Die Geschichte, Mythen und Irrtümer des Kondoms

Das Kondom zählt heute zu den gebräuchlichsten Verhütungsmitteln. Doch schon in früheren Zeiten fanden Präservative Verwendung. Wir alle kennen verschiedenste Mythen, Irrtümer und Schauermärchen über das beliebteste Verhütungsmittel der Welt - das Kondom. Bereits vor vielen Jahren entwickelten sich einige hartnäckige Mythen, die bis heute teilweise sehr wahr und gefährlich klingen.

Von Jens Hirseland

Die Geschichte des Kondoms

Beim Kondom, das man auch als Präservativ bezeichnet, handelt es sich um eine dünne Hülle, die der Mann beim Geschlechtsverkehr über seinen erigierten Penis streift. Es dient zum Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft oder sexuell übertragbaren Erkrankungen.

Die Geschichte des Kondoms bzw. seiner Vorgänger reicht zurück bis in die Antike.

Tierdärme und Leinensäckchen

Schon den alten Ägyptern sagt man nach, dass sie um 1200 v. Chr. Kondome benutzten, um sich auf diese Weise vor Geschlechtskrankheiten zu schützen. Dabei wurden die unterschiedlichsten Materialien verwendet. Im Laufe der Zeit setzten sich Kondome aus Schafsdärmen und weiteren tierischen Membranen durch, da diese sich als am wirkungsvollsten erwiesen. Im alten Japan griff man dagegen zurück auf

  • Lederhüllen,
  • Ölpapier und
  • Fischblasen.

Im 16. Jahrhundert gehörte die Syphilis, die von Seefahrern aus Amerika nach Europa eingeschleppt wurde, zu den gefürchtetsten Geschlechtskrankheiten.

Der italienische Mediziner Gabriele Falloppio (1523-1562) empfahl, sich mit einem Leinensäckchen, das man in anorganische Salze tränkte, vor der Krankheit zu schützen. Aus diesem Grund gilt Falloppio oftmals auch als Erfinder des Kondoms.

Seinen Namen soll das Kondom allerdings dem englischen Arzt Condom verdanken. Dieser war im 17. Jahrhundert Hofarzt bei dem englischen König Karl II. (1630-1685) und empfahl die Anwendung von Hammeldärmen, um sich vor Krankheiten und ungewollten Schwangerschaften zu schützen.

Von Dr. Condom wurden auch Schutzhüllen aus Tierdärmen hergestellt. Sogar zum Ritter schlug man ihn für seine Ideen.

Im 18. Jahrhundert soll auch der berühmt-berüchtigte Herzensbrecher Casanova (1725-1798) für seine Liebesabenteuer handgefertigte Kondome benutzt haben.

Erhältlich waren die Präservative nicht nur in einfachen Versionen, sondern auch als Luxusausführungen aus Samt und Seide. Der Schutz dieser Kondom-Vorläufer erwies sich allerdings als begrenzt.

Die erstmalige Verwendung von Hartgummi

Der Durchbruch des Kondoms wurde im Jahre 1839 durch den amerikanischen Chemiker Charles Goodyear (1800-1860) ermöglicht. Diesem gelang die Vulkanisierung von Kautschuk, womit er zum Erfinder des Hartgummis wurde. Nun war es möglich, bruchstabiles Gummi herzustellen.

1855 erzeugte Goodyear schließlich das erste Kondom aus Gummi, das ab 1870 in Serie ging.

Mit heutigen Kondomen ließ sich das damalige Präservativ allerdings nicht vergleichen. So verfügte es über eine Längsnaht und eine Dicke von zwei Millimetern.

1912 fand jedoch der Gummifabrikant Julius Fromm (1883-1945) eine Methode zur nahtlosen Herstellung von Kondomen. Dazu tauchte man einen Glaskolben in eine Lösung aus Gummi ein.

Während des 1. Weltkrieges zählten Kondome zu den Standardausrüstungen in der deutschen, britischen und französischen Armee. In der US-Armee verzichtete man jedoch auf den Einsatz von Präservativen, was dazu führte, dass die Erkrankungsrate dort deutlich höher ausfiel.

