Bungee Jumping - Merkmale, Ablauf und Varianten
Bungee Jumping ist eine Extremsportart, bei der der Sportler mit den Füßen an einem Seil befestigt ist und von einem hohen Bauwerk in die Tiefe springt. Extrem sind auch die Kräfte, die auf den Springer wirken. Die Elastizität des Seiles sorgt dafür, dass der Springer mehrfach auf und nieder federt, bis er letztendlich auspendelt. Lesen Sie über die Merkmale, den Ablauf und verschiedene Varianten des Bungee Jumpings.
Bungee Jumping: Merkmale und Ablauf
Das Bungee Jumping ist eine Extremsportart, bei welcher der Springer kopfüber von einer Absprungplattform oder einem hohen Bauwerk springt. Um den Fall kurz vor Erreichen des Untergrundes abzubremsen, ist er mit einem gummiartigen Seil gesichert, dem so genannten Bungee-Seil.
Das Bungee Jumping findet seit Jahren wachsenden Anklang. Kein Wunder, denn bei kaum einer anderen Sportart ist der Nervenkitzel so groß. Doch eine gehörige Portion Mut gehört schon dazu, denn beim Bungee Jumping geht es wahrlich hoch hinaus.
Mit seliger Ruhe besteigt man die Höhe, die von unten noch wenig schwindelerregend aussieht. Einige Minuten später steht man zum ersten Mal auf dieser Plattform und lässt sich den Wind um die Nase wehen. Während einem der Lehrer das Gummiseil um den Körper legt, der Wendepunkt - plötzlich schießen tausend Ängste durch den Kopf.
Wird das Seil mein Gewicht halten? Wird mir im freien Fall nicht fürchterlich übel und mein Körper beim Abfedern nicht in hundert Teile zerspringen? Der Lehrer erklärt noch einmal, dass die Gefahr einer gefährlichen Verletzung sehr gering und ein Reißen des Seils fast unmöglich ist.
Dann erzählt er noch irgendwas von einem Überdehnungsschutz, der im Falle eines Zerreißens des Gummiseils das Körpergewicht abfängt. Doch während er Mut einflößen will, drängt sich die Frage in das Bewusstsein, wieso man sich überhaupt zu einem Sprung aus der Höhe hat hinreißen lassen.
Und die Erinnerung bringt ans Licht, dass es die Aussicht auf die einmalige Freiheit und das faszinierende Erlebnis der Schwerelosigkeit war, die einen Großteil der Bedenken zerstreute. Die Bilder von springenden Rentnern und die Versicherung, dass eine durchschnittliche körperliche Fitness Voraussetzung genug ist, zerstreute auch das letzte Bedenken und schürten die Vorfreude auf den ersten Bungeesprung.
Augen zu und durch
Nun gut, jetzt einen Rückzieher machen, geht nicht. Immerhin hat man das Ereignis an die große Glocke gehängt und muss sich nun vor neugierigen Blicken beweisen.
Also einfach fallen lassen und dabei bloß nicht nach unten sehen. Und kaum ist der Gedanke zu Ende gedacht, da geben die Knie nach und man fällt.
Augenblicklich stellen sich die Nackenhaare auf und das Adrenalin pocht in den Schläfen. Mit 100km/h rast man dem Boden entgegen, und bevor man über diesen Umstand ins Fürchten geraten kann, wird man auch schon im Fall ausgebremst und nach oben geschleudert.
Dann in dem Moment, in dem es wieder der Erde entgegengeht, der versprochene Augenblick der Schwerelosigkeit. Es ist berauschend.
Ein paar Sekunden später hat man wieder festen Boden unter den Füßen und kann es kaum fassen: Man hat sich überwunden, seine Angst besiegt. Der Stolz ist unbeschreiblich. Und so schnell, wie die durchstandenen Ängste vergessen sind, steht der Beschluss, dass das Erlebnis bald wiederholt werden muss.
Körperliche Abläufe und medizinische Risiken
Der Bungee-Sprung unterteilt sich in unterschiedliche Phasen.
Vermehrte Ausschüttung von Stresshormonen
Nach dem Absprung befindet sich der Springer zunächst im freien Fall. Sein Körper erlebt eine sehr starke Beschleunigung, gleichzeitig ist ein deutlicher Anstieg des Stresshormons Adrenalin zu verzeichnen.
