Höhlenklettern - Merkmale, Möglichkeiten und praktische Tipps
Möchte man sich als Kletterer irgendwann auch an speziellere Touren heranwagen, stellt das Höhlenklettern eine faszinierende Möglichkeit dar. Dabei erforscht man mit besonderer Ausrüstung und Sicherungstechnik verschiedenste Höhlenwelten. Nicht selten haben dadurch leider aber auch schon einige Höhlen stark leiden müssen. Informieren Sie sich über die Merkmale und Möglichkeiten des Höhlenkletterns, und holen Sie sich praktische Tipps.
Höhlenklettern - Generelle Merkmale und Bereiche
Das Höhlenklettern beschreibt das Fortbewegung durch spezielle Klettertechnik in einer Höhle. Neben der speziellen Technik spielt auch eine besondere Ausrüstung eine entscheidende Rolle.
Während man das Höhlenklettern häufig im Bereich des Sports ansiedelt, wird es vor allen Dingen - wie das Höhlentauchen - auch zur Höhlenerforschung betrieben. Dabei handelt es sich um die so genannte Speläologie. Geklettert wird in dem Fall, um zu Teilen der Höhle zu gelangen, die anderweitig nicht zu erreichen sind.
Das Besondere am Höhlenklettern stellt natürlich die außergewöhnliche Umgebung dar. So finden sich hier Stalaktiten, versteinerte Muscheln und Farne sowie Fledermäuse.
Für Kletterer gibt es neue Herausforderungen, wie etwa
- rutschiges Gestein
- nasse Wände
- schmale Gänge und
- enge Spalten.
Höhlenwandern
Abzugrenzen ist das Höhlenklettern vom so genannten Caving, dem Höhlenwandern. Dabei werden Höhlen als Hobby oder Sport begangen - die Erforschung steht dabei nicht im Vordergrund.
Im Laufe der Zeit wurde das Höhlenwandern jedoch mehr und mehr zum Extremsport. So kommen hin und wieder auch andere Bereiche zum Tragen, etwa ein Orientierungstraining, das Tauchen oder auch das Übernachten in der Höhle.
Beim Begehen einer Höhle sollte man darauf achten, möglichst keinen Schaden zu hinterlassen. Es gibt besondere Leitlinien, die zu berücksichtigen sind. Dazu gehört,
- nichts in der Höhle liegen zu lassen
- von dort nichts mitzunehmen und
- nichts zu zerstören.
Des Weiteren gibt es einige wichtige Vorsichtsmaßnahmen, die der eigenen Sicherheit dienen. So gilt es,
- sich über das einen möglichen steigenden Wasserspiegel zu informieren
- jemandem über die Begehung erzählen, dazu gehört auch der Zeitpunkt der Rückkehr
- für eine passende Ausrüstung zu sorgen
- für eine angemessene Bekleidung zu sorgen
- sicher zu stellen, dass man den Rückweg findet
Die Einseiltechnik bei der Speläologie
Wer in einer Höhle klettert, wird auf besondere Klettertechniken zurückgreifen müssen. Besonders im Bereich der Höhlenforschung nutzt man die so genannte Einseiltechnik.
Mithilfe dieser Technik können auch vertikale Strecken, etwa Schächte, erreicht werden. Hochwertigste technische Hilfsmittel kommen dabei zur Anwendung, da die Sicherheit hier an erster Stelle steht - und aufgrund von Lehm sowie Nässe auch am ehesten gefährdet ist. Anders als beim sportlichen Klettern wird hier jedoch nicht darauf abgezielt, einen bestimmten Punkt durch eine schwierige Route zu erreichen; stattdessen geht es darum, Zeit zu sparen und sicher an ein Ziel zu gelangen.
Man unterscheidet mehrere Aufstiegsmöglichkeiten. Am weitesten verbreitet ist die Froschtechnik. Dabei wird mit Steigklemmen aufgestiegen. Bei Nichtbelastung können sie nach oben geschoben werden, bei Belastung erfolgt eine Festklemmung am Seil.
Mithilfe von Fußschlingen, die man an beiden Steigklemmen befestigt, kann man auf diese Weise hochsteigen. Alternativ wird eine Klemme am Brustgurt und eine an beiden Füßen befestigt - bei dieser Technik, die so genannte Raupentechnik, können beide Beine gleichzeitig zur Kraftausübung genutzt werden. Zum Einsatz kommen so genannte Speleo-Seile, die sich so gut wie nicht dehnen.
Voraussetzungen und Spezial-Ausrüstung
Höhlen üben seit jeher eine ganz spezielle Faszination auf den Menschen aus. Einerseits wecken sie eine unbändige Neugier, andererseits können sie jedoch auch durchaus angsteinflößend sein.
