Die Enthaltsamkeit in der Kultur und Religion und Tipps, wie man länger enthaltsam bleiben kann

Manche Menschen ziehen es vor, ein Leben ohne Sex zu führen und entscheiden sich für Enthaltsamkeit. Lange enthaltsam zu bleiben ist jedoch nicht immer ganz einfach.

Von Jens Hirseland

Mögliche Gründe für Enthaltsamkeit

Obwohl Geschlechtsverkehr in der heutigen Gesellschaft einen hohen Stellenwert genießt, gibt es auch Menschen, die sich dennoch bewusst für sexuelle Abstinenz entscheiden. Das kann verschiedene Gründe haben:

  1. Enthaltsamkeit ist ein absolut sicheres Mittel, um eine ungewollte Schwangerschaft oder unangenehme Geschlechtskrankheiten zu vermeiden.

  2. Bei anderen Menschen spielen Glaubensgründe eine Rolle. So möchten sie keinen Sex vor der Ehe und warten daher lieber, bis sie den richtigen Partner gefunden haben. In der römisch-katholischen Kirche sind Priester, Mönche und Nonnen sogar dazu verpflichtet, ein enthaltsames Leben zu führen.

  3. Einige Menschen sehen in sexueller Enthaltsamkeit auch ein Mittel, um sich selbst zu bestrafen, andere wiederum haben Angst vor Geschlechtsverkehr oder interessieren sich überhaupt nicht für Sex.

  4. Auch gesundheitliche Gründe können sexuelle Enthaltsamkeit bedingen. In diesem Fall ist die Abstinenz jedoch unfreiwillig.

  5. In manchen Fällen dient sexuelle Enthaltsamkeit auch dazu, den Wunsch nach einem Kind zu erfüllen. So kommt es in dem Zeitraum der Enthaltsamkeit beim Mann zur erhöhten Produktion von Spermien, wodurch sich dann später beim Geschlechtsverkehr die Chancen auf eine Schwangerschaft vergrößern. Das Gleiche gilt vor einer künstlichen Befruchtung.

Die Enthaltsamkeit in der Kultur und Religion

In Religionen wie dem Christentum oder dem Islam gilt Keuschheit als Tugend.

Das Zölibat

Eine der bekanntesten Formen der religiösen Enthaltsamkeit ist das Zölibat der christlichen Kirche.

Wer vom Zölibat betroffen ist

Unter dem Zölibat versteht man, dass Angehörige der Kirche, wie Priester, Mönche oder Nonnen ihr ganzes Leben lang sowohl auf eine Heirat als auch auf sexuelle Beziehungen verzichten. Männer, die dagegen verheiratet sind, können innerhalb der katholischen Kirche nicht zu Priestern geweiht werden.

Das Versprechen der Ehelosigkeit gibt es neben der römisch-katholischen Kirche auch in der orthodoxen, der evangelischen und der anglikanischen Kirche, wo es für Ordensmänner, Ordensfrauen, Diakonissen, Eremiten und geweihte Jungfrauen gilt.

In den orthodoxen Kirchen sowie den katholischen Ostkirchen beschränkt sich das Zölibat jedoch nur auf Mönche, Bischöfe und Priester, die bei der Weihe nicht verheiratet sind.

Geschichte des Zölibats

Das christliche Zölibat gibt es ungefähr seit dem dritten Jahrhundert, wurde jedoch nicht immer eingehalten. Für protestantische Geistliche gilt die Pflicht zum Zölibat seit der Reformation nicht mehr. Für Diakonissen führte man es im 19. Jahrhundert jedoch wieder ein.

In der heutigen Zeit zählt das Zölibat zu den umstrittensten Themen innerhalb der katholischen Kirche.

Spirituelle Lebenseinstellungen

Nicht immer ist sexuelle Enthaltsamkeit auf das Zölibat zurückzuführen. Häufig spielen auch religiöse oder spirituelle Lebenseinstellungen eine bedeutende Rolle. Dabei kann die Enthaltsamkeit ausschließlich den Geschlechtsverkehr betreffen oder sich auf sämtliche sexuellen Aktivitäten wie zum Beispiel Selbstbefriedigung erstrecken.

Sexuelle Enthaltsamkeit vor der Ehe

Eine wichtige Rolle im Christentum spielt auch die Keuschheit oder sexuelle Enthaltsamkeit vor der Ehe. In den 90er Jahren bildete sich in den Vereinigten Staaten von Amerika eine Jugendbewegung, die für die Enthaltsamkeit vor der Ehe eintritt und auch in anderen Ländern Zuspruch findet.

Im Islam wird empfohlen, unnötige Kontakte mit dem anderen Geschlecht zu vermeiden, wobei sich Männer ebenso keusch verhalten sollten wie Frauen. Eine lebenslange sexuelle Enthaltsamkeit wird jedoch abgelehnt.

Zu den Symbolen der Keuschheit gehören in zahlreichen islamischen Gesellschaften das Kopftuch und der Schleier.

Einhalten der sexuellen Abstinenz

Aus welchen Gründen auch immer sexuelle Abstinenz praktiziert wird, sie lange einzuhalten ist für die Betroffenen oft schwierig. Enthaltsamkeit lässt sich jedoch durchaus erlernen, wenn man ein paar Tipps beherzigt.

  • So sollte man sich immer sagen, dass man gute Gründe für seine Enthaltsamkeit hat.
  • Möchte man seine enthaltsame Lebensweise unbedingt einhalten, empfiehlt es sich, eine Liste zu erstellen, auf der man die Vorzüge der sexuellen Abstinenz aufschreibt.
  • Oftmals wird man auch von seinem sozialen Umfeld unter Druck gesetzt, das wenig Verständnis für eine enthaltsame Lebensweise aufbringt und sich mitunter sogar darüber lustig macht. Umso wichtiger ist es, jemanden zu haben, der einen unterstützt. Auch ein Mentor, der den Umgang mit der sexuellen Enthaltsamkeit lehrt, kann sehr hilfreich sein.
  • Will man die Enthaltsamkeit als vollwertige Lebensweise annehmen, muss man lernen, Versuchungen zu widerstehen und sich ihnen nicht bewusst aussetzen.
  • Wichtig ist, dass der eigene Willen gestärkt wird. Dabei kann man sich im Erfolgsfall ruhig ab und zu mit etwas belohnen.