Ganztagsschulen - Merkmale, Tagesablauf sowie Vor- und Nachteile
Die Wahl der richtigen Schule wird für viele Eltern immer schwieriger. Nicht nur die Schulform, sondern auch die Organisation von Unterricht und die Betreuungsmöglichkeiten sind entscheidende Kriterien. Vor allem voll berufstätige Eltern und Alleinerziehende profitieren von den mittlerweile weit verbreiteten Ganztagsschulen, in denen ihre Kinder neben dem Unterricht auch eine Rundumbetreuung bis zum späten Nachmittag erhalten. Eine solche Schulform ist mit Vor- und Nachteilen behaftet. Informieren Sie sich über die Merkmale und Vor- und Nachteile einer Ganztagsschule sowie den typischen Tagesablauf.
Ganztagsschule: Definition und Merkmale
Bei eienr Ganztagsschule - auch Ganztagesschule bezeichnet, handelt es sich um eine Schulform des Primarbereichs sowie der Sekundarstufe I, in der die Schüler den Großteil des Tages verbringen. Sie unterscheidet sich von der normalen Schule, in der es kein Mittagessen gibt, ebenso wenig eine Hausaufgabenbetreuung, sowie vom Internat, in dem die Schüler auch abends, nachts und am Wochenende untergebracht werden können.
Den Kindern bzw. Jugendlichen wird an einer Ganztagsschule eine Kombination aus Unterricht und Freizeit geboten. Es herrscht Anwesenheits- und Anmeldepflicht. Schulschluss ist in der Regel zwischen 16 und 17 Uhr; mitunter gibt es anschließend noch eine Spätbetreuung.
Hierzulande wird zwischen zwei Formen der Ganztagsschule unterschieden. Zum einen gibt es die gebundene Ganztagsschule. In dieser herrscht Anwesenheitspflicht an mindestens drei Wochentagen für mindestens sieben Stunden.
Der Ganztagsbetrieb wird durch eine Mittagspause gegliedert. Die Schulleitung organisiert zudem ergänzende Programme zusammenhängend mit dem Unterricht am Vormittag.
Die gebundene Ganztagsschule lässt sich des Weiteren einteilen in die voll gebundene sowie die teilweise gebundene Form. Bei der voll gebundenen Schulform müssen die Schüler am Ganztagsangebot teilnehmen, während dies bei der anderen Form nur einen Teil der Schüler betrifft.
Des Weiteren gibt es das Angebot der offenen Ganztagsschule. Die Struktur des Unterrichts ist vergleichbar mit der einer Halbtagsschule. Am Nachmittag wird ein freiwilliges Programm angeboten. Typische Merkmale sind
- ein Mittagessen
- Hausaufgabenbetreuung
- Förderprogramme
- Freizeitangebote
- diverse Arbeitsgruppen
Vor- und Nachteile
Das Konzept der Ganztagsschule wird mit einigen Vor- und Nachteilen in Verbindung gebracht. Zu den Vorteilen zählen:
- geförderte Zusammenarbeit zwischen Schülern und Lehrern
- mehr gemeinsame Zeit innerhalb der Klassengemeinschaften
- Förderung des Sozialverhaltens
- Förderung des gegenseitigen Verständnisses bei unterschiedlichen Kulturen
- bessere Anpassung des Stundenplans an die Bedürfnisse der Schüler
- größeres künstlerisches und sportliches Unterrichtsangebot
- bessere Möglichkeiten für Eltern, einem Beruf nachzugehen
Mögliche Nachteile bzw. Kritikpunkte sind:
- weniger Einfluss der Eltern auf die Kindererziehung
- weniger Freizeit, die notwendig für die persönliche Entwicklung wäre
- weniger Zeit, sich außerschulischen Aktivitäten zu widmen
- mögliche Überforderung der Schüler
- Schwächung der familiären Bindung
- bei der offenen Ganztagsschule wird die Gemeinschaft der Schüler negativ beeinflusst, da ein Teil der Kinder/Jugendlichen Mittags wieder nch Hause gehen
Es gibt jedoch einige Situationen, in denen sich eine Ganztagsschule als durchaus sinnvoll erweist...
Nutzen: Wann eine Ganztagsschule sinnvoll ist
Der Trend zeigt, dass Ganztagsschulen sich immer mehr durchsetzen. Vor allem Grundschulen haben in den letzten Jahren auf den Ganztagsbetrieb umgestellt.
Denn dieser macht nicht nur das Lernen effektiver, sondern regelt auch die Betreuung der Kinder bis zum späten Nachmittag. Wovon sollten Eltern die Schulwahl abhängig machen, wenn sie zwischen einer Halbtags- und einer Ganztagsschule wählen können?
Berufstätige Eltern
Eine Ganztagsschule ist vor allem dann sinnvoll, wenn die Eltern auf eine Ganztagsbetreuung ihrer Kinder angewiesen sind. Da heutzutage auch immer mehr Frauen berufstätig sind, fehlt ihnen die Zeit, ab mittags für ihre Kinder da zu sein, zu kochen und bei den Hausaufgaben zu helfen.
