Gelände, Straße, Bahn & Co. - Disziplinen des Motorradsports

Während man beim Motorradfahren vor allen Dingen auf die straßenverkehrstauglichen Maschinen denkt, gibt es auch die Sparte des Motorradsports, bei denen Verwandtschaften mit anderen Sportarten bestehen, und die besondere Anforderungen an den Fahrer stellen. Dabei können mehrere Disziplinen unterschieden werden. Informieren Sie sich über den Motorradsport.

Von Kai Zielke

Disziplinen des Motorradsports im Gelände

Einige Disziplinen im Motorradsport werden ausschließlich im Gelände ausgetragen. Zur Bewältigung der Strecken muss der Fahrer seine Maschine gut beherrschen können.

Motocross

Motocross ist eine Disziplin im Motorradsport, die im Outdoorbereich ausgetragen wird. Die Länge der Strecke variiert zwischen einem und vier Kilometern. Witterungs- und Bodenverhältnisse können diese für den Fahrer recht anspruchsvoll werden lassen, obwohl Outdoorstrecken wegen ihrer guten Platzverhältnisse ansonsten einfacher zu bewältigen sind als Indoorstrecken. Wichtig ist, dass der Fahrer die Maschine und seine Fahrweise den aktuellen Gegebenheiten anpasst.

  • Dazu zählen beispielsweise die richtigen Reifen, die generell ein grobes Stollenprofil besitzen.

  • Weiterhin fallen Motocross-Motorräder durch lange Federwege auf. Anbauteile, die für eine Straßenzulassung benötigt werden, besitzen sie nicht. Schließlich handelt es sich um reine Wettbewerbsmaschinen.

Seit 1957 findet jährlich eine Weltmeisterschaft im Motocross statt. Das Reglement ist von der FIM vorgeschrieben. Innerhalb eines Grand Prix finden mehrere Läufe statt. Gefahren wird in den Klassen MX1, MX2 und MX3. Ebenfalls große Beachtung finden die von der AMA organisierten Meisterschaften, von denen es jährlich 80 Profiveranstaltungen gibt.

  • Rückansicht Motorradfahrer beim Motocross

    © José 16 - www.fotolia.de

  • Drei Motorradfahrer beim Motocross

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  • Rückansicht Motorradfahrer beim Motocross

    © José 16 - www.fotolia.de

Enduro

Auch der Endurosport ist ein Geländesport. Neben klassischen Endurorundstrecken mit einer Länge zwischen 50 bis 80 Kilometern werden angepasste Motocross-Strecken genutzt. Zum einen geht es darum, dass der Fahrer die Strecke innerhalb einer vorgegebenen Zeit bewältigt. Zum anderen müssen diverse Spezialtests bestanden werden.

Die Ergebnisse aller Tests werden mit der erzielten Zeit addiert, so dass es zu einem Endergebnis kommt. Neben klassischen Endurorennen werden Stunden-Enduros ausgetragen, bei denen die Fahrer so viele Streckenrunden wie möglich innerhalb einer vorgegebenen Zeit absolvieren müssen. Diese kann zwischen 2, 6 und 12 Stunden variieren.

  • Enduromaschinen besitzen lange Federwege, hohe Schutzbleche und eine nach oben verlegte Auspuffanlage.
  • Sie zeichnen sich durch eine große Bodenfreiheit aus.

Trial-Rennen

Trial-Strecken stellen besonders hohe Anforderungen an die Fahrer. Sie zeichnen sich durch ein extrem unwegsames Gelände aus. Beim Trial-Rennen kommt es weniger auf die Zeit an, sondern eher darauf, die Maschine zu beherrschen. Die Fahrer haben zusätzliche Sonderprüfungen zu bestehen.

Trial-Strecken führen durch Schlamm und Gräben, über und um Hindernisse herum und sind mit engen und steilen Kurven sowie extremen Steigungen und Abfahrten gespickt. Trial-Sport kann als Hohe Schule des Motorradsports bezeichnet werden.

Disziplinen des Motorradsports auf der Straße

Viele Wettbewerbe im Motorradsport werden ausschließlich auf der Straße ausgetragen. So finden unter anderem regelmäßige Motorrad-Weltmeisterschaften statt. Die Regelungen für internationale Rennen schreibt die FIM vor, über die Normen bei europäischen Meisterschaften entscheidet die UEM.

Rundstreckenrennen

Rundstreckenrennen sind beispielsweise spezielle Straßenrennen. Sie werden auf Rundkursen unterschiedlicher Länge ausgetragen. Gewertet wird entweder nach zurückgelegter Strecke innerhalb einer vorgegebenen Zeit oder nach der benötigten Zeit für eine vorgegebene Distanz.

