Base Jumping - Merkmale, Beweggründe und Geschichte

Sich von hohen Gebäuden vom Dach stürzen, mit dem Fallschirm in der Hand, der möglichst spät von sich geworfen wird um sich zu öffnen, klingt schon wagemutig genug für den Normalsportler. Wenn man bedenkt, dass die Thermik und das Verhalten darauf, genauso wie das zeitgenau notwendige Auswerfen des Fallschirms ebenso über Tod und Leben entscheiden kann, dann wird die Extremsportart Base Jaumping kaum noch für jemand interessant klingen - es sei denn, man ist Extremsportler oder Adrenalin-Junkie. Lesen Sie alles Wissenswerte über das Base Jumping.

Von Viola Reinhardt

Base Jumping - Merkmale und Beweggründe

Base Jumping bedeutet hauptsächlich, sich von einer festen Position aus mit einem Fallschirm in die Tiefe zu stürzen. Durch die Gegenstände von denen gesprungen wird, leitet sich auch der Name "Base-Jumping" ab. Die Buchstaben stehen jeweils für

  • Building (Gebäude)
  • Antenna (z.B. Antennenmast)
  • Span (Brücke, Gewölbe) und
  • Earth (Felsen und alle anderen natürlichen Absprungmöglichkeiten).

Zum Springen werden nicht nur eine geeignete Ausrüstung, sondern auch ein spezieller Fallschirm oder ein Wingsuit benötigt. Im Gegensatz zum Fallschirmspringen aus großer Höhe muss der Jumper beim Objektspringen häufig auf den Reservefallschirm verzichten.

Namensherkunft:

  • Building
  • Antenna
  • Span
  • Earth

Das Wichtigste allerdings ist ein geeigneter Absprungort, ein Objekt mit ausreichender Höhe. Die Rechtslage unterscheidet sich von Land zu Land deutlich. Während Felswände beispielsweise in der Schweiz und in Italien genutzt werden dürfen, ist diese Sportart anderenorts streng verboten.

In vielen Regionen muss eine vorherige Erlaubnis eingeholt werden. Auch in Deutschland ist das Base Jumping genehmigungspflichtig.

Nicht nur die Zustimmungen von Gebäude- und Landeplatzeigentümern müssen vorliegen, sondern ebenfalls ein Geländegutachten. Der Jumper benötigt eine Ausrüstung, die dem Regelwerk des Vereins Deutscher Objektspringer entspricht sowie eine entsprechende Haftpflichtversicherung.

Den Fallschirm möglichst spät zu öffnen, hat nicht nur einen beliebten Reiz bei Base Jumpern, ebenso hat es einen elementaren Sinn. Denn je länger man am Fallschirm hängt, umso mehr ist man den Begebenheiten der Thermik ausgesetzt, die speziell zwischen Gebäuden kaum einzuschätzen ist, und einen deswegen ohne Chance an die nächste Hauswand treiben kann. Dabei kann sich der Fallschirm verwickeln und der Sturz in die Tiefe beginnt.

Beim Base Jumping aus relativ niedrigen Sprunghöhen werden keine Ersatzfallschirme benutzt, da keine Zeit verbleibt, diese zu öffnen, nachdem man festgestellt hat, dass der Hauptschirm sich nicht öffnet. Daraus sollte klar ersichtlich sein, wie notwendig das späte Öffnen und das möglichst kurze Verweilen in der nötigen Thermik sind.

Pro und Contra

Das Base Jumping ist eine Extremsportart mit tödlichen Risiken, die für die einen bedeutet, besser die Finger davon zu lassen, aber wiederum für andere, es gerade deswegen zu machen. Man muss nicht lebensmüde sein, um diese Sportart zu mögen.

Warum es Adrenalin-Junkies machen, sollte auch klar sein. Den Extremsportlern geht es um die Herausforderung, den sportlichen Reiz, wenn auch der Kick bei vielen mit Sicherheit eine ebenso tragende Rolle spielt.

  • Das Gefühl beim Überspringen der Kante
  • der freie Fall
  • das Abpassen des richtigen Moments, um den Fallschirm zu öffnen und
  • das sichere Landen

wird unter Garantie ein erhebendes Gefühl sein. Angesichts dessen, dass dabei das Leben auf dem Spiel steht, ist es allerdings für viele weniger verständlich, weswegen über solche Extremsportarten gerne debattiert wird.

Für die eingeschworenen Vertreter Ihrer Meinung, ist eine Argumentation sowieso nur verschwendete Zeit. Für alle anderen soll gesagt sein, dass das Leben keiner Wahrscheinlichkeitsrechnung entspricht und man deswegen genauso beim Treppenlaufen vom Tod ereilt werden kann, unabhängig von dessen Wahrscheinlichkeit.

Eine Entscheidung darüber, ob es nun richtig oder falsch ist, kann allein schon wegen den verschiedenen Glaubensgründen nicht gefällt werden. Ganz abgesehen davon, wird man die Willigen eh nicht davon abhalten können. Und nur weil dessen Meinung nicht konform mit der eigenen ist, sollte man dennoch die Ansicht des anderen nicht gleich als verwerflich betrachten, sondern als mögliche Wahrheit tolerieren.

