Wie Eltern mit dem Outing des Kindes richtig umgehen

Erfahren Eltern, dass ihr Kind homosexuell ist, reagieren sie meist schockiert. Außerdem herrscht bei ihnen oft Ratlosigkeit, wie sie nun mit ihrem Kind umgehen sollen.

Von Jens Hirseland

Die meisten Eltern von Jugendlichen reagieren verstört, wenn sie erfahren, dass ihr Kind schwul oder lesbisch ist. Zudem sind sie ratlos über den weiteren Umgang mit ihrem Sprössling und fragen sich, ob sie bei dessen Erziehung etwas falsch gemacht haben.

Mögliche Ursachen einer Homosexualität

Wie es zu Homosexualität kommt, konnte bislang noch nicht genau geklärt werden. Nach Untersuchungen an eineiigen Zwillingen werden genetische Ursachen vermutet.

Gesichert ist zumindest die Erkenntnis, dass die Erziehung keine Rolle bei sexuellen Neigungen spielt, sodass die Eltern keinerlei Einfluss darauf haben, ob sich ihr Kind zum anderen oder zum eigenen Geschlecht hingezogen fühlt.

Erwartungshaltungen kollidieren mit der Ralität

Wie Eltern auf das Coming-out ihres Kindes reagieren, hängt auch davon ab, welche Erwartungen sie an ihren Sprössling haben. Vor allem Eltern, die den Lebensweg ihres Kindes bereits im Voraus planen, tun sich sehr schwer damit, dessen Homosexualität zu akzeptieren.

Werden dagegen weniger hohe Erwartungen an ein Kind gestellt, fällt der Umgang mit dem Coming-out leichter.

Geben Sie sich und Ihrem Kind Zeit

Hegt man als Vater oder Mutter nun den Verdacht, dass das eigene Kind möglicherweise homosexuell sein könnte, sollte man es nicht direkt darauf ansprechen, denn Sexualität ist für Jugendliche ein heikles Thema, das sie nur ungern mit ihren Eltern diskutieren.

Stattdessen reden sie darüber lieber mit ihren Freunden. Das sollte man aber nicht persönlich nehmen, sondern lieber abwarten, bis das Kind von selbst den ersten Schritt macht.

Ratschläge für eine angemessene Reaktion

Ein großes Problem beim Coming-out ist, dass es für die meisten Eltern ziemlich überraschend kommt, sodass sie keine Gelegenheit haben, sich auf die Situation vorzubereiten. Daher wissen sie meist nicht, wie sie nach einem Geständnis reagieren sollen.

Am besten ist es, sich möglichst offen und positiv zu verhalten. So sollte man daran denken, dass es auch für das Kind schwierig ist, sich zu outen. Meist müssen die Betroffenen lange mit sich ringen, bevor sie diesen Entschluss fassen.

Verletzungen vermeiden und Akzeptanz üben

Die Reaktionen der Eltern fallen individuell sehr unterschiedlich aus. Während die einen die sexuelle Orientierung ihres Kindes akzeptieren, reagieren die anderen dagegen ablehnend oder sogar verletzend. Oft kommt es dann zu Äußerungen, die im Grunde genommen gar nicht so gemeint sind.

Besser ist es jedoch, dem Kind keine Vorwürfe zu machen oder es zu etwas zu überreden.

Sexuelle Neigungen lassen sich nicht beeinflussen

Letztlich sollte man sich als Elternteil darüber im Klaren sein, dass sich die Sexualität des Kindes nicht beeinflussen lässt. Außerdem kommen auf das Kind ohnehin schwierige Zeiten zu, da der Großteil der Gesellschaft Homosexualität nach wie vor ablehnend gegenüber steht.

Zu bedenken ist auch, dass die Selbstmordrate bei Homosexuellen viermal so hoch ist wie bei Heterosexuellen. Umso wichtiger ist es, dem Kind gegenüber positiv zu reagieren und ihm klarzumachen, dass man es wegen seiner sexuellen Ausrichtung nicht weniger liebt.

Auf diese Weise stärkt man sein Selbstwertgefühl.

Beratungsstellen aufsuchen

Manchmal kann es auch hilfreich sein, sich Rat bei einer Familienberatungsstelle oder Lebensberatungsstelle zu holen.