Bestrafung bei Kindern - Hilfreiche Hinweise für eine gewaltfreie Erziehung

In Sachen Erziehung gehen die Meinungen auseinander. Dazu gehört auch das Thema "Bestrafung". Kinder brauchen Regeln, darin sind sich die meisten wiederum einig. Dabei sollte man jedoch stets eine gewaltfreie Erziehung angehen; ein Kind für etwas zu bestrafen, wird fälschlicherweise oft mit Gewalt in Verbindung gebracht. Holen Sie sich hilfreiche Hinweise für eine gewaltfreie Erziehung.

Von Claudia Haut

Was ist Gewalt?

Die meisten Eltern stellen sich eine gewaltfreie Erziehung für ihre Kinder vor. Doch wie sieht eine gewaltfreie Erziehung aus und wie genau wird Gewalt definiert?

Um seine Kinder gewaltfrei zu erziehen, muss man als Eltern nämlich zuerst einmal wissen, was Gewalt genau ist.

Zum einen meint man damit natürlich die körperliche Gewalt. Kinder, die gewaltfrei erzogen werden, werden nicht

  • geschlagen
  • geohrfeigt

und erhalten auch keinen kleinen Klaps auf den Po, wenn sie ungezogen sind. Neben der körperlichen Gewalt gibt es aber auch die seelische Gewalt, die ebenfalls tabu sein sollte, wenn man gewaltfrei erziehen möchte. Zur seelischen Gewalt gehört es, sein Kind

  • anzuschreien
  • zu beleidigen
  • zu demütigen
  • zu missachten oder gar
  • zu vernachlässigen.

Seit dem Jahr 2000 ist die Gewalt an Kindern gesetzlich verboten, sowohl die körperliche als auch die seelische. Und das ist auch gut so. Selbst ein regelmäßiger kleiner Klaps verursacht bei den Kindern bleibende seelische Schäden. Viele Studien kommen zum gleichen Ergebnis.

Bestrafung ohne Gewalt

Wenn ein Kind etwas falsch gemacht hat, so müssen die Eltern ihm klar machen, dass es so nicht gemacht werden kann oder darf. Sonst macht das Kind es immer wieder.

Kommunikation

Grundlage einer gewaltfreien Erziehung ist die Kommunikation. Und zwar die Kommunikation zwischen den Eltern und mit ihrem Kind. Möchte man mit dem Kind etwas Wichtiges besprechen, so kommt es häufig vor, dass die Kinder gar nicht richtig zuhören und deshalb etwas völlig anderes tun, als Mama oder Papa eigentlich von ihm wollten.

Daher sollte man nicht durch die ganze Wohnung schreien, wenn das Kind den Tisch decken soll, sondern ins Kinderzimmer gehen, sich je nach Alter des Kindes gegebenenfalls auf Augenhöhe stellen und das Kind bei direktem Augenkontakt darum bitten, Mama oder Papa zu helfen.

Gewalt bringt überhaupt nichts und das Kind wird dadurch auch nicht schneller lernen, was es darf und was nicht, was richtig ist und was falsch. Das heißt aber nicht, dass ein Kind niemals bestraft werden darf. Es gibt ja noch andere Formen der Strafe als die körperliche Gewalt.

Das Kind muss begreifen, dass es einen Fehler gemacht hat

Ob man ein Kind bestrafen muss oder nicht, hängt natürlich davon ab, was es getan hat bzw. was es nicht richtig gemacht hat. Wirft es beim Abendessen versehentlich sein Glas um, so ist dies sicher kein Grund, dass man das Kind bestrafen muss. Schlägt es hingegen ein Kind im Kindergarten, zerreißt der Schwester ihr mühsam gemaltes Bild oder zerstört mutwillig und absichtlich die Einrichtung in der eigenen Wohnung, so sollte das Kind schon merken, dass es etwas nicht richtig gemacht hat.

In jedem Fall, egal ob eine Bestrafung folgt oder nicht, sollte man sich mit dem Kind hinsetzen und ihm erklären, was es falsch gemacht hat. Schließlich muss es auch verstehen können, warum Mama, Papa oder andere Kinder böse sind.

Mit schwierigen Situationen richtig umgehen

Natürlich gibt es immer Situationen, in denen man mit dem Verhalten des Kindes nicht einverstanden ist. Auch wenn man sein Kind gewaltfrei erziehen möchte, so bedeutet dies natürlich nicht, dass man alles dulden muss. Jedoch löst man die Probleme nicht, wenn man dem Kind einen Klaps auf den Po gibt, nur weil es den schönen Turm aus Bauklötzen umgeworfen hat, an dem die Schwester seit einer halben Stunde gebaut hat.

