Der Spitzfuß - Ursachen, Symptome und Behandlung
Als Spitzfuß - auch Pferdefuß genannt - bezeichnet man eine Fußfehlstellung. Dabei lässt sich die Ferse beim Laufen nicht auf den Boden aufsetzen. Die Fehlstellung kann sowohl angeboren sein als auch erworben werden. In der Regel ist ein Spitzfuß behandlungsbedürftig. Sind konservative Behandlungsmaßnahmen nicht erfolgreich, kann auch eine Operation erfolgen. Lesen Sie alles Wissenswerte über den Spitzfuß.
Definition
Der Spitzfuß (Pes equinus) wird auch Pferdefuß genannt, da die Betroffenen nicht in der Lage sind, den Hacken beim Gehen auf den Boden aufzusetzen. Die fehlerhafte Stellung des Fußes hat Auswirkungen auf den gesamten Körper.
Während man bei Tieren diese Fußstellung häufig vorfindet, ist sie für den Menschen ungeeignet, da ein stabiler Stand auf zwei Beinen nicht möglich ist. Außerdem lässt sich der Fuß beim Laufen nicht abrollen, wodurch es zu Gangunsicherheiten kommt.
Ursachen
Verursacht wird ein Spitzfuß aus unterschiedlichen Gründen. So kann diese Fußfehlstellung sowohl angeboren sein als auch im Laufe der Zeit erworben werden.
Angeborener Spitzfuß
Ein angeborener Spitzfuß ist oftmals die Folge von
- Zwangsfehlhaltungen im Mutterleib
- einem angeborenen ausgerenkten Kniegelenk oder
- unterentwickelten Unterschenkelknochen.
In manchen Fällen tritt der Spitzfuß auch als Begleiterscheinung zum Klumpfuß auf.
Erworbener Spitzfuß
Ein erworbener Spitzfuß wird dagegen durch eine Wadenmuskelverkürzung hervorgerufen. Eine solche Verkürzung kann durch
- neurologische Störungen
- Systemkrankheiten wie Hämophilie (Bluterkrankheit)
- posttraumatische Störungen nach Verletzungen
- Muskellähmungen oder
- eine zerebrale Kinderlähmung
verursacht werden. Manchmal kommen auch mechanische Ursachen wie Verbände, mit denen der Fuß in Spitzfußstellung fixiert wird, oder lange Bettlägerigkeit als Auslöser in Frage.
Symptome
Ein typisches Merkmal des Spitzfußes ist, dass sich die Ferse nicht auf den Boden aufsetzen lässt. Der Betroffene kann nur den Vorfuß und den Mittelfuß auf den Boden bringen.
Diese Fehlhaltung hat zur Folge, dass ein Abrollen beim Gehen nicht möglich ist. Auch das Laufen auf dem Hacken ist nicht machbar.
Aufgrund der unphysiologischen Gangart kommt es häufig zu Schwielen an den Fußballen. Das ganze Bein wird funktionell länger, da sich der Fuß fußsohlenwärts beugt.
Damit die Zehen beim Laufen nicht auf dem Boden schleifen, sind die Betroffenen gezwungen, die Knie mehr anzuheben, wodurch ein regelrechter Hahnentritt zustande kommt. Das Kniegelenk lässt sich beim Spitzfuß nur wenig zum Fußrücken hin beugen. Wird ein Spitzfuß nicht behandelt, drohen Folgebeschwerden wie eine verkrümmte Wirbelsäule.
Diagnose
Diagnostiziert wird ein Spitzfuß durch eine klinische Untersuchung. Dabei beurteilt der behandelnde Arzt das Gangbild des Patienten. Mithilfe einer Röntgenuntersuchung ermittelt man das Ausmaß der Fußfehlstellung. Darüber hinaus werden weitere Untersuchungen durchgeführt, um die Ursache des Spitzfußes zu ergründen.
Behandlung
Die Behandlung eines Spitzfußes ist von der Ursache, den Beschwerden und dem Schweregrad der Fehlstellung abhängig. Normalerweise ist ein Spitzfuß immer behandlungsbedürftig.
Handelt es sich um einen verkrümmten oder gelähmten Spitzfuß, wird eine krankengymnastische aktive und passive Mobilisation durchgeführt, bei der man die verkürzte Unterschenkelmuskulatur dehnt und den Fuß wieder in seine normale Lage zurückbringt. Eine solche Behandlung bezeichnet man auch als manuelle Redression.
Eine weitere Möglichkeit ist das Anlegen eines Unterschenkel-Stehgipses. Durch einen solchen speziellen Gipsverband kann der Fuß über längere Zeit (etwa vier Wochen) stabilisiert und in der normalen Position gehalten werden.
Im Rahmen der konservativen Therapie können auch aktive Bewegungsübungen hilfreich sein, nämlich dann, wenn keine Verkürzung der Wadenmuskeln vorliegt. Hierbei sollte der Fuß in alle Richtungen bewegt oder beim Sitzen aufgestellt werden.
Ist der Auslöser beispielsweise die zerebrale Kinderlähmung, ist eine krankengymnastische Behandlung zu empfehlen, bei der der Fokus auf der Schulung von Bewegungsabläufen liegt. Liegt ein habitueller Spitzfuß bei Kleinkindern vor, verschwindet dies in vielen Fällen auch wieder von selbst, wenn das Körpergewicht zunimmt und das gewohnte Gehen somit immer schwerer fällt.
Operationsmethoden
Führen die konservativen Behandlungsmaßnahmen nicht zu einer Besserung, muss eine Operation vorgenommen werden, um die Spitzfußstellung zu beheben.
Zu diesem Zweck verlängert man die Achillessehne oder die Wadenmuskulatur. Besonders ersteres ist bei Kindern erfolgreich. Danach erhalten sie einen Gipsverband.
Eine andere Operationsmethode ist eine Arthrodese, bei der man das obere Sprunggelenk versteift, während das untere weiterhin beweglich bleibt. Alternativ kann zur Verfestigung auch ein so genannter Knochenspan eingesetzt werden, welcher die Gelenkbeweglichkeit hemmt. Führt auch eine Operation nicht zum Erfolg, muss der Patient spezielle orthopädische Schuhe tragen.
Vorbeugung
Einem erworbenen Spitzfuß kann man vorbeugen. Bei einer längeren Bettlägerigkeit beispielsweise hilft es, am Bettende ein Fußbrett anzubringen, um den Fuß darauf abzustützen. Die Spitzfußprophylaxe ist zudem in Form von krankengymnastischen Übung zur Dehnung der Sehnen und Muskeln an der Rückseite des Oberschenkels, welche sich sonst verkürzen würden, möglich.
Muss der Fuß mit einem Gipsverband ruhiggestellt werden, sollte auf eine normale Fußstellung geachtet werden. In Fällen, in denen dies nicht möglich ist, zum Beispiel bei einer vorliegenden Achillessehnenruptur, muss nach der Gipsabnahme ein regelmäßiges Dehnen der Unterschenkelmuskeln durchgeführt werden.
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