch noch in weiter Ferne liegen mag - die Grundlagen dafür werden bereits jetzt gelegt.

Zudem ist gutes Benehmen wichtig für die Mitmenschen. Diese werden sich schnell gestört fühlen, wenn sich das eigene Kind nicht benehmen kann. Als Elternteil trägt man für das richtige Verhalten Verantwortung; es stellt einen Teil der Kindererziehung dar.

Und schließlich ist gutes Benehmen auch für die Eltern wichtig, denn benimmt sich der Nachwuchs daneben, fühlen sich die anderen nicht nur von diesem gestört, sondern ärgern sich auch über den gerade anwesenden Elternteil, zumindest, wenn dieser nicht weiß, wie er in so einer Situation umgehen kann - die Fähigkeit, das Kind richtig zu erziehen, wird in diesem Fall in Frage gestellt.

Wichtige Benimmregeln, die der Nachwuchs lernen sollte

Es gibt einige Benimmregeln, die Kinder kennen und anwenden können sollten, um ihren Mitmenschen mit dem nötigen Respekt und mit Wertschätzung entgegen zu treten.

Bitte, danke und gern geschehen

Dank und Wertschätzung auszudrücken, ist eine Grundform an Höflichkeit, die durch nichts zu ersetzen ist. Dienen Sie hierbei Ihren Kindern als Vorbild und nutzen Sie am Frühstückstisch und in Alltagssituationen ein Vokabular, dass auch Ihre Kleinen anwenden sollen.

Wie bitte?

Wenn Sie quer durch die Wohnung eine Anweisung schreien, sollte aus dem Kinderzimmer nicht ein langgezogenes "Waaaasss?!" folgen, sondern ein "Wie bitte?". Das zeugt von Niveau und Respekt, den Sie als Elternteil von Ihren Kindern erwarten müssen, um sie für den Alltag in der Erwachsenenwelt zu wappnen. Auch hier sollten Sie als Beispiel dienen, was sich als durchaus schwere Aufgabe am Ende eines anstrengenden Arbeitstages darstellen kann.

Siezen

Auch wenn es in unserer Berufswelt immer mehr zu der amerikanischen Unart kommt, jeden ungeachtet von Position und Alter mit den Vornamen und Du anzusprechen, sollten Sie Ihren Kindern beibringen, dass ältere Personen immer zu siezen sind.

Dies ist nicht der Versuch, eine altertümliche Tradition am Leben zu erhalten, sondern schlicht ein Zeichen von Anstand und Respekt. Das sind Werte, die Sie Ihren Kindern unbedingt vermitteln müssen.

Der erste Eindruck zählt

Erklären Sie Ihren Kindern, dass der erste Eindruck, den man hinterlässt, sehr wichtig ist. Zeigen Sie Ihnen, wie man sich vorstellt und Hände schüttelt. Erklären Sie auch, dass es außerdem sehr freundlich ist, wenn man Personen bei der Begrüßung mit dem Namen anspricht.

Kinder unterbrechen keine Erwachsenen

Sie unterhalten sich gerade mit Ihren Nachbarn sehr ernsthaft über dessen zweifelhaften Pläne, eine Garage auf der Grundstücksgrenze zu bauen, als Ihr kleiner Racker dazwischen fährt, weil er mit Ihnen Fußball spielen will. In Situationen wie diesen sollten Sie die Konversation mit einer höflichen Floskel kurz unterbrechen, Ihren Jungen ernst in die Augen schauen und mit ernster, aber sanfter Stimme sagen, dass er Erwachsene bei einem Gespräch nicht unterbrechen sollte. Weisen Sie ihm dann eine Aufgabe zu, mit der er beschäftigt ist.

Es ist wichtig, dass Kinder die Bedeutung von Erwachsenengesprächen wahrnehmen und zwischen Freunden und Respektspersonen differenzieren können. Ansonsten bekommen sie später sowohl in der Schule als auch im Berufsleben arge Schwierigkeiten.

Der Umgang mit Schimpfwörtern

Schon im Kindergartenalter kann es sein, dass der Nachwuchs das ein oder andere Schimpfwort mit nach Hause bringt. Behält er diese Sprache auch im späteren Leben bei, wird man ihn als Menschen in eine bestimmte Schublade stecken, ganz abgesehen davon, dass er damit andere Menschen kränkt und beleidigt.

Als Elternteil ist es auch in diesem Bereich besonders wichtig, mit gutem Beispiel voran zu gehen. Zudem ist es wichtig, dass das Kind weiß, was es da überhaupt gerade gesagt hat; kennt es die Bedeutung des Wortes und erkennt, dass diese besonders schlimm ist, wird es sich vielleicht zwei mal überlegen, ob es weiterhin andere Kinder, seine Geschwister oder die Eltern lautstark damit beschimpft.