  • Man sollte dem Kind erklären, warum die Schwester nun traurig ist und wie viel Mühe sie sich beim Bauen gegeben hat.
  • Gleichzeitig sollte man auch Verständnis für das andere Kind zeigen, das den Turm vielleicht umgeworfen hat, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Vielleicht kann man dieses Kind dann in den Hausputz miteinbeziehen und ihm z.B. einen Lappen zum Staubwischen geben, sodass es helfen kann.

Wichtiges Mittel einer gewaltfreien Erziehung ist auch die Tatsache, dass man sich gegenseitig ausreden lässt. Sowohl Mama bzw. Papa als auch die Kinder dürfen ausreden und geben sich dadurch gegenseitig eine Wertschätzung. Gemeinsam sollte man überlegen, was man tun kann, damit die ärgerliche Situation nicht wieder auftritt. Was können die Geschwister beispielsweise anders machen, dass ein Kind dem anderen den Turm nicht mehr umwirft?

Der Wut des Kindes mit Verständnis entgegenwirken

Häufig geht die Gewalt auch vom Kind aus. Es ist wütend, weil irgendetwas zum Beispiel beim Spielen nicht so funktioniert hat, wie es soll. Das Kind kann mit seiner Wut nicht umgehen und haut Mama, die gerade ins Zimmer kommt.

Schlägt man dann zurück, so ändert man an der Wut des Kindes überhaupt nichts. Im Gegenteil: Zur Wut kommt noch die Erniedrigung und natürlich auch der Schmerz hinzu.

Stattdessen sollte man

  • beruhigend auf das Kind einw
  • fragen, woher denn die Wut kommt.

Kann sich ein Kind überhaupt nicht beruhigen, so sollte man es alleine lassen und vielleicht in der Küche das Essen zubereiten. Vielleicht möchte das Kind auch einfach nur einen Moment alleine sein, um selbst damit klarzukommen, warum es mit dem Spielzeug nicht funktioniert hat.

Sobald das Kind jedoch die Nähe wieder sucht, sollte man dies zulassen und mit dem Kind nochmals die Situation besprechen. Natürlich muss man dem Kind dann auch klarmachen, dass man nicht geschlagen werden möchte.

Möglichkeiten der Bestrafung und Expertentipps

Wie bereits erwähnt, eignet sich Gewalt als Strafe ganz und gar nicht. Stattdessen stehen aber Strafen wie zum Beispiel

  • Fernsehverbot
  • Süßigkeitenverbot oder
  • Taschengeldkürzung

zur Wahl. Erziehungsexperten halten von derartigen Strafen jedoch eher wenig. Sie empfehlen nur Strafen anzuwenden, die direkt etwas mit der Tat zu tun haben.

Braucht das Kind also besonders lange für seine Hausaufgaben, weil es ständig andere Dinge tut, so hat es anschließend keine Zeit mehr, um mit Freunden draußen zu spielen. Wenn man das Kind mehrfach an die Verabredung mit den Freunden erinnert hat und die Hausaufgaben trotzdem nur sehr zögerlich erledigt werden, dann ist es Strafe genug für das Kind, dass es später keine Zeit mehr zum Spielen hat.

Letztlich müssen die Eltern selbst entscheiden, welche Konsequenzen sie verhängen wollen. Auch wenn es oft nervenaufreibend ist, konsequent zu bleiben, so ist dies für die Entwicklung der Kinder doch ganz wichtig. Nur so können sie lernen, was richtig und falsch ist, wenn die Eltern jedes Mal in der gleichen Weise darauf reagieren.

Gelassenheit statt Gewalt

Kinder provozieren gerne. Lässt man sich darauf ein, eskaliert die Situation schnell. An Tagen, an denen man als Mutter oder Vater vielleicht auch einmal selbst nicht gut drauf ist, kann man derartige Situationen besonders schlecht meistern.

Bevor man zu einer Kurzschlussreaktion neigt, sollte man das Zimmer verlassen und ein paarmal tief durchatmen. Erst wenn man selbst wieder zur Ruhe gekommen ist, sollte man erneut versuchen, mit dem Kind zu sprechen. Wichtiges Mittel der gewaltfreien Erziehung ist die eigene Gelassenheit.