Longboards - Merkmale, Arten und Fahrtechniken

Das Skateboardfahren ist mehr als ein Jugendtrend. Obgleich die Entwicklung dieser Sportart noch relativ jung und erst wenige Jahrzehnte alt ist, wächst die Fangemeinde zunehmend. Speziell das Longboard gilt dabei als Voraussetzung für ein genussvolles Fortbewegen, das in unterschiedlichen Stilformen möglich ist. Informieren Sie sich über Merkmale, Arten und Fahrtechniken des Longboards.

Von Kai Zielke

Das Longboard: Generelle Merkmale

Im Vergleich zum herkömmlichen Skateboard weist das Longboard bereits einen optischen Unterschied auf: Es ist deutlich länger konzipiert und kann in seiner größten Form bis zu anderthalb Meter lang sein. Das Deck wird dabei im Regelfall aus Holz gefertigt, wobei besonders flexible Rohstoffe wie Ahorn zum Einsatz kommen.

Seltener ist dagegen die Verwendung von Kunststoff, wobei die synthetischen Materialien durchaus als Oberflächenstruktur Verwendung finden können und somit ein Abrutschen des Fußes vom lackierten Holz vermeiden. Den eigenen Wünschen ist in der Gestaltung mithin keinerlei Grenze gesetzt.

Flex

Allerdings steht beim Skaten nur bedingt die Optik des Longboards im Vordergrund. Entscheidender sind die Eigenschaften des Bretts an sich.

Dieses kann je nach Verarbeitung unterschiedlich hart oder weich ausfallen - fachspezifisch wird insofern von einem hohen oder niedrigen Flex gesprochen. Dieser wird individuell vor dem Kauf gewählt.

Maßgeblich sind dafür die bevorzugten Einsatzgebiete und Strecken, andererseits aber auch das Gewicht des Fahrers. Je mehr er wiegt, desto höher sollte der Flex ausfallen.

Ein solches Brett, das sich stark biegt, wird aber keine allzu hohen Geschwindigkeiten erreichen. Wer dagegen eher auf das Tempo achtet, kommt zwar mit einem härteren Board schneller voran, kann darauf aber meist viele Manöver nur eingeschränkt ausüben.

Rollen

Maßgeblich beeinflusst werden die Fahreigenschaften neben dem Deck aber gleichfalls durch die Rollen. Hierbei stehen dem Fahrer solche zur Auswahl, die besonders weich sind und dabei ein komfortables Vorankommen ermöglichen.

Demgegenüber können Rollen mit besonderem Grip sprichwörtlich auf dem Untergrund kleben. Sie ermöglichen ein hohes Tempo bei sicherer Spurführung, taugen andererseits aber auch nur bedingt für manch kunstvolle Bewegung. Auch die Länge der Achsen und der daraus resultierende Rollenstand sollte von jedem Skater individuell gewählt werden.

Varianten des Longboards

Das Slalomboard stellt gewissermaßen die etwas verkürzte Form des Longboards dar. Erreicht dieses eine Länge von 90 bis 150 Zentimetern, so ist das Slalomboard meist nur 60 bis 90 Zentimeter lang. Dieses verfügt im Regelfall über weichere Rollen sowie einen Aufbau, der ein sehr dynamisches Fahren erlaubt:

Höhere Geschwindigkeiten und das Vollführen von Bewegungen, Kreisen und Kurven wird oftmals alleine durch den Körpereinsatz des Skaters ermöglicht. Dieser kann folglich ohne hohen Kraftaufwand genussvoll vorankommen.

Auch aus einem herkömmlichen Skateboard kann eine Version des Longboards gefertigt werden. Das bestehende Deck wird dabei lediglich um die weiten Achsen des Letztgenannten erweitert.

Die Räder stehen somit sehr weit nach außen. Das Shlongboard stellt daher nicht nur durch seinen Namen - kombiniert werden die Begriffe "short" und "long" - eine sinnvolle Vereinigung der Elemente des Skate- und des Longboards dar. Allerdings kommt es gerade bei selbst gebauten Brettern meist dann zu Unfällen, wenn die Rollen auf der Achse zu viel Spiel erhalten und gegen das Board stoßen.

Eine eher seltene Variante stellt demgegenüber das Cruiserboard dar. Dieses soll ein bequemes, schnelles, vor allem aber auch sicheres Fahren gewährleisten.

Die Rollen werden dafür etwas größer gewählt und sind stets auch weicher konzipiert. Auf diese Weise kann das Brett selbst auf leicht unwegsamem Untergrund seine Linie halten und oftmals sogar besser vorankommen als das Longboard an sich. Selbst eine Vielzahl an Bewegungen und Manövern ist darauf möglich, wobei sich aufgrund der vergrößerten Räder insbesondere das Sliden etwas schwierig gestalten kann.

Beliebt sind auch Minicruiser. Sie haben weiche Rollen und sind sehr wendig, was sie zu einem idealen Fortbewegungsmittel in der Stadt macht, besonders auch, weil man sie schnell am Rucksack besfestigt hat.

