Fehler des Gehirns: So entstehen Halluzinationen

Über die Informationsverarbeitung im Gehirn und die Entstehungsumstände für visuelle Halluzinationen

Von Cornelia Scherpe
23. Oktober 2015

Für gesunde Menschen ist es schwierig, sich vorzustellen, dass Patienten mit einer Psychose häufig an Halluzinationen leiden. Bei visuellen Halluzinationen sehen die Betroffenen

  • Schemen,
  • Monster,
  • Tiere, oder
  • Menschen

in ihrer Umgebung, die in Wahrheit gar nicht da sind. Dieser Gedanke ist beängstigend und führt viele zu der Frage, wie es zu dieser Fehlleistung des Gehirns überhaupt kommen kann. Auch Forscher haben sich jüngst in einer Studie diese Frage gestellt und präsentieren ein interessantes Ergebnis: Demnach arbeitet das Gehirn streng genommen gar nicht fehlerhaft, sondern in gewisser Weise zu genau.

Die Informationsverarbeitung im Gehirn

Um das zu verstehen, muss man sich klar machen, dass die Wahrnehmung der Umwelt über die Sinne erfolgt. Beim Menschen ist das Sehen dabei der primäre Sinn. Das Gehirn muss in jeder wachen Sekunde eine extreme Anzahl an visuellen Informationen verarbeiten. Wer aus dem Fenster sieht, nimmt alles wahr:

Wichtige und unwichtige Eindrücke

Das meiste davon ist im Moment des Rausschauens aber unwichtig. Entsprechend filtert das Gehirn unwichtige Eindrücke einfach raus und fügt gleichzeitig auf der Basis der eigenen Erfahrungen auch Details hinzu. Nimmt man zum Beispiel einen dunklen Schemen im Gras war, der sich schnell bewegt und weiß, dass Nachbars Katze viel draußen ist, interpretiert das Gehirn die schwarze Masse als Katze.

So werden nicht eindeutige Informationen in das Weltbild eingefügt, das man selbst hat. Dies ist ein Selbstschutz des Gehirns. Bei Menschen mit Halluzinationen füllt das Gehirn die Lücken noch effektiver aus. Passt etwas nicht ins Weltbild, wird die Information nicht fallengelassen, sondern nach anderen Mustern gesucht. So sieht man im Schatten an der Wand ein Monster, oder ein Alien im Garten.

In der Studie zeigte sich dies durch Versuche mit Schwarz-weiß-Bildern, auf denen 18 Teilnehmer mit leichter Psychose eher Gesichter erkannten als 16 gesunde Probanden.