Reizstromtherapie - Merkmale, Anwendungsgebiete und Arten

Bei der Reizstromtherapie handelt es sich um eine Behandlung des Menschen mit Reizstrom, um Schmerzen zu lindern oder die Muskulatur zu entspannen bzw. zu stärken. Dabei darf man nicht an einen Stromschlag denken - vielmehr wird hier mit schwachen Gleichstromimpulsen oder niederfrequentiertem Wechselstrom gearbeitet. Informieren Sie sich über Merkmale, Anwendungsgebiete und Arten der Reizstromtherapie.

Gracia Sacher
Von Gracia Sacher

Reizstromtherapie - Merkmale und Anwendungsgebiete

Bei der Reizstromtherapie handelt es sich um eine elektrische Behandlungsform. Dabei kommen niederfrequenter Wechselstrom oder Gleichstrom zum Einsatz, um Funktionsstörungen zu behandeln und Schmerzen zu lindern.

Außerdem lässt sich mit Reizstrom die Muskulatur entspannen und die Durchblutung fördern. Eingesetzt wird die Reizstromtherapie zudem, um die Muskeln zu kräftigen.

Das Funktionsprinzip basiert auf der Tatsache, dass der menschliche Organismus eine hohe Leitfähigkeit aufweist. Schon in der Antike machte man sich diese zunutze und behandelte Menschen mit Elektroschocks, die von Zitteraalen oder -welsen ausgingen.

Wirkungsprinzip der Reizstromtherapie

Als Grundlage der Elektrotherapie dient die Leitfähigkeit des menschlichen Organismus. Leitfähig sind:

Kaum leitfähig sind Körperstrukturen wie:

Als Isolatoren, also nicht leitfähig, werden Nägel, Haare und Hornschicht eingestuft.

Ziel der Elektrotherapie ist das Auslösen von Nervenreaktionen, was sich positiv auf den Stoffwechsel, die Durchblutung und die Linderung von Schmerzen auswirkt. Außerdem dient die elektrische Behandlung zur Förderung des Heilungsprozesses.

Dadurch entstehen Muskelkontraktionen. Bei den Schwellströmen, die zum Einsatz gelangen, handelt es sich um amplitudenmodulierte Impulsfolgen.

Welche der niedrigen Reizstromfrequenzen gegeben werden, richtet sich nach dem Stadium der jeweiligen Erkrankung. Eingesetzt wird die Reizstromtherapie, um die Muskeln zu kräftigen.

Die Behandlungsdauer erstreckt sich in der Regel über wenigstens sechs Wochen. Pro Tag erfolgt täglich eine Reizstrombehandlung von etwa 30 Minuten.

Schulterschmerzen, Blasenschwäche, Bandscheibenvorfall und Co. - Indikationen der Reizstromtherapie

Zur Anwendung kommt die Reizstromtherapie bei muskulären Problemen und körperlichen Beschwerden. Dazu gehören vor allem:

Vor allem bei Schmerzzuständen sowie auch bei Durchblutungsstörungen stellt die Reizstromtherapie die passende Therapiemaßnahme dar. Besonders auch im Rahmen einer Reha nach unterschiedlichen Verletzungen, oder einer Gelenkrheumabehandlung ist die Reizstromtherapie zu empfehlen. Werden gezielt Muskeln gestärkt, ist die Rede von Elektrogymnastik.

Neben der Linderung von Schmerzen kann auch der Stoffwechsel verbessert werden. Ebenso werden Durchblutungsstörungen und Entzündungen behandelt; Krämpfen kann vorgebeugt werden. Besonders hervorzuheben ist die Tatsache, dass auch Muskelbereiche angesprochen werden können, die sich kaum durch Training behandeln lassen.

Eignung der Reizstromtherapie aus physiotherapeutischer Sicht

Aus der Sicht eines Physiotherapeuten lässt sich die Reizstromtherapie nicht für jedes der drei Hauptanwendungsgebiete - Verletzungen, Muskelaufbau, Gewichtsreduktion - einsetzen. So gilt:

  • zur Behandlung von Verletzungen sehr gut geeignet, allerdings sollte hier auf eine Selbstehandlung verzichtet werden
  • als Training zur Aufbau von Muskulatur nur in der Frühphase und ausschließlich mit Teilbelastung geeignet; auch hier ist auf die Behandlung von einem Physiotherapeuten zu setzen
  • als unterstützende Maßnahme zur Gewichtsreduktion ungeeignet; zudem weisen die Heimgeräte aus Sicherheitsgründen eine zu niedrige Stromdosis auf, um hier irgendeinen Effekt zu erzielen

Elektrotherapie bei akuten Schmerzen

Mit der Elektrotherapie wird zunächst eine Durchblutungssteigerung der Muskulatur herbeigeführt. Zusätzlich wirkt der Strom abschwellend und schmerzlindernd.

Die Elektrotherapie ist auch bei akuten Schmerzen durch eingeklemmte Nerven (Hexenschuss) erfolgreich. Denn mittels leichter Stromzufuhr werden nicht nur die oberen Muskelgruppen, sondern auch tiefer liegende Muskeln stimuliert.

