Madenwurmbefall - Befall mit Madenwürmern

Madenwurmbefall ist eine häufig vorkommende Form von Wurmerkrankung. In den meisten Fällen wird die Infektion nicht bemerkt.

Von Jens Hirseland

Madenwurmbefall bezeichnet man in der Medizin als Enterobiasis oder Oxyuriasis. Der Befall mit Madenwürmern ist weit verbreitet. So kommt es bei ca. 50 Prozent aller Menschen im Laufe des Lebens zu einem Madenwurmbefall. Pro Jahr infizieren sich auf der ganzen Welt etwa 500 Millionen Menschen mit dem parasitischen Fadenwurm.

Bei Madenwürmern, die auch Aftermaden, Springwürmer oder Pfriemenschwänze genannt werden, handelt es sich um weiße und längliche Eingeweidewürmer, die eine Größe bis zu 13 Millimeter erreichen können. Dies trifft allerdings nur auf die Weibchen zu, da die Männchen lediglich drei Millimeter lang werden.

Infektion

Einziges Reservoir des Madenwurms ist der Mensch. In dessen Körper gelangt der Parasit entweder auf direkten oder indirekten fäkal-oralem Weg. Besonders betroffen von Madenwurmbefall sind Vorschul- und Schulkinder, die sich die Würmer zumeist durch kontaminierte Finger zuziehen.

Da die Madenwürmer überaus infektiös sind, besteht eine erhöhte Ansteckungsgefahr innerhalb von Haushalten. Die aufgenommenen Wurmeier gelangen über den Magen in den Dünndarm, wo es bereits nach sechs Stunden zur Entwicklung der ersten Larven kommt.

Vom Dünndarm aus ziehen die Larven zu ihrem bevorzugten Aufenthaltsort in der Nähe des Blinddarms. Ausgewachsen sind die Maden nach ca. 14-21 Tagen.

Dann bilden sie mit ihrem Wirt eine Fressgemeinschaft (Kommensale). An den Anusfalten legt das Madenwurmweibchen nach Paarung und Reife seine Eier ab, deren Anzahl zwischen 5.000 und 17.000 schwankt.

Lebensfähig und damit infektiös sind die Madenwurmeier rund drei Wochen. Kommt es zu einem Anus-Finger-Kontakt, erfolgt eine neuerliche Infektion.

Symptome und Folgen

In den meisten Fällen bemerkt der Betroffene nichts von der Infektion mit den Madenwürmern. Bemerkbar machen kann sich der Befall mit den Parasiten durch nächtlichen Juckreiz, denn in der Nacht legen die Madenwurmweibchen ihre Eier rund um den After ab.

Aufgrund des Juckreizes kann es zu Folgebeschwerden wie

kommen. Durch intensives Kratzen besteht zudem die Gefahr von Hautabschürfungen sowie bakteriellen Infektionen.

Bei intensivem Verlauf

Ist der Wurmbefall sehr intensiv, können die Betroffenen auch unter

leiden. Zu einem Eindringen in den Blutkreislauf kommt es im Gegensatz zu anderen Darmparasiten durch die Madenwürmer jedoch nicht.

Bei Mädchen besteht mitunter das Risiko, dass der Genitaltrakt befallen wird, was eine Vulvovaginitis zur Folge haben kann. Auch eine Entzündung von Eileiter und Eierstock ist im Bereich des Möglichen.

Diagnose

Um Madenwürmer diagnostizieren zu können, muss der Betroffene am Morgen vor dem Toilettengang einen Klebestreifen auf seine Afterregion kleben. Anschließend wird der Streifen wieder abgelöst und auf einen Objektträger geklebt.

Auf diese Weise können die Parasiteneier aufgrund ihrer typischen ovalen Form unter dem Mikroskop erkannt werden. Zwar lassen sich die Madenwürmer auch im Stuhl erkennen, zum Nachweis einer Enterobiasis gelten Stuhlprobenuntersuchungen jedoch als nicht geeignet. Ist der Befund negativ, der Verdacht jedoch anhaltend, sollte die Untersuchung wiederholt werden.

Behandlung

Zur Behandlung von Madenwurmbefall kommen einmalig Anthelminika wie Mebendazol oder Pyrantel-Embonat zum Einsatz. Diese Medikamente haben allerdings nur auf ausgewachsene Würmer eine Wirkung.

Larven bleiben dagegen von den Arzneimitteln verschont, wodurch die Gefahr von Rückfällen besteht. Daher sollte die Behandlung nach zwei bis drei Wochen noch einmal wiederholt werden. Sinnvoll ist auch eine Mitbehandlung der Angehörigen.

Unterstützend zur Behandlung sollten Betroffene einige Hygieneregeln befolgen, welche über einen Zeitraum von sechs Wochen durchzuführen sind:

  • morgens und abends frische Unterwäsche anziehen
  • täglich das Bett mit neuer Bettwäsche beziehen
  • die Bettwäsche bei mindestens 60 Grad Celsius waschen
  • vor dem Essen die Hände waschen
  • die Afterregion nicht berühren
  • die Fingernägel möglichst kurz schneiden
  • nach jedem Toilettengang die Hände waschen; nach jedem Stuhlgang die Finger mit einer Handbürste reinigen
  • Staubaufwirbelung vermeiden

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  • Susanne Andreae, Peter Avelini, Peter Avelini, Martin Hoffmann, Christine Grützner Medizinwissen von A-Z: Das Lexikon der 1000 wichtigsten Krankheiten und Untersuchungen, MVS Medizinverlage Stuttgart, 2008, ISBN 3830434545
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  • Malte Ludwig Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165

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