Barrierefreies Wohnen - Barrierefreiheit bei Hausbau und Wohnungsumgestaltung

Die eigenen vier Wände sind der Lebensmittelpunkt vieler Menschen. Doch gerade für das hohe Alter oder körperliche und geistige Gebrechen müssen zuweilen Umbauten erfolgen. Dabei sollten rechtliche und finanzielle Aspekte beachtet werden, um einen barrierefreien Wohnraum ohne jegliche Komplikationen zu errichten. Lesen Sie, worauf es beim barrierefreien Wohnen ankommt.

Von Jens Hirseland

Barrierefrei wohnen - worauf kommt es an?

In jungen Jahren mag man sich über das Thema Barrierefreiheit bei der Wahl einer Wohnung bzw. eines Hauses noch nicht unbedingt Gedanken machen. Dies liegt besonders auch daran, dass man erst einige Wohnungen bewohnen wird, bis man schließlich die Immobilie gefunden hat, in der man auch seinen Lebensabend verbringen möchte.

Hat man ein gewisses Alter erreicht, und merkt man dabei möglicherweise auch, dass einem bestimmte Bewegungen und Tätigkeiten nicht mehr so leicht fallen wie früher, ist es an der Zeit, sich zu überlegen, die Wohnung barrierefrei, sprich altersgerecht zu gestalten. Neben dem Alter spielen auch Behinderungen eine Rolle, unabhängig davon, wie alt der/die Betroffene sein mag: bei körperlichen Einschränkungen gilt es, die Wohngegebenheiten daran anzupassen.

Barrierefreies Wohnen bedeutet also, Barrieren und Hindernisse zu beseitigen. Dazu zählen vor allen Dingen Stufen; ebenso gibt es typische Stolperfallen, die es zu vermeiden gilt.

Ist man etwa auf einen Rollstuhl angewiesen, kommt die Notwendigkeit breiterer Türen hinzu. Ziel ist ein komfortableres und gefahrloses Wohnen und damit auch die Steigerung von Lebensqualität.

Wohnung oder Haus können dabei direkt beim Bau entsprechend gestaltet werden; ebenso möglich ist jedoch auch ein späterer Umbau. Dabei gibt es für Vermieter sowie Eigentümer ein paar Dinge zu beachten.

Behindertentoilette
Behindertentoilette

Barriereärmer schon durch Kleinigkeiten

Bereits durch kleine Veränderungen kann man Wohnräume barriereärmer machen. So ist es beispielsweise ratsam,

  • Bewegungsfreiheit zu schaffen, indem man sich von unnötigen Gegenständen, die im Prinzip nur im Weg herumstehen, trennt
  • Sitzmöbel zu erhöhen; um das Aufstehen und Hinsetzen zu erleichtern
  • Verlängerungen an Fenstergriffen anzubringen, um auch als Rollstuhlfahrer die Fenster bequem öffnen und schließen zu können
  • Stolper- und Rutschfallen zu beseitigen - dies können Teppiche, Fußmatten oder glatte Böden (können mit speziellen Beschichtungen behnadelt werden) sein
  • Hilfsmittel stets griffbereit zu platzieren, dabei kann es sich um Gehhilfen, Anziehhilfen usw. handeln

Merkmale: Barrierefreiheit in unterschiedlichen Räumen

Barrierefreiheit lässt sich in vielen Räumen erzielen. Dabei kommt es auf besondere Merkmale an. In der Küche stehen beispielsweise folgende Aspekte für Barrierefreiheit:

  • eine Bewegungsfläche von 120 x 120 cm bzw. 150 x 150 cm bei Rollstuhlfahrern
  • eine Mindesttiefe vor den Küchenmöbeln von 120 x 120 cm bzw. 150 x 150 cm
  • Anordnung über Eck von Herd, Arbeitsplatte und Spüle
  • Arbeitshöhen an die Körpergröße angepasst
  • für Rollstuhlfahrer: Unterfahrbarkeit von Spüle, Arbeitsplatte und Herd
  • Haltegriffe
  • Backofen mit Auszugstableau und mit schwenkbarer Drehtür
  • zugeschnittene Küchenhelfer und Küchengeräte

Im Bad zählen u.a.

  • eine ebenerdige Dusche
  • ein Duschhocker
  • ein Badewannensitz
  • ein Badewannenlift
  • eine Badewanne mit Tür
  • unterfahrbare barrierefreie Waschbecken
  • niedrig angebrachte Spiegel

dazu. Ebenso sind extra breite und/oder sich automatisch öffnende Türen, Lifte sowie Rollstuhlrampen hilfreich.

