Der Kiefer - Trägt durch Kaubewegungen mithilfe der Zähne zur Nahrungszerkleinerung bei

Beim Kiefer handelt es sich um die Knochen des Gesichtsschädels. Er wird in Oberkiefer und Unterkiefer eingeteilt.

Von Jens Hirseland

Unter dem Kiefer versteht man die beiden Knochen des Gesichtsschädels. Dabei handelt es sich um:

  1. den Oberkiefer (Maxilla)
  2. den Unterkiefer (Mandibula)

Die Kiefergelenkpfanne steht in Verbindung mit dem Schläfenbein. Sie befindet sich vor dem Gehörgang und ist das Gegenstück des Kieferköpfchens im Unterkiefer.

Die Flächen des Kiefergelenks sind mit Knorpel überzogen; zudem ist es von einer Gelenkkapsel umschlossen. Aufgeteilt wird das Kiefergelenk durch eine Knorpelscheibe, welche sich zwischen den zwei Flächen befindet. Bei Bewegungen des Kiefers lässt sich dessen Gelenk direkt vor dem Ohr ertasten.

Liegen die Zahnreihen bei geschlossenem Mund aufeinander, sollte die Lage der Gelenkköpfe zentral in der Gelenkpfanne sein. Ist dies nicht der Fall, kommt es zu einer einseitigen Belastund, die zu zahlreichen Beschwerden führen kann.

Oberkiefer

Nach dem Unterkiefer ist der Oberkiefer der größte Gesichtsschädelknochen. Von dem Oberkieferknochen werden die Grenzwände zu drei Körperhöhlen gebildet. Dies sind:

  1. der Boden der Augenhöhle (Orbita)
  2. die Seitenwand und der Boden der Nasenhöhle
  3. das Mundhöhlendach

Anatomie

Anatomisch kann der Oberkiefer in einen Körper sowie seine Knochenfortsätze eingeteilt werden. Der Körper wird als Corpus maxillae bezeichnet. Bei den Knochenfortsätzen handelt es sich um:

  1. den Processus palatinus, den Gaumenfortsatz, der sich zwischen Alveolarfortsatz und Nasenfläche befindet
  2. den Processus alveolaris, der die Zähne trägt
  3. den Processus frontalis, der Stirnbein, Nasenbein und Tränenbein miteinander verbindet
  4. den Processus zygomaticus

Darüber hinaus unterteilt man den Oberkiefer in vier Flächen. An der Vorderseite des Kieferkörpers ist die Gesichtsfläche (Facies anterior) zu finden. Auf der Hinterseite der Gesichtsfläche ist die Unterschläfenfläche (Facies infratemporalis) angeschlossen.

Die Trennung zur Fläche des Gesichts hin erfolgt durch die Unterjochbeinleiste. Weitere Oberkieferflächen sind die Nasenfläche (Facies nasalis), die die Seitenwand der Nasenhöhlen markiert und die Augenhöhlenfläche (Facies orbitalis), die den Großteil des Augenhöhlenbodens darstellt.

Nerven und Blutversorgung

Innerviert werden Oberkiefer und Oberkieferzähne vom Nervus infraorbitalis. Dabei handelt es sich um einen Ast des Nervus maxillaris, der wiederum einen Hauptast des Nervus trigeminus bildet.

Außerdem beteiligen sich weitere Nervus-maxillaris-Äste an der Gaumeninnervation. Für die Blutversorgung des Oberkiefers ist die Arteria maxillaris verantwortlich.

Unterkiefer

Der zweite Kieferknochen wird vom Unterkiefer, auch Kinnlade genannt, gebildet. Dabei handelt es sich um den stärksten und größten Gesichtsschädelknochen. Zusammengesetzt wird der Unterkiefer aus:

  1. dem Unterkieferkörper (Corpus mandibulae), der die Form eines Hufeisens hat und für die Abstützung des Kinns sorgt
  2. dem Unterkieferast (Ramus mandibulae)

Am aufsteigenden Unterkieferast sind zudem der Gelenkfortsatz (Processus condylaris) mitsamt Kiefergelenksköpfchen, von dem das Kiefergelenk gebildet wird, sowie dem Muskelfortsatz (Processus coronoideus) zu finden. Zwischen Gelenkfortsatz und Muskelfortsatz befindet sich eine Kerbe, die man als Incisura mandibulae bezeichnet. Teil des Unterkiefers sind auch die vier Kaumuskeln. Diese bewirken den Kieferschluss.

Nerven und Blutversorgung

Wichtigster Nerv des Unterkiefers ist der Nervus alveolaris inferior, dessen Verlauf im Mandibularkanal (Canalis mandibulae) unterhalb der Seitenzahnwurzelspitzen entlang führt. Der Nerv sorgt für die Innervation von Unterkieferzähnen und Zahnfächern. Für die Blutversorgung des Unterkiefers sorgt die Arteria alveolaris inferior.

Aufgaben und Funktionsweise des Kiefers

Wichtigste Aufgabe des Kieferknochens ist das das Öffnen und Schließen der Mundhöhle und somit auch das Aufnehmen und Zerkleinern der Nahrung. So befinden sich sowohl im Unterkiefer als auch im Oberkiefer unterschiedliche Zähne, die für die Zerkleinerung der Nahrungsmittel zuständig sind.

