Narbenbruch (Narbenhernie) - Ursachen, Beschwerden und Behandlung

Bei einem Narbenbruch - medizinisch Narbenhernie - kommt es zu einer Lücke in der Bauchwand, meist begleitet von einer Vorwölbung. Der Narbenbruch ist die häufige Folge einer vorangegangenen Bauchoperation und tritt unter anderem aufgrund einer zu starken körperlichen Belastung des Patienten kurz nach der Bauch-OP auf. Die schmerzhafte und oft auch optisch belastende Hernie wird heute vorwiegend mit einem minimal-invasiven Operationsverfahren behandelt. Lesen Sie hier alles Wichtige zum Auftreten und der Behandlung eines Narbenbruchs.

Von Jens Hirseland
Klassifikation nach ICD-10: K43
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Was ist ein Narbenbruch?

Von einem Narbenbruch oder einer Narbenhernie ist die Rede, wenn Narbengewebe auseinander geht und sich der Inhalt des Bauches hervorwölbt. Fast immer zeigt sich ein Narbenbruch an der vorderen Bauchwand. Er stellt eine Komplikation nach chirurgischen Eingriffen am Bauchraum dar. Zusammengesetzt wird der Narbenbruch aus dem Bruchsack, der Bruchpforte sowie dem Bruchinhalt. Letzterer wird bei starkem Druck sichtbar und kann ertastet werden.

Häufigkeit

Der Narbenbruch zählt zu den am häufigsten vorkommenden Komplikationen nach Bauchoperationen. Allein in Deutschland kommt es pro Jahr durchschnittlich zu 700.000 chirurgischen Eingriffen am Bauch. Bei rund 20 Prozent aller Operierten treten im Anschluss Narbenbrüche auf, was ca. 140.000 Fällen pro Jahr entspricht. Ungefähr 50.000 Narbenbrüche sind so stark ausgeprägt, dass eine baldige Operation durchgeführt werden muss.

Chirurgen während einer OP
Einem Narbenbruch geht in den meisten Fällen eine Operation im Bauchraum voraus

Ursachen eines Narbenbruchs

Ursache für einen Narbenbruch ist ein operativer Eingriff im Bauchraum (Abdomen). Die Hernie zeigt sich insbesondere nach Operationen, bei denen eine mediane Schnittführung (mediane Laparotomie) erfolgte. Diese OP-Methode zählt zu den gängigsten Verfahren. Dabei trennt der Chirurg die Haut sowie die Schichten der Bauchwand entlang der Mitte der Körperachse durch. An dieser Stelle ist die sogenannte Linea alba angesiedelt. Mehrere Bauchmuskeln haben dort zudem ihren Ansatz. Zusammengesetzt werden die Muskeln aus dem Musculus rectus abdominis (gerader Bauchmuskel), dem Musculus transversus abdominis (querer Bauchmuskel), dem Musculus obliquus internus abdominis (innerer schräger Bauchmuskel) sowie dem Musculus obliquus externus abdominis (äußerer schräger Bauchmuskel).

Risikofaktoren

Als Risikofaktor für einen Narbenbruch gilt eine zu starke Belastung des Patienten kurz nach der Operation. Dazu zählen nicht nur körperliche Belastungen wie das Heben von schweren Lasten, sondern schon simple Vorgänge wie Husten, Niesen oder intensives Pressen beim Stuhlgang. Dadurch besteht die Gefahr, dass die Operationsnähte sich lockern oder sogar komplett reißen.

Aber auch das Anlegen von Drainagen zum Ableiten von Wundflüssigkeit kann einen Risikofaktor bedeuten. Weitere mögliche Gefahrenquellen sind mehrere Operationen hintereinander, Blutungen und Wundinfektionen.

