Die Gefahren durch zahlreiche Medikamente im Alter: Nährstoffmangel und gefährliche Wechselwirkungen

Wer dauerhaft Medikamente benötigt, sollte auf seinen Nährstoffhaushalt achten. Viele Arzneimittel verändern den Stoffwechsel so, dass Vitamine und Nährstoffe nicht aufgenommen werden können. Störungen im Immunsystem und degenerative Erkrankungen können die Folge sein.

Paradisi-Redaktion
Von Paradisi-Redaktion

Medikamente rauben dem Körper wichtige Nährstoffe

Die kurzfristige Einnahme von Medikamenten ist für die Versorgung mit Nährstoffen unproblematisch. Bei Dauergebrauch steigt allerdings das Risiko einer Unterversorgung mit Vitaminen und Mikronähstoffen.

Da Arzneimittel und Nahrung auf denselben Transportwegen in den Organismus gelangen, treten sie in Konkurrenz. Je mehr Medikamente parallel eingenommen werden, desto öfter treten unerwünschte Interaktionen und Nebenwirkungen auf.

Besondere Gefahr für Senioren

Betroffen sind vor allem Senioren. Oftmals müssen sie mehrere Arzneimittel einnehmen, wodurch das Risiko für Wechselwirkungen steigt. Ältere Menschen nehmen durchschnittlich drei bis sechs verschiedene Medikamente, kombiniert mit selbst verordneten Nahrungsergänzungsmitteln.

Jede zusätzliche Tablette erhöht die Gefahr von Interaktionen zwischen den pharmazeutischen Wirkstoffen und Nährstoffen. Hinzu kommt die eingeschränkte Stoffwechselleitung von Senioren. Ältere haben in aller Regel einen verlangsamten Stoffwechsel;

  • die Produktion von Magensäure ist reduziert
  • die Entgiftung über Niere und Leber erfolgt verzögert.

Medikamente haben daher eine längere Verweildauer im Körper und können intensiver aufeinander einwirken. Was viele unterschätzen: Auch rezeptfreie Präparate können unerwünschte Wechsel- und Nebenwirkungen hervorrufen.

Welche Medikamente sind riskant?

Die Liste an potentiell gefährlichen Wirkstoffen ist lang. Die wichtigsten Medikamentengruppen, bei denen Vorsicht angeraten ist, sind:

Acetylsalicylsäure, etwa in Schmerz- oder Erkältungsmitteln, raubt dem Körper Vitamin C. Schon eine Tablette Aspirin verdreifacht die ausgeschiedenen Mengen des Vitamins.

Bei langfristiger Einnahme steigt auch der Verlust an Folsäure. Die Folgen: Verdauungsprobleme und schleichende Blutarmut.

Abführmittel sind ausgesprochene Vitamin- und Mineralstoffräuber. Neben den Vitaminen A, D, E und K entziehen sie dem Körper auch Phosphor und lebenswichtiges Kalium.

Auch Antibiotika verhindern die Aufnahme von Kalium, zudem blockieren sie den Zugriff auf fast alle Vitamine der B-Gruppe. Ebenso wie Antidepressiva, die gezielt das Vitamin B12 blockieren.

Wer Medikamente gegen depressive Verstimmungen nimmt, sollte außerdem auf das Coenzym Q10 achten. Schleifendiuretika entziehen den Organen nicht nur Wasser, auch die Vitamine A, B6 und C gehen verloren.

Ergänzende Mikronährstoffe helfen

Nach Schätzungen sind bis zu 80 Prozent aller degenerativen Erkrankungen auf eine Mangelversorgung mit Nährstoffen zurückzuführen. Wer Medikamente einnimmt, kann diesen Mangel oftmals nicht durch normale Nahrung ausgleichen.

Um das Immunsystem, Haut und Organe zu schützen, muss das Defizit auf anderem Weg ausgeglichen. Ältere und chronisch Kranke sollten etwa mit ihrem Arzt besprechen, welche Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente sie sinnvollerweise ergänzen. Im Zweifel kann ein Bluttest Auskunft liefern, in welchen Bereichen ein Mangel besteht.

Hohes Risiko für gefährliche Wechselwirkungen

Eine Vielzahl der über 65-Jährigen nimmt fünf oder mehr Arzneimittel gegen verschiedene Beschwerden ein. Doch ein Medikamenten-Cocktail birgt hohe Risiken, denn oft wirken die Inhaltsstoffe zu stark oder zu schwach und vertragen sich nicht untereinander. Worauf sollten ältere Menschen achten?

Überdosierungen durch länger anhaltende Wirkung

Nehmen Senioren Medikamente ein, kommt es oft zu Nebenwirkungen, die nicht mehr wahrgenommen werden, weil eine Gewöhnung eingetreten ist. Ältere Menschen nehmen häufig verschiedene Arzneimittel ein, deren Wirkstoffe sich gegenseitig beeinflussen und Wechselwirkungen erzeugen, die gefährlich werden können.