Höhlenkletterer genießen diese explosive Mischung. Sie erkunden die Höhlen, wie man es vom Boden aus niemals tun könnte und haben dabei ständig die Gefahr im Nacken. Daher benötigen sie auch eine ganz spezielle Ausrüstung, die man bei Sportkletterern und Alpinisten beispielsweise überhaupt nicht findet.
Fachkenntnisse
Der Höhlenkletterer bewegt sich an Wänden und Felsen, die wahrscheinlich noch nie die Sonne gesehen haben. Ihre Konsistenz ist daher nicht mit normalem Gestein zu vergleichen, wie man es aus dem Gebirge kennt. Der wichtigste Ausrüstungsgegenstand eines Höhlenkletterers ist daher sein Wissen.
Nur wer auch im Dunkeln in der Lage ist, sichere Griffe und Standmöglichkeiten zu finden, wird beim Höhlenklettern Erfolg haben. Ein Einsteigerkurs ist eine gute Möglichkeit, den Sport ein wenig näher kennenzulernen; wer wirklich etwas lernen möchte, sollte sich jedoch lieber von einem erfahrenen Profi persönlich ausbilden lassen.
Helmpflicht
Nur mit Wissen allein lässt sich natürlich keine Höhle erkunden. Bei Führungen in Bergwerken müssen die Besucher meist zwangsweise alle einen Helm tragen, weil stets die Gefahr herunterfallender Gesteinsbrocken besteht.
Steigt man an den porösen Wänden gar empor, so erhöht sich diese Gefahr natürlich noch zusätzlich. Ein Höhlenkletterer sollte eine Höhle daher niemals ohne Spezialhelm betreten, geschweige denn darin klettern.
Kletterseil und Abseilgerät
Die wenigstens Kletter fangen sofort mit dem Höhlenklettern an, sie versuchen sich meist erst an "normalen" Wänden und spezialisieren sich dann auf die Begehung von Höhen. Allerdings sollte man nicht versuchen, aus Kostengründen das bereits vorhandene Einfachseil auch in der Höhle zum Einsatz zu bringen.
Durch die permanente Feuchtigkeit und das besondere Klima benötigt man auch spezielle Seile, die so angefertigt und behandelt wurden, dass sie den Bedingungen des Höhlenkletterns trotzen. Zusätzlich zu dem Seil benötigt man auch ein Abseilgerät, das automatisch blockiert und so Stürze abfangen kann. Zum Aufsteigen sind außerdem einige Steigklemmen nötig.
Hüft- und Sitzgurte
Besitzt man bereits Hüft- und Sitzgurte, so kann man diese auch für das Höhlenklettern verwenden. Allerdings sollte man darauf achten, dass die Stücke von wirklich guter Qualität sind und noch nicht zu stark beansprucht wurden.
Die Ausrüstung für die Einseiltechnik
Neben den erwähnten Speleo-Seilen kommen bei der Einseiltechnik noch weitere besondere Ausrüstungsgegenstände zur Anwendung. Zu den Basics gehören in diesem Zusammenhang
- das Sicherungset (Cowtail)
- Fußschlingen
- Steigklemmen
- ein Abseilgerät
- ein Sitzgurt und
- ein Brustgurt.
Empfehlenswerte Orte zum Höhlenklettern
Zum Klettern ins Ausland? Warum eigentlich nicht? Höhlenkletterer haben häufig das Problem, dass sie einfach keine schönen Locations für die Ausübung ihres Sports finden.
Irgendwann ist jede größere Höhle einmal erkundet, so dass der Spaßfaktor mit der Zeit immer geringer wird. Spätestens dann lohnt es sich, über einen Kletterurlaub in einem anderen Land nachzudenken.
Naturschutz
Höhlenklettern ist in Deutschland sehr populär. Aufgrund dieser Beliebtheit gibt es immer häufiger Probleme mit dem Naturschutz. Höhlen sind faszinierende und erhaltenswerte Phänomene, weshalb sich die Behörden einschalten, sobald ein Gebiet einfach zu stark frequentiert ist.
Nicht selten sieht man Höhlen, die von Kletterern fast komplett zerstört wurden. Die Wände sind abgenutzt und von Löchern übersät. Manche davon sehen aus, als hätte man sie direkt aus einer Kletterhalle entnommen.
Durch diese Veränderung des Gesteins ist die Statik der Höhle in Gefahr. Stoppt man den Klettertourismus nicht rechtzeitig, so besteht Einsturzgefahr.
Möglichkeiten im Ausland
In anderen Ländern der Erde hat man jedoch vom Höhlenklettern noch so gut wie überhaupt nichts gehört. Deshalb gibt es hier auch zahlreiche Höhlen, die dank ihrer Naturbelassenheit ein wahres Paradies für jeden Kletterer darstellen.