Nach dem Krieg begann Julius Fromm die Anfertigung von maschinell hergestellten Kondomen, wie sie heute noch üblich sind.

Umstieg auf Latex

Ab dem Jahr 1930 verwendete man Latex als Material für die Präservative. Die frühen Kondome aus Latex waren sich grundsätzlich sehr ähnlich. Bei manchen Kondomen fehlte allerdings das Reservoir zur Aufnahme des Ejakulats, was heute gängige Praxis ist.

Nicht durchsetzen konnte sich das Short cap-Kondom, das man nur über die Peniseichel zog.

Das moderne Kondom

Heutzutage werden Kondome in den unterschiedlichsten Varianten, Farben, Geschmacksrichtungen und Formen offeriert. Darüber hinaus sind sie ein unverzichtbarer Bestandteil zum Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten wie Aids.

Die meisten Kondome stellt man noch immer aus Latex her. Da jedoch zahlreiche Menschen unter einer Latex-Allergie leiden, werden mittlerweile auch latexfreie Präservative aus Polyurethan und Polyethylen angeboten.

Mythen und Irrtümer über das Kondom

Wir alle kennen verschiedenste Mythen, Irrtümer und Schauermärchen über das beliebteste Verhütungsmittel der Welt - das Kondom. Bereits vor vielen Jahren entwickelten sich einige hartnäckige Mythen, die bis heute teilweise sehr wahr und gefährlich klingen. Hier erfahren Sie was wirklich dran ist.

Hundertprozentiger Schutz vor Schwangerschaft und Krankheiten

Das Kondom gehört zwar zu den sichersten Verhütungsmitteln, hat jedoch einen Pearl-Index von 2 bis 12. Das bedeutet, dass 2 bis 12 von 100 sexuell aktiven Frauen, die mit Kondom verhüten, innerhalb eines Jahres schwanger werden.

Der erste Mythos, mit dem wir uns befassen, ist folgender: "Kondome bieten hundertprozentigen Schutz vor Schwangerschaft und Geschlechtskrankheiten." Dass dies nicht stimmt, beweisen immer wieder neue Studien, denn es gibt kein Verhütungsmittel, das hundertprozentig wirkt.

Mehrfache Benutzung möglich

Ein weiterer Mythos ist folgender: "Kondome können mehrmals benutzt werden, ohne dass sich der Schutz vor ungewollter Schwangerschaft verringert." Diese Geschichte gehört eindeutig ins Reich der Märchen. Benützen Sie ein Kondom niemals öfter als ein Mal, egal, ob das Liebesspiel zwei Minuten oder eine Stunde gedauert hat.

Kondome sind ausschließlich für die einmalige Verwendung zugelassen. Werden sie öfters benützt, bieten Sie nicht mehr den erwünschten Schutz vor Schwangerschaft und sexuell übertragbaren Krankheiten.

Mehr Schutz durch zwei Kondome

Hier ist der nächste Mythos: "Doppelt hält besser - zwei Kondome sind sicherer!" Auch diese These muss leider widerlegt werden, da sich durch die gleichzeitige Verwendung von zwei Kondomen die Gefahr erhöht, dass zumindest eines davon - durch die vermehrte Reibung - beim Liebesspiel reißt. Außerdem ist es äußerst wahrscheinlich dass beide Kondome abrutschen und so kein Schutz mehr gewährleistet wird.

Kondome als Allergie-Verursacher

"Kondome verursachen Allergien." Auch dieser Mythos kann größtenteils verneint werden. Kondome an sich verursachen keine Allergien, jedoch gibt es Menschen, die auf Latex allergische Reaktionen zeigen. Aus diesem Grund gibt es heutzutage bereits Kondome, die aus alternativen Materialien hergestellt sind.

Einige Damen haben beim Sex mit Kondom das Gefühl, dass die Scheide zu trocken ist. Hier können Gleitmittel helfen. Achten Sie jedoch darauf, dass sich das Gleitmittel mit dem Kondom verträgt und dieses nicht beschädigt.