Bei Pintails handelt es sich um die ursprüngliche Form der Longboards. Sie haben einen spitzen Verlauf und erinnern an Surfboards.

Dropthrough Longboards liegen etwas tiefer. Mit ihnen muss man nicht so tief in die Knie gehen wie bei anderen Boards. Sie haben Aussparungen und ermöglichen ein entspanntes Pushen.

Bei Drop-Down Longboards sind die Achsen unter dem Deck fixiert. Eine Kombination aus Dropdown und Dropthrough stellen Double-Drop Longboards dar. Mit diesen lassen sich längere Touren besonders entspannt fahren.

Downhill Longboards bieten einen guten Halt sowie eine gute Laufruhe auf. Einsteiger und Anfänger kommen mit diesen auf ihre Kosten.

Mit Dancer Longboards bekommt man die längsten Boards mit sehr viel Standfläche. Sie werden für diverse Tricks verwendet.

Junge in abgeschnittener Jeanshose fährt Skateboard in einem Park
Junge in abgeschnittener Jeanshose fährt Skateboard in einem Park

Longboard-Fahrtechniken

Für den Skater zählt nur eines: Das Auskosten aller Möglichkeiten seines Boards gilt ihm als beliebteste Beschäftigung. Hierbei kann er unterschiedliche Techniken einsetzen, um die Sicherheit und das Tempo zu erhöhen, ebenso aber einige kunstvolle Bewegungen auszuführen.

Downhill

Wer sich auf dem Longboard bergab bewegt, sollte nicht nur das Fahren an sich beherrschen, sondern auch über eine gute Konzentration verfügen. Bei Geschwindigkeiten, die sich nicht selten der Marke von 100 km/h annähern, können bereits kleinste Unebenheiten der Strecke, aber auch kurz Unachtsamkeiten des Sportlers zu Unfällen führen.

Ein besonders hohes Tempo lässt sich mit der sicheren Abfahrt hingegen meist dann erreichen, wenn sich der Skater in eine tiefe oder sogar gehockte Körperhaltung begibt und auf diese Weise den Schwerpunkt nach unten verlagert. Gleiches ist mit speziellen Speed-Boards möglich, die ausschließlich zum Zwecke der rasanten Fahrt zum Einsatz kommen.

Sliden

Eine weitere Technik liegt im so genannten Sliden. Der Fahrer versucht dabei, dem Board eine Richtungsänderung zu verleihen, es gleichzeitig aber auch in seiner Geschwindigkeit zu verlangsamen.

Dafür verlagert er sein Körpergewicht seitwärts, um ein leichtes Anheben des Bretts auf einer Seite zu bewirken. Die Rollen werden dieses Manöver mitgehen.

Als Faustformel gilt: Je weicher die Rollen gewählt werden und je großzügiger deren Lauf auf der Achse gelingt, desto höhere Geschwindigkeiten können sie erreichen - und desto seltener kommt es zu Unfällen. Wer häufiger slidet, kann sein Longboard also gezielt auf dieses Erfordernis umrüsten und damit die Qualität der Fahrt anheben.

Carven

Sehr auffällig, gleichzeitig aber wirkungsvoll ist die Technik des Carvens. Bei ihr werden sehr enge und vor allem kleine Kurven in kurzen Abständen vollführt.

Es erscheint also, als bewege sich der Fahrer in knappen Schlangenlinien vorwärts. Diese Maßnahme empfiehlt sich vor allem immer dann, wenn die Strecke abfällt und sich daraus bereits genug Schwung für die Fahrt ergibt.

Der Sportler kann durch das Carven die Geschwindigkeit ebenso reduzieren wie kontrollieren. Auf Ebenen ist diese Technik nur begrenzt anwendbar, da hierbei immer wieder das Tempo erneut angefacht werden müsste, sich für die Fahrt selbst aber kein Vorteil ergeben würde.

Cruisen

Im Gegensatz zu vielen anderen Formen der Fortbewegung auf dem Longboard kommt das Cruisen nahezu ohne Einschränkungen aus. Mit ihm wird lediglich das gemütliche Fahren bezeichnet. Dieses kann in unterschiedlichen Techniken und Geschwindigkeiten vorgenommen werden, wird im Regelfall aber ein geschmeidiges Vorankommen ermöglichen.

Nicht selten unternimmt der Fahrer dabei kleine Manöver und Kunststücke, fährt manche großzügige Kurve und genießt die Eigenschaften des Bretts einfach in vollen Zügen. So hält er sich mit dem Standbein auf diesem positioniert und wird lediglich je nach Situation mit dem anderen Bein Schwung holen. Gerade für eine gemütliche Ausfahrt gibt es nahezu keine Alternative.

Dancing

Hat sich das Brett erst einmal in Fahrt gesetzt, so kann der Sportler auf ihm eine Vielzahl an Bewegungen ausführen und damit einen eigenen Stil kreieren. Eine Technik dabei stellt das Dancing dar: Hierbei wird der Skater sich laufend, drehend, springend oder in anderer Form unter Nutzung seines Körpers und der Gliedmaßen auf dem Board in Szene setzen.