Nutzt der Nachwuchs Schimpfwörter, muss man ihn sofort ermahnen. Wirft es den Eltern diese an den Kopf, sollte man das Gespräch abbrechen und dem Kind klarmachen, dass man sich auf diese Weise nicht mit ihm unterhält. Niemals sollte man selbst ein Schimpfwort auspacken und es seinem Nachwuchs gleichtun.

Gutes Benehmen beginnt schon im eigenen Zuhause - beispielsweise beim Essen...

Sinnvolle Regeln für das Benehmen zu Tisch für Kinder

Einjährige Kinder essen am liebsten mit den Fingern. Sie wollen ertasten, wie sich Nudeln und Fleisch anfühlen und testen, ob man die einzelnen Reiskörner ebenfalls mit den Fingern zum Mund transportieren kann. Das Essen kann in diesem Alter schnell in einer Schlacht enden.

Ganz so schlimm ist es bereits einige Jahre später natürlich nicht mehr. Doch egal in welchem Alter: Kinder essen immer nur so gut, wie es ihnen beigebracht und vor allem vorgemacht wird. Kinder sind nämlich Nachahmer. Wenn man also selbst auf dem Tisch lümmelt, rülpst und unappetitlich isst, so braucht man sich nicht zu wundern, wenn die Kinder genauso essen.

Grundsätzlich sollten Eltern sich überlegen, welche festen Tischmanieren sie einführen möchten. Diese sollten dann auch beibehalten und von beiden Elternteilen verlangt werden.

Sprechen und Essen

Die wenigsten Eltern halten noch den Grundsatz von früher, dass beim Essen nicht gesprochen werden darf, für sinnvoll. Schließlich ist gerade die Essenszeit eine gute Gelegenheit, von den Erlebnissen des Tages zu erzählen.

Doch kann man beispielsweise von einem Kindergartenkind verlangen, dass es zuerst hinunterschlucken und dann erzählen soll. Dies lernen Kinder nur, wenn man sie von klein auf dazu ermuntert und es ihnen auch vorlebt.

Das richtige Benehmen am Tisch sollten bereits Kinder lernen
Das richtige Benehmen am Tisch sollten bereits Kinder lernen

Mit dem Essen spielen

Weitere Regeln bei Tisch können beispielsweise sein, dass grundsätzlich nicht mit Essen geworfen werden darf oder dass mit dem Essen nicht gespielt werden soll. Selbstverständlich funktioniert dies bei Einjährigen noch nicht. Auch Zweijährige bauen in ihren Kartoffelbrei noch eine Straße aus Soße.

Doch kann man bei diesem Spiel sein Kind ganz gut beobachten. Viele Kinder fangen nämlich erst dann zum Spielen an, wenn der Hunger gestillt und ihnen langweilig ist. In diesem Fall kann man als Eltern durchaus den Teller wegräumen, wenn das Kind lernen soll, dass man nicht mit dem Essen spielt, auch dann nicht, wenn man satt ist.

Wie lange man am Tisch sitzt

Natürlich ist es schön, wenn die ganze Familie um den Esstisch sitzt. Doch von einem Zweijährigen Kind kann man noch nicht verlangen, dass es eine halbe Stunde ruhig sitzt, selbst wenn es mit dem Essen schon fertig ist.

Natürlich können die Eltern ihr Kind bitten, doch zum Tisch zurückzukommen, wenn es einfach aufsteht und spielen geht. Doch in diesem Alter sollte man damit noch nicht allzu streng sein. Vierjährige hingegen können dies auf jeden Fall schon verstehen und in diesem Alter kann man auch verlangen, dass das Kind während einer Mahlzeit am Tisch sitzen bleibt.

Rumalbern am Tisch

Hampelt das Kind die ganze Zeit herum, ohne zu essen, so sollte man es ruhig ermahnen und dann aber auch konsequent sein. Isst das Kind nicht, sondern hampelt nur herum, so räumt man den Teller weg.

Kommt das Kind eine halbe Stunde später und will etwas zu essen haben, so erklärt man den Sachverhalt nochmals und verweist auf die nächste reguläre Zwischenmahlzeit. Auch dies ist natürlich ein Lernprozess, den man bei Einjährigen noch nicht so streng sehen darf wie bei einem sechsjährigen Erstklässler.

Spielsachen auf dem Tisch

Grundsätzlich sollte ein Kind auch keine Spielsachen am Tisch haben. Auch hier muss man jedoch wieder unterscheiden, wie alt das Kind ist. Viele Einjährige brauchen Spielzeug, damit sie überhaupt etwas essen.

Einem drei- oder vierjährigen Kind hingegen kann man schon erklären, dass Spielsachen nicht auf den Esstisch gehören. Aber natürlich dürfen die Lieblingspuppe oder der Teddy mit dem Kind auf einem Stuhl sitzen. In diesem Zusammenhang erklärt man den Kindern auch gleich, dass nur am Tisch gegessen wird und auch Puppe und Teddy nur am Tisch etwas zu essen bekommen.

