Steißbeinfistel

Unter einer Steißbeinfistel können sich wohl nur wenige etwas vorstellen. Hierbei handelt es sich um eine Erkrankung im Bereich des Enddarms, genauer gesagt, um eine chronisch-entzündliche Erkrankung im Bereich der Gesäßfalte.

Paradisi-Redaktion
Von Paradisi-Redaktion

Die Steißbeinfistel wird auch als Pilonidalfistel, Sinus pilonidalis oder Pilonidalsinus bezeichnet. Es handelt sich dabei um Hohlraum oberhalb des Afters, der eine Öffnung nach außen besitzt.

Besteht diese Öffnung nicht, spricht man von einer Pilonidalzyste. Je nach Verlaufsform liegt eine Entzündung vor, die den Bereich der Gesäßfalte betrifft.

Ursachen

Die genaue Ursache für das Entstehen einer Steißbeinfistel ist nicht völlig klar. Für das Auftreten dieser Fistel ist oft ein Haar, welches nach innen wächst, verantwortlich. Zu den Risikofaktoren zählen des Weiteren

Manche Ärzte machen auch eine angeborene Missbildung für das Leiden verantwortlich. Dabei soll nach der Embryonalzeit eine Öffung am so genannten Neuralrohr bestehen bleiben, welche eine Verbindung zwischen Analrand und der Spitze des Steißbeins darstellt. Als weitere mögliche Ursache kommen auch Traumata durch Stürze in Betracht.

Betroffen von einer Steißbeinfistel sind vor allem stark behaarte junge Menschen zwischen 20 und 30 Jahren. Bei Männern tritt das Leiden weitaus häufiger auf als bei Frauen. Da Steißbeinfisteln während des 2. Weltkriegs besonders oft bei US-Soldaten vorkamen, nennt man sie im englischen Sprachbereich auch "Jeeps disease".

Starke Körperbehaarung als möglicher Risikofaktor
Starke Körperbehaarung als möglicher Risikofaktor

Stadien und Symptome

Bei der Steißbeinfistel unterscheidet man zwischen drei unterschiedlichen Stadien.

  • Das mildeste Stadium ist die so genannte blande Verlaufsform, bei der es nicht zu einer Entzündung kommt.
  • Bei der akut abszedierenden Form sprießen die Haare in die Haut ein. Da die eingewachsenen Haare als Fremdkörper wirken und es in dieser Körperregion oft zu starkem Schwitzen kommt, bildet sich ein optimales Milieu für Bakterien, sodass rasch eitrige Entzündungen entstehen.
  • Beim chronisch fistelnden Verlauf kommt es zwar nicht zu einer Entzündung, dafür wird ständig Eiter oder blutige Flüssigkeit abgesondert. Darüber hinaus tritt unangenehmer Juckreiz auf.

Die Öffnung, die knapp oberhalb der Gesäßfalte zu finden ist, verursacht meist keine Probleme. Erst wenn eine Entzündung auftritt, treten verschiedene Symptome auf. Dabei kann es sich um

handeln, die im betroffenen Bereich auftreten können. Zudem kann der Patient auch Fieber bekommen und es können sich weitere Fisteln (entzündliche Gänge) bilden.

Schmerzen, Rötungen und Schwellungen als mögliche Symptome
Schmerzen, Rötungen und Schwellungen als mögliche Symptome

Behandlung

So lange eine Steißbeinfistel keine Symptome verursacht, ist eine Behandlung unnötig. Konservative Behandlungsmethoden wie Sitzbäder oder Teersalben können lindernd bei einer akuten Entzündung wirken.

Operation

Um die Steißbeinfistel dauerhaft zu beseitigen, ist jedoch eine Exzision, ein operativer Eingriff, am sinnvollsten. Vor der Operation erhält der Patient, der während der Prozedur auf dem Bauch liegt, entweder eine Regionalanästhesie oder eine Vollnarkose, was von dem Umfang der Fistel abhängt.

In manchen Fällen muss sich der Patient für drei bis vier Tage in einer Klinik aufhalten. Allerdings erfolgen Operationen dieser Art immer häufiger ambulant.

Um das gesamte betroffene Gewebe großflächig zu entfernen, färbt man die Fistel mit Methylenblau ein. Dabei wird die Fistel (unter Narkose) vollständig aus dem Gewebe herausgeschnitten.

Auch eventuell vorhandene weitere Fisteln werden dann gleich entfernt. Damit es nicht zu einer erneuten Fistelbildung kommt, schneidet der Operateur bis auf die Knochenhaut und schabt das Gewebe anschließend ab.

Normalerweise wird die Wunde nach dem chirurgischen Eingriff offen gelassen. Die Wunde verwächst sich dann allmählich zu einem Narbengewebe. Auf diese Weise wird das Risiko eines erneuten Auftretens einer Fistel gesenkt.

Minimalinvasive Techniken

Als schonender für das umliegende Gewebe gilt die Methode des pit-pickings, bei der in der Mittellinie nur sehr kleine Punkte - die Bereiche, in denen sich die eingewachsenen Haare befinden - augeschnitten. Auf diese Weise können sowohl die Haare als auch das Granulationsgewebe entfernt werden, was vor allem auch durch eine kürzere Genesungszeit punktet.

Als Weiterentwicklung dieses Verfahrens gilt die Sinusektomie oder auch minimal-tubuläre Excision; hierbei wird durch die kleinen ausgeschnittenen Bereiche der komplette Fistelgang entfernt. Möglich ist zudem eine zusätzliche Laser-Ablation, bei der das entzündliche Gewebe abgetragen wird. Für diese Methode kommt eine Glasfasersonde zum Einsatz, die besonders in Sachen Langzeitheilung punktet.

Nachbehandlung

Wie die genaue Nachbehandlung und Wundversorgung angegangen werden soll, muss im Detail mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. Generell ist wichtig, auf eine gründliche Hygiene zu achten. Die Wundheilung wird zudem durch den Verzicht auf Nikotin und Alkohol sowie eine ausgewogene Ernährung unterstützt.

Hilfreich können mitunter medizinische Sitzbäder sein, die jedoch nur dann durchgeführt werden sollten, wenn der Arzt diese verordnet. In manchen Fällen wird auch zu Wundspüllösungen angeraten. Beim Abduschen der Wunde gilt es, diese gut austrocknen zu lassen, bevor man sie neu verbindet.

Vorbeugung

Entscheidet sich der Patient gegen einen operativen Eingriff, dann kann die Entzündung der Steißbeinfistel einen chronischen Verlauf nehmen. Auch die Gefahr, dass sich weitere Fisteln bilden steigt dann an.

Mitunter kann man einer erneuten Fistelbildung vorbeugen. So ist bei starkem Haarwuchs eine dauerhafte Haarentfernung anzuraten, um zu verhindern, dass ein Haar erneut einwächst.

Ebenfalls wichtig ist es, Unterwäsche zu wählen, die nicht zu stark einengt. Zudem sollten synthetische Stoffe vermiden werden. War eine mangelnde Hygiene der Auslöser, muss diese natürlich in Zukunft gründlicher ausfallen.