Die Geschichte der Briefmarke und Wissenswertes zur Philatelie, dem Briefmarkensammeln

Die Briefmarkenkunde bzw. das Briefmarkensammeln ist ein beliebtes Hobby, dabei zählen Briefmarkenkataloge für den Sammler zu den wichtigsten Utensilien. In Briefmarkenkatalogen werden sämtliche Briefmarken, die in einem Land erschienen sind, erfasst. Man unterscheidet zwischen drei verschiedenen Formen von Katalogen. Informieren Sie sich über die Geschichte der Briefmarke und lesen Sie alles Wissenswerte zur Philatelie, dem Briefmarkensammeln.

Von Jens Hirseland

Die Geschichte der Briefmarke

Heutzutage ist der Gebrauch von Briefmarken ganz selbstverständlich. Das war jedoch nicht immer so.

Wer zahlte den Brief?

Die Einführung der Briefmarke, in der Mitte des 19. Jahrhunderts, brachte zahlreiche Vorteile mit sich. Vor der Verwendung von Postwertzeichen war es üblich, dass das Geld für die Beförderung der Post vom Empfänger gezahlt wurde.

Diese Vorgehensweise war jedoch problematisch. So konnte der Absender nicht immer wissen, ob der Empfänger auch in der Lage war, den Brief zu bezahlen. Da man dies dem Empfänger auch nicht zumuten wollte, wurden nur selten Briefe verschickt.

Im Jahre 1653 entwickelte der Franzose Jean-Jacques Renouard de Villayer (1607-1691) das so genannte Billet de port payé. Dabei handelte es sich um einen Gebührenstreifen, der einer Briefmarke ähnelte und aus Papier war.

Da es jedoch keine Klebefläche gab, musste man den Streifen mithilfe eines Fadens oder einer Klammer am Brief befestigen. Ähnliche Vorläufer wurden im 17. Jahrhundert auch in England entwickelt.

So führte die London Penny Post im Jahre 1680 erfolgreich einen Einheitspreis für lokale Post mit Freimachung durch dreieckige Marken ein. Da der Duke of York jedoch um sein Postmonopol fürchtete, wurde aufgrund seiner Intervention die London Penny Post zwei Jahre später zur Geschäftsaufgabe gezwungen. Im frühen 19. Jahrhundert verwendete man mancherorts spezielle Stadtkuverts, die als Vorläufer der Briefmarken gelten.

Schließlich gelangte man zu der Ansicht, dass es sinnvoller sei, das Briefporto vom Absender anstelle vom Empfänger zahlen zu lassen, wodurch man das erste Prepaid-System einführte. Durch die damit verbundene Vereinfachung und Portosenkung wurden Briefwechsel auch für normale Menschen erschwinglich.

Da man früher dem Briefempfänger nicht die Kosten des Briefes zumuten wollte wurden nur selten Briefe verschickt
Da man früher dem Briefempfänger nicht die Kosten des Briefes zumuten wollte wurden nur selten Briefe verschickt

Die Geburtsstunde der Briefmarke

Die Idee für die erste Briefmarke stammte von dem schottischen Druckereibesitzer und Zeitungsverleger James Chalmers (1782-1853), der 1838 einen Vorschlag zur Einführung von Briefmarken einreichte. Zu diesem Zweck bedruckte er ein Stück Papier mit einem Penny und schickte es an das Londoner Parlament.

Dort wurde diese Idee von Sir Rowland Hill (1795-1879) übernommen, der seinerzeit die Aufgabe hatte, das britische Postwesen zu reformieren. Seither gilt Hill als Vater der Briefmarke.

Schließlich wurde am 6. Mai 1840 die erste 1 Penny Briefmarke zum Aufkleben herausgebracht, auf der ein Abbild von Königin Viktoria zu sehen war. Durch die Einführung der Briefmarke, die auch von anderen Ländern übernommen wurde, erlebte der Postversand einen gewaltigen Aufschwung.

