Abrissfraktur, Abscherfraktur und Grünholzfraktur

Unter einer Abrissfraktur versteht man einen knöchernen Ausriss, während bei einer Abscherfraktur ein Knochenteil abgeschert wird. Grünholzfrakturen kommen bei Kindern vor.

Von Jens Hirseland

Abrissfraktur

Bei einer Abrissfraktur, die man auch als Avulsionsfraktur bezeichnet, werden aufgrund von starkem Zug eine Sehne oder ein Band, die im Knochen verankert sind, an deren Ansatzstellen herausgerissen.

Ursachen

Ursache für den knöchernen Ausriss ist eine abrupt auftretende Spannungssteigerung des Bandes oder der Sehne am knöchernen Ansatz. Dabei kann sogar ein ganzes Knochenfragment herausgerissen werden.

Abrissfrakturen treten vor allem bei Sportlern wie Fußballspielern oder Skifahrern auf. Besonders betroffen von dieser Frakturform ist das Sprunggelenk.

Symptome

Zu den typischen Merkmalen von Abrissfrakturen gehört, dass sie nur leichte Schmerzen hervorrufen. Da die Bruchstücke durch den Sehnenzug voneinander entfernt bleiben, kommt es nicht zur ihrer Reibung untereinander.

So sind nach einem knöchernen Ausriss am äußeren Knöchel durchaus noch Bewegungen möglich. Abrissfrakturen können aber auch am Fingerendglied auftreten. So bezeichnet man einen knöchernen Ausriss der Strecksehne, die sich am Fingerendglied befindet, als Hausfrauenfinger, da die Verletzung häufig bei Frauen auftritt, die Hausarbeiten verrichten.

Behandlung

Die Behandlung einer Abrissfraktur hängt von deren Ausmaß ab. So lassen sich kleinere knöcherne Ausrisse durch eine Schienung behandeln. Bei Ausrissen am Fingerendgelenk gibt es zu diesem Zweck spezielle Fingerschienen.

Handelt es sich jedoch um größere Ausrisse, die mit einer Instabilität des betroffenen Gelenkes einher gehen, ist eine Operation erforderlich. Dabei wird das abgerissene Knochenfragment im Rahmen einer Schraubenosteosynthese oder mittels von Kirschner-Drähten fixiert. Mithilfe der Verschraubung ist es möglich, das Knochenfragment wieder an seinen richtigen Platz zu bringen, wo es schließlich festwächst.

Abscherfraktur

Eine Abscherfraktur wird auch als Meißelfraktur bezeichnet. Gemeint ist damit die Stauchung eines Gelenks bei gleichzeitigem Abscheren eines Knochenfragments, wie bei einem Meißelschlag. Das heißt, dass das Fragment gewissermaßen absplittert oder sich verschiebt.

Ursachen

Auslöser der Verletzung sind Scherkräfte oder Schubkräfte. Durch die hohe kinetische Energie hat der Knochen nicht genug Zeit, sich zu verformen, was zu einer glatten Querfraktur führt. Besonders betroffen von einer Abscherfraktur sind der Schienbeinkopf und das Speichenköpfchen.

Behandlung

Behandelt wird eine Meißelfraktur in der Regel operativ. Dabei bringt der Operateur lateral eine kleine Zugschraube ein, um die Bruchstelle zu fixieren.

  • Kleiner Junge trägt rechten Arm in Gips, weißer Hintergrund

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  • Krankenschwester wickelt Mullbinde um das Gipsbein eines Patienten

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  • Linker Arm einer Frau mit gebrochenem Handgelenk wird von Arzt verbunden mit blauem Tapeverband, Gips

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  • Mann mit Gipsbein liegt neben Krücken auf der Couch und telefoniert

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Grünholzfraktur

Die so genannte Grünholzfraktur tritt nur bei Kindern auf. Der Name Grünholzfraktur wird verwendet, weil diese Bruchform dem Abknicken von grünem und weichem Holz ähnelt.

Bei der Grünholzfraktur handelt es sich um einen unvollständigen Bruch. So bleibt die elastische Knochenhaut, die den Knochen umgibt, erhalten oder reißt nur an der Konvexseite ein.

Die Grünholzfraktur wird auch zu den Biegungsfrakturen gezählt. In den meisten Fällen tritt sie an den Röhrenknochen von Armen und Beinen auf, während die Kinder oder Jugendlichen sich noch im Wachstum befinden.

Ursachen

In dieser Lebensphase ist die Knochensubstanz jedoch noch nicht komplett ausgehärtet. So machen Grünholzfrakturen rund 25 Prozent aller Unterarmschaftbrüche bei Kindern aus.

Während ein Knochenteil sich durch die Einwirkung von Kraft elastisch verformt, bricht der andere Teil durch die hohe Dehnungsbelastung. Dabei besteht die Möglichkeit, dass es in dem Bereich, der sich zwischen dem gebrochenen und dem gedehnten Teil befindet, zu einer Spaltung kommt.

Verlauf und Symptome

Als Komplikation der Grünholzfraktur gilt ein unterschiedlicher Heilungsverlauf auf beiden Knochenseiten. Da die Kallusbildung deswegen nur einseitig verläuft, kann eine Refraktur auftreten.

Bleibende Knochenfehlstellungen treten jedoch nur selten auf. Bemerkbar macht sich eine Grünholzfraktur durch Schmerzen, die sich zeigen, wenn der betroffene Knochen belastet wird.

Behandlung

Handelt es sich nur um leichte Achsenverschiebungen, wird eine Spontanheilung der Grünholzfraktur abgewartet. Bei größeren Verschiebungen muss jedoch eine Begradigung erfolgen.

Dazu ist es nötig, die Gegenkortikalis zu brechen, damit der Bruch in einen spannungsfreien Zustand überführt werden kann. Eine andere Option ist die Gewährleistung einer zuverlässigen Kompression auf der konvexen Seite. Allerdings besteht dabei die Gefahr, dass aus einem stabilen Bruch eine instabile Fraktur entsteht, was wiederum eine Operation nötig macht.

Unser Artikel zu Frakturen geht allgemein auf Knochenbrüche ein. Lesen Sie dort mehr zum Thema.

Frakturen

Fraktur-Arten

Unterschiedliche Frakturarten im Überblick

Auf den folgenden Seiten gehen wir etwas näher auf die unterschiedlichen Fraktur-Arten ein.