Wer ans Meer fährt oder an einen großen See, hat zudem die Möglichkeit, direkt aus dem Boot aufzusteigen. Das ist nicht nur ein faszinierendes Erlebnis, es ist auch sehr beruhigend zu wissen, dass das Wasser den eigenen Körper im Falle eines Sturzes auffängt. Natürlich sollte man vorher sicherstellen, dass das Wasser an der jeweiligen Stelle auch tief genug ist.
Anlaufstellen für Informationen
Man kann jedoch auch im eigenen Land schöne Höhlen zum Klettern finden. Informationen erhält man zum Beispiel bei Kletterverbänden und Wandervereinen.
Diese Institutionen sind darum bemüht, den Ansturm der Kletterer gleichmäßig zu verteilen, so dass die Natur keinen Schaden nimmt. Für den Kletterer selbst bedeutet dies, dass er in der Höhle nicht Schlange stehen muss wie an einer Supermarktkasse.
Höhlenführer
Auch der Kauf eines Höhlenführers lohnt sich durchaus. In solchen Büchern erfährt man nicht nur allerlei Wissenswertes über die einzelnen Höhlen, man wird auch darüber informiert, welche davon öffentlich zugänglich und zum Klettern freigegeben sind. Populäre Kletterführer sind zwar ebenfalls hilfreich, man sollte sich jedoch vor Augen halten, dass man hier weniger auf heiße Geheimtipps, sondern eher auf etwas überlaufene Höhlen stoßen wird.
Beispiele
Zu den empfehlenswerten Zielen, an denen man dem Höhlenklettern nachgehen kann, zählen beispielsweise
- die Fränkische Schweiz
- das Elbsandsteingebirge
- die slowenischen Karsthöhlen
- die "Majlis al Jinn" (Höhle der Geister) im Oman
Zum Thema Sicherheit
Als Laie meint man oft, Klettern wäre überall dort möglich, wo es auch Felsen gibt. Tatsächlich schwindet die Zahl der begehbaren Wände jedoch Tag für Tag.
Einige Stellen werden zugunsten des Umweltschutzes für Kletterer geschlossen, andere wiederum sind schon so verbraucht, dass sie zu gefährlich für die Öffentlichkeit sind. Beim Höhlenklettern ist es noch eine Spur extremer; die Suche nach einer sicheren Höhle sollte daher mit Bedacht vorangetrieben werden.
Risiken bewusst machen
Wenn eine Felswand so abgenutzt ist, dass sie zum Klettern nicht mehr taugt, so macht sich das häufig durch Steinschläge und auffällig häufige Stürze bemerkbar. Das Gestein in einer Höhle ist jedoch viel tückischer, da man nicht nur mit der Wand selbst, sondern auch mit der Höhlendecke zu kämpfen hat.
Nicht selten stürzen Höhlen ohne Vorwarnung einfach in sich zusammen. Als Höhlenkletterer hängt das eigene Leben daher stark von einer sorgfältigen Vorbereitung ab.
Trotzdem gilt: eine absolut sichere Höhle gibt es nicht. Wer diesem Sport also unbedingt nachgehen möchte, muss sich auch der möglichen Konsequenzen bewusst sein.
Beschaffenheit der Höhle
Mit dem bloßen Auge lässt sich meist nicht erkennen, ob eine Höhle sicher ist oder nicht. Das liegt zum einen daran, dass das Gestein von außen nicht erkennen lässt, wie es um seine Statik bestellt ist, zum anderen aber auch an der durchdringenden Dunkelheit einer Höhle. Selbst mit Taschenlampen oder starken Flutlichtstrahlern kann man das Gestein nicht vollends ausleuchten, einige Schatten bleiben immer zurück.
Recht gute Erkenntnisse über die Beschaffenheit einer Höhle gewinnt man durch Gesteinsproben. Im Labor kann genau untersucht werden, wie porös und spröde das Gestein ist. Allerdings sind hierbei vor allem Proben aus der Höhlendecke interessant und um an diese zu gelangen, muss in der Regel eine "blinde" Kletterpartie veranstaltet werden.
Anlaufstellen
Allerdings sieht man recht selten Hobbykletterer, die Gesteinsproben aus eben entdecken Höhlen nehmen. Diese Aufgaben übernehmen Vereine und Verbände, die die jeweiligen Höhlen dann auch entweder sperren oder zum Klettern freigeben.
Bei der Suche nach einer geeigneten Höhle helfen vor allem die NaturFreunde e.V. und auch der Deutsche Alpenverein. Beim Klettern im Ausland wendet man sich am besten ans Fremdenverkehrsamt, um die entsprechenden Vereine und Institutionen dort ausfindig zu machen.