Genetische Risiken werden ignoriert: Betroffene führen kein bewussteres Leben

Eine Mitteilung bezüglich der Risikogene für bestimmte Krankheiten ist kein Anstoß für einen Lebenswandel

Von Cornelia Scherpe
15. April 2016

Seit einigen Jahren gibt es die Möglichkeit, die eigenen Gene in Laboratorien untersuchen zu lassen. Dafür wird eine Probe (oft der Speichelabstrich aus dem Mund) einfach eingeschickt und von Forschern untersucht. Auf diese Weise ist es möglich, für einen Menschen das individuelle Risikoprofil für diverse Krankheiten zu erstellen.

Passen Menschen ihren Lebensstil an?

Eine Studie aus Großbritannien wollte wissen, wie die Menschen mit den Mitteilungen über ihre genetischen Risikofaktoren umgehen. Leben sie nach dem Wissen um ihre persönlichen Risiken ein bewussteres und damit gesünderes Leben?

Ein Ja wäre naheliegend, denn auch wenn ein Mensch an seinen naturgegebenen Genen nichts ändern kann, führt ein umgestellter Lebensstil wieder zu einer Senkung des Risikos.

Gefahr zu abstrakt

Die Forscher werteten 18 ältere Studien in einer Meta-Untersuchung aus. In allen hatten Menschen beim Arzt eine genetische Analyse mitgemacht und das Risiko für diverse Krankheiten bestimmen lassen. Danach waren die Teilnehmer mit einigem Abstand befragt worden, ob sie

  1. sich nun anders ernähren,
  2. mehr Sport treiben und
  3. weniger rauchen und trinken.

In keiner der Studien war es zu einer signifikanten Veränderung im Lebensstil der Personen gekommen. Die Betroffenen nahmen weder gehäuft an Vorsorgeuntersuchungen teil, noch veränderte sich das Trink- oder Rauchverhalten.

blieben ebenfalls im Vergleich zum Lebensstil vor der Genanalyse gleich. Ferner stellten die Forscher fest, dass psychische Probleme wie Depressionen oder auch Phobien nicht zunahmen. Damit hätte man nach der Mitteilung bezüglich der Risikogene durchaus rechnen können.

Alles in allem wird das Risiko aber offenbar als zu abstrakt wahrgenommen, um eine direkte Bedrohung und damit Anstoss für Veränderungen zu sein.