Für die Durchführung der Kaubewegungen sorgen die Muskeln des Unterkiefers. So bewirken sie, dass sich der menschliche Mund öffnet und wieder schließt.

Dabei ist ausschließlich die Kraft des Unterkiefers für das Kauen verantwortlich. Auch beim Schlucken und Sprechen sind die Kiefergelenke beteiligt.

Beschwerden und Erkrankungen des Kiefers

Es gibt verschiedene Beschwerden, Verletzungen und Erkrankungen, die im Kieferbereich auftreten können. Dies sind vor allem:

Craniomandibuläre Dysfunktionen

Bei craniomandibulären Dysfunktionen handelt es sich um Fehlfunktionen des Kiefers. Die Betroffenen leiden dabei unter Bewegungseinschränkungen und Schmerzen. In Deutschland tritt bei ca. acht Prozent aller Bundesbürger eine Kieferfehlfunktion auf, doch nur bei rund drei Prozent ist eine Therapie erforderlich.

Verantwortlich für das Entstehen einer craniomandibulären Dysfunktion sind Fehlstellungen zwischen Unterkiefer und Schädel. Im schlimmsten Fall ist sogar das Ausrenken des Kiefers möglich.

Als typische Auslöser der Kieferfehlfunktionen gelten ein starkes Aufeinanderpressen des Kiefers sowie ständiges Zähneknirschen. Mitunter wird das Leiden aber auch durch kieferorthopädische Therapien oder zu hoch sitzende Zahnkronen verursacht.

Kieferklemme

Von einer Kieferklemme ist die Rede, wenn die betroffene Person ihren Mund nicht mehr richtig schließen oder öffnen kann. Mögliche Ursachen sind:

Kieferzysten

Bei einer Kieferzyste handelt es sich um einen Hohlraum, der sich im Unterkiefer oder Oberkiefer bildet. In den meisten Fällen sind Entwicklungsstörungen oder Entzündungen für ihr Entstehen verantwortlich. Bei den Kieferzysten handelt es sich um gutartige Gebilde, in denen sich Flüssigkeit befindet.

Zu Beschwerden kommt es erst, wenn das Nachbargewebe von der Zyste verdrängt wird oder sich der Hohlraum infiziert. In den meisten Fällen erfolgt die Entstehung von Kieferzysten im Oberkiefer.

Kieferbruch

Zu einem Kieferbruch kann es durch starke Einwirkung von Gewalt, wie zum Beispiel einen heftigen Zusammenprall oder Schlag kommen. Eine Fraktur ist sowohl am Oberkiefer als auch am Unterkiefer im Bereich des Möglichen. Nicht selten leiden die Betroffenen neben Schmerzen auch an einer Schwellung und einem Bluterguss.

In den meisten Fällen handelt es sich bei einem Kieferbruch um eine Fraktur der Gelenkfortsätze. Ebenso können Querbrüche oder Schrägbrüche vorkommen. Ein typisches Symptom ist, dass die oberen Zähne und die unteren Zähne nach einem Kieferbruch nicht mehr richtig aufeinander passen.

Kiefergelenkentzündung

Eine Entzündung des Kiefergelenks oder der Gelenkkapsel kommt in den meisten Fällen in Form einer Arthritis zustande. Besonders eine chronische Überlastung gilt als Auslöser, etwa durch nächtliches Knirschen.

Des Weiteren kann eine falsche Bezahnung zu Entzündungen führen. Hier sind Zahnlücken denkbar, die dazu führen, dass die freiliegenden Zähne anfangen zu "wandern"; doch auch falsche Brücken, schlecht sitzende Prothesen oder zu hohe Kronen sind denkbar.

Abgesehen von einer Änderung der Verzahnung werden zur Behandlung spezielle Aufbissschienen angefertigt, um den Kiefer zu entlasten. Des Weiteren ist mitunter eine krankengymnastische Behandlung zu empfehlen.

Hilfreiche Übungen für den Kiefer

Neben einer ärztlichen Behandlung kann auch der Patient selbst etwas dafür tun, um seine Beschwerden zu lindern und neuen vorzubeugen.

Übungen zur Entspannung des Kiefers

Verspannte Kiefermuskeln sollten gelockert werden. Dafür sitzt man sich gerade, aber bequem hin und schließt am besten seine Augen. Zu Beginn tut es gut, den Kiefer von außen zu massieren.

Auch das langsame Öffnen und Schließen des Mundes ist hilfreich. Dabei atmet man ruhig und gleichmäßig. Bei anfangs schwerfälligeren Bewegungen hält man diese zunächst klein und vergrößert sie, sobald man sie mühelos ausüben kann.

Die nächste Stufe wäre das leichte Herausstrecken der Zunge beim Mundöffnen. Auch das sanfte Klappern mit den Zähnen kann zur Lockerung des Kiefers beitragen.

Übung zur Stärkung des Kiefers

Für die Stärkung der Kiefermuskulatur sowie eine bessere Sauerstoffversorgung und Durchblutung legt man den Daumen mittig unter das Kinn. Nun öffnet man den Mund und drückt mit dem Daumen leicht dagegen. Diese geöffnete Position hält man für einige Sekunden und wiederholt die Übung zwei bis fünf mal.