Barrierefreiheit beim Hausbau

Baut ein junger Mensch ein Haus, ist es ratsam, auch ans Alter zu denken und für die Zukunft zu planen. Denn durch bestimmte Umstände kann die eigene Bewegungsfreiheit eingeschränkt werden. Daher sollte man beim Hausbau auf Barrierefreiheit achten.

Unter Barrierefreiheit versteht man beim Bau eines Hauses eine Architektur, die auch alten und behinderten Menschen soviel Wohnwert wie möglich bietet. Wer sich ein Haus baut, ist meist noch jung und mobil und vergisst dabei oftmals auf Barrierefreiheit zu achten. Plant man jedoch rechtzeitig im Voraus, lassen sich im Alter oft Mühe und Kosten für einem Umbau vermeiden.

Mit zunehmendem Alter verringern sich Mobilität und Beweglichkeit eines Menschen. Alltägliche Dinge, die in jungen Jahren kein Problem darstellen, wie zum Beispiel Treppensteigen, fallen dann immer schwerer. Manchmal ist sogar fremde Hilfe nötig.

Doch nicht nur durch das Alter kann es zu Problemen in den eigenen vier Wänden kommen. So besteht die Gefahr, dass man durch einen Unfall oder eine Erkrankung plötzlich in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt wird. So kann schon ein Beinbruch zu unüberwindlichen Problemen beim Treppensteigen führen.

Einbau eines Treppenlifts

Als ein wichtiges Kriterium für einen barrierefreien Hausbau gilt daher der Einbau eines Treppenlifts. Durch einen Treppenlift bleibt die Mobilität im Alter oder bei anderen körperlichen Einschränkungen erhalten und die Treppenstufen können problemlos überwunden werden.

Ohne fremde Hilfe und auf bequeme Weise, ist es möglich beispielsweise ins Schlafzimmer oder in den Keller zu gelangen. Da es die verschiedensten Varianten und Modelle von Treppenliften gibt, lassen sie sich meist an die unterschiedlichen individuellen Bedürfnisse anpassen.

Schon bei der Planung des Hauses Barrierefreiheit mit einbeziehen

Manchmal genügt es schon, bei der Planung eines Hauses auf bestimmte architektonische Details zu verzichten, wie zum Beispiel unnötige Stufen in Wohnräumen oder Schwellen vor der Haustür, die zum Hindernis für einen Rollstuhl werden könnten. Auch das Verlegen von rutschfesten Fliesen ist ratsam.

Um ein Haus, falls es einmal nötig sein sollte, problemlos behindertengerecht umbauen zu können, wird empfohlen, beim Neubau zu beachten, dass die Bewegungsflächen vor einem Tisch oder Waschbecken mindestens 150x150 Zentimeter betragen. Außerdem sollten Öffnungen von Türen eine Breite von 95-110 Zentimetern haben. Des Weiteren ist es ratsam, bei Innen- und Eingangstüren auf Schwellen zu verzichten.

Barrierefrei arbeiten im Büro
Barrierefrei arbeiten im Büro

Doch oftmals wird die Barrierefreiheit erst im Laufe der Zeit zum Thema...

Die Wohnung barrierefrei umgestalten

Im Alter in der eigenen Wohnung zu bleiben, wünschen sich die meisten Menschen. Für ein altersgerechtes Wohnen sind allerdings verschiedene Umbaumaßnahmen erforderlich, da ab einer gewissen Zeit manche Dinge zum Hindernis werden können.

Nicht jeder Mensch ist in der Lage, sich ein Eigenheim zu bauen, das barrierefrei ist. Stattdessen sind Umbauten notwendig, die auch im Alter bestmögliche Mobilität in den eigenen vier Wänden ermöglichen.

Dabei hängt es vom jeweiligen physischen Zustand des Menschen ab, wie groß das Ausmaß der Modernisierungen ist. Manchmal reichen bereits kleine Veränderungen aus, um das Leben leichter zu machen.

Erforderliche Umbaumaßnahmen

Für eine barrierefreie Gestaltung der Wohnung gibt es einiges zu tun. So ist es vor allem wichtig, für rutschfeste Bodenbeläge aus Korklinoleum oder Kunststoff zu sorgen, denn auf glatten Laminat- oder Fliesenböden ist die Gefahr auszurutschen erheblich größer.

