Die gesundheitlichen Auswirkungen von Videospielen - Vor- und Nachteile im Überblick

Viele Konsolenspieler verbringen täglich zahlreiche Stunden ihrer Freizeit an diesem Gerät. Dabei sehen vor allem Eltern spielender Kinder diese Gewohnheit kritisch und befürchten, dass sich das Spielverhalten negativ auf die Gesundheit niederschlagen könnte. Doch inwiefern können sich Videospiele eigentlich auf unsere Gesundheit auswirken und sind diese möglichen Folgen dann tatsächlich so negativ, wie es viele Kritiker befürchten? Informieren Sie sich hier.

Christian Steinfort
Von Christian Steinfort

Zunächst einmal dürfte es viele Menschen überraschen, dass der Konsum von Videospielen sowohl negative als auch positive Auswirkungen in nennenswertem Maße auf die Gesundheit haben kann.

Negative Auswirkungen

Wendet man sich zunächst einmal den negativen Auswirkungen zu, dann lässt sich feststellen, dass weniger das Spielen selbst, als vielmehr die Folgen gefährlich für die Gesundheit sind. So ersetzt das Spielen an Konsolen häufig andere Freizeitaktivitäten, welche eine körperliche Beanspruchung zur Folge hätten.

Im Falle von Videospielen handelt es sich hingegen um eine zumeist bewegungsarme Angelegenheit, was das Risiko von Übergewicht mit entsprechenden Folgen steigert. Darüber hinaus schränkt der regelmäßige Konsum solcher Spiele die motorische Entwicklung bei Kindern ein, da lediglich die Handkoordination, nicht aber die Bewegung des gesamten Körpers trainiert wird.

Zu den weiteren körperlichen Auswirkungen, die bei häufigem Spielen auf lange Sicht auftreten können, zählen je nach Art des Spiels

Des Weiteren konnten Studien der Uni Stockholm nachweisen, dass sich der Konsum aufregender Videospiele negativ auf das Gleichgewicht des vegetativen Nervensystems niederschlägt, was beispielsweise zu Herzrhythmus- oder Schlafstörungen führen kann. Die Nutzung von Spielkonsolen kann somit vor allem dann negative Folgen für die Gesundheit haben, sobald viel Zeit mit den Videospielen verbracht wird und es sich bei diesen um actionlastige Werke handelt.

Zu den kurzfristigen Auswirkungen von Videospielen zählt die Erregung: Beim Spielen kommt es zur Ausschüttung des männlichen Sexualhormons Testosteron sowie des Stresshormons Noradrenalin, was zu einer Erhöhung der Pulsfrequenz führt. Von diesen Auswirkungen sind besonders diejenigen betroffen, bei denen bereits eine aggressive Neigung besteht - dass Videospiele, wie häufig angenommen, aggrssiv machen, ist nicht richtig, allerdings bevorzugen Menschen mit dieser Neigung eher gewalthaltige Spiele.

Zu den längeren Auswirkungen von gewalthaltigen Spielen zählt dementsprechend die zunehmende Toleranz von Gewalt. Werden die Spiele vor dem Schlafengehen gespielt, festigt man die gespielten Szenen, das Training der Gewalt, im Schlaf.

Letztlich kann es durch einen übermäßiges Spielverhalten auch zu sozialen Folgen kommen. Betroffene setzen die fiktive Welt an erste Stelle; reale Kontakte zu Familienmitgliedern und Freunden werden seltener. Schlimmstenfalls kann es zu einer Isolation kommen, die mitunter auch Depressionen mit sich bringt.

Positive Auswirkungen

Neben all diesen möglichen negativen Konsequenzen können sich Videospiele jedoch auch positiv auf die Gesundheit auswirken. So ist aus gesundheitlicher Sicht einerseits der jetzige Trend zu befürworten, dank welchem das Spielen im Sitzen durch vollen Körpereinsatz abgelöst wird. Dabei ist es egal, ob man sich an einem Wii oder Xbox Kinect Sportspiel versucht.

Dank dieser innovativen und modernen Steuerung kann die

  • Koordination
  • Ausdauer
  • Kraft und
  • manchmal sogar Beweglichkeit

des Spielers geschult werden. Des Weiteren konnten Studien nachweisen, dass diese Form der Freizeitaktivität Sehschwächen beseitigen oder zumindest reduzieren kann. Die Versuche bezogen sich dabei auf das Krankheitsbild der Ambylopie, welche mit der Hilfe von Videospielen abgeschwächt werden konnte.

