Kletterpflanzen zur Fassadenbegrünung - Geeignete Arten, Nachteile und Tipps zur Auswahl

Im Gegensatz zu den wachsenden Pflanzen im Nutz- oder Ziergarten leben und entwickeln sich die Kletterpflanzen durch ein vertikales Klettern am Mauerwerk. Sie werden in Selbstklimmer sowie in Gerüstkletterpflanzen unterteilt. Kletterpflanzen zur Fassadenbegrünung erfreuen sich großer Beliebtheit. Nicht alle sind jedoch für diese Nutzung geeignet. Lesen Sie, welche Kletterpflanzen man für die Fassadenbegrünung verwenden kann.

Von Kathrin Schramm

Kletterpflanzen als Fassadenbegrünung

Das Klettern als solches ist ein Fortbewegen unmittelbar an einem Felsen oder an einem Mauerwerk. Das gilt für Menschen, Tiere und Pflanzen. Kletterpflanzen tragen sich von Natur aus nicht selbst.

Sie halten sich an anderen Pflanzen, an dem Mauerwerk oder an dafür vorgesehenen Klettergerüsten fest. Sie hangeln sich buchstäblich in die Höhe.

Kletterpflanzen sind eine ganz eigene Form der Fassadenbegrünung. Sie entwickeln sich am Privateigentum im Laufe von Jahren oder Jahrzehnten, oftmals ohne jegliches Hinzutun der Bewohner. Nicht umsonst wird in solchen Fällen vom "wilden Efeu" gesprochen.

Andererseits gehört die gezielte Fassadenbegrünung zu einer professionellen Städteplanung. In Neubaugebieten mit Hoch- und Mehrfamilienhäusern in geringen Abständen wird der optische Gesamteindruck ganz bewusst durch eine verschiedenartige Fassadenbegrünung gestaltet und gesteuert. Beim Eigenheim oder bei der jahrzehntealten Denkmalschutzimmobilie ist es da eher ein Zufall, um welche Art der Fassadenbegrünung es sich letztendlich handelt.

Selbstklimmer

Selbstklimmer klettern im wahrsten Sinne des Wortes an der Hauswand hoch. Ihre Wurzeln haften in Wandfugen und Wandrissen des Mauerwerkes. Sie werden auch als Direktbegrünung bezeichnet.

Damit wird ausgedrückt, dass es keinen Abstand zwischen Fassadenbegrünung und Hauswand gibt; diese ist somit direkt, also unmittelbar begrünt. Dem Vorteil eines Mauerwerkschutzes vor jeglicher Witterung steht der Nachteil gegenüber, dass eine Direktbegrünung dauerhaft gepflegt, sozusagen zurechtgestutzt werden muss. Sie eignet sich für

  • freiliegende Außenwände ohne Fenster
  • Dachanschlüsse
  • Lampen
  • Bewegungsmelder oder
  • sonstige Außenelemente.

Gerüstkletterpflanze

Die Gerüstkletterpflanzen sind bei ihrem Wachstum auf das Gerüst angewiesen. Sie werden in die drei Kategorien Ranken- und Schlingenpflanzen sowie Spreizklimmer unterteilt.

Zu den beliebten Ranken gehören die Waldrebe sowie die Weinrebe. Blauregen oder Heckenkirsche sind bekannte Schlingpflanzen, während die Heckenrose der bewährte Spreizklimmer ist.

Eine selbstgewollte Fassadenbegrünung bezieht sich in der Regel auf die eigene Immobilie, auf das ein- oder mehrgeschossige Einfamilienhaus. Zum Schutz des Mauerwerkes sollte zugunsten von Gerüstkletterpflanzen entschieden werden.

Bei der Direktbegrünung lassen sich Schäden am Mauerwerk nicht dauerhaft vermeiden. Die müssen aufwändig und kostenintensiv behoben werden.

Was vorher bedacht werden sollte

Zur Fassadenbegrünung sind einige grundsätzliche Entscheidungen notwendig. Das gilt für den Wuchstyp wie Winder und Ranker oder für die Überlegung, ob es immergrüne, wintergrüne Kletterpflanzen oder Spaliere sein sollen.

Die Kletter- oder Hausfassadenwand lässt sich einheitlich, also uni oder auch mischbegrünen. Das ist eine Kombination aus mehreren unterschiedlich farbigen Klettergewächsen. Sie können nebeneinander sowie ineinander wachsen.

Blatt- und Blühpflanzen

Ferner kann zwischen Blatt- und Blühpflanzen ausgewählt werden, die sich ihrerseits wiederum mischen lassen. Als Hängepflanzen eignen sich, sowohl zur Direkt- als auch zur Gerüstkletterbegrünung,

  • ein dichter Winterjasmin
  • ein wilder Rankenwein und natürlich
  • der Efeu in seinen unterschiedlichen Efeuarten.
Der Efeu als beliebte Fassadenbegrünung
Der Efeu als beliebte Fassadenbegrünung

Einjährige Rank- und Schlingpflanzen sollten als Gerüstkletterpflanzen gezogen werden. Hier kann aus einer Vielzahl von Seil- und Klettersystemen ausgewählt werden.

  • Schönranke
  • Prunkwinde
  • Glockenrebe und
  • Duftwicke

sind der Garant für eine bunte und erfolgreiche Fassadenbegrünung schon im ersten, spätestens im zweien Jahr.

