Tipps gegen Schluckstörungen bei Parkinson

Viele Patienten, die an Morbus Parkinson erkrankt sind, haben mit Schluckstörungen zu kämpfen. Es gibt aber Möglichkeiten, Schluckbeschwerden entgegenzuwirken.

Von Jens Hirseland

Zu den größten Problemen bei der Parkinson-Krankheit gehören Beeinträchtigungen beim Schlucken der Nahrung. So leiden etwa 50-75 Prozent aller Parkinson-Patienten unter Schluckstörungen.

Ob es bei Morbus Parkinson zu starken Schluckbeschwerden kommt, hängt auch vom Ausmaß der Erkrankung ab. In einigen Fällen sind Probleme beim Schlucken ein erster Hinweis auf die Parkinson-Krankheit, manchmal zeigen sie sich aber auch erst im weiteren Verlauf der Schüttellähmung.

Typische Beschwerden und mögliche Folgen

Typisch für die Beschwerden ist, dass die Patienten ihre Nahrung nur unter großen Schwierigkeiten vom Mund zur Kehle weiterleiten können. Außerdem funktioniert der Schluckreflex beim Verschließen der Luftröhre durch den Kehldeckel nicht wunschgemäß. Infolgedessen passiert es immer wieder, dass sich die Patienten verschlucken.

Besonders unangenehm ist es, wenn durch das Verschlucken Speisereste in die Luftröhre kommen. So besteht die Gefahr, dass sich eine chronische Bronchitis oder sogar eine Lungenentzündung entwickeln.

Weitere typische Anzeichen für Schluckstörungen sind

  • chronischer Husten
  • ständiges Räuspern, sowie
  • eine gurgelige und belegte Stimme.

Für das Einnehmen der Mahlzeiten benötigen die Patienten außerdem viel Zeit. So kann es bis zu einer Stunde dauern, bis sie mit dem Essen fertig sind. Da Parkinson-Patienten auch weniger schlucken als normal, führt dies zu einer erhöhten Ansammlung von Speichel im Mund. Rinnt dieser heraus, schämen sich die Betroffenen häufig dafür und ziehen sich von ihrem sozialen Umfeld immer weiter zurück.

Ein weiterer Negativeffekt der Schluckbeschwerden ist die Abnahme von Gewicht. So kommt es nicht selten bei Parkinson zu Untergewicht.

Durch die Mangelernährung erhöht sich wiederum das Risiko, an Infektionen zu erkranken. Des Weiteren drohen durch in Mund und Rachen verbleibende Nahrungsreste Candida-Pilzinfektionen und Zahnfleischbeschwerden.

Zu den weiteren möglichen Folgen zählen

  • Erstickung
  • eine so genannte Aspirationspneumonie (eine Lungenentzündung aufgrund von verschlucktem Speichel oder von Nahrungsgesten in den Atemtrakt) sowie
  • eine zu geringe Aufnahme von Flüssigkeit.

Mögliche Lösungen

Um die lästigen Schluckbeschwerden besser in den Griff zu bekommen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. So sollte der Patient beim Essen aufrecht sitzen und sich nicht zurücklehnen.

Oft ist das Schlucken von dickflüssigen Mahlzeiten leichter als von dünnflüssigen Speisen. Bei schweren Schluckbeschwerden können auch geschmacklose Verdickungsmittel hilfreich sein.

Nimmt man dünnflüssige Nahrung oder Getränke zu sich, ist es ratsam, diese möglichst vorsichtig zu schlucken. Das Essen sollte besser nicht mit einem Getränk heruntergespült werden. Stattdessen wird empfohlen, zweimal nach jedem Bissen zu schlucken und ein weiteres Mal, wenn der Nahrungsbrei heruntergeschluckt wurde.

Hilfreich gegen Schluckbeschwerden kann auch eine Therapie bei einem Logopäden sein. Dabei kräftigt man in den Behandlungssitzungen die betroffenen Muskelgruppen und übt die Bewegungsabläufe.

Darüber hinaus lässt sich das Schlucken durch spezielle Haltungs- und Schluckübungen verbessern. Bestandteile eines Schlucktrainings sind das Erarbeiten und Einüben eines effizienten Schluckvorgangs sowie die Schluckanleitung für verschiedene Nahrungskonsistenzen. Ebenso werden Gesichts- und Mundmuskeln in Bewegungsauslenkung, Koordination und Kräftigung von

trainiert. Bestehen die Beschwerden trotz aller Gegenmaßnahmen auch weiterhin, muss operativ eine Magensonde eingesetzt werden.

Nahrungsmittel, die man meiden sollte

Generell gilt auch, eher auf feuchte Speisen zu setzen und trockene, krümelige Speisen zu vermeiden. Zu diesen zählen beispielsweise

Auch Nahrungsmittel mit Kernen, Schalen oder Fasern wie

sind nicht gut geeignet.

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