Wachstumsschmerzen - Ursachen und Behandlung

Viele Kinder und Jugendlichen leiden unter Wachstumsschmerzen. Liebevolle Betreuung hilft hier oftmals mehr als starke Medikamente.

Von Claudia Haut

Bei der Knochenentwicklung (Ossifikation) unterscheidet man zwei verschiedene Arten: die desmale Ossifikation und die chondrale Ossifikation. Bei der desmalen Ossifikation entwickelt sich der Knochen direkt aus dem embryonalen Bindegewebe. Dies ist bei der Bildung des Schädelknochens und des Schlüsselbeins der Fall. Bei den Röhrenknochen findet die Ossifikation über knorpelige (chondrale) Zwischenstufen statt.

Diese Umbauzonen befinden sich in der so genannten Epiphysenfuge. Hier wird laufend Knochensubstanz angebaut, so dass der Knochen wächst. Nach Abschluss des Längenwachstums verknöchert die Epiphysenfuge.

Man vermutet, dass Knochen nachts am meisten wachsen, weil sie dort weniger Belastungen ausgesetzt sind. Das wäre ein Grund, warum Wachstumsschmerzen meist nachts auftreten. Typischerweise sind Kleinkinder betroffen, die Schmerzen können aber auch noch in der Pubertät auftreten.

Hauptsächlich sind die langen Röhrenknochen betroffen. Der Schmerz ist nicht genau lokalisierbar und kann wandern. Die Schmerzen können von einigen Minuten bis zu mehreren Stunden dauern und klingen dann komplett ab.

Ursachen

Wodurch die Wachstumsschmerzen entstehen, ist noch nicht eindeutig erforscht. Die Schmerzen sind auch zum Beispiel durch Laborergebnisse oder Röntgenbilder nicht nachweisbar, auch wenn sie von den Kindern und Jugendlichen sicherlich gespürt werden.

Bänderdehnung oder hormonelle Ursachen

Vermutlich entstehen die nächtlichen Schmerzen durch eine Bänderdehnung in den Beinen. Die Bänder wachsen nicht so schnell wie die Knochen und müssen sich daher erst langsam "mitdehnen".

Eine andere Vermutung, wie es zu den Wachstumsschmerzen kommt, besteht darin, dass nachts spezielle Hormone vom Körper ausgeschüttet werden, die das Wachsen beschleunigen.

Vergleichbare Schmerzen in den Beinen bei Erkrankungen

Wachstumsschmerzen sind keine Erkrankung im eigentlichen Sinne. Ähnliche Schmerzen in den Beinen können jedoch bei Krankheiten wie der Borreliose, bei Leukämie oder auch bei Rheuma vorkommen.

Folgen

Wachstumsschmerzen können zwar unangenehm sein, rufen jedoch keine Komplikationen hervor. Typisch für Wachstumsschmerzen ist, dass sie vor allem in den Nachtstunden auftreten. Mitunter rauben sie den betroffenen Kindern den Schlaf. In den meisten Fällen sind die Schmerzen am nächsten Morgen jedoch wieder verschwunden.

Die Prognose ist bei Wachstumsschmerzen grundsätzlich positiv. So verschwinden die Beschwerden wieder, wenn das Wachstum abgeschlossen ist.

Wann zum Arzt?

Normalerweise muss wegen leichter Wachstumsschmerzen kein Arzt aufgesucht werden. Besteht jedoch der Verdacht, dass hinter den Schmerzen bedenkliche Erkrankungen des Skelettsystems wie Rheuma, eine Knochenentzündung oder Knochenkrebs stecken, ist unbedingt eine medizinische Behandlung nötig.

Als Alarmzeichen gelten

Diagnose

In manchen Fällen kann es nötig sein, dass das betroffene Kind ärztlich untersucht wird. Allerdings handelt es sich bei Wachstumsschmerzen um ein eher unklares Krankheitsbild, wodurch eine Diagnose nicht so einfach ist.

