Typische Zahnverletzungen, die durch einen Zahnunfall entstehen können und Erste Hilfe

Zahnverletzungen durch Unfälle sind keine Seltenheit. Besonders bei Kindern und Jugendlichen kommen sie häufig vor. Zahnunfälle passieren plötzlich und besonders häufig in der Freizeit - ob beim Skifahren im Gebirge oder beim Fußball im Grünen. Ein Sturz oder ein Schlag reichen, und der Zahn bricht ab, ist locker oder ganz ausgeschlagen. Bei einem Zahnschaden ist schnelles Handeln gefragt. Zahnrettungsboxen transportieren den Zahn sicher zum nächsten Zahnarzt.

Von Jens Hirseland

Von einer Zahnverletzung oder einem Zahnunfall spricht man, wenn die Zähne durch plötzliche Gewalteinwirkung in Mitleidenschaft gezogen werden. Als typische Zahnunfälle gelten

Sogar der Verlust eines kompletten Zahns ist möglich.

Kinder und Jugendliche häufig betroffen

Am häufigsten treten Zahnunfälle bei Kindern und Jugendlichen auf. Typische Situationen sind sportliche Betätigungen wie Fußball oder Klettern. So kann zum Beispiel ein Ball einen Spieler mitten ins Gesicht treffen.

Aber auch bei so genannten Trendsportarten wie dem

sind Zahnverletzungen aufgrund von Stürzen keine Seltenheit. Manchmal führt auch schon einfaches Spielen oder Herumtoben zu einem heftigen Sturz auf das Gesicht, was wiederum die Zähne in Mitleidenschaft zieht.

Natürlich können Zahnverletzungen aber auch bei erwachsenen Menschen auftreten, wie zum Beispiel durch

Zahntrauma: Auswirkungen bei Kindern und Jugendlichen

Etwa 30 Prozent der Kinder und Jugendlichen erleiden schwere Zahnunfälle mit Zahnverlust oder herausgebrochenen Zahnstücken. Auch Erwachsene sind häufig von Zahntraumata betroffen. Vor allem beim Sport, besonders Fahrradfahren, kommt es vermehrt zu Zahnunfällen.

Bei Kindern und Jugendlichen ist eine endgültige Zahnversorgung mit Implantaten besonders schwierig, da sich die Zähne noch im Wachstum befinden. Oft müssen zunächst temporäre Behandlungen mit Prothesen durchgeführt werden.

Im Kindes- und Jugendalter kann es außerdem zu Zahnfleischverlust oder zum Abbau der Knochen kommen. Zahnverlust kann zudem zu psychischen Belastungen durch verändertes Aussehen oder Sprachbeeinträchtigungen führen.

Ausprägungsformen

Stark gefährdet für Zahnunfälle sind die Frontzähne wie die Schneidezähne und die Eckzähne, was an ihrer Stellung in der Zahnbogenform liegt. Zahnärzte sprechen bei Verletzungen der Frontzähne von einem Frontzahntrauma.

Eingeteilt werden diese Traumen in

  • Zahnfrakturen
  • Zahnstauchungen und
  • Zahnluxationen.

In letzterem Fall kommt es zu einer teilweisen oder kompletten Verschiebung des betroffenen Zahns aus dem Zahnfach (Alveole). Bei einer Zahnstauchung (Kontusion) handelt es sich um eine starke Zahnerschütterung, die mit einer Verletzung des Zahnhalteapparats verbunden ist.

Mitunter ist sogar ein Pulpaschaden möglich, was jedoch eher selten vorkommt. Bei einer Zahnfraktur bricht ein Teil des Zahns ab. Zu den weiteren Ausprägungsformen einer Zahnverletzung durch einen Unfall zählen

  • die Konkussion (Erschütterung)
  • die Subluxation (Lockerung)
  • die Dislokation (Verlagerung) sowie
  • die Intrusion (Hineinpressung).

Bei einer Erschütterung wird die Wurzelhaut gedehnt; es kommt zu einer Einblutung und auch eine Klopfempfindlichkeit ist möglich. Locker oder verlagert ist der Zahn hingegen nicht.

Bei einer Subluxation kommt es zu einer Verletzung des Zahnhalteapparats. Der Zahn bleibt in seiner Position, ist jedoch gelockert.

Die Dislokation beschreibt eine Verlagerung des Zahns. Der Zahn wird aus der Alveole gedrückt, da das Knochenfach und/oder viele Haltefasern zerstört werden.

Der Zahn kann auch in den Kieferknochen hineingedrückt werden, was man als Intrusion bezeichnet. Die Nerven- und Gefäßverbindung wird dadurch unterbrochen.

Symptome

Zahnverletzungen gehen häufig mit Zahnschmerzen einher, die unterschiedlich ausgeprägt sein können. Weitere mögliche Symptome sind Schwellungen und Blutergüsse.

Behandlung von Zahnverletzungen

Bei einem Zahnunfall mit ausgeschlagenen Zähnen und eventuellen Verletzungen an den Lippen oder an der Mundschleimhaut ist schnelle Hilfe gefragt, sonst drohen Zahnverlust und hohe Kosten, die für Zahnersatz fällig werden.