Der Normalwert des Körpers wird dabei um das 7-fache übertroffen. Solchen Situationen ist der menschliche Kreislauf sonst nur in extremen Gefahren- und Stressphasen ausgesetzt.
Anstieg des Blutdrucks
In diesem Moment wirkt das körpereigene Hormon als eine Art Droge. Als Reaktion auf diesen Zustand steigt der Blutdruck enorm. Besonders im Kopf sammelt sich ein großes Blutvolumen an, wodurch es zu Einblutungen in den Glaskörper des Auges kommen kann.
Diabetiker sind besonders gefährdet. Als Folgeschäden können Netzhautablösungen entstehen. Auch Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Bluthochdruck wird aus diesem Grunde das Springen am Bungee-Seil abgeraten.
Anstieg der Produktion von Glückshormonen
Gleichzeitig steigt aber auch die Produktion der Glückshormone, also der Endorphine. Die Kombination von Adrenalin und Endorphin versetzt den Körper in einen rauschähnlichen Zustand, den "Flow". In diesem Moment hat der Sportler tatsächlich das Gefühl des Schwebens, eins zu sein mit seiner Bewegung.
Genau diesen Zustand sucht der Springer, wenn er sich auf die Absprungplattform begibt. Ähnliches berichten auch andere Extremsportler, wenn sie sich in einer bestimmten Phase befinden, Marathonläufer beispielsweise, nachdem sie den typischen Tiefstpunkt überwunden haben.
Das Abbremsen und der Rebound
Kurz vor dem Erreichen des Untergrundes dehnt sich das Seil bis zu seinem Maximum und bremst den Körper ab. Dies kann knapp über dem Boden oder aber einer Wasserfläche sein.
Auch ein kurzes Eintauchen in das Wasser ist möglich. Gleich darauf wird der Körper durch die Elastizität des Gummibandes wieder in die Höhe katapultiert. Dies ist die Rebound-Phase.
Enorme Belastung für Bandscheibe, Wirbel und Co.
Der Körper, insbesondere die Wirbelsäule, ist in diesem Moment des Phasenwechsels extremen Kräften ausgesetzt. Fachleute sprechen von einer peitschenartigen Bewegung. Bandscheiben, Lenden- und Halswirbel werden enorm beansprucht.
Verletzungen in Form von Schleudertraumata und Bandscheibenvorfällen können nicht ausgeschlossen werden. Der Rebound bringt den Springer erneut in die Phase des freien Falls, bis das Seil auspendelt.
Risikogruppen und Voraussetzungen
Es gibt einige Personengruppen, die auf das Bungee Jumping verzichten sollten. Zu diesen zählen Menschen
- mit Problemen an der Halswirbelsäule
- mit Thrombose
- mit Herzschrittmacher
- mit deformiertem Skelett
- mit Gründem Star
- mit Epilepsie
- mit psychischen Erkrankungen
- mit Bluthochdruck
- mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und
- die vor kurzem eine Schädelverletzung erlitten haben.
Auch Schwangere gehören zu den Risikogruppen. Senioren müssen ein ärztliches Attest vorlegen, dass sie über die erforderliche körperliche Verfassung verfügen.
In der Regel sind Bungee Sprünge ab 16 Jahre möglich. Wer allerdings noch nicht 18 ist, braucht die Einverständniserklärung der Eltern bzw. Erziehungsberechtigten.
Neben einer normalen physische Gesundheit spielt auch das Gewicht eine Rolle: mindestens 50 Kilogramm sollte man auf die Waage bringen. Mehr als 120 Kilogramm sollten es wiederum nicht sein.
Bei einem Tandemsprung dürfen beide Teilnehmer zusammen nicht mehr als 165 Kilogramm wiegen. Auch hier gilt die Regel: Personen, die unter 50 Kilogramm wiegen, dürfen nicht springen.
Was die Kleidung angeht, so sollte diese bequem und sportlich ausfallen. Auf Röcke und Kleider sollte am besten verzichtet werden. Die Schuhe sollten knöchelfrei sein und eine flache Sohle aufweisen; Stiefel sind ungeeignet, da ansonsten das Gurtzeug nicht angebracht werden kann.
