Weißkittelsyndrom - Wenn der Arzt selbst das Problem ist

Der fiese Husten geht nicht weg, das Zahnfleisch sieht nicht so glücklich aus. Es gibt viele Gründe, für die man vielleicht nicht den Notarzt rufen muss, wegen derer man aber doch einmal zum Hausarzt oder Zahnarzt gehen sollte. Viele Menschen ärgern sich vielleicht über die verlorene Zeit oder die fällige Praxisgebühr, treten den Ganz zum Arzt aber dennoch an. Es gibt jedoch auch Menschen, für die allein dieser Gang das eigentliche Problem ist.

Von Cornelia Scherpe

Das so genannte Weißkittelsyndrom ist relativ unbekannt, dabei sind allein in Deutschland schätzungsweise zwei Millionen Menschen betroffen. Wer an der "Iatrophobie" leidet, so der Fachausdruck dafür, bei dem gehört der Arztbesuch nicht in die Kategorie Alltag, sondern in die Kategorie Horror.

Sobald man die Arztpraxis auch nur betritt, wird der ganze Körper in Alarmbereitschaft versetzt. Das passiert völlig automatisch und wird unbewusst vom Gehirn gesteuert. Man hat schlich und einfach panische Angst vor dem Arzt.

Daher stellt sich auch eine vorübergehende Hypertonie ein, also Bluthochdruck. Misst der Arzt diesen und sieht die extremen Werte, geht er zunächst von einem körperlichen Problem aus. Daher sollte man als Patient mit dem Weißkittelsyndrom so ehrlich sein und von der eigenen Angst sprechen.

Was passiert im Körper?

Die Vorstellung, zum Arzt zu müssen, treibt einem die sprichwörtlichen Schweißperlen auf die Stirn. Während manche nur ein flaues Gefühl in der Magengegend bekommen, zeigt sich bei Menschen mit einem Weißkittelsyndrom die Panik durch

Das kann sogar so weit gehen, dass es zur Kurzatmigkeit kommt und man von Schwindel heimgesucht wird. Viele meiden den Besuch beim Arzt daher auch noch, wenn ernste Beschwerden anderer Art vorliegen. Das kann dann sogar lebensgefährlich werden, da die Phobie vor dem Arzt verhindert, dass Krankheiten fachmännisch behandelt werden.

Den Arzt informieren: Betroffene Patienten sollten den Arzt über ihre panische Angst informieren, damit dieser Krankheiten ausschließen kann.

Wie kann man die Weißkittelhypertonie von richtigem Bluthochdruck unterscheiden?

Es gibt einen entscheidenden Unterschied zwischen der Weißkittelhypertonie und einem krankhaften Bluthochdruck. Bei Menschen mit panischer Angst vor dem Arzt steigt der Blutdruck zwar, doch dies ist nur vorübergehend. Meist normalisieren sich die Werte quasi in dem Moment, wo man die Tür der Arztpraxis wieder hinter sich schließen kann und auf die Straße tritt.

  • Daher kann es sehr sinnvoll sein, eine Langzeit-Blutdruckmessung durchzuführen.

Hier wird der Blutdruck über einen Tag hinweg kontrolliert. Man befindet sich dabei nicht beim Arzt, sondern ist mobil. Das Gerät selbst misst tagsüber vier Mal die Stunde und nachts zweimal die Stunde den Puls und den Blutdruck und speichert die Werte ab.

Der Patient muss allerdings selbst noch ein Protokoll herstellen, indem eingetragen wird, was man zu den verschiedenen Tageszeiten getan hat. Der Arzt kann dann später die Blutdruckwerte entsprechend auswerten. Wer also "nur" am Weißkittelsyndrom leidet, dessen Werte werden völlig normal sein, da es daheim nicht zu psychischen Stress kommt.

Was kann man selbst gegen die Panik tun?

Es ist wichtig, dass man sich selbst eingesteht, dass man Angst vor dem Arzt hat. Viele tun sich bereits damit schwer und sagen sich einfach, sie haben keine Lust oder keine Zeit. Man muss sich dem Problem jedoch ehrlich stellen und sich fragen, wo es her kommt.

  • Habe ich schlechte Erfahrungen in der Vergangenheit gesammelt?
  • Oder war ein Verwandter lange im Krankenhaus und man sah sein Leiden mit an?

Solche Dinge können auch völlig unbewusst das Weißkittelsyndrom bei einem selbst auslösen. Wer den Grund für seinen Horror nicht allein finden möchte, sollte auch über den Besuch beim Psychologen nachdenken. Es ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Zeichen der Stärke, sich mit seinen Phobien produktiv auseinander zusetzen.