Das Jungfernhäutchen - Eine Hautfalte, die den Vaginaleingang teils verdeckt

Als Jungfernhäutchen oder Hymen bezeichnet man eine Schleimhautmembran. Es überdeckt teilweise die Öffnung der weiblichen Vagina.

Von Jens Hirseland

Die Scheide ist eine elastische, schlauchförmige Verbindung zwischen der Gebärmutter und den äußeren Genitalien. Sie besteht aus Muskulatur und Bindegewebe und ist im Kindesalter meist durch das so genannte Jungfernhäutchen weitgehend verschlossen.

Unter dem Jungfernhäutchen, das auch als Hymen bezeichnet wird, versteht man eine dünne Schleimhautmembran, durch die der Vaginaleingang (Introitus vaginae) zum Teil verdeckt wird. Der Begriff "Hymen" stammt aus dem Griechischen und bedeutet "Haut" oder "Häutchen". Früher wurde der Hymen auch als Scheidenklappe bezeichnet.

Anatomie

Das Jungfernhäutchen ist eine Falte am Eingang der weiblichen Scheide und verfügt über eine Öffnung für das Menstruationsblut. Der Hymen entsteht erst kurz vor der Geburt.

Entwickelt wird das Häutchen aus einer dünnen Gewebeschicht. Diese Schicht trennt die Vagina vom Urogenitalkanal (Sinus urogenitalis).

Genau wie der untere Teil der Scheide, geht das Jungfernhäutchen aus den Sinovaginalhöckern hervor und setzt sich aus Zellen der Vagina und des Sinus zusammen. In der Regel kommt es schon vor der Geburt zu einer Öffnung des Hymens.

Größe und Form des Jungfernhäutchens können stark variieren. So kann es ringförmig, sichelförmig, halbmondförmig oder siebförmig sein und einen gefransten oder gezahnten Rand haben.

  • Bei einer halbmondförmigen Form befindet sich die Öffnung seitlich an der Scheidenwand.
  • Bei einer ringförmigen Form befindet sich die Öffnung in der Mitte.
  • Die siebförmige Form weist einzelne kleine Löcher auf
  • Die kreuzförmige Form wird als septales Jungfernhäutchen bezeichnet. Hierbei verschließen mitunter mehrere Hautbänder den Scheideneingang kreuzweise oder senkrecht, sodass mehrere Öffnungen bestehen.
  • Bei der verschlossenen Form (Hymenalatresie) ist das Jungfernhäutchen komplett verschlossen.

Hymenalatresie

Lediglich in seltenen Fällen wird die Vaginalöffnung völlig vom Jungfernhäutchen verschlossen. Mediziner bezeichnen dies als Atresia hymenalis oder Hymenalatresie. Dadurch kann jedoch nach dem Einsetzen der Regelblutung das Menstruationsblut nicht abfließen, wodurch es zur Bildung eines Hämatometra oder Hämatokolops kommt.

Dabei füllen sich die Scheide und die Gebärmutter (Uterus) mit Blut. Durch einen kleinen operativen Eingriff kann der Hymen jedoch geöffnet werden.

Relikt der Entwicklungsgeschichte

Eine besondere Funktion hat das Jungfernhäutchen nicht. Es gilt als Relikt der Entwicklungsgeschichte. In manchen Kulturen, in denen man großen Wert auf die weibliche Keuschheit vor der Ehe legt, gilt ein unbeschädigter Hymen als Beweis für die Jungfräulichkeit.

Der Gedanke, nur eine Frau, die nach dem ersten Geschlechtsakt blutet, sei noch eine Jungfrau, stammt aus einer Zeit, in der Mädchen mit wesentlich älteren Männern verheiratet wurden. Durch die Unterschiede in der anatomischen Entwicklung kam es beim Geschlechtsverkehr zwangsläufig zu Verletzungen.

Wer dennoch aufgrund von Traditionen oder aus persönlichen Gründen Wert auf ein intaktes Jungfernhäutchen legt, kann sich operativ revirginisieren lassen. Das Jungfernhäutchen wird dabei chirurgisch rekonstruiert.

Riss des Jungfernhäutchens

Beim ersten Geschlechtsverkehr der Frau kann es zu einem Riss des Jungfernhäutchens kommen. Dies ist jedoch nicht immer der Fall.

Nicht immer kommt es beim ersten Mal zu Blutungen

Allgemein wird angenommen, dass es bei der Defloration, dem ersten Geschlechtsverkehr, zum Riss des Jungfernhäutchens kommt. Dabei entsteht durch den Riss eine leichte Blutung. In manchen Kulturen gilt dann ein blutiges Laken in der Hochzeitsnacht als Beweis für die voreheliche Keuschheit der Frau.

Dies ist jedoch keineswegs ein Beweis, denn bei über der Hälfte aller Frauen kommt es beim ersten Geschlechtsverkehr nicht zu Blutungen. Außerdem reißt das Jungfernhäutchen nicht immer ein.

Der Riss des Jungernhäutchens durch andere Aktivitäten

Des Weiteren kann der Hymen auch durch andere Aktivitäten beschädigt werden, wie z.B.:

Manche Frauen werden sogar ohne Jungfernhäutchen geboren.

Die Hymenektomie

In einigen Fällen kann der Hymen derart stabil sein, dass er erst durch einen chirurgischen Eingriff, eine Hymenektomie, geöffnet werden muss, um schmerzfreien Geschlechtsverkehr zu ermöglichen. Aufgrund dieser vielen Varianten ist der Zustand des Jungfernhäutchens nicht als Beweis oder Gegenbeweis für die Jungfräulichkeit geeignet.