Über den Siegeszug des beliebten Beinkleides und Redewendungen mit dem Wort "Hose"

Es gibt jede Menge Redewendungen mit dem Wort Hose, und das verwundert nicht, da sie wichtige Körperteile bedeckt, die mit wiederum wichtigen Körperfunktionen betraut sind. Und immer, wenn "etwas in die Hose geht", kommt die entsprechende Metapher zum Einsatz. Wir verraten Ihnen, wie sich das Beinkleid bei Mann und Frau historisch durchsetzte und entschlüsseln gängige Redewendungen.

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Von Paradisi-Redaktion

Die Entwicklung der Hose seit dem 10. Jahrhundert

Die Geschichte der Hose wird nach den Geschichten der Männer- und der Frauenhosen unterschieden. Zunächst wurden Hosen von beiden Geschlechtern gleichermaßen getragen, erst später begann man zwischen Männer- und Frauenhosen zu differenzieren. Diese Unterscheidung setzte etwa im 19. Jahrhundert ein, nach dem ausgehenden Mittelalter waren für einige Jahrhunderte Frauenhosen in Europa sogar tabu.

Der älteste Hosenfund

stammt aus der Zeit vor rund 5.300 Jahren. Hosen in dem Sinne waren umhüllte Beine und möglicherweise ein geschnürter Lendenschurz. Asiatischen Reitervölker trugen nachgewiesenermaßen vor etwa 3.000 Jahren Hosen, die Germanen übernahmen das Kleidungsstück wahrscheinlich von den Kelten um 750 vor Christus.

Die Hosen waren sehr weit und wurden mit einem Gürtel gehalten, Römer und Griechen lehnten die Mode als unzivilisiert ab. Bis ins 10. Jahrhundert existierten Hosen und Beinlinge nebeneinander. Dann setzte sich die Hose durch und wurde mit der Verkürzung der Oberkleider immer wichtiger.

Die Entwicklung seit dem 14. Jahrhundert

Etwa ab 1500 trug man Kniehosen und Strümpfe. Der Hosenlatz existierte zu dieser Zeit schon, um 1600 mutierte er allerdings zur Schamkapsel. Bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts unterschieden sich die Hosen an den Höfen erheblich von denen des einfachen Volkes, der Adel trug weite, ausgestopfte Hosen in verschiedenen modischen Formen, der einfache Mann normale knielange Hosen, wie wir sie heute noch kennen.

Die Culotte, eine sehr eng anliegende Hose, kam Ende des 17. Jahrhunderts auf, sie wurde durch alle Schichten getragen, erst die französischen Revolutionäre von 1789 ließen sie fallen und unterschieden sich damit vom modischen Zeitgeist ("Sans Culotten"), den sie zu überwinden trachteten.

Im Verlauf des 18. Jahrhunderts setzten sich die langen Hosen durch, gegen die Widerstände verschiedener europäischer Obrigkeiten übrigens.

Die Entwicklung seit dem 19. Jahrhundert

Den Hosenschlitz gab es ab 1850. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die Stoffe dezenter und auf die Oberbekleidung abgestimmt, eine einheitliche Anzugmode begann sich durchzusetzen. Die Kniehosen verschwanden jedoch nie, ab 1895 wurden sie als Knickerbocker für Radfahrer populär, in den 1920er Jahren als Bermuda-Shorts, in den späten 1940ern als Capris.

Die moderne Hosengeschichte, die zu den gegenwärtigen Formen führte, ist rund hundert Jahre alt.

sind alle gegen Ende des 19. bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts entstanden. Seither gab es keine wirkliche Hosenrevolution mehr. Auch Frauen trugen schon immer Hosen, es gibt Darstellungen aus Rom, die auf das zweite christliche Jahrhundert zurückgehen. Im Mittelalter wurde allerdings die Frauenhose abgeschafft und erst Mitte des 19.Jahrhunderts wieder eingeführt.

Der Anstoß hierfür kam aus der Frauenrechtsbewegung, auch hier leisteten konservative (Männer-)Kreise zunächst heftigen Widerstand.