Seit einem Unfall im Jahr 1955 sind Rundstreckenrennen in der Schweiz grundsätzlich untersagt. Viele Motorsportfreunde, unter denen sich auch renommierte Fahrer befinden, fordern allerdings eine Aufhebung dieses Verbotes.

Motorrad-Weltmeisterschaften

Motorrad-Weltmeisterschaften werden seit 1949 ausgetragen. Gefahren wird aktuell in den Rennklassen MotoGP und Moto2. Die MotoGP gilt seit 2002 als Königsklasse des Motorradsports. In dieser Disziplin werden in jeder Saison ungefähr 18 Rennen weltweit gefahren. Als Maschinen nutzt man ausschließlich Prototypen, die den technischen Regelungen entsprechen müssen. Dazu zählt beispielsweise ein maximaler Hubraum von 800 Kubikzentimetern.

Die Moto2 löste als zweithöchste Rennklasse im Jahr 2010 die zuvor bestehende 250-Kubikzentimeter-Klasse ab. Es wurden 17 Rennen in der Saison gefahren. Technische Neuerungen machten eine Aufstockung des Hubraumes erforderlich, so dass derzeit mit Viertaktmotoren bis 600 Kubikzentimetern gefahren wird.

Eine weitere Veränderung im bisherigen Reglement ist, dass pneumatische Ventilsteuerung, ovale Kolben und Karbonbremsen seither untersagt sind.

Weitere Weltmeisterschaftstitel werden seit 1988 jährlich im Superbike verliehen. Diese Bezeichnung verdienen Sportmotorräder, die eine Verkleidung und einen Hubraum bis 1000 Kubikzentimeter besitzen. Fahrer und Hersteller werden getrennt bewertet, so dass es am Ende zwei Weltmeister pro Saison gibt.

Außerdem zählen die Supersport bis 600 Kubikzentimeter, die Superside, der Stocksport und diverse Langstreckenrennen zu den Wettbewerben mit Weltmeisterschaftsstatus.

MotoGP und die Moto2 sind die Rennklassen bei Motorrad-Weltmeisterschaften
MotoGP und die Moto2 sind die Rennklassen bei Motorrad-Weltmeisterschaften

Motorrad-Europameisterschaft

Im europäischen Raum wird außerdem die Motorrad-Europameisterschaft ausgetragen, die im Jahr 1981 nach über 30jähriger Pause wiederbelebt wurde. Die Wertung erfolgt nach Gesamtpunkten, die sich aus den Einzelbewertungen in den jeweiligen Läufen zusammensetzen. Die Fahrer treten in unterschiedlichen Klassen gegeneinander an.

Weitere Rennen

Keinen WM-Status, aber dennoch nicht unbeachtlich sind die Straßenrennen:

  • Isle of Man TT,
  • Macau Grand Prix,
  • Daytona 200,
  • Motorrollerrennen oder
  • Bergrennen.

Bei diesen handelt es sich ausschließlich um Einzelrennen. Die Oldtimer treten bei Veteranenrennen gegeneinander an.

Disziplinen des Motorradsports auf der Bahn

Im Motorradsport genutzte Rennbahnen unterscheiden sich nach ihrer Beschaffenheit und nach ihrer Länge. So gibt es Kurz- und Langbahnen. Der Untergrund variiert zwischen Gras, Sand oder anderem ungebundenen Material und Eis.

Speedwayrennen

Die wohl bekanntesten Motorradrennen, die auf Bahnen ausgetragen werden, sind Speedwayrennen. Sie finden auf einer ovalen Bahn statt, deren Untergrund aus fester Erde besteht, auf welche Schichten von ungebundenem Material aufgebracht wurde. Hierzu zählen Schiefer- und andere Granulate. Harte Materialien sind verboten.

Da die Fahrer sich auf diesem unbefestigten Untergrund seitwärts in die Kurven legen, wobei das Hinterrad nach außen rutscht, müssen sie ihr Fahrzeug und ihre Fahrtechnik äußerst gut beherrschen.

  • Die Maschinen besitzen keine Bremsen, keine Hinterradfederung und lediglich einen Gang. Eine Ausnahme bilden Sandbahnmaschinen, die zwei Gänge besitzen.
  • Das Minimalgewicht ist mit 80 Kilogramm vorgeschrieben.

Auf geraden Abschnitten werden Geschwindigkeiten bis zu 130 Kilometern in der Stunde erreicht. Auf Kurzbahnstrecken, die etwa 260 Meter lang sind, sind pro Rennen sind 4 Runden zu absolvieren, wozu der Fahrer etwa eine Minute benötigt.