Durch die Briefmarke und die Reform des Postwesens wurde das Versenden von Briefen auch für die Allgemeinbevölkerung erschwinglich
Durch die Briefmarke und die Reform des Postwesens wurde das Versenden von Briefen auch für die Allgemeinbevölkerung erschwinglich

Mit der Einführung der Briefmarke kam irgendwann auch die Sammelleidenschaft...

Wissenswertes zur Philatelie

Die Philatelie wird auch Briefmarkenkunde genannt. Gemeint ist damit das Sammeln von Briefmarken. Ebenfalls dazu gehören das Sammeln von Belegen, die ihre Verwendung betreffen, sowie das Erforschen von postgeschichtlichen Dokumenten.

Die Geburt der Philatelie

Die Sammelleidenschaft von Briefmarkensammlern ist groß
Die Sammelleidenschaft von Briefmarkensammlern ist groß

Geprägt wurde der Begriff "Philatelie" im Jahr 1864 durch den Franzosen Georges Herpin. Das Wort entstammt dem Griechischen und bedeutet soviel wie "Freund von Abgabenfreiheit an den Staat". Da der Absender eines Briefes durch den Poststempel von weiteren staatlichen Abgaben befreit war, bezog sich diese Redewendung auf die abgestempelten Briefmarken.

Allerdings beschreibt das Wort "Philatelie" die Sammelleidenschaft der Briefmarkenliebhaber nur unzureichend. Dennoch hat sich der Begriff bei den Sammlern aus aller Welt durchgesetzt.

Die Anfänge der Philatelie

Diese lassen sich bis kurz nach dem Erscheinen der ersten Briefmarke im Jahr 1840 zurückverfolgen. Da die Briefmarken in immer mehr Ländern eingeführt wurden, verbreiteten sie sich rasch und wurden schließlich von Liebhabern gesammelt.

Anfangs machte man sich einen Spaß daraus, die gesammelten Postwertzeichen zum Bekleben von Tapeten oder Lampenschirmen zu benutzen, doch allmählich befassten sich die Sammler genauer mit den Briefmarken und legten Generalsammlungen an, in die sämtliche Briefmarken, die seinerzeit im Umlauf waren, aufgenommen wurden. Heutzutage wäre dies bei der riesigen Anzahl der Briefmarken allerdings kaum machbar, im 19. Jahrhundert waren jedoch erst relativ wenige Marken im Umlauf.

Die ersten Briefmarkenalben

Zum Erscheinen der ersten Briefmarkenalben kam es im Jahr 1860. Nur ein Jahr später wurden die Vorläufer der Briefmarkenkataloge herausgebracht, die man Briefmarkenverzeichnisse nannte. Gleichzeitig rief man die ersten Briefmarkenvereine ins Leben, in denen sich die Sammler untereinander austauschten.

John Edward Gray

Als erster Philatelist der Welt gilt der Brite John Edward Gray (1800-1875), von dem die Vorläufer der Briefmarkenkataloge stammten. Bereits am 6. Mai 1840, dem Erscheinungstag der ersten Postwertzeichen, legte sich Gray einen Vorrat an Briefmarken an, um sie aufzubewahren.

Über die größte Briefmarkensammlung der Welt verfügt jedoch das britische Königshaus. Dazu gehören über 400 Alben mit zahlreichen wertvollen Raritäten und Unikaten.

Klassifikation

Unterteilt wird die Philatelie in zwei Formen. Dies sind die klassische Philatelie, die sich speziell mit Briefmarkenausgaben von einzelnen Staaten oder mit bestimmten Zeiträumen befasst, sowie das Motivsammeln, das auf das Sammeln von Motiven wie zum Beispiel Persönlichkeiten, Blumen, Flugzeugen oder Autos spezialisiert ist.

Auf die erwähnten Briefmarkenkataloge gehen wir im Folgenden etwas genauer ein...