Denn keiner weiß über das Leben wirklich Bescheid; wir glauben bisher nur und so tun es auch die Base Jumper: Glauben, dass trotz dem Kick alles gut gehen wird.

BASE-Jumper im Wingsuit springt von einer Klippe
BASE-Jumper im Wingsuit springt von einer Klippe

Vorbereitungsmaßnahmen und rechtliche Aspekte

Man sollte bei so einem gefährlichen Sport nicht nach Lust und Laune loslegen. Profis raten dazu, 2 bis 3 Jahre intensiv zu trainieren, bis man schließlich den ersten Sprung wagt. Auch sollte man vorher mindestens 200 Fallschirmsprünge absolviert haben.

Auch wenn beim Fallschirmspringen die Höhe des Absprungs wesentlich höher ist, gilt dieser Sport nicht als ganz so gefährlich wie Base-Jumping. Der Grund hierfür ist nicht nur der Sicherheitsfallschirm, sondern auch, dass der Springer den starken Aufwind zur Stabilisierung nutzen kann.

Genehmigung Basejumper benötigen die Zustimmung des Ge-bäudeeigentümers und ein Geländegutachten.

Außerdem wird er von diesem Aufwind praktisch getragen. Beim Base-Jumping ist durch die geringe Höhe nicht genug Aufwind vorhanden, um den gleichen Effekt zu erzielen.

Auch kann man Fallschirmspringen nicht mal eben so auf eigene Faust unternehmen. Beim Base-Jumping hingegen gibt es immer wieder Tote, da Anfänger sich überschätzen und die Gefahren nicht ernst nehmen.

Wenn man sich also entschließt, einen Base-Jump durchführen zu wollen, sollte man sich ausreichend Zeit zur Vorbereitung lassen. Kurz vor dem Sprung ist vor allem der Ausrüstung höchste Aufmerksamkeit zu widmen, um so Verletzungen oder sogar Tod durch Materialfehler zu vermeiden.

Gesetzeslage

Vor einem Sprung sind aber auch rechtliche Fragen zu klären. In jedem Land gibt es unterschiedliche Gesetze zum Base-Jumping. In Deutschland ist Base-Jumping generell gestattet.

Allerdings muss vorher eine Erlaubnis des Besitzers des Gebäudes etc., von welchem gesprungen werden soll, eingeholt werden, sowie die Erlaubnis vom Besitzer der Fläche, auf der gelandet wird. Dies muss schriftlich erfolgen.

Ein Überblick über die rechtliche Lage in anderen Ländern:

  • In Dubai können Strafen, aber auch Ausweisungen von Touristen erfolgen
  • In Norwegen, Frankreich, Italien und der Schweiz kann man - zumindest in bestimmten Regionen - ohne Genehmigungsverfahren springen
  • In den USA sprechen meistens versicherungsrechtliche Gründe gegen das Springen; zu den Sanktionen zählen sowohl hohe Geldstrafen als auch Haftstrafen

Die Geschichte des Objektspringens

Beim Base Jumping springt der Sportler mit dem Fallschirm von einem feststehenden Objekt. Deswegen ist er auch unter der Bezeichnung Objektspringer bekannt. Als Alternative zum Fallschirm ist auch ein Wingsuit möglich.

13. Jahrhundert

Die Geschichte des Fallschirmspringens begann wahrscheinlich im 13. Jahrhundert. Chinesische Artisten sollen in ihren Vorführungen mit Seide bespannte Konstruktionen benutzt haben, um nach ihren Turmsprüngen sicher zu landen.

So berichten es die Tagebücher des Marco Polo. Eindeutig belegen lässt sich diese Aussage jedoch nicht. Als Motivation dürfte bei den Artisten nicht das Gefühl des freien Falls, sondern der Unterhaltungsfaktor des Publikums eine Rolle gespielt haben.

17. Jahrhundert

Im 17. Jahrhundert sprang der Kroate Faust Vrancic mit einem tuchbespannten Holzrahmen vom Glockenturm des Martinsdoms in Bratislava. Hierüber wurde Zeugnis geführt.

Vrancic war Gelehrter und Pionier in der Entwicklung des Fallschirmes. Im Gegensatz zum heutigen Objektspringen gab es allerdings keine Alternative, wollte man den freien Fall erleben. Geeignete Luftfahrzeuge standen als Absprunggelegenheit noch nicht zur Verfügung.

60er Jahre bis heute

  • In den 60er und 70er Jahren dienten den Objektspringern Felswände als Absprungplätze,
  • 1975 sprang Owen Quinn vom World Trade Center
  • In den frühen 80ern gelang es Carl Boenish und seiner Frau Jean, von Brücken, Antennen, Felsen und Hochhäusern zu springen.

Aus den englischen Begriffen dieser Absprungorte ergab sich die Bezeichnung "Base". 1982 gab es den ersten Base Jump in Deutschland. Inzwischen ist das Base Jumping eine bekannte Alternative zum Fallschirmspringen, die eine Menge Anhänger gefunden hat.