In Deutschland sind hauptsächlich Langbahnstrecken beliebt. Diese haben eine Länge ab 425 Metern. Gemessen wird sie einen Meter vom Innenrand der Bahn. Vor dem Rennen wird die Bahn von der FIM geprüft und abgenommen.

Seit 1995 wird eine regelmäßige Speedway-Weltmeisterschaft ausgetragen, die sich aus einzelnen Grand-Prix-Rennen zusammensetzt. Am Ende gewinnt der Fahrer mit der besten Gesamtwertung.

Grasbahnrennen

Grasbahnstrecken sind ebenfalls im Oval angelegt und bestehen aus einer stabilen Grasnarbe. Ihre Länge variiert zwischen 450 und 1.200 Metern. Die größte europäische Grasrennbahn ist der Teterower Bergring.

Da die Strecken im Vergleich zu Sandbahnen länger sind, ist es möglich, höhere Geschwindigkeiten als beim Speedway zu erreichen. Außerdem gehen mehr Teilnehmer im jeweiligen Rennen an den Start.

Als wichtigster Wettbewerb wird die Grasbahn-Europameisterschaft ausgetragen. Sie unterliegt dem Reglement der FIM. Gefahren wird in verschiedenen Klassen, die nach dem Hubraum der Motorräder unterschieden werden. Zusätzlich gibt es eine Klasse für Seitenwagengespanne.

  • Motorräder, die auf Grasbahnen benutzt werden, besitzen eine Federung am Hinterrad sowie
  • 2 Gänge.

Eisspeedwayrennen

Eisspeedway zählt zu den Wintersportdisziplinen. Gefahren wird mit leichten Speedway-Motorrädern, deren Fahrwerk auf die extremen Witterungsbedingungen abgestimmt ist. Es gibt diese Sportart seit den 20er Jahren.

Sonderformen des Motorradsports

Neben diesen eher gängigen Motorradsportarten finden sich auch speziellere Sonderformen, die häufig auf interessanten Kreuzungen verschiedener Sportbereichen basieren.

Skikjöring

Eine Sonderform des Motorradsports ist das Skikjöring. Es hat seinen Ursprung in Skandinavien. Ähnlich wie beim Wasserski-Sport lässt sich ein Sportler über ein Schleppseil von einem Gefährt ziehen. In diesem Fall von einem Motorrad.

Schnee oder Eis bilden den Untergrund der Rennstrecke. Gefahren wird nach Zeit. Das jeweilige Team muss gut aufeinander abgestimmt sein, damit die gezogene Person nicht aus der Kurve getragen wird oder stürzt.

Der erste olympische Demonstrationswettbewerb wurde im Jahr 1928 in St. Moritz ausgetragen.

Und auch in Deutschland findet ein regelmäßiges Skikjöring in den Monaten Januar oder Februar statt. Austragungsort ist die Stadt Elend im Harz. Gefahren wird in verschiedenen Klassen. Im Jahr 1995 wurde die Strecke auf den Gieseckenbeek neu gestaltet, wobei ein besonderes Augenmerk auf den Spaßfaktor gelegt wurde.

Im Jahr 2011 gingen Motorräder, Motorschlitten, Oldtimer, Quads, Pferde und Jeeps in diversen Klassen an den Start.

Freestyle Motocross

Eine andere Sonderform des Motorradsports ist der Freestyle Motocross. Diese Disziplin hat sich aus dem Motocross entwickelt. Es geht darum, dass der Fahrer möglichst spektakuläre Sprünge, Variationen oder Kombinationen zeigt.

Ziel eines jeden Fahrers ist es, einen ganz neuen Sprung vorstellen zu können, auf deren Namensgebung er später Einfluss hat.

  • Für den Freestyle werden Zweitakter mit einem Hubraum von 250 Kubikzentimetern benutzt.

  • Der Fahrer passt seine Maschine zusätzlich seinen Bedürfnissen an. Typische Veränderungen sind das Anbringen von Haltegriffen oder das Einschneiden von Seitenteilen, Veränderungen am Fahrwerk oder die Verbreiterung der Sitzbank.

Es geht darum, dass der Fahrer das Motorrad gut greifen kann und dass er einen sicheren Stand hat. Neben Vorwärts- und Rückwärtsüberschlägen werden Seitwärts- oder doppelte Drehungen ausgeführt. Dabei muss die Drehrichtungen des Motorrades nicht unbedingt mit der des Fahrers übereinstimmen, wenn dieser sich von der Maschine löst.

Motoball

Ebenfalls spektakulär ist die Disziplin Motoball, bei der es sich um eine Mannschaftssportart handelt. Wie beim Fußball geht es darum, den Spielball mit dem Fuß in ein Tor zu befördern. Allerdings sitzen die Teams auf ihren Maschinen.