Ebenso können dicke Teppiche oder Verlängerungskabel zur Stolperfalle werden. Letztere bringt man am besten an der Wand an.

Damit man Steckdosen besser erreichen kann, empfiehlt es sich, diese höher anzulegen. Da auch Türschwellen eine Stolperfalle sein können, ist es besser, sie zu entfernen oder an den Schwellen eine kleine Rampe zu installieren. Solche Rampen eignen sich auch gut für Rollstühle.

Wichtig ist dass das gesamte Gebäude auch barrierefrei ist um in die Wohnung zu kommen
Wichtig ist dass das gesamte Gebäude auch barrierefrei ist um in die Wohnung zu kommen

Badezimmer

Das barrierefreie Bad als wichtige Investition
Das barrierefreie Bad als wichtige Investition

Die umfangreichsten Veränderungen für mehr Barrierefreiheit sind meistens im Badezimmer erforderlich. So sollte zum Beispiel die Dusche über einen niedrigen Einstieg verfügen. Außerdem gibt es in Baumärkten spezielle Duschsitze, mit deren Hilfe man auch im Sitzen duschen kann.

Hat man ein Badezimmer mit Badewanne, ist es möglich, ein Badebrett, das aus stabilem Kunststoff besteht, darüber zu legen. Als Alternative kommt auch ein Badewannenlift infrage, der jedoch ziemlich kostspielig ist. Um ein sicheres Gleichgewicht im Bad zu ermöglichen, wird empfohlen, Haltegriffe an verschiedenen Stellen zu befestigen.

Schlafzimmer

Auch im Schlafzimmer ist mehr Barrierefreiheit möglich. So lässt sich das Aufstehen durch Betten, deren Höhe sich verstellen lässt, oder Bettbügel deutlich erleichtern.

Treppenhaus

In Wohnungen oder Häusern mit Treppen empfiehlt sich der Einbau eines Treppenlifts. Auf diese Weise gelangt man ohne fremde Hilfe in den gewünschten Raum. Die Auswahl an Treppenlift-Modellen ist groß, sodass sie an die unterschiedlichsten Bedürfnisse angepasst werden können.

Bei Mietimmobilien müssen vorab einige Punkte beachtet werden...

Gestaltung einer barrierfreien Mietwohnung

Alters- oder behindertengerechte Umbauten gehören vielfach zum Leben dazu. Entsprechend motiviert und engagiert sollten diese Maßnahmen angegangen werden. Und das am besten noch zu einem Zeitpunkt, da die körperlichen und geistigen Fähigkeiten diese Schritte erlauben.

Ratsam ist es daher, solide zu planen:

  • Welche Renovierungen fallen an?
  • Welche Kosten entstehen dabei?
  • Wie können diese durch vielseitige Förderungen gemindert werden?

Diese Fragen sollten vorab einer Klärung und idealerweise einer Beratung durch externe Banken, Pflegekassen und Baugutachter unterzogen werden.

Erst, wenn alle Bedürfnisse erkannt und alle Wünsche einbezogen sind, dürfen die ersten handwerklichen Griffe erfolgen. Dabei gilt es übrigens, keine Angst vor den anstehenden Herausforderungen zu haben.

Die Rechte als Mieter wahrnehmen

Zunächst einmal ist es wichtig, dass Mieter, die eine barrierefreie Wohnung wünschen, diese jederzeit umbauen können. Dem Vermieter wären dabei die Hände gebunden.

Er kann derartige Maßnahmen nicht ohne konkreten Grund untersagen. Allerdings besteht die Grundregel, dass jede bauliche Veränderung nach dem Auszug der Mieter von diesen wieder in den ursprünglichen Zustand gebracht werden muss.

Maßnahmen, die dauerhaft bestehen bleiben, dürfen daher sehr wohl verboten werden. Der Hauseigentümer besitzt einen rechtlich normierten Anspruch darauf, dass er die Wohnung nach Beendigung des Mietverhältnisses in jenem Zustand vorfinden darf, in dem er sie zuvor abgegeben hat. Es wäre folglich darauf zu achten, dass jeder Umbau nur einen vorübergehenden Charakter besitzt und keinesfalls unvergänglich installiert wird.

