Wissenswertes über Armagnac - Geschichte, Herstellung, Inhaltsstoffe und Klassifizierungen

Armagnac gilt heutzutage als der kleine Bruder des Cognac. Wie konnte es aber zu dieser - eher als abfällig einzustufenden - Bezeichnung kommen?

Maria Perez
Von Maria Perez

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung von Armagnac geht bis ins Jahre 1461 zurück. Diese lässt sich heutzutage im französischen Musée de l' Armagnac in Condom vorfinden, also jener Region, die bis heute für diese Sorte des Weinbrandes berühmt ist. Doch warum kam es ausgerechnet in diesem Gebiet zur Herstellung eines Produkts, das heutzutage als die älteste französische Spirituose gilt?

Von Maurern, Galliern und Römern

Die Branntweinproduktion konnte in dieser Region auf eine lange Geschichte zurückblicken, da diese Region an drei Kulturkreise angrenzte, die alle hierfür wichtigen Techniken perfektioniert hatten. So sind in diesem Zusammenhang einerseits die Maurer zu nennen, die für ihre Destillationstechniken bekannt waren.

Die Gallier rühmten sich wiederum ihrer Handwerkskunst, welche im Falle der Armagnacproduktion bei der Fassproduktion von Bedeutung war. Die Römer verfügten letztlich über ausgereifte Weinbaukenntnisse, also dem Grundwerkzeug für die Produktion dieses Getränks.

Nichtsdestotrotz war der Armagnac zu dieser Zeit nicht das Genussmittel, als welches dieser heutzutage angesehen wird. Vielmehr handelte es sich hierbei offiziell um ein Arzneimittel. Ein Missbrauch als Genussmittel dürfte innerhalb der Gesellschaft natürlich trotzdem an der Tagesordnung gestanden haben.

Damals wurde der Armagnac jedoch noch nicht getrunken sondern von den Ärzten verwendet. Wunden wurden damit desinfiziert und Schmerzen der Patienten gelindert.

Nur 15.000 ha Fläche sind zugelassen, um den berühmten und beliebten Armagnac herzustellen. Diese Fläche befindet sich in Frankreich, und nur hier darf der produzierte Weinbrand auch "Armagnac" genannt werden.

Entwicklung von Regelungen für die Herstellung

Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Armagnac schließlich zum Exportschlager. So war dieser Branntwein weitaus länger haltbar und leichter zu lagern als klassischer Wein, für welchen diese Region ursprünglich bekannt war.

Aufgrund des steigenden Bekanntheitsgrades und der Tatsache, dass der Armagnac zu einer eigenen Schnapssorte aufstieg, wurden schließlich im Jahre 1909 Regelungen erlassen, welche dessen Herstellung spezifizierten und definierten. So darf dieser bis heute lediglich in den Regionen

  • Bas-Armagnac
  • Ténarèze und
  • Haut-Armagnac

produziert werden. Des Weiteren wird dessen Herkunft und Qualität heutzutage durch die Appelation Contrôlée untersucht. Bei dieser handelt es sich um ein Kontrollorgan aus Teilregionen Frankreichs und der Schweiz, welches auf landwirtschaftliche Güter spezialisiert ist.

Armagnac-Klassifizierungen und verwendete Traubensorten

Ein Weinbrand darf sich zudem nur dann Armagnac nennen, wenn er aus bestimmten Rebsorten hergestellt wird, die ebenfalls nur in bestimmten Regionen wachsen dürfen.

Verwendete Rebsorten

Aus nur zehn Rebsorten darf Armagnac gebrannt werden. Diese Sorten tragen die Namen

  • "Baco Blanc"
  • "Colombard"
  • "Folle Blanche" oder
  • "Ugni Blanc",

um nur die bekanntesten der zehn Sorten zu nennen. Noch eine Auflage in Bezug auf die Rebsorten gibt es: Die Rebstöcke müssen jeweils fünf Jahre oder älter sein, ehe die Trauben zur Weinherstellung und später zur Herstellung von Armagnac zugelassen werden.

Einteilung in verschiedene Klassen

Der Armagnac wird in verschiedene Klassen eingeteilt. Die Unterteilung richtet sich nach dem Alter des Weinbrandes.

