Leben mit Bandscheibenprothese - Wann wird sie benötigt und wie wirkt sie?

Das Tragen schwerer Lasten, Übergewicht oder Verletzungen gehören zu den häufigsten Ursachen von Bandscheibenvorfällen an der Halswirbelsäule. Es gibt eine Reihe an Therapiemöglichkeiten von nicht chirurgischen Maßnahmen über die Wirbelversteifung bis zum Implantieren einer Bandscheibenprothese bzw. der voll bewegungserhaltenden Bandscheibenprothese. Lesen Sie, in welchen Fällen die Bandscheibenprothese zum Einsatz kommt.

Paradisi-Redaktion
Von Paradisi-Redaktion

Wann kommt eine Bandscheibenprothese zum Einsatz?

Bei Beschwerden, die auf einen Bandscheibenvorfall am Hals hindeuten - detaillierte Informationen erhalten Sie hier - ist eine neurologische Untersuchung mit bildgebenden Verfahren wie Computer- oder Kernspintomographie dringend erforderlich. Etwa 90 Prozent der Bandscheibenvorfälle betreffen die Lendenwirbelsäule, Vorfälle im Halswirbelbereich sind extrem selten.

Ein Bandscheibenvorfall an der Halswirbelsäule ist zwar häufig eine Folge des Alterungsprozesses, tritt jedoch auch bei Jüngeren auf.

  • Überlastungen durch schweres Heben
  • dauerhafte Fehlbelastungen
  • stundenlanges Sitzen am PC
  • Übergewicht
  • schnelle Drehbewegungen des Halses oder
  • ein Auffahrunfall

sind Auslöser für einen zervikalen Bandscheibenvorfall.

Bandscheibenvorfall an der Halswirbelsäule
Bandscheibenvorfall an der Halswirbelsäule

Bei 95 Prozent der HWS Bandscheibenvorfälle lindern konservative Behandlungsmaßnahmen mit Therapiebausteinen wie

die Beschwerden. Führen diese Therapiemethoden nicht zu einer Verbesserung des Krankheitsbilds oder entstehen neurologische Ausfallerscheinungen wie Taubheitsgefühle oder Lähmungen, ist eine Operation indiziert.

Die Bandscheibenprothese wird auch als voll bewegungserhaltende Bandscheibenvollprothese bezeichnet. Es gibt Bandscheibenprothesen für die Region der Lenden- und Halswirbelsäule.

An den Wirbelkörpern gibt es je eine Deckplatte. Zwischen diesen besteht eine Verbindung mit den benachbarten Wirbeln und der Bandscheibe.

Bei den Implantaten handelt es sich um zwei Halterungsstrukturen in Plattenform; dazwischen liegt ein Kunststoffkern, der die Beweglichkeit ermöglicht. Entscheidend sind Platten aus einem Material, das eine hohe Körperverträglichkeit aufweist.

Ziel der Bandscheibenprothese

Die künstliche Bandscheibe wird vor allem dann eingesetzt, wenn im Bandscheibensystem eine erhebliche Degeneration vorliegt, unabhängig davon, ob auch entzündliche Reaktionen vorliegen oder nicht. Ziel ist dann die komplette Entfernung der degenerierten Bandscheibe, wobei physiologische und biomechanische Funktionsfähigkeit erhalten bleiben sollen.

Zwischen den beiden Wirbelkörpern wird die Prothese eingesetzt. Diese ist in der Lage, die Funktion der natürlichen Bandscheibe vollständig zu übernehmen. Bisherige Schmerzen können dadurch beseitigt, zumindest aber deutlich reduziert werden.

Bandscheibenprothese - Funktion und Merkmale

Sind die Wirbelknochen noch nicht erheblich durch Verschleiß geschädigt, kann bei einem reinen HWS-Vorfall auch eine Bandscheibenprothese eingesetzt werden. Diese Therapiemethode ist insbesondere für Patienten unter 50 Jahren geeignet.

Weisen die Halswirbelsäulengelenke bereits fortgeschrittene Schäden durch Verschleiß oder knöcherne Verengungen des Nervenaustrittslochs auf, ist eine Stabilisierung mittels Wirbelversteifung die bessere Wahl. Beim Implantieren einer künstlichen Bandscheibe ersetzt beispielsweise Kugel-Pfannen-Konstruktion die defekte, die während des Eingriffs entfernt wird.