Die Briefmarkenkataloge

Zu den wichtigsten Utensilien eines Briefmarkensammlers gehören Briefmarkenkataloge. In einem Briefmarkenkatalog werden die Postwertzeichen eines bestimmten Landes nicht nur vollständig erfasst, sondern auch nummeriert, beschrieben und bewertet.

Der erste Briefmarkenkatalog wurde 1861 von einem französischen Buchhändler herausgegeben. In dem Werk beschrieb man die seinerzeit bekannten 973 Postwertzeichen.

Da dieser Katalog nicht für die Öffentlichkeit gedacht war, erschien nur eine kleine Auflage von 40 bis 50 Exemplaren. Im gleichen Jahr brachte auch der englische Philatelist John Edward Gray, der als erster Philatelist der Welt gilt, ein Briefmarkenverzeichnis heraus.

Im Laufe der Zeit erschienen immer mehr Kataloge. Da die Zahl an Briefmarken auf der ganzen Welt stetig wuchs, reichte ein Werk schließlich nicht mehr aus, um alle Briefmarken erfassen zu können, sodass eine Aufteilung in verschiedene Sammelgebiete erfolgte.

Die Verlage spezialisierten sich dabei zunehmend auf bestimmte Länder, um genauer auf deren Briefmarken eingehen zu können, wodurch die ersten Spezialkataloge entstanden. In der heutigen Zeit unterscheidet man zwischen drei Formen von Briefmarkenkatalogen. Dazu gehören:

Standardkatalog

Bei Standardkatalogen handelt es sich um Briefmarkenkataloge, in denen ausschließlich Postwertzeichen von einzelnen oder mehreren Staaten vereinfacht verzeichnet sind. Sie dienen dazu, dem Hobby-Briefmarkensammler einen Überblick zu verschaffen. Auf die Erwähnung von Besonderheiten der aufgeführten Briefmarken wird zumeist verzichtet.

Standardkataloge sind wesentlich preisgünstiger als Spezialkataloge und stellen die älteste Form von Briefmarkenkatalogen dar. Sie werden von den meisten Verlegern neben Spezialkatalogen auf den Markt gebracht. Einige Verlage spezialisieren sich jedoch auf Standardkataloge, um mehr Kunden ansprechen zu können.

Spezialkatalog

Im Unterschied zu Standardkatalogen befassen sich Spezialkataloge näher mit den Briefmarken von bestimmten Sammelgebieten. So wird u.a. auf

  • Farbunterschiede
  • Abarten
  • Retuschen
  • Druckmängel oder
  • Typunterschiede

hingewiesen. Da die Kataloge aufgrund ihrer Präzision sehr umfangreich sind, unterteilt man sie häufig in mehrere Bände. Spezialkataloge sind jedoch nicht nur für Briefmarken erhältlich. So gibt es auch Kataloge für Spezialgebiete wie die Zeppelinpost oder für Poststempel.

Motivkatalog

Motivkataloge sind auf Briefmarken spezialisiert, die ein bestimmtes Motiv aufweisen. Dazu gehören zum Beispiel

Diese Kataloge haben mit den ursprünglichen philatelistischen Briefmarkenkatalogen jedoch nur wenig gemeinsam.

Um seine Sammlung zu vergrößern, bietet sich der Kauf auf speziellen Auktionen an...

Der Handel mit Briefmarken auf Auktionen

Briefmarken können auf Auktionen gekauft oder verkauft werden. Doch wie geht man dabei vor?

Der Handel im Internet

Briefmarken sammeln ist auch in der heutigen Zeit immer noch ein beliebtes Hobby. Auf Auktionen können Briefmarken käuflich erworben werden, um die private Sammlung zu vergrößern. Wer seine Marken lieber verkaufen möchte, kann dies ebenfalls bei einer Auktion tun.