  • Die Abkürzung "V.S.O.P." (very special old pale) beispielsweise steht für einen sehr alten Armagnac.

Weitere Qualitätsprädikate werden

  • "Drei Sterne"
  • "Hors d'Age" oder
  • "Millésime"

genannt. Die Klassifizierung "Millésime" bedeutet, dass der Wein, der für die Herstellung des Armagnacs verwendet wurde, komplett aus einem Jahrgang stammt. Die Bezeichnung "Bas-Armagnac" steht für einen sortenreinen Weinbrand.

Wer sich all diese Bezeichnungen nicht merken möchte, der kann sich auch in einem Fachgeschäft beraten lassen. Hier sind auch Armagnacs mit anderen Bezeichnungen erhältlich.

Inhaltsstoffe und Herstellung

Für die Armagnacproduktion sind ausschließlich Rebsorten aus den Gebieten von Départements Gers, Landes und Lot-et-Garonne erlaubt. Herstellerspezifische Unterschiede ergeben sich demnach einerseits nur aus der Wahl der Beigaben, welche vor dem Destillieren untergemischt werden. So sorgt beispielsweise die verstärkte Zugabe von Pflaumen für einen süßlicheren Geschmack, wohingegen bestimmte Kräuter dem Ganzen eine einzigartige Würze verleihen.

Den Grundstoff für Armagnac bilden also

  • eine Reihe von Weinen.

Diesem werden daraufhin

beigemischt. Dies können, je nach Sorte, beispielsweise Pflaumen, Haselnüsse oder bestimmte Kräutersorten sein. Das Ganze wird daraufhin noch destilliert. Seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts kann in diesem Zusammenhang auch eine zweifache Destillation erfolgen, welche unter dem Namen Alambic Verfahren bekannt ist.

Hinsichtlich der Inhaltsstoffe wird der Armagnac zu Unrecht häufig kritisch beäugt. So unterliegt dieser Weinbrand heutzutage strengen Qualitätskontrollen, wodurch nur ausgewählte und erstklassige Zutaten zum Einsatz kommen.

Die Gerüchte, nach welchen beim Armagnac häufig gepanscht werden solle, erweisen sich als ein Relikt aus der direkten Nachkriegszeit, wo dies scheinbar tatsächlich der Fall war. Gesundheitstechnisch ist der Konsum dieses Branntweins demnach unbedenklich.

Die grundsätzlichen Risiken, welche mit dem kurz- und langfristigen Verzehr von Alkohol einhergehen, bestehen nichtsdestotrotz natürlich auch bei diesem Produkt, weshalb ein vernünftiger und moderater Konsum anzuraten ist.

Lagerungsart und -dauer

Das Endprodukt wird schließlich in schweren Eichenfässern gelagert, welche bis zu 400 Liter fassen können. Nach einiger Zeit wird der Armagnac in andere Fässer umgefüllt. Geschmack und Farbe des Armagnacs werden durch dieses teure Holz beeinflusst und machen das Getränk unverwechselbar. Die Lagerzeit beträgt dabei mindestens zwei Jahre, wobei eine maximale Lagerzeit von 40 Jahren nicht überschritten werden darf.

Der Schwund - also jener Anteil im Fass, der im Laufe der Lagerzeit verdampft - wird dabei primär durch destilliertes Wasser ersetzt. Letzteres ist auch der zentrale Grund, warum eine Lagerzeit von über 40 Jahren nicht gestattet ist.

Ein guter Hersteller zeichnet sich demnach auch durch ideale Lagerzeiten aus. Erkennbar wird die Lagerzeit an Bezeichnungen am Flaschenboden oder Etikett. So wird hier auch auf das eigentlich beim Cognac übliche V.O. System zurückgegriffen.

  • Während V.O., welches für "very old" steht, einer Fasslagerung von mindestens zwei Jahren entspricht,
  • bezeichnen V.S.O.P oder gar V.V.S.O.P. Lagerzeiten von über vier bzw. über fünf Jahren.

Eines haben aber alle Armagnac Sorten ebenso gemeinsam. So wird dieses Getränk klassischerweise in bauchige Flaschen abgefüllt, deren runde Formgebung in einen langen, dünnen Flaschenhals mündet.