Häufig wird der Bungeesprung mit einem Eintauchen ins Wasser, dem Dip-In kombiniert. Dementsprechend empfiehlt es sich, Wechselkleidung mitzunehmen.
Mögliche Risiken und Richtlinien
Handelt es sich um einen Extremsport, besteht in der Regel auch immer eine Gefahr für den ausübenden Sportler. Im Fall des Bungeespringens können dessen Gesundheit und Leben gefährdet werden.
Möglich ist beispielsweise ein technisches Versagen, bei dem das Seil reißt. Dies kann auf
- chemische Einflüsse, die auf das Seil einwirken
- zu langen Gebauch oder
- eine falsche Lagerung
zurück zu führen sein. Dass ein Seil reißt, kommt jedoch sehr selten vor. Mittlerweile verfügen die Bungee-Seile auch über einen Überdehnungsschutz aus Kunstfasern, dessen Anbringung parallel zum Seil aus Gummi verläuft. Im Falle eines Risses muss der Springer mit einem harten Ruck rechnen, wird aber von einem Absturz bewahrt.
Zu Unfällen kann es zudem durch Fahrlässigkeit kommen. Zu den Ursachen für Unglücksfälle, die teils auch ein tödliches Ende hatten, zählen
- vertauschte Seile
- zu lange Seile
- nicht ordnungsgemäß verschlossene Karabinerhaken oder
- nicht ausreichend gesicherte Gurte.
Herkunft und Varianten
Das Bungee Jumping geht auf das regelmäßig zelebrierte Ritual der Lianenspringer von Pentecôte zurück, bei dem die Springer ihre Männlichkeit unter Beweis stellen.
Der dafür notwendige Sprungturm wird von ihnen selbst nach festen religiösen Regeln errichtet. Als Sicherungsseil dient eine Liane, die am Körper des Springers befestigt wird.
In den 70er Jahren wurde in Oxford versucht, diese Sprungtechnik in eine Sportart abzuwandeln. Aus Gründen der Sicherheit ging man dazu über, entsprechende Tests mit einem Gummiband durchzuführen.
1979 gab es den ersten Bungee-Sprung von einer Brücke. Fast 10 Jahre dauerte es, bis der erste Sprung vom Eiffelturm gelang.
Kurz darauf kamen immer neue Variationen des Bungee Jumpings hinzu. Selbst Helikopter werden als Absprungmöglichkeit eingesetzt, um den Springern noch mehr Nervenkitzel zu bieten.
Rocket-Bungee
Rocket-Bungee: Beim Rocket-Bungee wird der Springer durch Gewichte auf dem Boden gehalten; werden diese losgelassen, wird der Bungee-Jumper in die Höhe katapultiert.
Inzwischen ist es nicht unüblich, für solcherlei Extremsportereignisse Kräne aufzustellen, die als Absprungplattform genutzt werden. Normalerweise wird beim Bungee Jumping kopfüber in die Tiefe gesprungen.
Es gibt aber auch so genannte Rocket-Bungee-Sprünge, bei denen der Springer auf dem Boden steht und zunächst mit einem Gewicht fixiert wird. Wird die Verbindung zwischen Springer und Gewicht aufgehoben, schnellt das Bungee-Seil mit dem Springer wie eine Rakete in die Höhe. Eine spezielle Seilführung vor dem Spannen sorgt dafür, dass ein Zusammenstoß des Springers mit dem Kran vermieden wird.
Sling-Shot
Statt eines Sprungkorbes kann auch eine Bungee-Kugel verwendet werden, die zwischen zwei Masten befestigt ist. Der Springer, der in der Kugel sitzt, wird nicht nur in die Höhe katapultiert, sondern ebenfalls im Kreis gedreht. Diese Art des Springens nennt sich Sling-Shot.
Figuren- und Tandemsprünge
Andere Unterscheidungsmöglichkeiten sind die verschiedenen Arten der Seilbefestigung. Wird sie an den Füßen des Springers fixiert, bestehen weniger Sprungvariationen, als wenn bei der Befestigung an den Hüften. Dann nämlich kann der Springer unterschiedliche Figuren springen. In Abwandlung zum Einzelsprung ist beim Tandem-Sprung auch das Springen zu zweit möglich.
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