Eheberatung - Mögliche Gründe, Wirkung, Angebote und Ablauf

Gibt es in Ihrer Ehe hin und wieder Streit? Das ist ganz normal und braucht Sie nicht zu beunruhigen. Wichtig ist es jedoch, dass nach dem Streit auch eine Aussprache und eine Versöhnung stattfindet. Wenn Sie trotzdem unsicher sind, ob in Ihrer Ehe "alles stimmt" oder nicht, dann haben Sie sicher auch schon an die Möglichkeit einer Eheberatung gedacht. Informieren Sie sich, wann eine Eheberatung wirklich nötig und sinnvoll ist und wie sie abläuft.

Von Kathrin Schramm

Haben Sie das Gefühl, in Ihrer Ehe in eine Sackgasse gelangt zu sein, aus der sie sich selbst nicht mehr befreien können? Möchten Sie Ihre Ehe aber nicht aufgeben, sondern vielmehr retten und verbessern? Dann kann es sinnvoll sein, eine Eheberatung aufzusuchen.

Funktion eines Moderators

Die Eheberatung wird meist von

  • einer therapeutisch geschulten Person
  • einem Psychologen oder
  • einem Gesprächstherapeuten

geleitet. Diese Dame oder dieser Herr dienen als Moderator und sorgen dafür, dass zwischen den Ehepartnern nicht sofort neuer Streit über alte Themen eskaliert, sondern dass ein vernünftiges Gespräch in einem angenehmen Rahmen stattfinden kann.

Der geschulte Moderator der Eheberatung kann durch seine Moderation dazu beitragen, dass die Ehepartner wieder richtig miteinander sprechen. Er stellt Regeln auf und sorgt dafür, dass die Partner einander aussprechen lassen und sich gegenseitig zuhören. So erhält jeder Partner die Chance, seine Meinung zu sagen.

Über diesen Austausch kann eine erste Basis für ein neues gegenseitiges Verständnis gefunden werden. Möglicherweise hat man danach eine ganz neue Sicht auf den Partner und seine Probleme, kann ihn besser verstehen und auch an sich selbst arbeiten.

Psychologe oder Coach?

Ein Großteil der Eheberatungen wird auch von Psychologen oder Psychotherapeuten angeboten. Ob Sie zu einem Psychologen gehen möchten, oder lieber die Eheberatung eines Moderators oder Coaches in Anspruch nehmen, das müssen Sie selbst entscheiden.

Wenn die Probleme in Ihrer Ehe vielleicht in psychologischen Störungen eines Partners begründet sein könnten, dann empfiehlt es sich jedoch, direkt einen Psychologen mit der Eheberatung zu beauftragen. In manchen Fällen kann auch eine Paartherapie sinnvoll sein.

Positive und negative Erfolge

Wird die Eheberatung über einen längeren Zeitraum hinweg konsequent und regelmäßig aufgesucht, und bemühen sich auch beide Partner darum, die dort aufgestellten Regeln für das Zusammenleben zu befolgen, so wird sich in den meisten Fällen die Beziehung wieder verbessern.

Mit den neuen Informationen kann man ein besseres Verständnis für die Sorgen und Nöte des Partners entwickeln, aber auch seine eigenen Wünsche und Ansprüche besser zu artikulieren lernen. Sind beide Partner bereit, an ihrer Ehe zu arbeiten, so bleiben die Erfolge meist nicht aus.

Wenn beide Partner bereit sind an ihrer Ehe zu arbeiten ist die Therapie meist erfolgreich
Wenn beide Partner bereit sind an ihrer Ehe zu arbeiten ist die Therapie meist erfolgreich

Ablauf

In der Eheberatung bekommen Sie Hilfestellungen zur Rettung und zur Verbesserung Ihrer Ehe. Dabei sollten Sie bis zu einem gewissen Maße bereit sein, Ihren Berater als eine Art Autorität anzuerkennen.

Er wird Verhaltensregeln aufstellen, die für Ihre Gespräche gelten sollen, an die Sie sich nach Möglichkeit halten sollten. Dies wird von vielen Menschen dahingehend missverstanden, dass der Berater ihnen vorschreiben möchte, was sie zu tun haben. Von diesem Gedanken sollte man sich allerdings frei machen.