Das erfordert natürlich viel Übung - einerseits muss der Leib beherrscht werden, andererseits kann jedes Manöver zu unterschiedlichen Auswirkungen auf das Brett führen. Die Sturzgefahr erhöht sich hierbei also deutlich. Doch wer die Technik beherrscht, dem stehen alle Optionen des genussvollen Fahrens offen.

Long Distance Pumping

Nicht immer ist es dem Fahrer möglich oder wird von diesem gewünscht, ein Bein auf die Erde zu setzen und damit während der Fahrt neuen Schwung zu holen. Diesen kann er ebenso aus den eigenen Bewegungen des Körpers generieren und auf das Brett übertragen. Im Regelfall steht er dazu in leicht gehockter Haltung mit lockeren Knien.

Durch rhythmisches Bewegen der Hüften und dem Vorstoßen des Beckens wird Energie gewonnen. Gleiches ist unter Einsatz der Beine möglich, gestaltet sich dort aber etwas schwieriger. Die Technik ist in jedem Falle leicht zu erlernen und ermöglicht auch Neueinsteigern ein bequemes Fahren.

Freestyle

Bereits der Name lässt erkennen, dass der Skater hierbei nahezu keinen Erfordernissen und Grenzen unterworfen ist. Er kann während der Fahrt unterschiedliche Techniken einsetzen.

Meist wird es sich dabei um Elemente des Fahrens und des Tanzens handeln. Im Vordergrund stehen freilich die besonders kunstvollen Bewegungen auf dem Board.

In eigenen Wertungen unter Freunden oder innerhalb einer Konkurrenz kann sodann anhand bestimmter Kriterien eine Punktzahl vergeben und der Sieger ermittelt werden. Je höher die Herausforderung gewählt wird, desto wahrscheinlicher ist der Triumph. Das Freestyle verlangt dem Fahrer allerdings ein Höchstmaß an Beherrschung über den eigenen Körper und das Brett ab, gestaltet sich mithin also sehr schwierig.

Hippie Jump

Bereits in diversen Techniken wie dem Freestyle oder dem Dancing wird der Fahrer auf seinem Board einige springende Manöver vollführen. Diese bilden wiederum die Grundlage für den Hippie Jump:

Während der Fahrt bewegt sich der Skater auf eine Stange oder ein anderweitiges Hindernis zu. Über dieses springt er hinüber, wobei er mit seinen Füßen das Board komplett verlässt.

Das Brett wiederum bleibt auf dem Boden, bewegt sich dabei aber fort und fährt somit unter der Stange hindurch, die der Sportler springend überquert. Gelingt es ihm, anschließend auf dem Board zu landen und mit diesem weiterzufahren, hat er die Herausforderung bewältigt.

Die Geschichte des Longboards

Das Fahren auf einem Brett hat überraschenderweise seinen Ursprung nicht auf dem harten Untergrund gefunden, sondern wurde in einem weichen Element geboren: Die Urform dieser Sportart stellt das Surfen dar, bei dem auf einem Board sprichwörtlich über die Wellen geritten wird. Dieser Zeitvertreib wurde von einigen Athleten auf das Land übertragen.

Da ein flexibler Boden fehlte, wie ihn die Wellen des Wassers darstellten, musste der Antrieb durch Rollen ergänzt werden. Der Skater stand folglich auf dem Deck, ließ sich Abhänge hinunterrollen, konnte durch das Schwungholen mit dem Bein aber genauso gut auf Ebenen fahren.

Diese seit den 1960er Jahren gemachte Entwicklung betraf im Übrigen zuerst das Longboard, aus dem sich das heute vermutlich bekanntere Skateboard erschuf. Erstgenanntes wies auch optisch die Eigenschaften des Surfbretts auf, war dabei also sehr lang und an einem oder sogar an beiden Enden mit einer Spitze versehen.

Schnell kristallisierten sich einige Formen des Bretts und die daraus resultierenden Einsatzmöglichkeiten heraus. Unterschiedliche Disziplinen, Wettkämpfe und Meisterschaften wurden vornehmlich auf dem amerikanischen und australischen Kontinent ausgetragen, schafften es im Laufe der 60er Jahre aber auch bis nach Europa.

Allerdings ebbte hier der Trend etwas ab. So erlebte zwar gerade das Skateboard in den 70er und 80er Jahren stets einen Aufschwung, der sich bis heute fortsetzte. Speziell das etwas schwieriger zu fahrende Longboard konnte dieses Tempo aber nicht mithalten und geriet zunehmend in Vergessenheit. Erst durch den allgemeinen Aufschwung dieser Sportart in den ausgehenden 90er Jahren und der Zeit nach der Jahrtausendwende hat sich selbst das lange Brett wieder zu einer angesagten Freizeitbeschäftigung und einer vielfach beachteten Sportart fortbilden können.