Wirkstoff Ketamin lindert Depressionen binnen Stunden - Forscher beleuchten die Funktionsweise

Wirkungsweise und Nebenwirkungen von Ketamin weiter erforscht

Von Cornelia Scherpe
17. November 2014

Bei Ketamin handelt es sich um einen Wirkstoff, der vor allen Dingen bei der Anästhesie zum Einsatz kommt. Es wirkt sehr schnell und sichert die Narkose. Man weiß allerdings schon seit einiger Zeit, dass Ketamin ebenfalls gegen Depressionen wirkt.

Während manche Antidepressiva bei Patienten gar nicht wirken, ist Ketamin sehr stark und lindert die Depression bereits nach wenigen Stunden. Es wird in der Praxis dennoch sehr selten eingesetzt, da die Nebenwirkungen extrem sein können. Unter Ketamin leiden viele Patienten unter:

Doch bisher war unbekannt, warum der Wirkstoff so schnell wirkt und dabei unerwünschte Nebeneffekte mit sich bringt. Diese Wissenslücke beginnen deutsche Forscher nun zu schließen.

Schnelle Wirkung durch verschiedene Signalwege

Sie arbeiteten mit Versuchtieren und gaben den Mäusen Ketamin. Besondere Aufmerksamkeit richteten sie auf die Hirnregion "Hippocampus", denn sie spielt nach den bisherigen Kenntnissen bei Depressionen eine große Rolle. Und tatsächlich wirkte Ketamin auf den Hippocampus ein. Die dortigen Hirnzellen stellten ihren Stoffwechsel um und das schon 120 Minuten nach der Vergabe.

Bereits ältere Studien haben gezeigt, dass es diese Umstellung ist, die aktuelle Gemütsverfassungen verändert. Bei den Mäusen führte die Veränderung auf biologischer Ebene dazu, dass die Zellen mehr Energie zur Verfügung hatten. Zudem werden verschiedene Signalwege aktiviert. Das zusammen bewirkt vermutlich die schnelle Wirksamkeit von Ketamin.

Die Forscher hoffen, dank der neuen Erkenntnisse über Ketamin nun vergleichbare Wirkstoffe herzustellen zu können, die weniger Nebenwirkungen mit sich bringen. Die Erforschung steht aber freilich noch am Anfang.