Der Eheberater ermöglicht in erster Linie das ruhige Gespräch zwischen den Eheleuten. Er versucht, den Problemen auf den Grund zu gehen, indem er beide Partner offen über

  • ihren Ärger
  • ihren Frust
  • ihre Wünsche
  • ihre Bedingungen und
  • ihre Sehnsüchte

sprechen lässt. Im Rahmen der Eheberatung sind beide Partner dazu angehalten, dem anderen zuzuhören und seine Angaben ernst zu nehmen. Das ist meist schon mehr, als man zuhause in einem wüsten Streit erreichen kann. Sind die Positionen einmal klar dargelegt, so können auch die Probleme meist sehr gut erkannt werden.

Dies ist überhaupt der erste Schritt eines Eheberaters: sich ein Bild von der Situation des Paares zu machen. Als nächstes folgt die Aufstellung eines Therapieplans, in dem die bestehenden Probleme aufgearbeitet werden können.

Der Eheberater gibt Tipps, wie man mit dem Problem in Zukunft besser umgehen oder es ganz vermeiden kann. Manchmal hilft sogar die neue Sicht auf den Partner schon sehr viel, um Dinge zu vermeiden, die zu Stress führen. Nicht selten verlassen beide Partner die Eheberatung mit kleinen "Aufgaben" im Gepäck, die sie bis zur nächsten Sitzung erfüllen müssen.

Die Anzahl der Sitzungen kann stark variieren; es kommt ganz darauf an, wie tief die Schwierigkeiten liegen und inwieweit eine mögliche Lösung in Aussicht ist. Die Entscheidung trifft der Berater gemeinsam mit dem Paar.

Von wenigen Terminen bis hin zu einem längeren Zeitraum ist alles möglich: man darf sich hierbei nicht unter Druck setzen lassen, denn wenn man Dinge nur oberflächlich bespricht, wird man auf Dauer nicht weit kommen. Des Weiteren ist die Paararbeit im Alltag neben den Therapiestunden mindestens ebenso entscheidend.

Mögliche Eheprobleme

Die Eheberatung kann dann ein gutes Medium zur Rettung oder Verbesserung Ihrer Ehe sein, wenn Sie das Gefühl haben, dass:

  • Sie und Ihr Partner allein Ihre Probleme nicht mehr zufriedenstellend in den Griff bekommen.

  • Sie nur noch aneinander vorbeireden.

  • jedes versuchte Schlichtungsgespräch in erneutem Streit endet.

Haben Sie gedanklich stets ein Häkchen gesetzt? Dann liegt klar auf der Hand, dass Sie Hilfe benötigen, weil Sie es zu zweit nicht mehr hinbekommen. Das ist keine Schande, sondern ein Hilfsangebot wie jedes andere auch. Lassen Sie sich ruhig helfen, denn schließlich geht es um Ihre Ehe und Ihre Lebensqualität.

Problemarten in der Ehe

Die Probleme in einer Ehe sind zwar individuell, dennoch ähneln sie sich von der Struktur her in vielen Fällen:

Wann eine Eheberatung Sinn macht

Eine Eheberatung aufzusuchen hat allerdings nur dann Sinn, wenn beide Partner dies möchten und auch daran glauben, dass sie dort Hilfe erfahren. Meist sind es die Männer, die vor diesem Schritt zurückschrecken, während die Frauen eher dazu bereit sind.

Sie können Ihren Partner natürlich nicht zwingen, die Eheberatung aufzusuchen, aber Sie können ihn darum bitten. Wenn beide Partner ernsthaft daran interessiert sind, die Ehe zu retten, dann sich der zögernde Partner vielleicht auch eher zu diesem Schritt überwinden.

Professionelle Hilfe für Ihre Probleme

Suchen Sie die Eheberatung auf, wenn akute Krisen Ihre Partnerschaft gefährden, Sie aber das Gefühl haben, dass es aus diesen Problemen keinen Ausweg gibt, oder dass Sie nicht selbst damit fertig werden können.

Auf solche Fälle ist die Eheberatung spezialisiert, die mit professionellen Methoden an Probleme herangeht und durch Moderation ein offenes und ruhiges Gespräch zwischen den Eheleuten ermöglicht.