Der Handel mit Briefmarken ist in der heutigen Zeit, dank moderner Technik wie Internet, deutlich leichter geworden. Zum Verkauf von Briefmarken bieten sich zwei Möglichkeiten an: klassischer Verkauf oder eine Auktion.

Bevorzugt man die erste Variante, muss man sich bei einem Internet-Händler anmelden, von dem man dann ein Angebot erhält. Dazu stellt man für den Händler eine Liste auf oder übersendet ihm Material zur Ansicht.

Einigen sich beide Parteien auf einen akzeptablen Preis, kann der Handel abgeschlossen werden. Der Aufwand dabei ist nur sehr gering.

Eine weitere Möglichkeit ist, die Briefmarken auf eigene Faust im Internet anzubieten, wozu man zum Beispiel eBay oder spezielle Sammlerportale nutzen kann. Ein Nachteil dieser Variante ist, dass man als Verkäufer die Organisation selbst übernehmen muss. Außerdem ist es fraglich, ob man bei einem solchen Verkauf einen höheren Preis erreichen kann als bei einem Händler.

Der Weg über Auktionshäuser

Eine gute Möglichkeit bessere Preise zu erzielen bietet eine Auktion, die sowohl klassisch als auch im Internet verlaufen kann. Dabei werden die Briefmarken treuhänderisch einem Auktionshaus bzw. einem Internet-Auktionshaus übergeben. Natürlich erhält man von dem Treuhänder eine Quittung sowie exakte Festlegungen für die Versteigerung.

Für das Einliefern kann auf genaue Katalogpreise und Listen zurückgegriffen werden, was aber keine Bedingung ist. In den meisten Fällen wird dieser Service von den Auktionshäusern übernommen, wodurch der Kunde viel Zeit spart.

Das Verfahren

Bevor die Briefmarken zur Versteigerung gelangen, müssen sie zunächst von einem Spezialisten gesichtet und geprüft werden. Außerdem unterteilt man sie in Lose. Die Nummern dieser Lose sowie die Beschreibung der angebotenen Marken werden in die Auktionskataloge übertragen, wodurch die Interessenten die Möglichkeit haben sich über die Waren zu informieren.

Damit eine gute Anzahl an Interessenten für die Briefmarken zusammenkommt, macht das Auktionshaus Werbung. Die meisten Auktionshäuser verfügen ohnehin über einen großen Kundenstamm.

War die Auktion erfolgreich, zahlt der Versteigerer dem Anbieter den Erlös aus. Abzuziehen sind jedoch etwa zehn bis zwanzig Prozent an Provision für das Auktionshaus.

Berühmte Briefmarken

Je nachdem, wie selten und begehrt eine Briefmarke ist, kann sie bei einer Auktion mitunter hohe Preise erzielen. Welche Marken zu den wertvollsten und seltensten gehören, lässt sich nicht eindeutig sagen, da es mehrere Unikate gibt. Zu den berühmtesten und begehrtesten aber zählen:

  • One Penny Black (Vereinigtes Königreich, 1840)
  • Basler Taube (Schweiz, 1845)
  • Rote und Blaue Mauritius (Mauritius, 1847, 1848-1859
  • Schwarzer Einser (Bayern, 1849)
  • Sachsen-Dreier (Sachsen, 1850)
  • Zinnoberroter Merkur (Österreich, 1851)
  • 9 Kreuzer blaugrün (Baden, 1851)
  • Tre Skilling Banco (Schweden, 1855)
  • British Guyana (British Guyana, 1856)
  • Ochsenköpfe (Fürstentum Moldau, 1858)
  • Z Grill (USA, 1868)
  • Inverted Jenny (USA, 1918)
  • Gelber Dom (Deutschland unter alliierter Besetzung, 1948 - wurde nie ausgegeben)
  • Gscheidle-Marke (Deutschland, 1980)
  • Wohlfahrtsmarke Audrey Hepburn (Deutschland, 2001)