Manchmal entsteht eine Narbenhernie aber auch ohne einen chirurgischen Eingriff. Dabei bestehen Risikofaktoren wie Übergewicht ab einem Body-Mass-Index von 25 sowie eine schwach ausgeprägte Bauchmuskulatur. Weitere denkbare Auslöser für einen Narbenbruch sind:

Symptome eines Narbenbruchs

Ein Narbenbruch macht sich auf unterschiedliche Weise und Intensität bemerkbar. So kann er in manchen Fällen über Monate oder sogar Jahre hinweg nicht mal wahrgenommen werden. Bei anderen Patienten hingegen ruft er schon nach kurzer Zeit heftige Beschwerden hervor.

Die Symptome richten sich auch nach dem Umfang der Narbenhernie. Während manche lediglich die Größe eines Knopfloches aufweisen, erreichen andere wiederum eine Größe von bis zu 30 Zentimetern. Bei den meisten Menschen zeigen sich Narbenbrüche senkrecht zwischen Brustbein und Schambein.

Bemerkbar macht sich eine Narbenhernie durch Vorwölbungen, die sich an der Operationsnarbe bilden. Manchmal kann sogar der Inhalt des Bruchsacks ertastet werden. Als weitere Hinweise gelten kleinere Einbuchtungen im Bereich der OP-Narbe. Sie treten mitunter schon nach der Operation auf, können sich aber auch erst Jahre später zeigen.

Nicht selten leiden die Betroffenen unter ziehenden Schmerzen im Narbenbereich. Beim Anspannen des Bauchraums durch Heben von Lasten, sportliche Aktivitäten, Husten oder Pressen beim Stuhlgang werden die schmerzhaften Beschwerden noch verstärkt.

Zu den weiteren möglichen Symptomen eines Narbenbruchs gehören:

  • Eine Bauchform, die nicht seitengleich ausfällt
  • Funktionseinschränkungen der Bauchmuskeln
  • Probleme beim Stuhlgang wie Verstopfung

Komplikationen eines Narbenbruchs

Während kleinere Narbenbrüche meist harmlos sind, können größere Hernien Komplikationen hervorrufen. Dazu gehört vor allem das Eindringen von Darmschlingen durch die Bauchdecke. Klemmt sich der Bruchsack mit der Darmschlinge ein oder kommt es zu seiner Verdrehung, droht ein lebensgefährlicher Darmverschluss (Ileus). Außerdem können die Darmschlingen oder anderes Darmgewebe, das in den Bruchsack gerät, absterben. Durch diese Nekrose besteht wiederum das Risiko einer lebensgefährlichen Bauchfellentzündung (Peritonitis).

Wird der Bruchsack eingeklemmt, führt dies zu ausgeprägten Symptomen wie starken Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Außerdem kann der Bruchsack nicht mehr in Richtung Bauchwand zurückgeschoben werden.

Diagnose eines Narbenbruchs

Die Diagnose eines Narbenbruchs erfordert normalerweise nur geringen Aufwand. Bei der Befragung erkundigt sich der Arzt zunächst danach, zu welchem Zeitpunkt der Patient operiert wurde, ob mehrere Eingriffe erfolgten und seit wann er unter Beschwerden leidet.

Nach dieser Anamnese führt der Arzt eine körperliche Untersuchung durch, in deren Verlauf er den Bruchring samt hervortretenden Bruchsack ertastet. Vor allem, wenn es gelingt, den Inhalt des Bruchsacks problemlos in die Bauchhöhle zurückzuschieben, lässt sich eine klare Diagnose erstellen.

Schwieriger gestaltet sich die Untersuchung jedoch bei geringer ausgeprägten Narbenhernien. Grund dafür ist der unauffälligere Bruchring, der zumeist nur örtliche Druckschmerzen auslöst.

Bildgebende Verfahren

Vor allem bei Menschen, die unter starkem Übergewicht leiden, fällt die Untersuchung eines Narbenbruchs schwieriger aus. Aus diesem Grund kommen bei ihnen verschiedene bildgebende Verfahren zur Anwendung. Dazu gehören in erster Linie die Sonographie (Ultraschalluntersuchung), Computertomographie (CT) sowie die Magnetresonanztomographie (MRT). Diese Untersuchungsmethoden eignen sich auch für Patienten, die unter starken Beschwerden leiden, bei denen die körperliche Untersuchung jedoch keine deutlichen Hinweise auf einen Narbenbruch ergab.

Sonographie beim Arzt
Ultraschalluntersuchung des Bauchraums

Therapie eines Narbenbruchs

Ein Narbenbruch kann sich von selbst nicht zurückbilden. Aus diesem Grund muss er stets einer operativen Behandlung unterzogen werden. Dies gilt ebenso für kleine Narbenhernien, weil auch bei ihnen das Risiko einer Bruchsackeinklemmung besteht.

Patienten, bei denen größere Narbenbrüche vorliegen, wird dazu geraten, im Vorfeld der Operation regelmäßige Atemübungen durchzuführen.

Die Operation des Narbenbruchs erfolgt frühestens drei Monate bis spätestens ein Jahr nach der auslösenden Operation. So weisen die Wundränder erst zu diesem Zeitpunkt wieder genügend Stabilität auf. Als OP-Verfahren kommen sowohl eine offene Operation als auch eine Laparoskopie (Schlüssellochchirurgie) infrage.

Offener Eingriff

Im Rahmen eines offenen Eingriffs wird die Bauchdecke vom Operateur mittels eines Bauchschnitts geöffnet. Anschließend findet das Freilegen des Bruchsacks statt, der wieder zurück in die Bauchhöhle versetzt wird. Im Anschluss daran verschließt der Arzt die Bruchpforte wieder.

Handelt es sich um einen geringfügigen Narbenbruch, reicht es normalerweise aus, ihn mit einer Direktnaht zu verschließen. Liegen Bruchgrößen von mehr als drei Zentimetern vor, wird ein Netz aus Kunststoff verwendet, das zum Stabilisieren dient. Das Netz legt der Chirurg so an, dass es auf jeder Narbenbruchseite zu einer Überlappung von wenigstens fünf Zentimetern kommt.

Im Falle von größeren Narbenhernien lassen sich auch spezielle "biologische Netze" verwenden. Ihre Herstellung erfolgt aus dem Dünndarm von Schweinen. Hat sich das behandelte Gewebe stabilisiert, baut der Organismus die Netze wieder ab.

Laparoskopie

Um ein endoskopisches minimal-invasives Operationsverfahren handelt es sich bei der Laparoskopie, bei der die Optik einer Kamera zum Einsatz gelangt. Diese wird nach einem kleinen Bauchschnitt in den Körper eingeführt und liefert dem Operateur wichtige Hinweise für den Eingriff, den er mithilfe von weiteren kleinen Instrumenten vornimmt.

Dieses Verfahren hat den Vorteil, dass es den Patienten mehr schont. Außerdem hat es seltener Komplikationen wie Wundheilungsstörungen oder neue Narbenbrüche zur Folge. Des Weiteren kommen weniger Schmerzmittel zur Anwendung und der Patient kann das Krankenhaus rascher verlassen.

Prognose bei einem Narbenbruch

Die Prognose für die Behandlung eines Narbenbruchs fällt überwiegend positiv aus, sofern er operiert wird. Ohne eine Operation kann sich die Hernie jedoch weiter ausbreiten, sodass schwere Komplikationen wie ein Darmverschluss drohen.

Prävention eines Narbenbruchs

Damit es im Anschluss an eine Operation gar nicht erst zu einem Narbenbruch kommt, wird das konsequente Vermeiden von auslösenden Risikofaktoren empfohlen. So sollte der Patient nicht rauchen und in den ersten drei bis sechs Monaten nach dem Eingriff keine schweren Lasten heben. Ratsam ist zudem die Reduktion von starkem Übergewicht.

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