Der Spiegeltrinker - Körperliche Abhängigkeit mit Entzugserscheinungen

In der Medizin wird nach verschiedenen Typen von Alkoholikern unterschieden. Dazu gehört auch der so genannte Spiegeltrinker bzw. Delta. Man bezeichnet ihn auch als Gewohnheitsrinker oder Pegeltrinker. Typisch ist, dass er sich erst dann gut fühlt, wenn er eine bestimmte Menge an Alkohol konsumiert hat. Informieren Sie sich über die Merkmale des Spiegeltrinkers.

Von Jens Hirseland

Krankheitsbild Alkoholismus

Zu den größten Problemen der heutigen Gesellschaft gehört die zunehmende Zahl von Alkoholabhängigen. Nach Schätzungen der WHO (Weltgesundheitsorganisation) sind ca. 140 Millionen Menschen auf der ganzen Welt abhängig von Alkohol.

Obwohl vor allem Männer von Alkoholsucht betroffen sind, nimmt auch die Anzahl der erkrankten Frauen immer mehr zu. Allein in Deutschland konsumieren ungefähr 9,5 Millionen Menschen soviel Alkohol, dass es als gesundheitsgefährdend gilt.

Die Grenzen zwischen Genuss und Abhängigkeit sind oftmals fließend. Besteht bei einem Betroffenen jedoch der ständige Wunsch nach Alkohol, leidet er unter Entzugserscheinungen und kann er seinen Konsum nicht mehr unter Kontrolle bekommen, spricht man von einer Alkoholabhängigkeit.

Ursachen

Von entscheidender Bedeutung, ob es zu einer Alkoholabhängigkeit kommt oder nicht, ist die Persönlichkeitsstruktur des Betroffenen. Vor allem Menschen mit geringem Selbstbewusstsein, die ihre Probleme lieber verdrängen, neigen zu hohem Alkoholkonsum.

Eine wichtige Rolle können auch Einflüsse von außen wie

spielen. Mediziner vermuten auch genetische Gründe als Ursache für eine Alkoholsucht. Problematisch ist zudem die feste Verankerung von Alkohol in der Gesellschaft.

Da der Konsum von Spirituosen als vollkommen normal gilt, ist es leicht und wenig kostspielig sich mit ausreichend Alkohol zu versorgen. Bei geselligen Anlässen wie Familienfeiern, Partys, Sport- oder Betriebsfesten wird sogar der Konsum von Alkohol erwartet.

Bei Männern wird Trinkfestigkeit auch als bewundernswert angesehen. Ein Vollrausch gilt als Kavaliersdelikt. Auch Jugendliche kommen immer mehr mit Alkohol in Berührung, sodass der Griff zur Flasche als etwas völlig normales gilt.

Zu einer Alkoholabhängigkeit kommt es jedoch nicht von einem Tag zum anderen. Vielmehr entsteht sie über einen längeren Zeitraum und verläuft nach einem bestimmten Muster.

Kategorien

In der Medizin werden alkoholabhängige Menschen in verschiedene Typen eingeteilt. Dabei handelt es sich um die Alkoholikertypologie nach Jellinek.

Elvis Morton Jellinek (1890-1963) stellte 1960 in seinem Buch "The Disease Concept of Alcoholism" seine Klassifikation des Alkoholismus vor. In dieser Klassifikation unterteilte Jellinek Alkoholabhängige in fünf Typen, die er durch die ersten fünf Buchstaben des griechischen Alphabets kennzeichnete.

Dazu zählen

  • der Alpha-Trinker, der auch als Erleichterungstrinker oder Problemtrinker bezeichnet wird,
  • der Beta-Trinker, den man auch Gelegenheitstrinker nennt,
  • der Gamma-Trinker, der als Rauschtrinker oder Suchttrinker gilt,
  • der Delta-Trinker, den man auch als Spiegeltrinker bezeichnet sowie
  • der Epsilon-Trinker, der zudem die Bezeichnung Quartalstrinker trägt.

Im Folgenden gehen wir etwas näher auf den Delta-Trinker ein.

Der Delta-Trinker

Bei einem Delta-Trinker, oder auch Spiegeltrinker, Gewohnheitsrinker, Pegeltrinker, handelt es sich um eine Person, die sich erst dann gut fühlt, wenn sie eine bestimmte Menge an Alkohol konsumiert hat. Der Alkoholkonsum ist meist gleichmäßig, aber deutlich zu hoch.

Zu einem Verlust der Selbstkontrolle kommt es jedoch nicht, auch wenn der Betroffene so gut wie nie völlig nüchtern ist (rauscharme Dauerimprägnierung mit Alkohol). Der Spiegeltrinker ist aber nicht in der Lage Abstinenz zu üben, da er häufig von Entzugserscheinungen geplagt wird. So trinkt er in der Regel jeden Tag.

Der Begriff "Spiegeltrinker" kommt daher, weil der Betroffene stets bemüht ist, seinen Alkoholkonsum gleichbleibend zu halten, sogar in der Nacht. Er fühlt sich nur dann gut, wenn er einen bestimmten Alkoholspiegel im Blut aufweist.

Aufgrund seines ständigen Alkoholkonsums besteht die Gefahr von Gesundheitsschäden. Wenn kein Alkohol getrunken wird, kommt es rasch zu Entzugserscheinungen.

Der Delta-Trinker bleibt für längere Zeit sozial unauffällig; für andere Menschen ist er selten erkennbar betrunken. Dennoch hält er seinen Alkoholspiegel, denn für ihn ist das Trinken zur Gewohnheit geworden. In der Regel können Spiegeltrinker die getrunkene Menge kontrollieren.

Grad der Abhängigkeit

Bei einem Spiegeltrinker besteht eine starke körperliche Abhängigkeit.

Da er nicht fähig zur Abstinenz ist, gilt der Spiegeltrinker als alkoholkrank.

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