Der Rauschtrinker - Kontrollverlust und Abstinenz im Wechsel
In der Alkoholikertypologie nach Jellinek werden Alkoholabhängige in verschiedene Kategorien unterteilt. Eine Ausprägung ist der Rauschtrinker bzw. Gamma. Man bezeichnet ihn auch als Suchttrinker. Typisch sind längere Phasen, in denen nichts konsumiert wird, auf die dann exzessive Trinkphasen folgen. Informieren Sie sich über die Merkmale des Rauschtrinkers.
Krankheitsbild Alkoholismus
Nach Nikotinabhängigkeit ist Alkoholabhängigkeit die häufigste Suchterkrankung weltweit. Von einer Alkoholsucht spricht man, wenn
- der Betroffene ständig einen starken Drang verspürt, Alkohol zu trinken
- er seinen Alkoholkonsum nicht mehr kontrollieren kann
- er Entzugserscheinungen verspürt und
- eine Toleranzentwicklung eintritt.
Außerdem setzt ein Alkoholabhängiger das Trinken auch dann fort, wenn es zu sozialen, gesundheitlichen und psychischen Nachteilen kommt. Obwohl allein in Deutschland pro Jahr rund 30 Milliarden Euro für alkoholische Getränke ausgegeben werden, kommt es bei den meisten Menschen nicht zu einer Alkoholsucht, selbst wenn ein jahrzehntelanger Konsum besteht. Bestimmte Personengruppen wie zum Beispiel Menschen, die unter geringem Selbstbewusstsein oder Einsamkeit leiden, gelten jedoch als anfällig.
Ursachen
Warum ein Mensch alkoholabhängig wird, hat verschiedene Gründe. Als eine wichtige Ursache gilt die beruhigende Wirkung des Alkohols auf den Körper. So hat Alkohol also nicht nur die Funktion eines Genussmittels, sondern dient auch als Psychopharmakon.
Durch den Alkoholkonsum kommt es bei den Betroffenen zur Überwindung von Spannungen und zum Abbau von Ängsten. Auch das Schlafen fällt vielen durch den Alkohol leichter.
Doch diese vermeintlich positiven Gründe führen dazu, dass immer wieder getrunken wird, was schließlich einen Teufelskreis zur Folge hat. Auch die sozialen Verhältnisse spielen oft eine wichtige Rolle. So kann es durch die Gepflogenheiten in der Gesellschaftsschicht, in der der Abhängige verkehrt, oder in seiner Familie zu einem erhöhten Alkoholkonsum kommen.
Da in der Gesellschaft der Alkoholkonsum gebilligt wird, fällt das Trinken natürlich umso leichter. Die Risiken, die dadurch entstehen, werden jedoch häufig ignoriert.
Ebenso von Bedeutung sind die Belastbarkeit des Betroffenen sowie seine aktuelle Lebenssituation. Darüber hinaus werden auch genetische Faktoren als Ursache für eine Alkoholabhängigkeit vermutet.
In vielen Fällen kommt es auch zu einer Kombination dieser Faktoren. Besonders gefährlich ist der Umstand, dass nach einer Gewöhnung an den Alkohol eine größere Menge getrunken werden muss, damit die positiven Effekte erneut eintreten können. Entzugserscheinungen werden mit weiterem Alkoholgenuss bekämpft. Mit der Zeit kommt es schließlich zu einem Teufelskreis, dem der Betroffene aus eigener Kraft kaum noch entrinnen kann.
Kategorien
Alkoholabhängige Menschen werden in der Medizin in verschiedene Kategorien eingeteilt. Basis dieser Einteilung sind die Alkoholikertypen nach Jellinek. Der amerikanische Mediziner Elvis Morton Jellinek (1890-1963) nahm in den 50er Jahren diese Klassifikation vor, indem er fünf verschiedene Typen von Alkoholikern beschrieb. Zur Einteilung wählte er zudem die ersten fünf Buchstaben des griechischen Alphabets.
Zu den verschiedenen Alkoholikertypen gehören
- der Erleichterungs- oder Problemtrinker (Alpha-Trinker)
- der Gelegenheitstrinker (Beta-Trinker)
- der Rausch- oder Suchttrinker (Gamma-Trinker)
- der Spiegeltrinker (Delta-Trinker) sowie
- der so genannte Quartalssäufer (Epsilon-Trinker).
Im Folgenden gehen wir etwas näher auf den Rauschtrinker ein.
Der Rauschtrinker
Vom Konflikttrinker zum Rauschtrinker gibt es Übergänge. Bei einem Rauschtrinker oder Gamma-Trinker sowie Alkoholiker ist die Sucht eher psychisch als physisch ausgeprägt.
So bestehen längere Phasen von Abstinenz, die sich dann mit exzessiven Trinkphasen abwechseln. Die abstinenten Phasen können Tage oder auch Wochen andauern.
Charakteristisch für den Rauschtrinker ist seine mangelnde Kontrolle über den Alkoholkonsum. So ist er nicht in der Lage mit dem Trinken aufzuhören, selbst wenn er meint, bereits genug zu haben.
Schon nach dem ersten Schluck kommt es zu einem unstillbaren Verlangen nach weiterem Alkohol. So führt es in der Regel häufig dazu, dass aus kleinen Mengen schnell zahlreiche weitere Drinks werden. Wie viel er trinkt, kann der Gamma-Trinker nicht bewusst begrenzen.
Doch die Steigerung der Alkoholmenge kann sich auch über mehrere Wochen erstrecken, bis der Konsum erneut völlig unkontrolliert verläuft. So steigert der Gamma-Trinker mit der Zeit seine Alkoholverträglichkeit.
Kommt es im Leben des Rauschtrinkers zu Konfliktsituationen, wie zum Beispiel einer Kündigung oder Scheidung, fällt er in seinem Umfeld oft als Betrunkener auf. Dieses auffällige Trinkverhalten wechselt sich oft mit unauffälligen Verhaltensweisen ab.
Grad der Abhängigkeit
Bei einem Rauschtrinker handelt es sich, trotz der abstinenten Phasen, in denen er sich sicher fühlt, um einen Alkoholabhängigen.
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- Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165
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