Normochrome, normozytäre Anämie - Blutarmut mit normal erscheinenden Zellen

Als Anämie bezeichnet man Blutarmut. Eine Form von Blutarmut ist die normochrome, normozytäre Anämie. Bei dieser weisen die roten Blutkörperchen zwar einen normalen Anteil an Hämoglobin auf; allerdings kommen sie in unzureichender Menge im Organismus vor. Zu den Subformen zählen die Aplastische Anämie sowie die Isolierte aplastische Anämie. Informieren Sie sich ausführlich über die normochrome, normozytäre Anämie.

Von Jens Hirseland

Bei einer Anämie, die auch als Blutmangel oder Blutarmut bezeichnet wird, kommt es zu einem Mangel an roten Blutkörperchen (Erythrozyten) oder rotem Blutfarbstoff (Hämoglobin). Es wird zwischen verschiedenen Formen von Anämie unterschieden. Dazu gehört auch die normochrome, normozytäre Anämie.

Von einer normochromen Anämie spricht man, wenn die roten Blutkörperchen einen normalen Anteil an Hämoglobin aufweisen, jedoch in zu geringer Zahl im Organismus vorkommen. Morphologisch erscheinen die Zellen normal.

Da bei einer hyperprofilerativen Anämie durch einen Mangel oder eine unzureichende Reaktion auf Zytokine sowie das Hormon Erythropoetin nicht genügend neue rote Blutkörperchen hergestellt werden, kann der Bedarf des Organismus nicht gedeckt werden.

Ursachen und Ausprägungsformen

Als Ursache für eine normochrome, normozytäre Anämie kommen verschiedene Erkrankungen infrage. Dazu gehören zum Beispiel Nierenkrankheiten, denn eine akute oder chronische Niereninsuffizienz hat einen Mangel an Erythropoetin zur Folge. Dadurch werden jedoch zu wenig neue rote Blutkörperchen hergestellt. In diesem Fall spricht man von einer renalen Anämie.

Ebenso kann eine normochrome, normozytäre Anämie durch Krankheiten verursacht werden, bei denen es zu einem zu niedrigen Stoffwechselstand (hypometabolischer Zustand) kommt. Dabei kann es sich um

handeln. Verringern sich die Vorläuferzellen der roten Blutkörperchen, ist es nicht möglich, Zellen in ausreichender Anzahl an den Kreislauf abzugeben. Die Konzentration an Erythropoetin im Blut ist bei den genannten Krankheiten in den meisten Fällen normal.

Aplastische Anämie

Eine Sonderform der normochromen Anämie ist die Aplastische Anämie. Dabei kommt es zu einem Knochenmarkversagen mit Panzytopenie. In diesem Fall verringert sich durch eine Knochenmarkaplasie die Anzahl sämtlicher Blutzellen. Allerdings treten aplastische Anämien überaus selten auf.

Wodurch sie verursacht werden, ist bislang nicht genau bekannt. In manchen Fällen wird eine aplastische Anämie indirekt durch eine Beschädigung des Knochenmarks hervorgerufen. Solche Beschädigungen können durch

  • bestimmte Medikamente
  • Chemikalien
  • Chromosomenveränderungen
  • Hypersplenismus oder
  • Infektionen

entstehen. Aplastische Anämien treten gehäuft im Jugendalter, während der Schwangerschaft oder im höheren Alter auf.

Isolierte aplastische Anämie

Eine weitere normochrome Anämieform ist die isolierte aplastische Anämie, die man auch als Erythroblastopenie oder PRCA (Pure Red Cell Aplasia) bezeichnet. Sie entsteht dadurch, dass die Erythrozytenvorläufer im Knochenmark entweder zerstört werden oder sich nicht neu bilden.

Da eine erworbene PRCA meist zur gleichen Zeit mit anderen Autoimmunerkrankungen auftritt, gilt sie ebenfalls als Autoimmunkrankheit. Aber auch nach einer Virusinfektion kann es zur Entstehung dieser Anämieform kommen. Für die Behandlung der PRCA werden zumeist Immunsuppressiva eingesetzt, auf die die meisten Patienten gut ansprechen.

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