Auch für Alleinerziehende, die sich in Vollzeit um den Lebensunterhalt ihrer Familie kümmern müssen, sind Ganztagsschulen eine Entlastung. Hier können sie ihre Kinder betreut und versorgt wissen und in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen. Die Rundumbetreuung reicht von der Frühbetreuung vor dem Unterricht über ein warmes Mittagessen bis hin zu Unterricht und Freizeitangeboten am Nachmittag.
Zusätzliche Lehrangebote
Aber nicht nur für die Eltern, auch für die Kinder selbst kann eine Ganztagsschule sinnvoll und mit vielen Vorteilen verbunden sein. So profitieren sie beispielsweise von dem breitgefächerten Spiel- und Freizeitprogramm. Neben dem regulären Unterricht werden hier u.a. Sport-AGs oder auch Computerprojekte angeboten.
Auch die Hausaufgabenbetreuung kann für viele Schüler hilfreich sein. Das gilt nicht nur für die Kinder, deren Eltern aus beruflichen Gründen keine Zeit haben, sich um die Hausaufgaben zu kümmern. Auch diejenigen, deren Eltern aufgrund mangelnden Sprachverständnis nicht helfen können, können Nutzen aus der Hausaufgabenbetreuung ziehen.
Soziale Kontakte
Aber auch Kinder, die sehr ländlich wohnen und daher kaum Spielgefährten und Gleichaltrige in erreichbarer Nähe haben, können von Ganztagsschulen profitieren. Hier haben sie Spielmöglichkeiten, die ihnen nachmittags zu Hause unter Umständen nicht geboten werden können. Ähnliches gilt für Einzelkinder.
Konzentrationsprobleme lösen
Ganztagsschulen können letztlich auch für Kinder mit Konzentrationsproblemen Vorteile haben. Da der Unterricht oft auf den Vor- und Nachmittag verteilt ist, bleibt mehr Zeit für Pausen - es bestehen also mehr Möglichkeiten zum Bewegen, Toben und Abschalten.
Doch wie läuft der Tag an einer Ganztagsschule überhaupt ab?
Tagesablauf an einer Ganztagsschule
Der Tagesablauf in einer Ganztagsschule ist von Schule zu Schule verschieden und hängt davon ab, ob es sich um eine offene oder gebundene Einrichtung handelt. Dennoch gibt es ein paar Besonderheiten, die überall vorzufinden sind.
Frühbetreuung
Bereits vor dem regulären Unterrichtsbeginn können Kinder an Ganztagsschulen betreut werden - das gilt vor allem für den Primarbereich. Die Frühbetreuung beginnt in der Regel gegen 7 Uhr und beinhaltet an manchen Schulen sogar ein Frühstück.
Ablauf in einer offenen Ganztagsschule
Handelt es sich um eine offene Ganztagsschule, in der nicht jedes Kind im Ganztag betreut wird, verläuft der Vormittag wie an jeder anderen Schule: Qualifizierte Pädagogen erteilen den Kindern Unterricht in verschiedenen Fächern. Meist wird dabei strikt nach Stundenplan vorgegangen.
Im Anschluss an den regulären Vormittagsunterricht erhalten die Kinder, die für den offenen Ganztag angemeldet sind, ein warmes Mittagessen. Dieses wird entweder direkt aus einer Großküche geliefert oder in der schuleigenen Mensa frisch zubereitet. Dabei legen die Schulen viel Wert auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung ihrer Schüler.
Nach dem Mittagessen wartet auf die Kinder ein abwechslungsreiches Freizeitprogramm. In Kooperation mit Universitäten, Vereinen und Eltern bieten die Schulen
- Sportprogramme
- Mal- und Bastelmöglichkeiten oder auch
- Computer-Kurse
an. Wer möchte, kann auch das Angebot der Hausaufgabenbetreuung nutzen und in Ruhe und unter fachlicher Hilfestellung seine Hausaufgaben schon vor Schulschluss erledigen. Die Nachmittagsbetreuung endet an den meisten Schulen zwischen 15 und 17 Uhr.
Ablauf in einer gebundenen Ganztagsschule
Im Gegensatz zur offenen gibt es in der gebundenen Ganztagsschule auch nachmittags regulären Unterricht. Bei der Stundenverteilung wird allerdings darauf geachtet, dass Hauptfächer wie Mathe, Deutsch oder Fremdsprachen auf den Vormittag gelegt werden, da die Aufnahme- und Konzentrationsfähigkeit bei den meisten Kindern während dieser Zeit am höchsten ist.
Nach dem Mittagessen, das hier jedes Kind erhält und das in der schuleigenen Küche zubereitet wird, findet Unterricht in weniger arbeitsintensiven Fächern statt. Neben Sport oder Kunst gibt es dann auch Förderunterricht, an dem jedes Kind abhängig vom individuellen Bedarf teilnimmt.
Weitere Angebote aus dem Freizeitbereich können die Schüler frei wählen. Nach Schulschluss müssen keine Hausaufgaben mehr erledigt werden.