Eine Bandscheibenprothese hat den Vorteil, dass sie die Beweglichkeit der Halswirbelsäule erhält und gleichzeitig schmerzhafte Symptome lindert. Der Nutzen eines Bandscheibenimplantats sollte jedoch immer sorgfältig gegen die Risikofaktoren abgewogen werden.

Kontraindikation: Wann wird keine Bandscheibenprothese eingesetzt?

Der Katheter-Eingriff beim Bandscheibenvorfall
Der Katheter-Eingriff beim Bandscheibenvorfall

Bei den meisten degenerativen Erkrankungen der Wirbelsäule handelt es sich um Kontraindikationen, wenn es zum die Implantation einer Prothese geht. Es ist entscheidend, dass es keine anderen verschleißbedingten Wirbelsäulenerkrankungen gibt, denn in diesen Fällen kommen andere OP-Techniken zum Einsatz.

Zu den Kontraindikationen zählen:

  • Wirbelkanalenge
  • Verschleiß der Wirbelgelenke
  • Wirbelkörpergleiten
  • Ein höheres Alter
  • Osteoporose
  • ein akuter Bandscheibenvorfall der Lendenwirbelsäule

Implantation einer Bandscheibenprothese

Die Operation mit mikrochirurgischer Technik dauert zwei bis drei Stunden. Der Klinikaufenthalt beschränkt sich durch das minimal-invasive Verfahren auf vier bis fünf Tage.

Während des Eingriffs befindet sich der Patient in Rückenlage. Es wird ein Schnitt zwischen Bauchnabel und Beckenknochen mit einer Länge von fünf bis sieben Zentimetern gemacht; dann gelangt man ohne Öffnung des Bauchraums zur Bandscheibe.

Diese wird Schritt für Schritt entfernt. Dann raut man Deck- und Bodenplatte auf; gleichzeitig ist es möglich, die Nervenwurzeln bedrängenden Osteophyten zu entfernen.

Den Bandscheibenzwischenraum stellt man auf die ursprüngliche Höhe wieder her, die Prothese verankert man am Wirbel. Während des Eingriffs erfolgt eine Röntgenkontrolle.

Man führt die OP unter Vollnarkose mit oder auch ohne einen Periduralkatheter durch. Als besonders schwierig erweisen sich die Segmente, die oberhalb von L3 und L4 liegen.

Der Zangeneingriff beim Bandscheibenvorfall
Der Zangeneingriff beim Bandscheibenvorfall

Was ist nach der Implantation der Bandscheibenprothese zu beachten?

Bereits am Tag der HWS-Operation dürfen die Patienten aufstehen und umherlaufen. Schon vorher aufgetretene Lähmungen oder Gefühlsstörungen lassen sich am nächsten Tag krankengymnastisch behandeln.

Auch Sport ist nach dem Eingriff wieder möglich, sofern Extremsportarten vermieden werden. Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus erfolgt eine postoperative Betreuung.

  • Doris Brötz, Michael Weller Diagnostik und Therapie bei Bandscheibenschäden: Neurologie und Physiotherapie, Thieme, 2017, ISBN 9783132401884
  • Harald Bant, Guido Perrot Lumbale Rückenbeschwerden: Aktive Rehabilitation in der Physiotherapie, Thieme, 2017, ISBN 3131733713
  • Jutta Hochschild Strukturen und Funktionen begreifen - Funktionelle Anatomie: 2: LWS, Becken, Hüftgelenk, Untere Extremität, Thieme, 2012, ISBN 3131123737
  • Andreas B. Imhoff, Knut Beitzel, Knut Stamer, Elke Klein Rehabilitation in der orthopädischen Chirurgie: OP-Verfahren im Überblick, Springer, 2014, ISBN 366243556X
  • M. Ogon, S. Becker, A. Chavanne, J. Meissner, A. Tuschel Die Bandscheibenprothese an der Halswirbelsäule, Journal für Mineralstoffwechsel & Muskuloskelettale Erkrankungen, 2006, Band 12, Nr. 1
  • Charlotte Struwe Indikation und Grenzen der zervikalen Bandscheibenprothese anhand klinischer und radiologischer 24-Monats-Ergebnisse, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 2019
  • D. Grob Bandscheibenprothese der Lendenwirbelsäule, Der Orthopade, 2009, Band 38, Nr. 1

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