Auswahl einer Fassadenbegrünung

Bei der Auswahl einer Fassadenbegrünung sind Standort sowie Himmelsrichtung mit ausschlaggebend. Für die Kletterrose ist eine warme und sonnige bis hin zu halbschattige Südwand geradezu ideal.

Dasselbe gilt für den Wilden Wein, umgangssprachlich auch als Kletterwein bezeichnet. Er benötigt viel Sonne und eignet sich als Kletterpflanze sowie zur Direktbegrünung.

Kriechspindel

Zusammen mit dem Efeu ist die Kriechspindel, auch als Pfaffenhütchen bekannt, eine eher schwächer wachsende Fassadenbegrünung. Sie ist stellenweise ein Ersatz für den Efeu.

Sie benötigt viel Bodenfeuchtigkeit, ist jedoch ebenso frosthart wie Efeu. Beliebt und begehrt ist auch die Kletterhortensie.

Als Selbstklimmer wächst sie langsamer als Efeu, dafür genügt ein halb- bis schattiger Standort bei einem dementsprechend kühlen Mauerwerk. Mit einer Belaubung im Sommer, der Gelbfärbung im Herbst sowie den rotbraunen Trieben im Winter ist die Kletterhortensie ein ganzjähriger Blickfang für Bewohner und Passanten.

Fachliche Beratung

Das Projekt Fassadenberünung sollte nicht unüberlegt angegangen werden. Es wird empfohlen, die fachliche Meinung eines Experten einzuholen und das Mauerwerk von diesem überprüfen zu lassen..

Am Putz dürfen keinerlei Schäden bestehen. Zudem berechnet der Profi die Pflanzenlast, sodass anschließend das passende Ranksystem ausgewählt werden kann. Dessen Installation sollte man ebenso einem Fachmann überlassen.

Wissenswertes zum Einpflanzen

Wer eine Kletterpflanze zur Fassadenbegrünung einpflanzen möchte, sollte bedenken, dass diese ein Loch von einer Breite und Tiefe von mindestens einem halben Meter benötigt. Der Raum, der später mit Wurzeln ausgefüllt wird, sollte eine Mindestgröße von einem Kubikmeter aufweisen; dies ist nicht immer realisierbar, da der mögliche Platz an einer Fassade oftmals durch Fußwege, Keller oder Fundamente verringert wird.

Ein paar Nachteile der Fassadenbegrünung wurden bereits genannt; im Folgenden gehen wir etwas genauer darauf ein...

Die negativen Aspekte der Fassadenbegrünung

So schön und romantisch Schling- und Rankpflanzen an einer Hauswand auf den ersten Blick auch wirken mögen; eine Fassade ist nicht immer der geeignete Platz für sie. Aus Pflanzensicht gesehen ist eine warme, von der Sonne beschienene Hauswand ein idealer Standort.

Im grobkörnigen Putz finden die kleinen Tentakel guten Halt; die Hauswand ist im Sommer warm und im Winter ebenfalls. Ein idealer Standort für einen üppigen, gesunden Wuchs.

Vorsicht vor Efeu

Oftmals fällt das Wachstum allerdings zu üppig aus, denn die meisten Schlingpflanzen gedeihen an Fassaden so gut, dass sie zu einem richtigen Problem werden. Allen voran der beliebte Efeu: er kann ganze Immobilien zerstören.

In Windeseile kriechen immer neue Ausläufer die Wand entlang und wurzeln sich dort unerbittlich fest. Dabei wird nach und nach der ganze Putz zerstört.

Haben die Ausläufer erst einmal das Dach erreicht, was bereits nach wenigen Jahren der Fall sein kann, so kennen sie auch hier kein Pardon. Sie kriechen

  • durch Luftritzen
  • durch Dachziegelspalten und sogar
  • durch die Kästen von Rollläden bis hinein ins Gebälk.

Entlang ihrer Wuchsbahn kann nicht nur Regen eindringen, sondern ihre Umklammerung hinterlässt auch eine Spur der Zerstörung. Wer also einen Efeu an seiner Fassade züchten will, der muss sein Wachstum ständig kontrollieren und es eindämmen.

Wird dies unterlassen, so bildet der Efeu im Laufe der Jahre eine bis zu einem Meter dicke Mauer um das Haus. Fenster wachsen zu, Rollläden werden lahm gelegt.

Efeu kann ein Haus innerhalb weniger Jahre regelrecht zuwuchern
Efeu kann ein Haus innerhalb weniger Jahre regelrecht zuwuchern

Vögel und Ungeziefer als ungebetene Gäste

Im dichten Geäst nisten nicht nur viele Vögel, sondern auch lästiges Ungeziefer, das dann vermehrt über die Fenster ins Haus krabbelt und kriecht. Seien Sie sich also darüber im Klaren, dass Sie im Falle einer Efeubepflanzung einen Großteil Ihrer Gartenarbeit damit verbringen werden, den schnell wachsenden Efeu wieder und wieder in geordnete Bahnen zu schneiden.

Schöne Alternative: Kletterrosen

Viel schöner und attraktiver sind dagegen Kletterrosen, die sich die Fassade entlang hangeln. Sie benötigen meist zusätzlich zur Hauswand noch eine eigene Rankhilfe.

Dafür greifen sie das Mauerwerk jedoch nicht an, sondern wachsen nur vorsichtig an ihm entlang. Kletterrosen können einen Höhe von 5 bis 8 Metern erreichen und bieten gerade in ihrer Blütezeit einen prachtvollen Anblick.