Pleuraerguss - Merkmale, Ursachen und Behandlung

Bei einem Pleuraerguss erfolgt eine krankhafte Ansammlung von Flüssigkeit innerhalb der Pleurahöhle, die einen schmalen Spalt zwischen den Pleurablättern bildet. Die Flüssigkeit befindet sich zwischen der Pleura visceralis (Lungenfell) und der Pleura parietalis (Brust- bzw. Rippenfell), sodass die Lunge von Flüssigkeit umgeben wird. Ein Pleuraerguss sorgt dafür, dass sich die Lunge nicht mehr wie gewohnt ausdehnen kann, was Atembeschwerden zur Folge hat. Als Auslöser eines Pleuraergusses kommen ganz unterschiedliche Erkrankungen infrage, die meist sehr schwerwiegend sind, wie eine Tuberkulose oder Lungenentzündung. Lesen Sie in diesem Artikel alles Wissenswerte zum Pleuraerguss.

Von Jens Hirseland
Klassifikation nach ICD-10: J90 J91
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Selbst bei gesunden Menschen sind in den Pleurahöhlen etwa fünf Milliliter eiweißreiche Flüssigkeit vorhanden. Sie dient der Lunge als Gleitschicht und verschafft dem Organ Bewegungsfreiheit beim Einatmen und Ausatmen. Die Pleuraflüssigkeit erfüllt also die Aufgabe, dass die beiden Pleurablätter problemlos aneinander vorbei gleiten können.

Erhöht sich durch Erkrankungen jedoch der Anteil an Pleuraflüssigkeit, weil sich die Wiederaufnahme der Flüssigkeit verringert oder die Sekretion zunimmt, droht ein Pleuraerguss. Je höher die Menge an Flüssigkeit im Pleuraspalt, desto umfangreicher fällt der Pleuraerguss aus. Weil sich die Lunge beim Einatmen nicht mehr richtig ausdehnen kann, leiden die Betroffenen unter Atembeschwerden.

Anatomie von Lungenfell und Brustfell

Formen des Pleuraergusses

Die Medizin unterscheidet zwischen zwei Formen des Pleuraergusses, die davon abhängen, wie sich die angesammelte Flüssigkeit zusammensetzt. So gibt es Transsudate und Exsudate.

Transsudate sind Pleuraergüsse, die nur wenig Eiweiß enthalten. Sie können durch eine Leberzirrhose oder eine Linksherzinsuffizienz entstehen.

Exsudate sind dagegen reich an Eiweiß. Sie werden durch Entzündungen oder Tumore verursacht. Als Exsudate gelten unter anderem der lymphhaltige Pleuraerguss (Chylothorax) sowie der blutige Pleuraerguss (Hämatothorax).

Ursachen

Ursachen für Transsudate

Ursachen für Exsudate

Weitere mögliche Auslöser

Beschwerden bei einem Pleuraerguss

Die Beschwerden bei einem Pleuraerguss richten sich nach seiner Ausdehnung. Bilden sich nur geringe Flüssigkeitsmengen, wird der Pleuraerguss oft gar nicht bemerkt, weil er keinerlei Beschwerden verursacht.

Sammeln sich jedoch größere Mengen an, die mehrere Liter betragen können, büßt die Lunge zunehmend an Platz zum Ausdehnen bei Einatmen ein. Die betroffenen Personen leiden infolgedessen unter Engegefühlen im Brustraum, Atemschwierigkeiten und Schmerzen im Brustkorb. Manchmal kommt es auch zu Husten, nächtlichem Wasserlassen oder Ödemen in den Beinen.

Diagnose eines Pleuraergusses

Besteht Verdacht auf einen Pleuraerguss, muss grundsätzlich Hilfe bei einem Arzt gesucht werden, da sonst gravierende Folgeerscheinungen drohen. Dies gilt besonders bei ausgeprägten Atembeschwerden.

Der Arzt erkundigt sich beim Patienten zunächst nach der Art der Beschwerden und wie lange er schon unter ihnen leidet. Von Interesse sind ferner eventuelle Vorerkrankungen oder zurückliegende Verletzungen.

Körperliche Untersuchung

Nächster Schritt ist die körperliche Untersuchung. Dabei untersucht der Arzt durch Abklopfen die Oberfläche des Körpers und hört den Brustkorb ab. Ein gedämpfter Klopfschall gilt ebenso als Hinweis auf einen Pleuraerguss wie ein kaum wahrnehmbares Atemgeräusch.

Bildgebende Verfahren

Auch bildgebende Verfahren spielen bei der Untersuchung eine wesentliche Rolle. So lassen sich mit einer Ultraschalluntersuchung (Sonographie) schon kleinste Flüssigkeitsansammlungen von 10 bis 20 Millilitern nachweisen.

