Macht Hartz-IV krank? 40 Prozent der Empfänger haben ein psychisches Leiden

Von Cornelia Scherpe
13. November 2013

Schon seit Jahren steht Hartz-IV bei vielen in der Kritik. Eher selten wird dabei aber darauf eingegangen, dass die Empfänger dieser Sozialleistung nicht nur Probleme auf dem Arbeitsmarkt oder bei der Ausbildung der Kinder haben, sondern auch unter psychischen Krankheiten leiden. Ein aktueller Bericht des "Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung" beleuchtet nun diesen Aspekt.

Jeder Dritte psychisch krank

Der Erhebung zufolge leiden tatsächlich 40 Prozent aller Empfänger von Hartz-IV an mindestens einem seelischen Problem. Das bedeutet, dass jeder Dritte eine erkrankte Psyche hat und damit diese Personengruppe deutlich über dem allgemeinen Bevölkerungsschnitt liegt.

Hartz IV Ursache oder Folge?

Doch wie genau hängt dies in der Praxis zusammen? Macht Hartz-IV an sich krank? Die Experten sehen durchaus einen Zusammenhang. Wer Hartz-IV beziehen muss, der hat keine geregelte Arbeitsstelle und viele Menschen fühlen sich dadurch wertlos. Dies nagt extrem an der Psyche und kann auf lange Sicht auch krank machen.

Allerdings kann die seelische Erkrankung auch vor dem Hartz-IV stehen. Wer an einer psychischen Störung leidet, hat oft keinen Arbeitsplatz. Viele Arbeitgeber können es sich nicht leisten, diese Menschen zu beschäftigen oder es fehlt ihnen einfach die Geduld. Daher kann Hartz-IV auch die direkte Folge einer psychischen Erkrankung sein.

Erheblicher Anstieg seit 2007

In jedem Fall ist das Ergebnis von 40 Prozent recht erschreckend, denn es zeichnet sich ein Aufwärtstrend ab. Als 2007 eine ähnliche Erhebung durchgeführt wurde, litten nur 33 Prozent der Hartz-IV-Empfänger an einer seelischen Krankheit. Sehr häufig werden übrigens Depressionen festgestellt. Laut Studie waren es 2007 rund 10,6 Prozent aller Hartz-IV-Empfänger und nun sind es bereits 14,8 Prozent. An zweiter Stelle der Krankheiten stehen somatoforme Störungen. Dies sind körperliche Probleme, die aber keinen organischen Grund haben, sondern auf die Psyche zurückgehen.