Für das Alter vorsorgen

Wer eine barrierefreie Wohnung in den letzten Lebensjahren wünscht, sollte wenigstens ein bis zwei Jahrzehnte zuvor den Entschluss dafür fassen. Personen, die das 60. Lebensjahr bereits überschritten haben, werden von ihrer Bank nur noch in Ausnahmefällen einen umfangreichen Kredit erhalten. Es steht also die Gefahr im Raum, auf den Kosten des Umbaus sitzen zu bleiben - denn diese trägt der Mieter zu weiten Teilen erst einmal alleine.

Daher ist es ratsam, derartige Maßnahmen schon frühzeitig in die Lebensplanung einzubeziehen und gezielt zu versuchen, dafür kleine Ansparungen zu schaffen. Je besser das gelingt, desto weniger muss die barrierefreie Wohnung ein Traum bleiben.

Öffentliche Zuschüsse nutzen

Die Kosten muss der Mieter aber nicht gänzlich alleine tragen. Zunächst sollte er bei dem Bundesland, der Kommune sowie der Stadt eine Förderung erfragen. Diese wird für alters- oder behindertengerechte Maßnahmen auch im Rahmen mehrerer eintausend Euro bewilligt.

Wie hoch die Zuschüsse konkret sind, hängt indes vom Einzelfall ab. Deren maximale Höhe darf in der Regel 12.500 Euro aber nicht überschreiten. Ebenso wäre dabei zu schauen, um welche Art der Zahlung es sich handelt.

Üblich sind neben den rückzahlungspflichtigen Darlehen sogar Zuschüsse und Sonderfinanzierungen, die nicht getilgt werden müssen. Umfasst werden bauliche Maßnahmen in und an der Wohnung sowie auf dem Grundstück. Eine vorherige Beratung ist diesbezüglich jedoch empfehlenswert.

Der Vermieter darf sich beteiligen

Neben dem Mieter ist der Hauseigentümer berechtigt, derartige Anträge zu stellen. Auch er kann also Gelder erhalten, die umgehend in den Umbau zu investieren sind.

Denn eine barrierefreie Wohnung wird sich langfristig auch für den Vermieter lohnen. Gerade in einer Gesellschaft, die auf absehbare Zeit einen erheblichen Teil an Bürgern aufweist, die das 60. Lebensjahr bereits überschritten haben, benötigt einen barrierefreien Wohnraum.

Ratsam ist es daher, dass der Mieter stets das Gespräch mit dem Hauseigentümer sucht und dabei erörtert, ob die Umbauten nicht doch einen dauerhaften Charakter besitzen sollen. Beide Parteien könnten sich sodann - nach Abzug der öffentlichen Förderungen - die entstehenden Kosten teilen.

Weitere Optionen erfragen

Außer den genannten Finanzierungen, die neben dem Eigenkapital auch die öffentlichen und durch den Vermieter übernommenen Förderungen umfassen, lassen sich weitere Möglichkeiten finden. Regelmäßig kann ein Zuschuss ebenso bei den Pflegekassen beantragt werden. Auch hier wäre aber im Einzelfall zu betrachten, mit welchen Summen letztlich spekuliert werden darf.

Gleiches gilt für den Fiskus: Die Steuerkassen honorieren es, wenn eine Wohnung alters- oder behindertengerecht saniert wird. In diesen Fällen wird auf den Wohnraum ein bestimmter steuerlicher Vorteil gewährt, der bei der Lohn- und Einkommenssteuer vergütet werden kann.< Dabei lohnt es sich gleichfalls, vorab eine Beratung in Anspruch zu nehmen und somit frühzeitig zu klären, welche Gelder dem Mieter zustehen.

Auch bei den Umbauten langfristig planen

Viele Mieter begehen leider den Fehler, die anstehenden Maßnahmen für die barrierefreie Wohnung nicht auf Sicht mehrerer Dekaden anzulegen. Doch wer diesen Schritt etwa mit 60 Jahren plant und das 80. oder sogar 85. Lebensjahr erreicht, wird unterschiedliche Bedürfnisse über diesen Zeitraum besitzen.

Sinnvoll ist es daher, die Räumlichkeiten bereits im ersten Verfahren so umzubauen, dass damit diverse Stadien der körperlichen und geistigen Einschränkungen umfasst werden. Je weniger Umbauten im hohen Alter anfallen, desto einfacher und kostengünstiger ist das für den Bewohner. Plant er solide und zukunftsweisend, hat er sich zumindest mit Blick auf den Wohnraum ein Leben ohne Hindernisse geschaffen - altersgerecht und barrierefrei.