Redewendungen mit dem Wort "Hose"

Es gibt jede Menge Redewendungen mit dem Wort Hose, und das verwundert nicht, da sie wichtige Körperteile bedeckt, die mit wiederum wichtigen Körperfunktionen betraut sind. Und immer, wenn "etwas in die Hose geht", kommt die entsprechende Metapher zum Einsatz.

Jemand hat die Hose gestrichen voll

bedeutet, dass er Angst hat. Warum? Gott sei Dank passiert das den meisten Menschen selten bis nie im Leben, aber unter existenziellem Stress entleert sich der Darm, der Inhalt geht dann nicht nur sprichwörtlich in die Hose. Soldaten im Krieg können bisweilen ein Lied davon singen, sie tun es aber nicht.

Das vegetative Nervensystem löst diesen Mechanismus aus, er ist sehr alt und ermöglicht dem fliehenden Tier einfach das bessere Fortkommen, nicht nur wegen der tatsächlichen Erleichterung, sondern auch, weil der Körper durch die Entleerung nicht mehr mit der Verdauung beschäftigt ist.

Ich ziehe dir die Hosen stramm

sagen Väter zu ihren Söhnen, weil in Zeiten, wo körperliche Züchtigung an der Tagesordnung war, wirklich vorab die Hose recht straff gezogen wurde, bevor der Züchtigende auf das Gesäß des Opfers einprügelte. Auch heute verwenden manche Personen in Machtpositionen noch gern die Redewendung, die so schön anschaulich ist.

Eine Sache geht in die Hose

wenn sie schief geht. Das ist mit den gestrichen vollen Hosen wahrscheinlich wesensverwandt, könnte aber auch mit dem übertragenen Wunsch zu tun haben, sich einer schief gegangenen Sache zu "entleeren", also zu erleichtern. Hier ist die Psychoanalyse gefragt, es dürfte vielfältige Theorien zu diesem mundartlichen Spruch geben.

Wenn sich jemand auf den Hosenboden setzt

dann sitzt er fleißig da und arbeitet am Schreibtisch. Das ist einfach zu verstehen, für ausdauernde Tätigkeiten in dieser Position braucht es nicht nur Sitzfleisch, sondern auch den belastbaren Hosenboden.

In diesem Haus hat sie die Hosen an

oder auch er, wie man's nimmt. Erwähnt wird eigentlich immer nur, wenn die Frau die Hosen anhat. Da die Hose über Jahrhunderte, seit dem frühen Mittelalter, in Europa eine Männerdomäne war und Männer gleichzeitig das Sagen hatten, war klar, dass der "Herr im Haus" die Hosen anhat. Kommt es nun andersherum, ist das bemerkenswert.

Die heruntergelassene Hose

bezeichnet entweder jemanden, der bei etwas schrecklich Peinlichem erwischt wurde oder jemanden, der die Hosen herunterlassen muss, zum Beispiel der arme Schuldner, der endgültig seine prekäre Lage offenlegen muss.

Diese Personen sind in einer Lage, die sie ins Innerste trifft, was so nachhaltig wirkt, wie es ein Angriff auf den (durch die Hose bedeckten) Intimbereich täte.

Wenn jemand mit abgesägten Hosen dasteht

hat etwas nicht geklappt. Entweder stammt die Redewendung daher, dass derjenige wie ein Kind zurechtgewiesen wird oder sich so fühlt, und Kinder trugen früher ausschließlich kurze Hosen, oder es gab tatsächlich den Brauch, Pechvögeln und Versagern die Hosenbeine abzuschneiden.

Die zweite These erscheint wahrscheinlicher, Belege sind allerdings schwer zu finden.

Wenn irgendwo tote Hose ist

dann ist definitiv nix los. Das hat einen eindeutig sexuellen Bezug, denn wo "was los ist", da herrscht Vitalität, auch und gerade in der Hose.

Das ist Jacke wie Hose

sagen Leute, die meinen, es wäre eigentlich egal, wie man's nimmt. Die Jacke ist in dem Fall so lang wie die Hose.