Wichtig ist, dass man eine Zahnverletzung so rasch wie möglich von einem Zahnarzt behandeln lässt. Dieser fertigt in der Regel Röntgenaufnahmen an und entscheidet dann die weiteren Behandlungsmaßnahmen.

Kommt es zu einem Zahnunfall, ist zunächst einmal eine Erstversorgung nötig. Für diese gelten die gleichen Richtlinien wie für einen normalen Unfall.

Manchmal kann die Verletzung durch eine Blutung auch schlimmer aussehen, als sie im Grunde genommen ist. Daher empfiehlt es sich, zunächst einmal den Mundraum genauer in Augenschein zu nehmen.

Wichtig ist jedoch, dafür nicht die Finger zu verwenden, da sonst die Gefahr besteht, dass sich die Wunde mit Keimen infiziert. Bei der Untersuchung gilt es, auf das Ausmaß der Blutung zu achten. Der Verletzte sollte das Blut ausspucken und nicht herunterschlucken.

Unterschieden werden muss auch, ob ein ganzer Zahn durch den Unfall verlorengegangen ist oder nur ein Teilstück fehlt. Für den Fall, dass ein Zahn ausgeschlagen wurde, sollte man diesen wiederfinden, da sich Zähne unter Umständen wieder einsetzen lassen.

Rettungseinsatz bei Zahnverlust

Kommt es nach einem Schlag, Stoß oder Sturz zu einem Zahnunfall, können Betroffene bereits direkt nach dem Ereignis viel zur Zahnrettung beitragen. Wer richtig handelt, hat gute Chancen, dass der Zahn wieder implantiert werden kann.

Welches Schicksal der Zahn erleidet, ist vor allem vom Zustand der Gewebezellen an der Wurzeloberfläche abhängig. Die Zellen sterben beispielsweise schon nach etwa 30 Minuten ab, wenn der Zahn in einem Taschentuch aufbewahrt wird.

Bei dieser Art Aufbewahrung ist nach dieser Zeit ein Wiedereinsetzen des Zahns nicht mehr möglich. Auch Wasser eignet sich nicht zur Lagerung. In einer sterilen Kochsalzlösung würden die Zellen immerhin etwa eine Stunde überleben, kalte Milch hält den Zahn für bis zu vier Stunden am Leben.

Die Zahnwurzel sollte weder berührt noch desinfiziert werden. Der Zahn muss zudem feucht gehalten werden, so dass die Zahnwurzel nicht austrocknet. In der folgenden Tabelle erhalten Sie einen Überblick über die möglichen und auch ungeeigneten Aufbewahrungsmöglichkeiten des Zahns.

Aufbewahrungsmöglichkeiten eines abgebrochenen Zahns
AufbewahrungsmöglichkeitMögliche Lagerungsdauer
Zahnrettungsbox24-48 Stunden
H-Milch1-2 Stunden
Isotone Kochsalz­lösung30 Minuten
Plastikfolie15-30 Minuten
Speichel (in einem Gefäß)15-30 Minuten
MundhöhleNicht geeignet
Feuchtes TaschentuchNicht geeignet
WasserNicht geeignet
TrockenlagerungNicht geeignet

Zahnrettungsbox

Eine Zahnrettungsbox verfügt über eine Kochsalzlösung, in die der Zahn im Notfall gelegt wird. Dabei darf man den Zahn aber nicht an der Wurzel berühren. Auch vom Abwaschen des Zahns ist abzusehen.

Eine Zahnrettungsbox erhält man in der Apotheke. Benutzt man die spezielle Box nach einem Unfall, ist darauf zu achten, dass der ausgefallene Zahn innerhalb von fünf Minuten in die Kochsalzlösung gelegt wird. Durch die Lösung findet der Zahn ähnliche Bedingungen wie in der Mundhöhle vor.

Mithilfe einer Zahnrettungsbox lässt sich die Chance verbessern, den Zahn vom Zahnarzt wieder einsetzen zu lassen. Sinnvoll ist der Erwerb einer Box vor allem, wenn Sportarten ausgeübt werden, in denen ein erhöhtes Risiko für Zahnunfälle besteht.

In zahlreichen Schulen, Kindergärten oder Sporthallen gehören die praktischen Boxen bereits zum Erste-Hilfe-Inventar. SOS-Zahnrettungsboxen sind in Apotheken für rund 20 Euro erhältlich. Die Nährlösung ist etwa drei Jahre lang haltbar.

Zahnschutz

Um einem Zahnunfall vorzubeugen, empfiehlt sich das Tragen eines Zahnschutzes. Dieser sollte individuell für den Träger von einem Zahntechniker angefertigt werden. Nötig dazu ist ein Abdruck des Gebisses, den der Zahnarzt vornimmt.

Aus dem Abdruck stellt der Zahntechniker dann einen individuellen Zahnschutz her. Zwar lässt sich ein Zahnschutz auch kostengünstiger in einem Sportgeschäft erwerben, doch der Schutz bei Unfällen fällt bei diesen Produkten geringer aus.