Die akute Schmerzbehandlung mit Reizstrom sollte von anderen Therapien wie zum Beispiel Krankengymnastik oder Entspannungsbädern ergänzt werden. Haupteinsatzgebiete sind:

Formen und Dauer der Reizstromtherapie

Die Reizstromtherapie gehört in den Bereich der Elektrotherapie. Diese wird in unterschiedliche Formen eingeteilt. Dazu gehören:

  • die Reizstromtherapie
  • die Kurzwellentherapie
  • die Galvanisation

Während bei der Kurzwellentherapie Wellen im Hochfrequenzbereich zur Anwendung kommen, setzt man bei der Galvanisation konstante Ströme ein, die in die gleiche Richtung fließen. Von einer Reizstromtherapie ist die Rede, wenn die Anregung von geschwächten Muskeln durch schwachen Reizstrom erfolgt.

Dadurch entstehen Muskelkontraktionen. Bei den Schwellströmen, die zum Einsatz gelangen, handelt es sich um amplitudenmodulierte Impulsfolgen. Welche der niedrigen Reizstromfrequenzen gegeben werden, richtet sich nach dem Stadium der jeweiligen Erkrankung.

Die Behandlungsdauer erstreckt sich in der Regel über wenigstens sechs Wochen. Pro Tag erfolgt täglich eine Reizstrombehandlung von etwa 30 Minuten. Im Bereich der Reizstromtherapie gibt es zwei Verfahren.

EMS: Elektrische Muskelstimulation

Bei der Elektrischen Muskelstimulation bzw. Elektromyostimulation (EMS) wird die Muskulatur von außen mit Reizstrom stimuliert. Auf diese Weise soll deren Wachstum angeregt werden.

Während der Behandlung trägt der Patient eine spezielle Weste. Diese ist über Gurte mit bestimmten Körperbereichen verbunden und mit Kabeln ausgestattet. Die Behandlung des Körpers mit Reizstrom erfolgt über Elektroden.

Die EMS dient der Muskelentspannung sowie der Stärkung der Muskulatur. Sie wird auch von zahlreichen Sportlern angewandt. Informieren Sie sich hier genauer über Funktionsweise und Ablauf der Elektrischen Muskelstimulation.

TENS: Transkutane Elektrische Nervenstimulation

Auch die so genannte Transkutante Elektrische Nervenstimulation, die TENS, gehört zu den Reizstromtherapien. Sie dient der Schmerzbehandlung und ist somit im medizinischen Gebiet einzuordnen.

Auch hierbei wird mit Elektroden gearbeitet; diese klebt man auf die Haut. Anders als bei der EMS findet hierbei ein kleines Gerät Verwendung, das der Patient auch zuhause anwenden kann.

Zuvor sollte er sich von einem Physiotherapeuten anweisen lassen, da es unterschiedliche Einstellungsmöglichkeiten gibt, was die Stärke des Reizstroms angeht. Informieren Sie sich hier über Nutzen und Ablauf der TENS-Behandlung.

Ablauf: Durchführung der Reizstromtherapie

Bei der Reizstromtherapie werden Nerven durch elektrische Ströme stimuliert, denn sie lösen gezielt Kontraktionen von Muskelgruppen aus. Elektroden, die auf die entsprechenden Hautstellen aufgebracht werden, senden sanfte elektrische Impulse an die tieferen Muskelgruppen, die behandelt werden sollen.

Bei der Reizstromtherapie kommt es zum Einsatz von Schwellströmen. Dies sind schwellende, also ansteigende Impulsfolgen. Je nach Krankheitsbild können verschiedene Frequenzen eingesetzt werden. Damit die Behandlung Erfolge zeigt, sollte eine tägliche Therapie von einer halben Stunde durchgeführt werden - ein Zeitraum von minimal sechs Wochen ist dabei zu empfehlen.

Bei der Therapie mittels Reizstrom setzt man unterschiedliche Stromarten ein: Galvanische Ströme fördern die Durchblutung während Nieder-, Mittel- und Hochfrequenzströme einzelne Muskelgruppe zur Kontraktion bringen. Bei der Therapie kann immer eine erhöhte Stoffwechseltätigkeit verzeichnet werden, die Schmerzlinderung und die einer besseren Heilung der entstandenen Entzündung zur Folge hat. Geschwächte Muskulatur wird zudem daran gehindert, sich noch weiter zurückzubilden.

Risiken der Reizstromtherapie

Nicht für jeden Patienten ist eine Reizstromtherapie geeignet. So sollte sie nicht bei Menschen angewandt werden, die

Das Tragen eines Herzschrittmachers stellt ebenso eine Behandlung mit Reizstrom dar. Der Herzmuskel wird durch gezielte Stromstöße stimuliert, damit eine fortlaufende stabile Herztätigkeit gewährleistet werden kann. Würde man Patienten mit Herzschrittmachern mit EMS oder TENS behandeln, könnte dies zu gefährlichen Wechselwirkungen führen. Auch schwangeren Frauen wird von der Elektrotherapie abgeraten, da die Gefahr besteht, dass das ungeborene Kind Missbildungen erleidet.

Als Kontraindikationen gelten: