Hormonmangel und Hormonüberschuss - Ursachen, Diagnose und Therapie

Hormone sind für den menschlichen Körper überaus wichtig. Manchmal kann es jedoch zu einem Hormonmangel oder Hormonüberschuss kommen. Dass es im Laufe des Alters zu einer nachlassenden Hormonproduktion kommt, ist normal, jedoch ist auch ein Mangel unabhängig vom Alter möglich. Zu einer Überproduktion kommt es etwa durch einen gutartigen oder bösartigen Tumor. Informieren Sie sich über den Hormonmangel sowie den Hormonüberschuss.

Von Jens Hirseland

Hormone: Entstehung und Funktion

Bei Hormonen handelt es sich um biochemische Botenstoffe. Sie werden von bestimmten Zellen hergestellt und abgegeben, die sich in den Drüsen der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) befinden.

Zu den wichtigsten Hormonen gehört das männliche Geschlechtshormon Testosteron, von dem pro Tag sechs Milligramm in den Hoden entstehen. Da dieses Hormon schon nach kurzer Zeit wieder abgebaut wird, ist eine ständige Erneuerung erforderlich. Bei Frauen spielt vor allem Estrogene eine wichtige Rolle natürlich gibt es viele weitere Hormone, die für beide Geschlechter von Bedeutung sind.

Steuerungsmechanismus der Hormone

Die Steuerung dieses Vorgangs der Hormonerneuerung erfolgt im Hypothalamus, einem Teil des Zwischenhirns. Der Hypothalamus koordiniert und überwacht das gesamte Hormonsystem bei Männern und Frauen.

Im Abstand von zwei bis vier Stunden werden im Hypothalamus so genannte Freisetzungshormone gebildet, die die Hypophyse zum Ausstoß von Botenstoffen anregen, die ihrerseits dafür sorgen, dass weitere Drüsen Hormone herstellen und ins Blut abgeben.

Kommt es zum Anstieg des Hormonspiegels im Körper, wird die Produktion der Freistellungshormone vom Hypothalamus wieder verringert. Auf diese Weise bleibt der Hormonspiegel im Gleichgewicht. Hier gehen wir genauer auf die Merkmale und Funktion von Hormonen ein.

Die Hormonproduktion wir im Gehirn gesteuert
Die Hormonproduktion wir im Gehirn gesteuert

Der Hormonmangel

Ab einem Alter von 40 Jahren verringert sich die Produktion von Hormonen wie Testosteron jedoch allmählich um ca. 1-2 Prozent, was ganz natürlich ist. Ein altersbedingter Hormonmangel hat verschiedene Konsequenzen.

  • Wenn die Steuerungsfunktion der Hormone ausfällt, können Zellen und Organe nicht mehr gut zusammenarbeiten.
  • Wenn die Regelungsfunktion der Hormone ausfällt, kann sich das Organsystem immer weniger gut an unterschiedliche Anforderungen anpassen.
  • Wenn die Aufbau- und Regenerationsfunktion der Hormone ausfällt, können Organe und das Gewebe verschleißen.

Am Alterungsprozess sind zahlreiche Hormone beteiligt. Es folgt ein entsprechender Überblick mit einigen aus einem Hormonmangel resultierenden Folgen/Beschwerden.

Doch auch unabhängig vom Alter kann ein Mangel an Hormonen auftreten.

Ursachen für Hormonmangel bei Männern

Dazu gehört zum Beispiel eine Unterfunktion der hormonellen Aktivität der männlichen Hoden, was man in der Medizin als Hypogonadismus bezeichnet. Dabei leiden die Betroffenen unter

Verantwortlich für den Hormonmangel sind entweder die Hoden oder Störungen in der Hypophyse.

Eine weitere Ursache für Hormonmangel bei Männern können angeborene Chromosomenstörungen wie beim Klinefelter-Syndrom sein. In diesem Fall verfügt das Erbgut der Betroffenen über zwei X-Chromosomen. Normal ist aber nur ein X-Chromosom.

Bei Jugendlichen kann es durch einen Hormonmangel zu einer verzögerten Pubertät kommen, was man als Pubertas tarda bezeichnet. Bei einer fehlenden Pubertät spricht man vom Kallmann-Syndrom.

Ursachen für Hormonmangel bei Frauen

Frauen sind vor allem in den Wechseljahren von einem Hormonmangel betroffen. Betrifft dieser das Östrogen, ist Scheidentrockenheit ein mögliches Symptom. Die entsprechenden Hormonrezeptoren im Bereich der Scheide und des Beckenbodens werden nicht mehr ausreichend mit Östrogen versorgt, was eine Verzögerung der Zellerneuerung zur Folge hat.

Die Vaginalhaut wird dünner und empfindlicher; die Durchblutung verschlechtert sich. Dadurch verliert das Gewebe an Elastizität und Feuchtigkeit.

Doch auch im gebärfähigen Alter kann ein Hormonmangel bei Frauen im Bereich des Beckenbodens auftreten. Ursache ist hier oft eine zu niedrig dosierte Antibabypille(Östrogen-Gestagen-Kombinationspräparat). Durch den Östrogenmangel kommt es bei betroffenen Frauen ebenfalls zu einer trockenen Scheide, was zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sowie einer erhöhten Anfälligkeit von Scheiden- und Harnwegsinfekten führen kann.

Symptome und Diagnose - Wie lässt sich ein Hormonmangel erkennen?

Die Symptome eines Hormonmangels sind sehr vielfältig und hängen natürlich auch davon ab, ob es sich um einen Mangel bei Frauen oder Männern handelt. Möglich sind beispielsweise:

Um einen Mangel an dem Hormon Testosteron zu diagnostizieren, wird eine Blutuntersuchung durchgeführt, bei der man den Testosteronwert misst. Als Richtwert für erwachsene Männer gelten 12-35 nanomol/l. Liegen die Werte unterhalb vom 10 nanomol/l, ist eine medizinische Behandlung nötig.

Weiterhin misst man bestimmte Eiweißstoffe (Globuline), von denen das Testosteron in der Leber gebunden wird, sowie Nebennierenrindenhormone wie Androsteronsulfat und DHEA (De-Hydro-epi-androsteron).

Für die Diagnose eines Östrogenmangels wird eine gynäkologische Untersuchung durchgeführt. So lassen sich zum Beispiel Störungen der Eileiter feststellen. Eine Hormonanalyse zeigt den Hormonstatus der Patientin.

Behandlung - Was tun bei Hormonmangel?

Zur Behebung eines Hormonmangels führt man dem Patienten bzw. der Patientin das entsprechende Hormon zu. Dazu können

  • Tabletten
  • Injektionen
  • Gels oder
  • Pflaster, die man auf die Haut aufklebt,

verabreicht werden. Zu den angenehmsten Behandlungsmethoden gehört das Tragen von Hormonpflastern, die über den Tag verteilt eine bestimmt Menge des Hormons abgeben.

  • Nahaufnahme ausgestreckte Zunge einer Frau mit gelber Tablette darauf

    © Giorgio Gruizza - www.fotolia.de

  • Frauenhand hält eine weiß-blaue Spritze, Daumen am Kolben

    © Nikolai Sorokin - www.fotolia.de

  • Pflaster wird auf Haut geklebt (Nahaufnahme)

    © tanawatpontchour - www.fotolia.de

Bei einem Testosteronmangel ist es möglich, Implantate, bei denen es sich um Zylinder aus reinem Testosteron handelt, in die Bauchdecke einzusetzen. Der enthaltene Wirkstoff wird über 4-6 Monate von den Implantaten abgegeben. Ist der Testosteronzylinder nach diesem Zeitraum aufgebraucht, kommt es allerdings wieder zum Absinken des Hormonspiegels, sodass die Beschwerden erneut auftreten können.

Bei einer Hormontherapie muss stets auf eine präzise Einstellung sowie regelmäßige Kontrolluntersuchungen geachtet werden, um Nebenwirkungen und Risiken vorzubeugen. In der Regel wird der Hormonspiegel nach einigen Wochen des Therapiebeginns kontrolliert und je nach Anfangswerten anschließend noch weitere Male.

Mögliche Ursachen für einen Hormonüberschuss

Neben dem Mangel an Hormonen kann es auch zu einer Überproduktion kommen. Die Auslöser sind unterschiedlicher Natur.

Ursachen - Wodurch kommt es zu einem Hormonüberschuss?

Am häufigsten führt ein gutartiger oder bösartiger Tumor zu einer Überproduktion an Hormonen. Bekanntestes Beispiel in diesem Zusammenhang ist Morbus Cushing.

Dabei wird von einem gutartigen Tumor in der Hirnanhangsdrüse zu viel ACTH gebildet. Dieses wiederum sorgt für die Produktion von Kortison in der Nebennierenrinde. Morbus Cushing kann auch durch einen bösartigen Tumor, beispielsweise das Bronchialkarzinom ausgelöst werden.

Bei einer überaktiven Hormondrüse kann ebenfalls ein Überschuss entstehen. Hormondrüsen regen andere zur Hormonbildung an - ist eine davon überaktiv, kann sie in den untergeordneten Drüsen eine Überproduktion an Hormonen auslösen.

Auch, wenn andere Stoffe an die Hormonrezeptoren binden, ist der Hormonüberschuss eine mögliche Folge. Generell weist gibt es für jedes Hormon einen passenden Rezeptor. Werden vom Körper Stoffe gebildet, die ebenfalls an die Rezeptoren binden, hat dies dieselben Auswirkungen wie das Hormon, welches zu diesem Rezeptor gehört.

Ein Beispiel in diesem Bereich ist Morbus Basedow. Hier binden Antikörper gegen den Rezeptor, welcher für das Thyreoidea-stimulierende Hormon and en Zellen der Schilddrüse bestimmt ist. Diese wird zur Produktion von Hormonen angeregt, trotz dass eine ausreichende Versorgung vorliegt. Die Folge: eine Schilddrüsenüberfunktion.

Besonders zu Beginn einer Hormontherapie kann es schwierig sein, die richtige Dosierung zu bestimmen. Eine falsche Dosis an Hormonen ist somit ebenfalls mögliche Ursache für eine Hormonüberproduktion.

Bei Rheuma etwa ist manchmal die Einnahme von Kortison notwendig. Ist die Dosis zu hoch, kann ein Cushing-Syndrom ausgelöst werden. Auch eine zu hohe Gabe von Schilddrüsenhormonen kann zu einem Überschuss mit einer Schilddrüsenüberfunktion als Folge führen.

Akromegalie als Folge einer Hormonüberproduktion

Als Beispiel einer Auswirkung von einem Hormonüberschuss kann die Akromegalie genannt werden. Auslöser ist ein Überschuss des Wachstumshormons Somatropin.

Die Erkrankung tritt selten auf und die Diagnose ist schwierig; meistens entdeckt man sie durch Zufall. Eine frühzeitige Behandlung ist sehr wichtig, da die Komplikationen und Spätfolgen zahlreich und schwer ausfallen können. Möglich sind beispielsweise Leberprobleme und Herzerkrankungen, die zu einer geringeren Lebenserwartung führen können.

Je nach Entstehungszeitpunkt kann die Akromegalie zu unterschiedlichen Symptomen führen. Wurde die Pubertät noch nicht erreicht, kommt es zu einer Variante des Riesenwuchses: die Körperproportionen bleiben dabei normal.

Nach der Pubertät, wenn das Längenwachstum abgeschlossen ist, wachsen Hände und Füße oder auch die inneren Organe. Ebenfalls können die Hautdicke sowie der Haarwuchs zunehmen.

Bei Frauen sind ausbleibende Regelblutungen möglich, Männern droht Impotenz. Ebenso können Zahnfehlstellungen, Gelenkbeschwerden oder eine Schlafapnoe auftreten.

In den meisten Fällen ist ein gutartiger Tumor die Ursache der Akromegalie. Dieser wird wenn möglich operativ entfernt. Hier gehen wir näher auf die Akromegalie ein.