Manche Spiele fördern das soziale Miteinander. So kommt es gerade bei Onlinespielen darauf an, mit den anderen Spielen zu kommunzieren und zusammen zu arbeiten. Letztlich ist es noch erwähnenswert, dass Videospiele das Konzentrationsvermögen steigern und das räumliche Sehen verbessern können.

Was die Fitness angeht, so hat man in einer Studie herausgefunden, dass die die der Spieler nicht unbedingt sehr viel schlechter ausfallen muss...

Fitness von Gamern - Zwischen Elite-Pilot und Couch-Potato

Stundenlang sitzen sie vor flackernden Bildschirmen und steuern von ihren bequemen Sessel das virtuelle Ego durch Gefahrenwelten, in denen Ausdauer, Schnelligkeit und Kraft das Überleben sichern. In der Realität stellt man Videospiele-Fans, die im Neu-Deutsch auch als "Gamer" bezeichnet werden, eher selten diese Eigenschaften nahe. Eine englische Studie zeigt jedoch nun, dass die virtuellen Helden auch im wirklichen Leben eine bemerkenswerte Leistungsfähigkeit vorzuweisen haben.

Der britische Forscher Dr. Dominic Micklewright analysierte die psychologischen und physiologischen Fähigkeiten von Profi-Gamern und verglich diese mit denen von Spitzenathleten.

Reaktionsschnell und psychisch belastbar

Die Ergebnisse seiner Untersuchung zeigten, dass die meisten Gamer bei den physiologischen Tests zwar nur mittelmäßige bis unterdurchschnittliche Ergebnisse erzielen konnten, jedoch hinsichtlich Reaktionsschnelligkeit und psychischer Belastbarkeit mit Kampf-Piloten in einer Reihe stehen. Lediglich ein einziger jugendlicher Gamer hatte so schlechte Fitness-Werte, dass seine Lungenfunktion und Ausdauerwerte denen eines 60-jährigen Kettenrauchers entsprachen.

Videospielzeit begrenzen

Die Ergebnisse der Studie, die an der Universität in Essex durchgeführt wurde, bestätigen also nur bedingt das Vorurteil, dass Videospiele-Fans allgemein über keine gute Fitness verfügen. Dr. Micklewright rät dennoch dazu, die "Videospiele-Zeit" für Kinder auf ein gesundes Maß zu begrenzen, da statistische Erhebungen zeigen, dass die verbrachte Dauer vor einem Bildschirm, egal ob TV oder Computer, im direkten Zusammenhang mit kindlichem Übergewicht stehe.

Spiele-Konsolen, die, wie beispielsweise die Wii von Nintendo, auf Grund neuer Steuergeräte das Videospielen zu einem aktiven Erlebnis machen, könnten jedoch direkt zur Verbesserung der Fitness beitragen und Kinder wie Jugendliche zu sportlicher Betätigung animieren.

Die Wii ist übrigens die erste Spielekonsole, der eine positive Wirkung auf die Gesundheit bescheinigt wurde....

Wii als offizielles Fitnessgerät

Der US-amerikanische Gesundheitsverband "American Heart Association", eine Vereinigung, die sich mit der Behandlung und Prävention von Herzerkrankungen beschäftigt, hat die Spielekonsole Wii zu einem effektiven Trainingsgerät erklärt und arbeitet mit den Herstellern gemeinsam an der Entwicklung von Fitness-Software. Nintendo, der in Japan ansässige Hersteller der Wii, hat seit Jahren versucht, die Konsole auf den Fitness- und Wellnessmarkt zu positionieren und mit der offiziellen Unterstützung der AHA (American Heart Association) sein Ziel vor einiger Zeit erreicht.

Die Zusammenarbeit ist für den Endverbraucher in mehrfacher Hinsicht positiv. Zum einen kann die programmierte Fitness-Software mit Hilfe der wissenschaftlichen Kompetenzen der AHA entwickelt werden. Und zum anderen dürfte es auch stetig immer mehr Spiele geben, die die durch Technik zur Passivität gezwungene Kinder- und Jugendgeneration zu mehr Bewegung animiert.

Anregung zur sportlichen Aktivität

Man kann sich mit Sicherheit darüber streiten, ob die Wii ein passabler Ersatz für den Beitritt in einem Sportverein ist, da der mit seinen sozialen Strukturen neben der körperlichen Ausbildung auch noch andere Werte und Kompetenzen vermittelt. Dennoch muss man der technischen Entwicklung Tribut zollen und die unvermeidbare Eingliederung in den Alltag annehmen. Eine Spielekonsole, die zur körperlichen Aktivität anregt und motiviert, ist ohne Frage ein Fortschritt zu den Konsolen früherer Generationen, die zur hartnäckigen Passivität verführten.