Bei einer Röntgenuntersuchung sind Flüssigkeitsmengen ab 300 Milliliter erkennbar. In manchen Fällen findet auch eine thorakale Computertomographie statt, mit deren Hilfe Flüssigkeitsmengen ab ca. 70 Millilitern zu diagnostizieren sind. Durch die bildgebenden Untersuchungsmethoden kann der Arzt oft auch Ursachen für den Pleuraerguss wie Lungen- oder Herzkrankheiten feststellen.

Pleurapunktion

Bringen die bildgebenden Verfahren nicht genug Aufschlüsse, findet eine Pleurapunktion statt. Dabei entnimmt der Arzt eine Probe mit Flüssigkeit, um die Ursache des Pleuraergusses herauszufinden. Der Patient erhält zu diesem Zweck eine lokale Betäubung.

Anschließend wird eine Hohlnadel unter Ultraschallbeobachtung in den Pleuraerguss eingeführt, um eine Probe zu entnehmen. In einem Labor findet dann eine genaue Analyse auf bestimmte Keime, Krebszellen oder Blutbestandteile statt. Auch Färbung und Zusammensetzung der Pleuraflüssigkeit sind von Bedeutung.

Behandlung eines Pleuraergusses

Welche Behandlung durchgeführt wird, hängt von der auslösenden Ursache des Pleuraergusses ab. So muss primär die Grunderkrankung wie eine Herzschwäche oder Lungenentzündung therapiert werden, um das Leiden in den Griff zu bekommen.

Therapeutische Pleurapunktion

Löst der Pleuraerguss akute Luftnot beim Patienten aus, muss rasch gehandelt werden. Zu diesem Zweck wird das Brustfell punktiert, um eine Erleichterung für den Patienten zu bewirken.

Ähnlich wie bei der diagnostischen Pleurapunktion wird mit einer Hohlnadel die Flüssigkeit aus dem Brustkorb herausgezogen. Meist handelt es sich dabei um Mengen zwischen 500 und 1000 Millilitern.

Therapeutische Thorakoskopie

Ist eine bakterielle Infektion für den Pleuraerguss verantwortlich und bestehen zudem Verwachsungen oder Verbreiterungen im Pleuraspalt, werden diese mithilfe eines Endoskops chirurgisch entfernt. Die Mediziner sprechen dann von einer Thorakoskopie. Die Lunge ist nach diesem Verfahren wieder imstande, sich besser zu entfalten, was sich wiederum positiv auf den Heilungsprozess auswirkt.

Thoraxsaugdrainage

In manchen Fällen bildet sich der Pleuraerguss nicht zurück oder wird durch eine bakterielle Infektion verursacht. Die Folge davon ist eine Eiteransammlung. Als hilfreiche Therapie gilt dann die dauerhafte Thoraxsaugdrainage.

Bei dieser Methode wird ein Gummirohr mit einer Nadel in die Region des Pleuraergusses eingeführt und verbleibt dort mehrere Tage. Durch ein Ventil am Außenende des Gummirohrs lässt sich die Pleuraflüssigkeit beständig absaugen. Liegt eine bakterielle Infektion vor, kann über die Drainage auch ein Antibiotikum zugeführt werden.

Pleurodese

Eine Pleurodese kommt zur Anwendung, wenn sich die Grunderkrankung, die den Pleuraerguss auslöst, nicht behandeln lässt. Bei diesem Verfahren werden die beiden Brustfellblätter gezielt miteinander verklebt. Um dies zu erreichen, verabreicht der Arzt Medikamente über eine Thoraxsaugdrainage.

Prognose bei einem Pleuraerguss

Gelingt es, die verantwortliche Grunderkrankung erfolgreich zu behandeln, fällt die Prognose des Pleuraergusses meist positiv aus. Wird der Grund für das Symptom jedoch nicht behoben, besteht das Risiko, dass sich das Eiweiß Fibrin anreichert und Membranen (Häutchen) oder Septen (Scheidewände) entstehen.

Dadurch droht wiederum eine Kammerung des Pleuraergusses. Verfestigt sich die Flüssigkeit im weiteren Verlauf, sind chronische Atembeschwerden die Folge.

Prävention eines Pleuraergusses

Eine gezielte Vorbeugung eines Pleuraergusses ist leider nicht möglich. So wird die Ansammlung von Flüssigkeit durch die unterschiedlichsten Grunderkrankungen hervorgerufen. Treten Schmerzen beim Atmen auf, ist es wichtig, sich so schnell wie möglich an einen Arzt zu wenden.

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