Wie geht man generell vor, wenn man seinem Nachwuchs ein paar Benimmregeln näher bringen möchte?

Wie Kinder gute Manieren lernen

Vorbild sein! Egal, um welche Regel es geht: Eltern sollten stets ein Vorbild sein!

Sich richtig zu benehmen, ist für das zukünftige Leben sehr wichtig. Deshalb sollten gute Manieren bereits im Kindesalter erlernt werden.

Dabei ist es am wichtigsten, die Kindererziehung liebevoll und gelassen anzugehen. Reagiert man gestresst, genervt und ungeduldig, wird der Nachwuchs früher oder später schlechtes Benehmen bewusst einsetzen, um die Eltern damit zu "besiegen".

Kinder machen Fehler und es wird sicherlich nicht alles von Anfang an glattlaufen. Und zumindest bei den ersten paar Malen werden solche Fehler nicht mit Absicht gemacht; der Nachwuchs weiß es zunächst einfach nicht besser.

Vorbild sein und Lob aussprechen

Um seinen Kindern gutes Benehmen zu vermitteln, ist es wichtig, dass man ihnen selbst Höflichkeit vorlebt. Das heißt, dass man sich auch seinen Kindern gegenüber stets höflich verhalten sollte. Tut man einem Kind Unrecht oder stößt es beispielsweise versehentlich an, ist es vorbildlich, wenn man sich bei ihm dafür entschuldigt.

Bis ins Jugendalter hinein hat man als Elternteil großen Einfluss auf die Erziehung des Kindes. Dies sollte man stets im Hinterkopf behalten und sich dementsprechend vorbildlich benehmen.

Ein Kind sollte auch nicht plötzlich aus dem Spielen oder einer anderen Beschäftigung gerissen werden. Besser ist es, schon fünf Minuten vorher anzukündigen, dass es Zeit wird aufzuhören. Ein wichtiger Punkt ist zudem, ein Kind <´nicht nur zu tadeln, wenn es etwas falsch gemacht hat, sondern es im positiven Fall auch zu loben.

Wichtig ist zudem immer, dass man seinem Kind vermittelt, warum es sich auf welche Weise verhalten soll. Versteht es den Sinn dahinter, wird es ihm leichter fallen, sich an die Regeln zu halten.

Klein anfangen

Selbst wenn ein Kind erst im Kindergartenalter ist, kann mit den ersten Lernversuchen begonnen werden, denn für gute Manieren ist nie zu früh. Natürlich lässt sich von einem kleinen Kind noch kein optimales Verhalten erwarten, daher sollte man sich zunächst auf kleine Dinge beschränken, wie zum Beispiel "Bitte" oder "Danke" zu sagen. Da solche Verhaltensweisen für ein Kind neu sind, braucht es etwas Geduld, bis es die Höflichkeitsformen erlernt hat.

Wie schon erwähnt, ist vorbildliches Benehmen der Eltern sehr wichtig für Kinder, denn von den Eltern lernt das Kind und übernimmt deren Verhaltensweisen. Daher sollte man auch als Vater oder Mutter stets höflich "Bitte" oder "Danke" sagen.

Ist man einmal enttäuscht, weil sich das Kind schlecht benommen hat, ist es ratsam, seinen Ärger nicht zu groß werden zu lassen, da das Kind sonst eine Trotzhaltung einnimmt, was einen Rückschlag für die bisherigen Bemühungen zur Folge haben könnte.

Ein weiteres wichtiges Kriterium für das Erlernen von gutem Benehmen ist, dass ein Kind sich auch außerhalb der Familie höflich benimmt. So sollte man seinem Kind vermitteln bzw. vormachen, dass es andere Menschen höflich grüßt und sie dabei ansieht. Auch einem anderen Menschen die Hand zu geben, gehört zu den guten Manieren.

So wichtig gutes Benehmen auch ist, sollte man es nicht damit übertreiben und sich auf das Wichtigste beschränken, damit das Kind nicht zu einem dressierten Äffchen wird.

Grenzen setzen

Wie bereits erwähnt, wird das Kind anfangs noch Fehler machen und sich möglicherweise auch beim dritten Mal noch nicht an eine ausgemachte Regel halten. Doch wenn es diese bereits kennen gelernt und geübt hat, sollte man darauf achten, dass es diese auch anwendet.

Überschreitet der Nachwuchs eine Grenze, sollte er dies auch wissen. Grenzen zu setzen, fällt vielen Eltern schwer, ist jedoch notwendig, damit Kinder ihnen nicht "auf der Nase herumtanzen" und auch im späteren Leben das tun, was ihnen gefällt, auch wenn es nicht richtig ist. Hier geht es vor allen Dingen auch um Respekt seinen Mitmenschen gegenüber.

Außerdem brauchen Kinder Orientierung, damit sie sich sicher und geborgen fühlen. Und diese verlieren sie, wenn man sie in jede Richtung, die sie gerade einschlagen wollen, laufen lässt.