Suchen sie eine Eheberatung auf wenn sie ein auswegloses Gefühl haben
Suchen sie eine Eheberatung auf wenn sie das Gefühl haben dass ihre Eheprobleme nicht selbst zu lösen sind

Anlaufstellen

Für eine gute und fundierte Eheberatung gibt es die unterschiedlichsten Anlaufstellen. Einige davon finden Sie im Anzeigenteil der Tageszeitung oder des Wochenblatts.

Diese haben den Vorteil, dass sie ganz in Ihrer Nähe stattfinden. Auch städtische soziale Einrichtungen bieten häufig die Möglichkeit einer Eheberatung an oder haben zumindest Adressen für Sie, an die Sie sich wenden können.

Zeitung und städtische Einrichtungen

Schauen Sie einmal in den Anzeigenteil Ihrer Zeitung oder Ihres Wochenblatts. Viele Eheberatungsstellen haben dort inseriert.

Städtische Einrichtungen arbeiten meist kostengünstiger, manchmal sogar ehrenamtlich. Über deren Verfügbarkeit können Sie sich auf dem Rathaus oder bei anderen sozialen Einrichtungen in Ihrer Stadt erkundigen.

Kirchengemeinde

Wenn Sie ein gläubiger Mensch sind und einen guten Kontakt zur Kirchengemeinde pflegen, so werden Sie vielleicht lieber eine kirchlich organisierte Eheberatung in Anspruch nehmen wollen. Diese kirchlichen Angebote stehen übrigens auch weniger aktiven Mitgliedern der Gemeinschaft meist offen.

Psychologen und Beziehungscoaches

Viele niedergelassene Psychologen oder Psychotherapeuten bieten zudem Eheberatungen an. Eine neue Form der Beratung gibt es inzwischen von so genannten Beziehungscoaches und Mediatoren.

Alle diese Fachleute sorgen in erster Linie dafür, dass die meist fest gefahrene Kommunikation zwischen zwei Partnern wieder in Schwung kommt. Dies ist ein erster Schritt auf einem langen Weg in die richtige Richtung.

Fremde Stadt wählen

Möchten Sie, dass möglichst niemand aus Ihrem Bekanntenkreis etwas von Ihren Eheproblemen mitbekommt, dann können Sie auch etwas anonymer vorgehen und eine Eheberatungsstelle in der nächst größeren Stadt aufsuchen.

Hören Sie auf Ihr Gefühl

Wählen Sie aber die Eheberatungsstelle nicht nur nach Ihren eigenen Bedürfnissen aus, sondern denken Sie auch an Ihren Partner. Ist er der Sache gegenüber grundsätzlich aufgeschlossen, so können Sie die Auswahl einer geeigneten Beratungsstelle auch zusammen treffen.

Lassen Sie sich hier ganz von Ihren Gefühlen leiten. Sie müssen Ihrer Kontaktperson später vertrauen können und sich ihr öffnen. Häufig jedoch kommt es vor, dass einem der Partner oder auch beiden die für die Eheberatung zuständige Person nicht sympathisch ist.

Solche subjektiven Gefühle lassen sich häufig nicht erklären, sollten aber ernst genommen werden. Haben Sie gleich zu Anfang ein ungutes Gefühl, so sprechen Sie dieses offen aber höflich aus. Ein erfahrener Therapeut weiß damit umzugehen und ist für Ihre Ehrlichkeit dankbar.

Wenn eine Ehe nicht mehr zu retten ist

Es macht jedoch wenig Sinn, dann zu einer Eheberatung zu gehen, wenn einer der Partner sich bereits so weit abgewendet hat, dass er nicht mehr erreicht werden kann. Wenn er nicht mehr an die Rettung der Ehe glauben kann und bereits damit abgeschlossen hat, dann kann eine Eheberatung meist auch keine Wunder mehr vollbringen. In jedem Fall aber können Sie dann bei der Eheberatung Tipps, weitere Adressen und Unterstützung bekommen, die Ihnen eine faire Trennung und den Umgang damit ermöglichen.

Manchmal merkt man in einer Eheberatung auch erst wirklich, dass man sich tatsächlich nichts mehr zu sagen hat und nicht mehr zusammenleben kann. Dann ist die Eheberatung allerdings nicht Schuld am Scheitern der Ehe, sondern hat die anstehende Trennung nur so klar heraus gearbeitet, dass man guten Gewissens Konsequenzen ziehen kann.