Kleidung der Spanischen Mode (1550-1610)

Mit dem Ausklingen der Renaissance änderte sich mit den politischen Einflüssen auch die Mode. Besonders das katholische Spanien beeinflusste sie in dieser Zeit. Die spanische Mode sollte als direkter Gegenpol zu jener der Reformationszeit gelten: es wurde reichlich verziert; besonders weibliche Körperformen versuchte man zu kaschieren. Lernen Sie die Kleidung der Spanischen Mode kennen.

Von Jens Hirseland

Spanien nach der Renaissance

Die Renaissance brachte nicht nur die Reformation hervor, sondern auch ihre eigene Mode. Das streng katholische Spanien wehrte sich jedoch mit allen Kräften gegen diese Strömung, und entwickelte quasi einen Gegenpol zu alledem. So galt die Mode der Renaissance im katholischen Spanien als sündhaft.

Die Spanische Mode wollte dies unterbinden, indem sie versuchte, die natürliche Gestalt eines Menschen mit Kleidung praktisch zu verdecken. Der weichen, voluminösen, körpergerecht geformten Kleidung der Renaissance wurde deswegen Kleidung entgegengesetzt, die nur noch wenig von der normalen Körperform erahnen ließen. Vor allem bei den Damen waren natürliche, weibliche Formen verpönt.

Ein Paradoxon der Spanischen Mode war, dass sie stets übermäßig dekadent mit den wertvollsten Materialien verziert wurde. Paradox ist das deswegen, weil das katholische Spanien mit eben jener - ausufernd protzigen - Kleidung seine Frömmigkeit unter Beweis stellen wollte.

Dieser Umstand war wohl der Tatsache geschuldet, dass sich in der Mode der Reichtum der Spanier widerspiegeln sollte. Zwischen den Jahren 1550 und 1610 erkannten auch die Spanier diese Diskrepanz. Deshalb wurden die anfänglich relativ bunten Gewänder im Laufe der Jahre immer dunkler, bis schwarz schließlich die bevorzugte Farbe der Spanischen Mode war.

Die spanische Damenmode

Die Kleider der spanischen Damen wurden in jener Zeit zwar enger, allerdings wurde der Busen durch Polsterungen in der Kleidung praktisch unsichtbar gemacht. Auch waren die Kleider stets hochgeschlossen und auch die Ärmel waren lang. Typisch für die damalige Zeit waren die Krausen am Hals und an den Ärmeln.

Mit den Jahren wurden insbesondere die Krausen am Hals immer breiter, sodass es am Ende kaum noch möglich war, sich mit diesen plissierten Krägen frei zu bewegen. Dieser typische Putz erforderte von den Damen hochgesteckte Frisuren, die - ganz züchtig - mit einem Hut verdeckt wurden.

Die Spanische Mode brachte auch den Reifrock hervor. Drahtgestelle, die breite Hüften machten, und von der normalen Silhouette kaum noch etwas erahnen ließen, kamen nun groß in Mode.

Oberteile verlängerte man vorne abgerundet oder spitz, was man als Scheppe bezeichnete. Die mit Goldknöpfen, Perlen und Edelsteinen verzierte Tracht der Damen wurde durch Handschuhe, ein Spitzentaschentuch, einen Fächer und einen kurzen Mantel vervollständigt. Zudem gab es ab jetzt erstmals Schuhe mit Absätzen.

Die spanische Mode sollte die Körperformen der Trägerin verdecken
Die spanische Mode sollte die Körperformen der Trägerin verdecken

Die Tracht der Männer

Die Spanische Mode für Männer unterschied sich ebenfalls deutlich von der Mode der Renaissance und wies überdies gewisse Parallelen zu der Mode der Damen auf. Insbesondere die Krausen um Hals und Armbündchen sind hier anzumerken.

Die Hosen hatten nun einen hohen Bund, waren enger anliegend und reichten bis unterhalb der Knie. Die Entwicklung dieser Trikot-Hosen führten zur Eröffnung der ersten Trikop-Weberei in Spanien.

Über den Hosen trugen die Männer Heerpauken: ausgestopft und oberschenkellang. Die Anfertigung erfolgte aus senkrechten Streifen. In England wurden diese Heerpauken so breit genäht, dass man die Parlamentsitze verbreiten musste. Hierzulande wiederum verzichtete man gänzlich auf sie.

Der Wams der Herren hatte eine spitz nach unten verlaufende Verlängerung, die bei den Hüften begann. Ähnlich wie bei den Damen gehörte es auch bei den Herren zum guten Ton, dass die Kleidung wattiert war.

Und so war kaum noch eine natürliche Form zu sehen. Vor allem der Wams wurde, insbesondere an den Schultern und an der Brust, wattiert.

Zu Beginn versah man den Wams an der Vorderseite mit einer Spitze; diese reichte im Laufe der Zeit bis zwischen die Oberschenkel, wurdde ausgestopft und oftmals als "Gänsebauch" bezeichnet. Damit der aufgepolsterte Wams dennoch fest war, fixierte man ihn mit Fischbeinstäben.

Unter dem Wams wurde ein weißes Leinenhemd getragen; es hatte einen steifen Kragen, der bis zum Kinn reichte und als Mühlensteinkragen bezeichnet wird. Typisch sind die dort angebrachten Falten. Für den optimalen Halt sorgte die Portefraise, ein steifer Unterkragen.

Auch Männer trugen einen kurzen Mantel, die so genannte Capa. Dieser reichte bis zur Hüfte und war mit einer Kapuze oder einem Umlegekragen versehen. An den Kanten gab es prunkvolle Verzierungen in Form von Borten.

Die nun geschlossenen Herrenschuhe bedeckten den ganzen Fuß und waren manchmal mit einer Spange verziert. Die Farbe wurde häufig entsprechend der Kleidung ausgewählt.