Eines der großen Probleme sind Überdosierungen, denn die Inhaltsstoffe wirken bei älteren Menschen nicht auf die gleiche Weise wie bei jüngeren. Insbesondere besteht eine hohe Gefahr bei Schlafmitteln und Präparaten zur Beruhigung. Die Wirkstoffe werden langsamer abgebaut und verbleiben dadurch deutlich länger im Körper als in jüngeren Jahren.

Medikamententests werden mit jüngeren Menschen durchgeführt. An den Ergebnissen orientieren sich dann auch Dosierungsempfehlungen. Auch viele Mediziner wissen nicht, welche Tabletten oder Tropfen bei Senioren besonders stark wirken.

Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) rät dazu, ab einem Lebensalter von 65 Jahren die Medikamentendosis um 10 Prozent zu reduzieren, ab dem 75. Lebensjahr sogar um 20 Prozent.

Unkontrollierte Medikamenten-Kombination

Rund jeder zweite ältere Mensch über 65 Jahre ist von mindestens einer Erkrankung betroffen. Leitlinien zur Medikation unterstützen Ärzte bei der Behandlung bestimmter Krankheiten. Doch was geschieht, wenn Senioren an mehreren Erkrankungen leiden?

Ältere müssen häufig verschiedene Ärzte wie

aufsuchen. Jeder dieser Mediziner verordnet ein Medikament, dass seiner Ansicht nach das sinnvollste ist. Dabei werden die unterschiedlichen Therapiemaßnahmen nicht koordiniert. Oft kommt es zu einer unkontrollierten Medikamenten-Kombination, die gravierende Wechselwirkungen und Nebenwirkungen hervorruft.

Auch rezeptfreie Arzneien aus Drogerien, Reformhäusern und Apotheken sind relevant. Aspirin kann beispielsweise bei Dauereinnahme zu Magenblutungen führen.

Auch bei vielen homöopathischen Mitteln besteht die Gefahr, dass sie in Kombination mit bestimmten Arzneimitteln unerwünschte Reaktionen auslösen. Präparate mit Johanniskraut gegen depressive Verstimmungen können bei höherer Dosierung den Abbau verschiedener Wirkstoffe beschleunigen.

Verabreichte Arzneimittel helfen oft nicht mehr, der Medikamenten-Cocktail macht ältere Menschen erst richtig krank.

Problematische Nebenwirkungen und Wechselwirkungen lassen sich an verschiedenen Anzeichen erkennen:

Gefahr der Gewöhnung bei Schlafmitteln

Besonders Schlafmittel können Senioren gefährlich werden. Zu Beginn helfen die Präparate noch, doch schon bald tritt eine Gewöhnung ein und die Schlafstörungen verschlimmern sich wieder. Dann wird die Dosierung erhöht und der Teufelskreis beginnt.

Schon nach kurzer Zeit stellen sich Nebenwirkungen ein. Betroffene verlieren zusehends an Energie und werden apathischer. Oft halten Senioren und Angehörige diese Anzeichen für altersbedingte Begleiterscheinungen. Das Schlafmittel wird deshalb weiter eingenommen, die Dosis stetig erhöht.

Das Suchtrisiko wird bei älteren Patienten oft unterschätzt. Psychoaktive Arzneien einhalten süchtig machende Wirkstoffe aus der Benzodiazepine-Gruppe. Diese Medikamente werden bei Schlafschwierigkeiten, aber auch bei Ängsten oder zur Muskelentspannung eingesetzt.

Problematische Wirkstoffe in der Priscus-Liste aufgeführt

Generell können ältere Menschen Medikamente nicht so gut vertragen wie jüngere. Einer der Gründe hierfür ist, dass die Nieren die Abbauprodukte von Medikamenten langsamer ausscheiden, wodurch sich die Wirkung verstärkt. Viele Senioren leiden unter Nebenwirkungen wie

Einige Arzneistoffe sind besonders brisant und können großen Schaden anrichten. Diese problematischen Wirkstoffe sind in der Priscus-Liste aufgeführt, die seit 2010 von Wissenschaftlern veröffentlicht wurde. Mehr als 80 Arzneistoffe sind gelistet.

Gleichzeitig werden Wirkstoffe als Alternativen genannt, wenn sich der Einsatz eines Medikaments nicht vermeiden lässt. Die Priscus-Liste ist eine gute Unterstützung für Mediziner, Patienten und Apotheker.

Senioren, die mehrere Arzneien einnehmen müssen, sollten grundsätzlich eine Liste aller verordneten Medikamente anlegen und ihrem Hausarzt vorlegen. Einige Krankenkassen fertigen auch Listen mit allen verschriebenen Präparaten der letzten zwei Jahre für ihre Mitglieder an.

Mithilfe der Pricus-Liste und der persönlichen Medikamentenliste ist es für Ärzte leichter, sich einen Überblick zu verschaffen und Hinweise auf eventuelle Wechselwirkungen zu erhalten. Im Zweifel kann der Mediziner alternative Präparate verordnen.

Allerdings sollten Änderungen der Medikation unter keinen Umständen in Eigenregie erfolgen. Außerdem ist es wichtig, dass ältere Menschen pflanzliche und andere verkäufliche Mittel nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt einnehmen.