Ausschlussdiagnostik

Das Feststellen von Wachstumsschmerzen erfolgt in der Regel durch eine Ausschlussdiagnostik. So erfolgt stets eine Abklärung von Erkrankungen, die ebenfalls derartige Schmerzen hervorrufen können.

Dazu zählen zum Beispiel diverse Infektionen, Verletzungen, Gewebeneubildungen oder Rheuma-Erkrankungen. Zum Ausschluss von Krankheiten lassen sich auch Blutuntersuchungen oder bildgebende Verfahren wie das Anfertigen von Röntgenaufnahmen durchführen.

Behandlung

Helfen die empfohlenen Maßnahmen der Selbsttherapie nicht oder sind sich die Eltern nicht sicher, ob es sich wirklich "nur" um Wachstumsschmerzen handelt, so sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Wachstumsschmerzen sind harmlos und müssen nicht behandelt werden, wenn das Kind nicht darunter leidet. Der Arzt kann in diesem Fall eine spezielle Salbe verordnen, die nachts auf die Beine gerieben wird.

Auch die Einnahme von Magnesium-Brausetabletten wird von vielen Kinderärzten bei Wachstumsschmerzen empfohlen. Schmerzmittel in Form von Zäpfchen oder einem Saft können ebenfalls verschrieben werden.

Selbsttherapie

Wachstumsschmerzen können auch noch in der Pubertät auftreten
Wachstumsschmerzen können auch noch in der Pubertät auftreten

Eine ursächliche Therapie von Wachstumsschmerzen ist leider nicht möglich, denn ihre Entstehung ist noch immer ungeklärt. Es gibt jedoch einige Linderungsmöglichkeiten mithilfe von Hausmitteln.

Außerdem ist es wichtig, für das betroffene Kind da zu sein und es zu beruhigen, wenn es unter Schmerzen leidet. So hilft es oft schon, dem Kind etwas vorzulesen und ihm Gesellschaft zu leisten.

Hausmittel

Je nach Ausmaß der Wachstumsschmerzen können einige Hausmittel zur Anwendung kommen. Sind die Schmerzen nur gering ausgeprägt, gilt das Massieren der betroffenen Körperregion als hilfreich. Es wird empfohlen, zur Unterstützung der Massage Johanniskrautöl, eine Sportsalbe oder Arnikasalbe zu verwenden.

Ebenfalls wirksam gegen Wachstumsschmerzen sind Wärmeanwendungen wie der Einsatz von elektrischen Heizkissen, Wärmflaschen oder Wärmedecken. Als sinnvoll gilt zudem eine Behandlung mit einer Rotlichtlampe. Dabei richtet man das warme Infrarotlicht auf die betroffenen Körperpartien. Auch ein warmes Bad kann schmerzlindernd wirken.

Sind die Schmerzen jedoch ausgeprägter, müssen Schmerzmittel verabreicht werden, was nach Absprache mit einem Arzt erfolgen sollte.

Homöopathische Mittel

Die Homöopathie empfiehlt zur Behandlung von Wachstumsschmerzen Guaiacum D6. Von diesem Homöopathikum werden jeden Abend fünf Globuli eingenommen.

Falls nötig, kann man dem Kind in der Nacht noch zwei weitere Globuli verabreichen.

Weitere hilfreiche homöopathische Mittel sind Manganum und Calcium phosphoricum. Kurmäßig eignet sich auch eine Einnahme des Schüssler Salzes Nr. 2 Calcium phosphoricum.

Vorbeugung

Eine Vorbeugung von Wachstumsschmerzen ist leider nicht möglich. Um die Beschwerden nach dem Ausüben von sportlicher Betätigung gering zu halten, sollte sich das Kind im Vorfeld mit Dehnungsübungen gut aufwärmen. Ebenfalls hilfreich ist eine gesunde Ernährung, die viele Mineralstoffe beinhaltet.

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